Mein Einkauf in Kuba.
Einen Tag war Shopping angesagt. Na klar, Freundin und "Schwägerin" sind immer dabei wenn es mal aus dem kleinen Örtchen in die nächstgelegenen größeren Städte (Manicaragua, Santa Clara) geht. Ich hatte mir dieses mal mit Absicht keinen Mietwagen genommen, weil ich einfach nur die Ruhe der Abgeschiedenheit in der Sierra de Escambray genießen wollte. Geplant waren in den drei Wochen nur einige Ausflüge und dafür sollte sich ein "Fahrer" auftreiben lassen. Da wusste ich noch nicht, dass derzeit ein solcher Mangel an Dieseltreibstoff dazu führen würde, das sich nur sehr erschwert Fahrzeuge und wenn, dann zu erheblichen Preisen auffinden lassen würden.
Und dann ist es für mich auch immer so ein bisschen Abenteuer, zu erleben welches Gefährt denn dieses mal erscheinen würde. Okay, sollte nur ein betagter LADA werden aber vorwärts kommt man darin schließlich auch.
Kurz vor Abreise meinte "Töchterchen" noch, ein Fahrrad wäre schön. Ich antworte, "tut mir leid, aber wo soll ich hier ein Fahrrad bekommen?", worauf sie nur erwiderte, in Santa Clara gäbe es welche. Ich denke mir, "klar doch, ich kaufe jetzt noch ein Fahrrad hier in Kuba, als gäbe es nichts wichtigeres" und überlege mir schon mal eine Erklärung für die Rückkehr.
Meine Freundin hatte aber zuerst in Manicaragua bei der Bank etwas zu erledigen. Da es mir einfach zu heiß war zum warten, sag ich zur Schwägerin "komm, lass uns mal in den MLC schauen". Den kannte ich noch aus meinen letzten Besuchen und so ganz nebenbei, der Vorrat an Rum war aufgebraucht und etwas Abwechslung täte der Speisekarte auch mal gut. Also kurze WhatsApp an Freundin. "Bin gleich im MLC, was benötigst Du?" Übliche Antwort: Butter, Toilettenpapier, Seife und Waschpulver.
Und dann steht da dieses knallrote 20", 7-Gang, MTB im Laden. Und ich denke, das kann doch jetzt nicht wahr sein. Das muss irgenwie ein Scherz sein! Okay, Sch... drauf, die "Kleine" hat sich ein Fahrrad gewünscht und hier steht es, im ersten Laden den ich in Kuba betrete. Ich schaue auf den Preis. 196,-.
Das kann doch nichts werden. Wer zu billig kauft, kauft zweimal. Federgabeln vorne, "Schimano Kettenschaltung", Stollenreifen. Nun gut, keine Beleuchtung, kein Gepäckträger, aber irgendwie sieht das Ding schon toll aus, in diesem knallrot, für so ein 9. jähriges Mädchen. Und dann diese Augen wenn ich tatsächlich mit diesen "Wunsch" auftauche. Das ist hier Kuba, da wirst Du nix anderes finden und wozu hydraulische Scheibenbremsen? usw. Pack das Ding ein und fertich. Nicht weiter nachdenken, ein paar Tage wird das Teil schon aushalten. Ich schaue meine Schwägerin an und sage. "das gibt doch sicher Streß, mit Deinen beiden Mädchen (10+12j.)" aber auch dieser letzte schwache Einwand wurde mir einem "Si si, no Problemo!" abgetan. Also noch die restlichen Anforderungen erfüllt und ab mit dem Karton in den Lada. Sau Geil, das komplette Fahrrad passte in den Kofferraum. Ich würde sagen, "läuft!".
So ein wenig kenne ich meine Familie ja. Aber später in Santa Clara, habe ich sogar noch ein Schraubenschlüsselsatz und eine Luftpumpe finden können. Komisch, irgendwie findet sich immer etwas, Du musst nur mobil sein.
Später dann, das Mädchen war einfach nur überglücklich und ich stolz wie Oscar, hatte ich doch gleich an die dringend notwendigen Werkzeuge und "Bomba de aire" gedacht.
Ich kürze jetzt einfach mal ab. Jedenfalls konnte mein "Töchterchen" noch gar kein Fahrrad fahren. Aber das ist Kuba. Da geschieht alles etwas anders, als in der eigenen Kindheit. Es gibt nicht unweit vom Haus entfernt ein kleines grades, Stückchen Weg (vielleicht 30m). Dort wurde ab jetzt sofort geübt. Und alle waren dabei, die Cousinen, die Feundinnen und jeder fuhr das gleiche Stück immer wieder hin und her. Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Nach drei Tagen konnte die "Kleine" fahren und dann ging es auch auf größere Tour, die Großmutter wohnt Fußläufig 8 Min. entfernt.
Fazit: Ich hatte einen riesen Spaß und schon lange nicht mehr soviel Freude.
Das Mädchen kennt nichts anderes mehr als Fahrradfahren.
In Kuba wird geteilt, das Geschenk für die eine kommt vielen zugute.
In einer Woche musste ich drei mal das Vorderrad ausbauen, zum Glück gibt es im Ort so einen Ponchero.
Als nächstes muss ich wohl in neue Schläuche und Mäntel investieren. Diese Gummimischung ist irgendwie zu weich.
Die "Schimano" Schaltung hat sich in Wirklichkeit als eine "Schinoma" China Kopie erwiesen.
Diese ist übrigens von so schlechter Qualität, das aus der 7-Gang Schaltung nach entfernen des Umwerfers und kürzen der Kette inzwischen ein funktionierendes 1- Gang Kinderrad enstanden ist.
Aber ich kann Euch sagen. Ich bereue nicht einen Cent.
Einkaufen in Kuba ist etwas spezielles, aber die Freude in den Augen dieses Kindes gesehen zu haben ist einfach nur schön.