Immer wenn ich mich mit meiner Freundin über WhatsApp geschrieben habe, sind natürlich auch Fragen nach ihren Lebensumständen und dem Wohnort aufgekommen. Die Antwort war immer; "Ich habe nicht viel und lebe auf dem Feld."
Jetzt endlich würde ich Ihr Zuhause mit eigenen Augen kennenlernen. Es ging von Santa Clara über Manicaragua noch einige km die Landstraße entlang und dann irgendwann ab auf eine unbefestigte Straße. Aber was heißt da unbefestigte Straße?
Die einzigen aus meiner Sicht geeigneten Fahrzeuge für diese fast 10 km lange Strecke sind Mercedes Unimog, G-Klasse oder Landrover. Und zwar genau in diese Reihenfolge.
Rechts und links der Straße standen hin und wieder vereinzelte Holzschuppen oder seltener auch aus Stein gebaut, bis mir mit einmal klar wurde, das sind Häuser. Das sind Häuser, in denen die Menschen leben. Manchmal auch mehrere Häuser zusammen. Vielfach liefen Hühner herum, vereinzelt ein Schwein und /oder ein Pferd. Manche so abgelegen, dass ich mich fragte, wie kommt man dahin?
Und in genau so einem Haus, Bodenplatte aus Beton darauf mit groben Brettern errichtete Außenwände und Dachziegel, lebte mein Mädchen. Okay, ich will es kurz machen. Es gab eine Dusche, aber das Wasser musste man aus einer Außenzisterne beziehen, ebenso das Trinkwasser oder jenes für die Toilette.
Irgendwann kam der Punkt, da sagte ich mir.
Verdammt noch mal, Du kommst hier mit Deinem verwöhnten Wohstandsarsch angereist, ohne irgend eine Vorstellung über Art und Weise der Lebensumstände, mit welchen Recht maßt Du dir eine Bewertung an?
Und dann passierte etwas Unerwartetes. Ich fing an, die Situation zu genießen. Meine Freundin wechselte jeden Tag die Kleidung, jeden Tag wurde alles gewaschen und zwar von Hand und jeden Tag wurde gekocht und das Haus gereinigt.
Nicht weit entfernt lebt meine "Schwägerin" mit Ihrem Mann und ihren beiden Mädchen. Diese spielten jeden Tag mit der Tochter meiner Freundin und zwar in einer Form, die ich hier schon lange nicht mehr beobachtet habe. Haustiere (Hund und eine kleine Ziege). Der Mann meiner "Schwägerin" ist Vaquero mit ca. 40 Rindern einigen Ziegen und Schweinen. Nebenbei betrieb er noch etwas Landwirtschaft mit einem großen Feld auf welchem Tomaten angebaut wurden.
Ich mus zugeben, das sah schon recht malerisch aus, wenn diese Männer mit ihren Hüten, Macheten und derben Hosen und Jacken auf den Pferden ritten. So erstand dann der Wunsch, ein Foto zu machen. Aber ich bin wohl falsch verstanden worden. Kurze Zeit später befand ich mich selber auf den Rücken eines Tieres und dann ging es ab in die Berge. Ein Ausritt von vielleicht nur acht km (Hin und Rückweg) aber die hatten es in sich, jedenfalls taten mir danach alle Knochen weh und für die nächste Zeit ist mein Bedarf an einer Wiederholung vollständig gedeckt.