Don Arnulfo
Cubano
Tag Zwei: Havanna - Cienfuegos
Nach dem Aufstehen und einer erfrischenden Dusche frühstückten wir erst einmal richtig kräftig am anderen Ende der Welt mitten im kubanischen Sozialismus, wo es keine große Kunst war, eine größere Auswahl an Südfrüchten anzubieten. Auch gab es lecker gebratene und gerührte Eier und so eine Art Pfannekuchen mit Marmelade aus Guaven. Nach einem kurzen Bummel durch die nächsten Seitenstraßen, wo wir auch gleich eine Menge Trinkwasser kauften, versuchten wir den Miet-wagen zu befüllen, der eigentlich für sechs Personen inklusive Gepäck viel zu klein war. Mit viel Mühe gelang es uns. Mit vier Personen auf dem eigentlich für drei Personen zugelassenen Rücksitz ging die Fahrt nach Cienfuegos los. Wir fuhren über die Autobahn, auf der sich jegliche Art von Fahrzeugen befanden, angefangen von Fußgängern und Radfahrern bis hin zu Ochsenkarren und Lastkraftwagen, die gleichzeitig auch als Personenbeförderungsmittel dienten.
An einem Rastplatz machten wir bei sehr gut schmeckendem Mango-saft aus der Dose und Kaffee eine kurze Verschnaufpause und lauschten den Gitarrenklängen eines alten Mannes.
Am Eingang zu „Guama“, dem aus Krokodilfarm und der Schatz-lagune „Laguna del Tesoro“ bestehenden touristischen Komplex, der ungefähr 18 Kilometer südlich der Autobahn liegt, machten wir erneut Halt. Das dazugehörige Restaurant bietet als besondere Spezialität Krokodilfleisch an, welches wir als Mittagsmahl probierten. Dieses helle Fleisch, welches fest, aber nicht zäh und nicht durchwachsen war und recht eigentümlich lecker schmeckt, ist sehr schätzenswert und bekömmlich.
Nach dem reichhaltigen und guten Schmaus machten wir eine rasante Motorbootfahrt zu der so genannten Schatzlagune, die über einen künstlich angelegten Kanal zu erreichen ist.
Der Überlieferung zufolge versenkten hier die Indianer ihren Besitz im See, um ihn so vor den goldgierigen Spaniern zu retten.
Auf Pfählen im Schatzsee erheben sich sieben künstliche Inseln, die durch kleine Stege und Brücken miteinander verbunden sind. Die strohgedeckten Bungalows aus Holz stellen Nachbauten von prä-kolumbianischen Indianerhütten dar. Auf der Hauptinsel wurde ein komplettes Dorf als Freilichtmuseum nachgebaut. Skulpturen stellen Indianer bei alltäglichen Arbeiten, wie zum Beispiel dem Jagen von Wasservögeln oder gar Krokodilen, dar.
Auf unserem Weg über die Inseln gingen wir auch durch eine Hütte, wo wir schon mit Musik und leicht bekleidet tanzenden Indianern empfangen wurden. Wir bekamen schwarze Striche auf die Wangen gezeichnet und wurden mit Blättern von Eukalyptuszweigen abge-klopft. Nachdem wir den Hüttenzauber über uns ergehen lassen hatten, wandelten wir weiter auf den Holzplanken herum. Während Ina und Betti über Holzbrücken liefen, schauten wir Anderen uns eine Art Museum mit Artefakten aus der Vergangenheit an, durch das uns ein Einheimischer führte.
Der Weg zum Festland führte uns nicht direkt zurück. Mit dem Boot fuhren wir entlang verschlungener Wasserwege, vorbei an Mangroven und Greifvögeln mit Beute im Schnabel.
Wieder zurück auf dem Festland, stiegen wir - nach dem Toilettengang mit drei zugeteilt bekommenen Blatt Papier - allesamt in unser Fahr-zeug und machten auf dem Weg zur Autobahn kurz an einem riesigen, von Termiten zerfressenen Baumstumpf halt, um ihn zu fotografieren.
Endlich angekommen im Hotel „Rancho Luna“, welches sich in 15 Kilometern Entfernung zum Stadtzentrum von Cienfuegos und 50 Metern Entfernung zum karibischen Strand befindet, probierten wir erst einmal fast alle Zimmer durch. Mal hatte Eines keinen Meeresblick, das Andere hatte ein zu kleines Bett für zwei Personen, beim Nächsten war das Waschbecken verstopft und in einem Anderen wiederum war sehr laut brummender Lärm, der durch die haustechnische Anlage verursacht wurde.
Aber es gab zum Glück genügend Zimmer, so dass wir alle schließlich je Pärchen in unterschiedlichen Räumen untergebracht wurden.
Nach einer kleinen Erfrischung an der Bar vereinnahmten wir unser Abendmahl im Speisesaal der Hotelanlage. Nachdem wir uns gestärkt hatten, fuhren wir unangemeldet zu Raul, einem ehemaligen Arbeits-kollegen von Arnulf, und seiner Familie.
Der Weg dorthin führte uns über die von Einheimischen so genannte „Russische Achterbahn“, eine Straße, die ihren Namen ihrer welligen Erscheinung verdankt. Als wir bei der Familie angekommen waren, gab es ein großes Hallo und eine allgemeine Wiedersehensfreude. Wir alle wurden aufs Herzlichste empfangen und sogleich im karg einge-richteten Wohnzimmer auf Stühlen platziert. Wir verteilten die kurz vorher an der Tankstelle gekauften Getränke und auch die von zu Hause mitgebrachten Kleinigkeiten.
Die Leute freuten sich sichtlich darüber mit dem ständig wieder-kehrenden Ausspruch „ay que lindo!“, was so viel bedeutet wie „ach wie schön!“ und machten riesig großen Augen, die freudenreich glänzten. Nachdem alles verteilt war, unterhielten wir uns noch ein Weilchen und verabschiedeten uns wieder von der Familie. Allerdings verabredeten wir mit Raul, dass wir ihn und seine Frau am nächsten Tag zu einem Ausflug einladen werden. Auf der Rückfahrt begegneten wir einer Krabbe, die alleine in der Dunkelheit unterwegs und ein Vor-bote der bevorstehenden Krabbenwanderung war. Angekommen im Hotel gönnten wir uns an der Bar jeder noch das eine oder andere Getränk, bis wir den ersten richtigen Urlaubstag enden ließen.