Das offizielle Kubaforum

Werde auch Du Teil der deutschsprachigen Kuba-Community. Die Anmeldung ist absolut kostenfrei und in wenigen Augenblicken abgeschlossen. Direkt danach bist Du in der Lage, eigene Themen zu erstellen oder auf bestehende zu antworten, sowie Dich mit anderen Mitgliedern zu verbinden.
Sei dabei. Wir freuen uns auf Dich!

Kuba / Mexiko

Tag Zwei: Havanna - Cienfuegos​


Nach dem Aufstehen und einer erfrischenden Dusche frühstückten wir erst einmal richtig kräftig am anderen Ende der Welt mitten im kubanischen Sozialismus, wo es keine große Kunst war, eine größere Auswahl an Südfrüchten anzubieten. Auch gab es lecker gebratene und gerührte Eier und so eine Art Pfannekuchen mit Marmelade aus Guaven. Nach einem kurzen Bummel durch die nächsten Seitenstraßen, wo wir auch gleich eine Menge Trinkwasser kauften, versuchten wir den Miet-wagen zu befüllen, der eigentlich für sechs Personen inklusive Gepäck viel zu klein war. Mit viel Mühe gelang es uns. Mit vier Personen auf dem eigentlich für drei Personen zugelassenen Rücksitz ging die Fahrt nach Cienfuegos los. Wir fuhren über die Autobahn, auf der sich jegliche Art von Fahrzeugen befanden, angefangen von Fußgängern und Radfahrern bis hin zu Ochsenkarren und Lastkraftwagen, die gleichzeitig auch als Personenbeförderungsmittel dienten.

An einem Rastplatz machten wir bei sehr gut schmeckendem Mango-saft aus der Dose und Kaffee eine kurze Verschnaufpause und lauschten den Gitarrenklängen eines alten Mannes.

Am Eingang zu „Guama“, dem aus Krokodilfarm und der Schatz-lagune „Laguna del Tesoro“ bestehenden touristischen Komplex, der ungefähr 18 Kilometer südlich der Autobahn liegt, machten wir erneut Halt. Das dazugehörige Restaurant bietet als besondere Spezialität Krokodilfleisch an, welches wir als Mittagsmahl probierten. Dieses helle Fleisch, welches fest, aber nicht zäh und nicht durchwachsen war und recht eigentümlich lecker schmeckt, ist sehr schätzenswert und bekömmlich.

Nach dem reichhaltigen und guten Schmaus machten wir eine rasante Motorbootfahrt zu der so genannten Schatzlagune, die über einen künstlich angelegten Kanal zu erreichen ist.

Der Überlieferung zufolge versenkten hier die Indianer ihren Besitz im See, um ihn so vor den goldgierigen Spaniern zu retten.

Auf Pfählen im Schatzsee erheben sich sieben künstliche Inseln, die durch kleine Stege und Brücken miteinander verbunden sind. Die strohgedeckten Bungalows aus Holz stellen Nachbauten von prä-kolumbianischen Indianerhütten dar. Auf der Hauptinsel wurde ein komplettes Dorf als Freilichtmuseum nachgebaut. Skulpturen stellen Indianer bei alltäglichen Arbeiten, wie zum Beispiel dem Jagen von Wasservögeln oder gar Krokodilen, dar.

Auf unserem Weg über die Inseln gingen wir auch durch eine Hütte, wo wir schon mit Musik und leicht bekleidet tanzenden Indianern empfangen wurden. Wir bekamen schwarze Striche auf die Wangen gezeichnet und wurden mit Blättern von Eukalyptuszweigen abge-klopft. Nachdem wir den Hüttenzauber über uns ergehen lassen hatten, wandelten wir weiter auf den Holzplanken herum. Während Ina und Betti über Holzbrücken liefen, schauten wir Anderen uns eine Art Museum mit Artefakten aus der Vergangenheit an, durch das uns ein Einheimischer führte.

Der Weg zum Festland führte uns nicht direkt zurück. Mit dem Boot fuhren wir entlang verschlungener Wasserwege, vorbei an Mangroven und Greifvögeln mit Beute im Schnabel.

Wieder zurück auf dem Festland, stiegen wir - nach dem Toilettengang mit drei zugeteilt bekommenen Blatt Papier - allesamt in unser Fahr-zeug und machten auf dem Weg zur Autobahn kurz an einem riesigen, von Termiten zerfressenen Baumstumpf halt, um ihn zu fotografieren.

Endlich angekommen im Hotel „Rancho Luna“, welches sich in 15 Kilometern Entfernung zum Stadtzentrum von Cienfuegos und 50 Metern Entfernung zum karibischen Strand befindet, probierten wir erst einmal fast alle Zimmer durch. Mal hatte Eines keinen Meeresblick, das Andere hatte ein zu kleines Bett für zwei Personen, beim Nächsten war das Waschbecken verstopft und in einem Anderen wiederum war sehr laut brummender Lärm, der durch die haustechnische Anlage verursacht wurde.

Aber es gab zum Glück genügend Zimmer, so dass wir alle schließlich je Pärchen in unterschiedlichen Räumen untergebracht wurden.

Nach einer kleinen Erfrischung an der Bar vereinnahmten wir unser Abendmahl im Speisesaal der Hotelanlage. Nachdem wir uns gestärkt hatten, fuhren wir unangemeldet zu Raul, einem ehemaligen Arbeits-kollegen von Arnulf, und seiner Familie.

Der Weg dorthin führte uns über die von Einheimischen so genannte „Russische Achterbahn“, eine Straße, die ihren Namen ihrer welligen Erscheinung verdankt. Als wir bei der Familie angekommen waren, gab es ein großes Hallo und eine allgemeine Wiedersehensfreude. Wir alle wurden aufs Herzlichste empfangen und sogleich im karg einge-richteten Wohnzimmer auf Stühlen platziert. Wir verteilten die kurz vorher an der Tankstelle gekauften Getränke und auch die von zu Hause mitgebrachten Kleinigkeiten.

Die Leute freuten sich sichtlich darüber mit dem ständig wieder-kehrenden Ausspruch „ay que lindo!“, was so viel bedeutet wie „ach wie schön!“ und machten riesig großen Augen, die freudenreich glänzten. Nachdem alles verteilt war, unterhielten wir uns noch ein Weilchen und verabschiedeten uns wieder von der Familie. Allerdings verabredeten wir mit Raul, dass wir ihn und seine Frau am nächsten Tag zu einem Ausflug einladen werden. Auf der Rückfahrt begegneten wir einer Krabbe, die alleine in der Dunkelheit unterwegs und ein Vor-bote der bevorstehenden Krabbenwanderung war. Angekommen im Hotel gönnten wir uns an der Bar jeder noch das eine oder andere Getränk, bis wir den ersten richtigen Urlaubstag enden ließen.
 
Das gefällt mir, weil wir im Rancho Luna unsere luna de miel verbracht haben.
 
Einige ergänzende Zeilen, die eigentlich an den Anfang des Reiseberichtes gehören, will ich hier noch, bevor es mit dem Bericht weitergeht, schreiben:
Da die Reise aus vielen einzelnen Bausteinen bestand, so hatten wir auch die unterschiedlichsten Fluggesellschaften in Betracht gezogen.
Flüge waren als Hinflug von Berlin nach Madrid dann nach Havanna.
Nach dem Aufenthalt in Kuba ging es von Havanna nach Mexiko Stadt.
Danach von Mexiko Stadt nach Cancun
und zur Heimreise dann Cancun, Miami, Madrid, Berlin.
So war die Buchung und zweimal sind wir aus den Buchungen rausgeflogen, bis sich dieser Umstand klärte, die vorgesehene Linie von Cancun nach Miami war ursprünglich eine US Amerikanische und die durften Passagiere, die vorher in Kaba waren, nicht befördern. Na, Pech für deren Umsatz und Glück für die Mexicana, die nichr diese idiotische Auflage mitmachten und uns als Passagiere mitnahm.
So nun geht es weiter....
 

Tag Drei: Cienfuegos - Iznaga - Trinidad - Cienfuegos​

Da mein Wecker aus unerklärlichen Gründen nicht klingelte, war die Zeit für Anne und mich am Morgen recht knapp. Mit etwas Beeilung gelang es uns dennoch, frisch geduscht und zurechtgemacht am Früh-stückstisch zu erscheinen. Auch hier gab es eine große Auswahl an warmen und kalten Speisen sowie einer gut sortierten und umfang-reichen Auswahl an frischem Obst.

Nach dem Frühstück fuhren wir zu Raul und seiner Frau, um sie zum versprochenen Ausflug abzuholen.

Da wir nun mit acht Personen unterwegs nach Trinidad waren, wurde es auf der hinteren Rückbank wieder etwas eng. Doch nicht so eng wie auf der Fahrt von Havanna nach Cienfuegos, da Raul und seine Frau recht schlank, um nicht zu sagen, dünn waren.

Rudolf und ich machten es sich weitestgehend auf den beiden Not-sitzen im Kofferraum bequem.

Auf dem Weg nach Trinidad machten wir an einer indianischen Statue eine kurze obligatorische Foto- und aufgrund der Wärme notwendige Getränkepause.

Den nächsten Halt machten wir erst, nachdem wir das Tal der Zucker-fabriken „Valle de los Ingenios“, der Quelle für Trinidads Wohlstand, durchquert hatten.

Anfang 1800 gab es hier über 50 kleine Zuckermühlen, in denen mehr als 11.000 schwarze Sklaven aus Haiti arbeiteten. Verborgene Überreste alter Haziendas und Mühlen schmücken die Landschaft. Der gesamte Bereich wurde von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuft.

Die Hauptattraktion des Tals ist jedoch „Manaca Iznaga“, ein schön restauriertes Anwesen aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Der dazugehörige, raketenförmige, 52 Meter hohe Turm neben dem ebenfalls 52 Meter tiefen Brunnen ermöglichte es den weißen Zucker-baronen aus Spanien, ein Auge auf ihre Sklaven, die ringsherum auf den Feldern arbeiteten, zu werfen, um deren Arbeit besser überwachen zu können.

Zu Turm und Brunnen ist überliefert, dass es einen reichen Sklaven-händler gab, der zwei Söhne hatte. Pech war, dass diese Söhne in dieselbe Mulattin verliebt waren. Um sie zu heiraten, mussten die Söhne jedoch ein Werk schaffen, welches der Umgebung und gleich-zeitig auch der Gesellschaft nützlich sein sollte. Der eine Sohn baute eine tiefe Gruft, um das spärlich vorhandene Wasser aufzufangen. Der andere Sohn aber baute einen riesigen Turm, um die Arbeit der Sklaven im Auge behalten zu können. Der Vater allerdings fand beide Bau-werke gleich gut und heiratete kurzerhand die Sklavin selbst.

Nun angekommen am unter Denkmalschutz stehenden Wachturm, stellten wir das Auto ab und liefen vorbei an der am Boden liegenden Glocke, die die Sklaven damals zur Arbeit rief, und den beiden Schalen mit mehr als zweieinhalb Meter Durchmesser, die zur Zuckermühle gehörten, weiter durch mehrere Tischdecken und Tücher, kurzum Handarbeiten, welche alle auf gespannten Wäscheleinen zum Verkauf dargeboten wurden.

Am Fuße des Turmes wurde von uns pro Person ein US-Dollar ver-langt, um den Turm mit seinen hölzernen Treppen besteigen zu können. Für Raul und seine Frau allerdings bezahlten wir nicht und „schmuggelten“ sie so an den handaufhaltenden Frauen vorbei.

Arnulf verzichtete freiwillig darauf, den Turm zu besteigen, da er schon mehrmals die Aussicht von oben genossen hatte. Auch Anne und Rauls Frau kamen nicht in dieses Vergnügen, da sie die letzte Treppe aus Misstrauen nicht mehr erklimmen wollten.

Keiner der bis zur Spitze Emporgestiegenen bereute jedoch den Treppenlauf, denn ein laues Lüftchen in der sonst stehenden, warmen Luft und der unbeschreiblich schöne Ausblick entschädigten sonder-gleichen. Von oben blickten wir auf noch heute bewirtschaftete Zucker-rohrfelder und „Escambray“, das über 800 Meter hohe kubanische Gebirgsmassiv.

Nachdem wir die 155 Stufen abgestiegen und wieder ein wenig gealtert waren, versammelten wir uns zu einem Gruppenfoto vor einem halb verfallenen Nebengebäude, welches damals als Unterkunft der Sklaven gedient haben soll.

Anschließend gingen wir hinter das prachtvolle, kolonialistische Guts-haus, in dessen Hof eine alte Zuckerrohrmühle steht. Zwei junge Frauen zeigten, wie mühevoll es einst war, den trüben Saft aus dem Zuckerrohr zu pressen.

Während sie im Kreis liefen, unterhielten sich die Beiden in ihrer Landessprache. Sie sagten, dass es wieder typisch sei, dass die „Schwarzen“ schuften müssen, während die „Weißen“ dabei zu-schauen. Daraufhin bemerkte Raul, dass es auch Touristen gibt, die der spanischen Sprache mächtig sind und sie durchaus verstehen. „…ich zum Beispiel…“, meinte Arnulf auch sogleich.

Ohne dies direkt verstanden zu haben, habe ich mich - als Frauenver-steher - natürlich prompt in den Riemen gelegt, um den Mädels unter die Arme zu greifen und mir meinen Zuckerrohrsaft selbst zu erar-beiten. Der gewonnene Saft wurde mit weißem Rum und etwas Limonensaft vermischt und im Anschluss daran an uns verkauft.

Er schmeckte sehr süß und angenehm, aber erwies sich nicht gerade als Durstlöscher, denn der Gaumen klebte von innen am Halse fest. Wir merkten, dass es die Mädels mit dem Rum recht gut gemeint hatten, als wir im immer noch prallen Sonnenschein in Richtung Trinidad fuhren.

Unser Mittagessen bestellten und aßen wir unterwegs auf einem Berg, wo uns der kleine Imbiss, bestehend aus getoastetem Weißbrot, Schinken und Käse, dem so genannten „Bocadillo“, mit Bier und Limonade bei der herrlichen Aussicht über die Täler in Gesellschaft von Huhn, Hund und einem Kolibri sehr mundete. Im ausliegenden Gästebuch verewigte uns Betti mit einem Spruch.

Angekommen in der Stadt Trinidad und kaum ausgestiegen, wurden wir gleich von Zigarrenverkäufern belagert, die uns ihre gerollten Tabakblätter natürlich zum „besten“ Preis verkaufen wollten.

Da wir jedoch allesamt der nichtrauchenden Fraktion angehörig sind, nützte ihre Verkaufskunst nichts und sie blieben vorerst auf ihren Waren sitzen.

Wir schlenderten durch die Straßen der Stadt, welche bereits 1514 errichtet wurde und sich somit mit dem Titel der drittältesten Siedlung Kubas schmücken kann. Seit 1950 zählt sie zum Nationaldenkmal. 1989 wurde Trinidad von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Die Atmosphäre der Stadt versetzte uns in ein anderes Zeitalter.

In den engen Gassen, die von mit roten Ziegeln gedeckten Häusern gesäumt und mit altem, wuchtigen Kopfsteinpflaster, welches in der Mitte abgesenkt ist, da hier früher das Abwasser entlang lief, gepflastert sind, schwebt noch die Atmosphäre vergangener Jahrhunderte und die Uhren scheinen etwas langsamer zu ticken, ja sogar stehen geblieben zu sein.

An vielen Straßen fielen uns die in den Boden verkehrt herum ein-gelassenen Kanonenrohre auf, die als Schiffsballast aus Neuengland nach Trinidad kamen und Fußgänger und Gebäude vor den damals heranbrausenden schweren Kutschen der Zuckeraristokraten schützen sollten.

Die meisten Wohnhäuser besitzen riesige, massive, mit Metallköpfen verzierte Holztüren und kunstvoll geschmiedete Fenstergitter, die der ersehnten Nachmittagsbrise frei durch alle Zimmer des Hauses zu streichen erlaubt, und trotzdem die Intimität eines abgeschlossenen Raumes bietet.

Wirft man jedoch einen Blick durch diese „Rejas“ ins Innere der Räume, entdeckt man so manches Kleinod aus der Kolonialzeit. Antike Möbel aus edlen Hölzern, Vitrinen voller Porzellan und Silber, kristallene Kronleuchter, Stuck verzierte Wände, Mosaik- und Marmor-Fußböden, verblichene Ölgemälde und grün bewachsene Innenhöfe, ja sogar alte Autos und Motorräder erinnern so an den Glanz vergangener Tage.

Wir suchten kurzzeitig kühlen Schatten in einem klimatisierten, mit Zigarren, Rum und Souvenirs ausgestatteten Laden, bevor wir schließ-lich am „Plaza Mayor“, dem zentralen Platz mit seinen prächtigen Gebäuden, standen.

Auf der einen Seite des Platzes ist die aus dem Jahre 1713 stammende und 1892 wiederaufgebaute „Iglesia Parroquial de la Santisima“ zu sehen.

Die Kirche ist die einzige fünfschiffige Kirche Kubas, welche bekannt für ihre Holzaltare ist und übrigens keinen Kirchturm besitzt, weil der Pfarrer mit dem Geld für den Turm nach Spanien durchgebrannt war.

In der Mitte des Platzes sieht man einen kleinen, umzäunten Park mit der Statue von „Terpsichore“, der Muse des Tanzes und des Gesangs.

Gegenüber der Kirche befindet sich das alte Herrenhaus, dessen Innen-hof wir durchquerten. Da inzwischen bedrohlich dunkle Wolken auf-zogen, liefen wir, von bettelnden Frauen begleitet, zum Auto zurück. Zu unserem Glück fiel kein einziger Regentropfen. Da es seit fünf Monaten nicht geregnet hat, war der ausbleibende Regen jedoch zum Leidwesen der Einheimischen. Kurz bevor wir am Auto waren, mussten Ina, Betti und Rudolf sich erst einmal etwas in einer Restaurant-Toilette, deren weniger Wasserdruck kaum zum Spülen ausreichte, erleichtern.

Nachdem wir wieder an unserem Hotel angekommen waren, wollten wir es uns zu acht bis zur Eröffnung des Restaurants in der Lobby bequem machen. Jedoch hinderte uns das Wachpersonal energisch daran, die Einheimischen mit in die Hotelanlage zu nehmen. Auch ein Gespräch mit den Damen und der Chefin an der Rezeption blieb ohne Erfolg, so dass wir beschlossen, die Zeit mit einer Autofahrt an die nahe gelegene Hafeneinfahrt von Cienfuegos zu überbrücken.
 
Anne hatte dazu keine Ambition, so dass sie im Hotel zurück blieb. Wir fuhren auf einer Straße, die noch deutliche Schäden des Hurrikans vom November 2001 aufwies, direkt zu einem Hotel am Meer. Im Pool dieses Hotels, dem „Pasacaballo, hatte ich als Fünfjähriger schwimmen gelernt.

Wir stellten das Auto vor dem Hotel ab und gingen hinunter zu einer Bootsanlegestelle, von der aus ständig eine kleine Fähre hinüber zum malerischen Fischerdorf „El Perché“ verkehrt. Über dem Dorf thront die Hafenfestung „Castillo de Nuestro Señora de los Angeles de Jagua“ aus dem Jahr 1745.

Kaum angekommen am Steg, sprach uns ein Mann, der offenkundig zu dem kleinen Lokal an dem kleinen Anlegeplatz gehörte, an und fragte, ob wir bei ihm Essen wollen. Er hatte unter anderem ein recht preis-wertes Hummermenü im Angebot, welches wir, da wir ja Vollver-pflegung in unserem Hotel hatten, leider dankend ablehnen mussten. Alsbald fragte er uns, ob wir Zigarren kaufen und ob wir nicht auch auf die andere Seite der Bucht fahren wollen. Die Bootsfahrt an sich war und klang schon verlockend, aber als wir dann das Boot sahen, lehnten wir auch dies schließlich ab. Das Schiffchen machte den Eindruck, als wäre es aus Schweizer Käse gebaut und sah nicht gerade sehr Ver-trauen erweckend aus. Außerdem hatte der Bootsfahrer so komisch rote Augen, als ob er etwas zu tief ins Glas oder die Bierbüchse geschaut oder etwas ziemlich Ungesundes geraucht hätte.

Jedenfalls gingen wir zurück auf die Straße und statteten dem Hotel, vor dem unser gemieteter Geländewagen stand, einen Besuch ab. Komischerweise hatte hier das Einlasspersonal keine Probleme mit unseren einheimischen Gästen und wir gingen direkt zum Schwimm-becken, in dem ich... - ach das schrieb ich ja bereits.

Jedenfalls schaute ich mich hier ein wenig um und erkannte nichts von damals wieder, zumal es sich nicht mehr um das eckige Bassin, welches mir in Erinnerung geblieben ist, sondern um ein dem Zeitgeist ange-passtes, nierenförmiges, handelte.

Auf dem Weg zum Auto sammelten wir noch einige der langen, flachen und schwertartigen Fruchtschoten, des „Flamboyant“, dem so ge-nannten Flammenbaum, ein, da ich mit denen schon als Kind gespielt hatte und sie nach wie vor faszinierend finde, um sie als Andenken mit nach Hause zu nehmen.

Wieder an unserem Hotel angekommen, wartete Anne bereits auf uns und wir gingen gemeinsam zum Abendbrot.

Als Raul und seine Frau das viele gute Essen sahen, gingen den beiden die Augen über und sie trauten sich erst gar nicht, sich etwas auf den Teller zu legen. Doch sie ließen es sich sichtlich schmecken und luden ihr Essgeschirr mehrmals hintereinander voll.

Nach dem opulenten Abendmahl verabschiedeten sich unsere Frauen von unserem Besuch und duschten, während die Männer die beiden Gäste in ihr trautes Heim zurückfuhren.

Auch wir verabschiedeten uns schweren Herzens von Raul und seiner Frau, die auch offenkundig traurig waren, dass wir schon wieder fahren mussten. Aber immerhin haben wir den beiden mit unserem Besuch und dem Ausflug ein hoffentlich unvergessliches Erlebnis be-reitet, von dem sie bis zu einem eventuellen Wiedersehen noch lange zehren und sich oft in Behagen daran erinnern sollen.

Auf dem Rückweg entdeckten wir im Kegel des Fahrzeugscheinwerfer-lichtes den allmählichen Beginn der Krabbenwanderung. Vereinzelt krabbelten diese in allen Rot-, Gelb- und Brauntönen schillernden Tierchen im Schutz der Nacht auf dem Asphalt herum. Dieses Schau-spiel wollte ich mir näher ansehen und mit dem Fotoapparat festhalten.

Geht man auf einen der Krebse zu, flieht er im Seitwärtsgang. Kommt man ihm jedoch zu nahe, richtet er sich auf und droht fuchtelnd mit seinen Scheren, die wohl recht scharf sein können, was ich lieber nicht ausprobieren wollte.

In der Lobby des Hotels trafen wir wieder alle zusammen und gönnten uns erneut einige geistreiche Erfrischungsgetränke, während eine tropicanaähnliche Tanzshow auf der Bühne des Hotels dargeboten wurde.

Anne und ich gingen unterdessen ein Stück am nächtlichen Strand ent-lang und kehrten nach einem kurzen Spaziergang wieder zu den Anderen zurück. Da wir sozusagen an dem Gang saßen, durch den die Tänzerinnen zu ihren Umkleideräumen laufen mussten, nutzte ich die Gelegenheit, um sie für ein Gruppenfoto posieren zu lassen. Arnulf, dessen rote Nase wieder herausragend war, drängelte sich zwischen die Darstellerinnen und genoss wahrlich die Gegenwart der luftig be-kleideten Schönheiten.

Zu vorgerückter Stunde gingen wir alle nochmals an den Strand und Arnulf unterhielt sich mit einem Sicherheitsmann, der dort im Halbdunkeln seinen Dienst verrichtete, über Dies und Jenes. Wir Anderen schauten derweil in den unendlichen und herrlich klaren Sternenhimmel über der Karibik. Dabei fiel uns auf, dass der Halbmond seine Sichel in einem anderen Winkel, als wir es gewöhnt sind, präsentierte. An diesem Abend erstrahlte er als „U“ und sämtliche Sternenbilder waren gleichfalls verdreht anzuschauen, was keineswegs auf die vorher an der Bar zu uns genommenen Getränke zurück-zuführen war, denn die Betten kreisten in der Nacht nicht wie ein Karussell.
 
Im Pool dieses Hotels, dem „Pasacaballo, hatte ich als Fünfjähriger schwimmen gelernt.
Ich hatte schon lange vorher behauptet, dass Arnulfo der ERSTE unter den anderen Kubaverrückten war.
 
Im Pool dieses Hotels, dem „Pasacaballo, hatte ich als Fünfjähriger schwimmen gelernt.
Ich hatte schon lange vorher behauptet, dass Arnulfo der ERSTE unter den anderen Kubaverrückten war.
der 5 jährige war mein Filius 1980.Auch auf die Gefahr hin, das einige wieder ein Oldie Thema aufmachen wollen stelle ich mal 2 Fotos vom Pasacaballo 1980 ein, damals war das Schwimmbecken noch quadratisch.
 

Anhänge

  • fil 1.jpg
    fil 1.jpg
    261,7 KB · Aufrufe: 17
  • fil.jpg
    fil.jpg
    267,2 KB · Aufrufe: 16
Danke für die Erläuterung Eure Hoheit.
Pluralis Majestatis, weil Seine Majestät ihn so verwendet.
:)
 
Zurück
Oben