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Gebrauchs-Güter nur in Devisen-Läden?

Chris

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Habana Vieja, Ciudad De La Habana, Cuba, Cuba
Gestern wurde mir von meiner Familie in Ciego de Avila berichtet, dass in mehreren Läden der TRD-Kette (El Tropico, Cruz Verde, Agua y Jabon, etc.) Vorbereitungen getroffen werden, ähnlich wie in den MLC-Läden (Devisen-Shops für Elektrogeräte), Güter des täglichen Bedarfes (Öl, Lebensmittel, Hygiene-Artikel wie Zahnpasta etc.), die letztens kaum mehr in den CUC-Shopies zu finden waren, nur für Devisenkontenbesitzer mit entsprechender Magnet-Karte zu verkaufen. Bislang gibt es dazu von der Regierung keine Ankündigung, auch in anderen Provinzhauptstädten (Santiago, Holguin, Camagüey) werden wohl Läden umgerüstet. Hier in Havanna spricht man davon Einkaufszentren wie La Epoca oder Carlos III umzurüsten.

Wenn das durchgezogen wird, könnte das eine Menge Ärger in der Bevölkerung geben, auch in Facebook wurden gestern schon erste Veröffentlichungen zu diesem Thema publik! Gerade diejenigen Kubaner, die über kein Devisenkonto verfügen, hätten das Nachsehen und könnten diese dringend benötigten Gebrauchs-Güter dann nur auf dem Schwarzmarkt teurer von Wiederverkäufern erstehen, während die Kubaner mit Devisenbezug dort problemlos zu günstigeren Preisen in den MLC-Läden einkaufen könnten.

Das birgt sozialen Sprengstoff! Mal sehen, wie das in den nächsten Tagen kommuniziert wird.

Saludos aus Havanna
Chris
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin auch gespannt, wie das erklärt wird, wenn es denn so kommt. In meinen Augen wäre diese Kartenzahlung für alle und alles eine Option, wenn es nur noch eine Währung im Land gibt.
 
Heute abend soll es in der Mesa Redonda um wirtschaftliche Massnahmen der Regierung gehen, denke mal, da werden wir wohl auch über dieses Thema informiert:

"Der Vizepräsident der Republik Salvador Valdés Mesa, der Vizepremier Alejandro Gil Fernández, der Minister für Außenhandel und Auslandsinvestitionen Rodrigo Malmierca, der Präsident von Cimex und der Generaldirektor von Tiendas Caribe werden diesen Donnerstag in der Mesa Redonda erscheinen, um zu wirtschaftlichen Maßnahmen der Regierung zu informieren“, heißt es in einer Notiz in der Granma.
 
...während die Kubaner mit Devisenbezug dort problemlos zu günstigeren Preisen in den MLC-Läden einkaufen könnten.
Bisher hat mich das wenig berührt, da in den MLC-Geschäften nur Elektroaushaltsgeräte verkauft wurden, aber da ich für viele rare Artikel des täglichen Bedarfs auf dem Schwarzmarkt viel Geld hinlegen muss, werde ich mir auch so eine Karte zulegen.
Ja, in Holguin werden auch 2 dieser Geschäfte gerade ausgestattet.
Gruß aus Holguin nach Havanna
Dieter
 
Hallo Dieter, Grüsse nach Holguin,

klar, bislang ging das hier mit den MLC-Läden ja in eine ganz andere Richtung. Solange es um Güter ging, die sozusagen ein "Luxus-Segment" bedienten, war das natürlich ein "Gimmick" so ein Konto zu haben. Wenn es aber jetzt tatsächlich um dringendst benötigte Alltagsgüter gehen sollte wird natürlich ein ganz anderer Schuh daraus! Warten wir mal ab, was uns heute in der Mesa Redonda "aufgetischt" wird, kann mir aber nicht vorstellen, dass ein derart "heikler" Vorgang so ganz problemlos durchgezogen werden kann und unwidersprochen bleibt!

Saludos aus Havanna
Chris
 
Hier eine erste Zusammenfassung der Mesa Redonda:

Díaz-Canel versicherte, dass die kubanische Regierung den Verkauf in Geschäften in CUC und CUP zu enormen Kosten aufrechterhalten werde. Vorrang haben Reinigung, Lebensmittel und Grundausstattung (Canasta basica), Milchpulver und andere Produkte.

Um andere Produkte zu liefern, für die keine Fremdwährung ausgeben können, werden mehr Wirtschaftsakteure im Land zusammengeschlossen. Dies wird mit Möbeln, Schuhen oder Kleidungsstücken geschehen, die von Handwerkern und der nationalen Industrie hergestellt werden, sagte er.

Es wird jedoch notwendig sein, eine bestimmte Menge von Waren in frei konvertierbarer Währung zu verkaufen, um Fremdwährung zu haben und diese Art von Verkäufen weiter auszubauen, und weil ein Teil des auf diesem Weg gesammelten Geldes in die nationale Industrie eingeführt wird, damit es zu einer Produktquelle wird. für diese Geschäfte und für die anderen, erklärte er.

Quelle: https://www.cubadebate.cu/noticias/...-informa-nuevas-medidas-economicas-video/amp/

Desweiteren soll wohl auch ab Montag das Gravamen beim Umtausch von Dollar in bar abgeschafft werden.
 
Mal kurz meine Einschätzung zur Lage:

Die wirtschaftliche Situation Kubas ist durch den nahezu zum Erliegen gekommenen Tourismus sowie weitere negative Umstände (Trump, "Selbst-Blockade") äusserst mies und der Staat musste sich Gedanken machen, wie man das löst ohne gleich das komplette System über Bord zu werfen.

Seit langer Zeit schon gibt es hier eine Bevölkerungsschicht die Zugang zu Devisen hat (nichtzuletzt diejenigen die im Tourismus arbeiten) und die Schere zwischen "arm" und "reich", wenn auch nicht ganz so ausgeprägt wie in anderen Ländern der Region.

Am Ersichtlichsten wurde der zunehmende Devisenbesitz gerade in den letzten Jahren, als viele Kubaner angefangen haben, unterstützt durch die staatlichen Reiseerleichterungen, auf Reisen in die Nachbarländer in Kuba kaum oder nur schwer erhältliche Güter am Staat vorbei zu importieren und dem innerkubanischen Markt zuzuführen.

Es war klar, dass irgendwann der stets klamme Staat an diesem „Devisenbesitz“ in irgendeiner Form partizipieren wollte und so hat man dann 2019 die MLC-Läden eingerichtet um die vorhandenen Devisen besser abgreifen zu können. Die jetzige Erweiterung des Sortimentes war ein vorhersehbarer Schritt, zumal in der durch den Corona -Virus stark verschärften Situation.

Wie wirken sich nun diese staatlichen Massnahmen auf die Bevölkerung aus? Hier gibt es aus meiner Sicht zwei Szenarien:

Im negativen Fall werden noch stärkere soziale Spannungen entstehen, und zwar dann wenn es der Staat nicht schafft, wie propagiert die Grundnahrungsmittel und das Allernotwendigste für breite Bevölkerungsschichten in den „Nicht-MLC-Läden“ bereitzustellen.

Im positiven Fall können soziale Spannungen vermieden werden, aber nur dann wenn die Regierung es schafft, auch unter Heranziehung des durch die MLC-Läden erwirtschafteten Geldes und durch Stärkung der inländischen Produktion die inländische Nachfrage einigermassen zu befriedigen. Darauf wurde ja eindrücklich in der Mesa Redonda von gestern hingewiesen.

Es bleibt spannend!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Beispiel für Fake-News im Internet:
Ich war mittlerweilen auch schon in den neuen Läden, es gibt vieles was es früher in den CUC-Läden auch schon gab, die Preise sind nahezu identisch mit den früheren CUC-Preisen.
 
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