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Meine erste Kubareise 2024

Morgens gegen sieben Uhr zur Calle 4, um mal zu schauen, was in die Provinz fährt. Gestaunt, was alles so auf den Straßen los ist. Die Menschen laufen zu ihren Arbeitsstellen und entlang des Wegs locken die Händler mit belegten Brötchen und Kaffee.
An der Calle 4 wird lautstark das Ziel Mayari Arriba ausgerufen. Schnell sitze ich als vierter Fahrgast in einem alten Amischlitten und warte auch weitere Interessierte. Ich habe Glück, 20 Minuten später ist die Kiste bis auf einen Platz voll und es geht los. Ich sitze - strategisch gut - auf dem rechten Platz der hinteren Reihe. Vor mir ist ein klappbarer Hilfssitz. Am Abzweig nach MA und Guantanamo bietet der Fahrer bei den Wartenden seinen freien Platz an, aber keiner will mit.
Nach einer Stunde Fahrt muss ich aufpassen, den Abzweig rechtzeitig zu erspähen, an dem ich raus muss. Ich habe das zwar dem Fahrer mein Ziel benannt, aber erfahrungsgemäß vergisst wer das.
So auch diesmal. Aber ich habe aufgepasst und steige richtig aus, um ins Hinterland zu marschieren. An der Bushaltestelle steht zufällig der Großvater meiner Frau, der mir zur Begrüßung eine Rumflasche reicht. Willkommen auf dem Land.
 
Trotz der Morgenstunde ist meine Frau schon auf, auch wenn meine Ankunft überraschend ist. Ich wusste ja nicht, dass die Fahrgelegenheit funktioniert und meine SMS war noch unterwegs. Nicht einmal der Buschfunk zwischen Hauptstraße und Dorf war so schnell wie ich. Ich bekomme einen Kuss und Kaffee, räume mir den Schaukelstuhl auf die Terrasse und staune über die bunte Blumenpracht. Überall stehen bunt blühende Christusdorne, dornenbewehrte Pflanzen, die oben in allen möglichen Farben austreiben.
Meine Tochter lässt sich dann dazu breitschlagen, mit mir einen Abstecher in der Grundschule zu machen. Beide bekommen wir von Madame die Auflage, ja nicht den laufenden Unterricht zu stören. Was natürlich nicht einzuhalten ist, weil schon ihre Freundinnen zuschauen, wie sich da ein Nicht-Pionier vor der Marti-Büste und dem Mast mit der wehenden Nationalfahne postiert.
Dann Spaziergang durchs Dorf.
 
Das ist genau das Problem. Meine Tochter geht in die erste Klasse, ihre ehemaligen Spielkameradinnen alle in die zweite. Auch sind die Kinder im Lesen, Schreiben, Rechnen weiter, als deutsche Kinder in der gleichen Klassenstufe. Meinem Sohn war es völlig peinlich, als er seinen Kumpels auf deutsch vorlesen sollte.
 
Am nächsten Morgen weckt mich nicht wie in der Großstadt Nachbars Hahn, sondern die kreischende Säge des Möbeltischlers nebenan. Landleben eben. Ziel ist heute das Hotel Segundo Frente in Mayari bzw. dessen Pool. Meine Frau hat anderthalb Dutzend Freundinnen und Familienangehörigen eingeladen. Los geht es mit der Pferdekutsche und dass es mühselig wird, ist mir klar, als wir nach zehn Minuten Landweg absteigen müssen, weil der arme Klepper die Steigung nicht schafft. Später geht es auf dem Asphaltband der Fernstraße in Richtung Provinzstadt, vorbei an revolutionären Losungen, die daran erinnern, dass wir uns im kommunistischen Hinterland befinden, der Wahlheimat von Raul Castro.
 
Das Hotel ist hübsch gestaltet und besteht neben einer überdimensionierten Eingangshalle mit Sitzgruppen im Kolonialstil aus im hügeligen Gelände verstreuten Holzhäuschen. Allerdings gerade ich gleich an der Rezeption in Streit mit der dort sitzenden und sich bis dahin langweilenden Chica. Ich soll nämlich als einziger in Devisen bezahlen. Ich nöle rum, erst jammere der Präsident rum, dass keine Touristen kommen und dann würden die schikaniert. Die herbeizitierte Hotelchefin erläutert, dass es ein neues Gesetz gebe, wonach Ausländer in ihrer Heimatwährung zu bezahlen hätten, wenn sie im Hotel übernachten wolle. Dann solle sie mir das mal zeigen, sage ich. Kann sie natürlich nicht. Außerdem wolle ich nicht übernachten, sondern in den Pool. Meine Frau zahlt schließlich 13 MLC mit ihrer Karte. Innerlich danke ich einer Eingebung in Santiago, dass ich noch mal umgekehrt bin und eine Passkopie eingesteckt habe. Dabei dachte ich aber nicht ans Schwimmbad, sondern an eventuelle Polizeikontrolle auf der Autopista.
 
Liege unter Sonnenschirm gesichert und ab ins Wasser. Anschließend stellt mich meine Frau ruhig, in dem sie mir einen Flasche Rum in die eine und ein Glas mit Eis in die andere Hand drückt. Die nächsten Stunden sehe ich sie nur noch vollgepackt mit Cristal-Extra an mir vorbeizischen. Die Stimmung der Kubis wird immer ausgelassener. Söhnchen zeigt, dass er im Schulunterricht tatsächlich schwimmen gelernt ha - über wie unter Wasser. Endlich mal ein Plus für das deutsche Bildungssystem. Eine zweite Besuchergruppe wird von einem Typen aus Miami finanziert.
Je angeheiterter alle werden, desto mehr sind ihnen die Regeln egal. Inzwischen passiert das Übliche: Essen und Getränke werden mit ins Wasser genommen, da mag der Bademeister noch so protestieren.
 
Wünsche Dir viel Spaß mit der Flasche Rum. Aber nicht in den Pool fallen!!!!!
 
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