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USA lockern Kurs gegenüber Kuba etwas - Mehr Visa und Reisen - tagesschau.de

Wann es wohl dem taz-Autor Recht wäre, dass die USA die Sanktionen spürbar zurücknehmen? Wahrscheinlich der Stand 1959 vor der Enteignung der Großgrundbesitzer, weil damit begann ja die bis heute anhaltende Bekämpfung Kubas durch die größte Demokratie aller Zeiten. Mit diesem ersten Schritt zur Beseitigung des Unrechts hat übrigens auch der Rückhalt der Revolution in der Bevölkerung zu tun.
 
Wann es wohl dem taz-Autor Recht wäre, dass die USA die Sanktionen spürbar zurücknehmen?
Mit Lesekompetenz hast du es nicht so: Ich kenne keinen taz-Autor, der positiv dem Embargo gegenüber steht. Trotzdem hat Pickert mit der Aussage vollkommen Recht, dass Kuba derzeit alles andere tut, als mit eigenem Verhalten zur Lockerung beizutragen.
 
Die Aufhebung der Sanktionen an Bedingungen zu knüpfen, heisst ihre Rechtmässigkeit anerkennen. Du hast es doch selbst hervorgehoben: "Und sie kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die kubanische Diktatur nun wirklich nichts getan hat, das irgendeine Annäherung verdienen würde." Als ob Kuba den USA irgendetwas schuldig wäre, bevor das Embargo aufgehoben wird. Selbst die US-Betriebe wurden ja gegen Entschädigung nationalisiert.
 
Das kann man im Absoluten ganz sicher nicht so stehen lassen, auch wenn es Batista auch in den (offiziellen) Augen der USA übertrieben hatte und man auf Distanz zu ihm ging.

Absolut will ich das auch nicht verstanden wissen, natürlich erklärt ein Satz nicht alle Aspekte einer Gemengelage. Sorry, dass ich das noch mal aufgreife, aber ich denke, das Thema ist sehr interessant.

Dass Batista für den US-amerikanischen Politikbetrieb absolut entbehrlich war, steht glaube ich außer Frage. Bis sich abzeichnete, dass sich die Kommunisten durchsetzen würden, blieb die Tendenz eher abwartend, denn die Amerikaner agierten eher pragmatisch und tun das bist heute. Dazu gibt es auch interessante geheimdienstliche Memos aus den Tagen kurz vor dem Sieg, die um die neue Ausrichtung der Revolutionäre orakelten, aber noch keine feindliche Linie zogen. Das dürfte angehalten haben bis die Castros anfingen, ihren Weg in Richtung Kommunismus einzuschlagen, Enteignungen durchzuführen und die Liberalen unter den Kämpfern, die genauso gegen Batista gekämpft haben, "als Verräter" in Schauprozessen zum Tode (William Alexander Morgan) oder zu langen Haftstrafen (Huber Matos) zu verurteilen. Es gab nie eine tatsächlich ideologisch begründete Position, sondern immer eher eine auf Interessen und weiteren Faktoren basierende Kosten/Nutzenrechnung. Das zeigt auch die strategische Unterstützung der Amerikaner für die "Bewegung des 26. Juli" in ihren Anfängen (50.000 USD um im Falle eines Sieges ein paar Sympathien für die USA zu erzeugen), aber auch liberale progressive und demokratisch orientierte Kräfte in Lateinamerika, wie z.B. José Figueres Ferrer in Costa Rica. Es gab sogar Gerüchte um Waffenlieferungen über drei Ecken an die Guerilleros. Als Präsident von Costa Rica, unterstützte Figueres Ferrer jedenfalls in seiner Ablehnung jeglicher lateinamerikanischer Diktaturen zunächst sogar die kubanischen Guerilleros in ihrem Kampf gegen Batista mit Waffen, lehnte deren späteren Drift in Richtung Totalitarismus und Diktatur aber klar ab und warnte Castro bei einer Rede in Havanna vor einer solchen Entwicklung, worauf man ihm das Mikrofon wegnahm.
Später in den 80ern bekannte er, dass er damals, bevor er Präsident wurde, als er um Hilfe bei den USA bat, zum CIA-Chef Allen Dulles eine gute Freundschaft pflegte.

Hier ist ein CIA-Bericht vom 03. November 1958, nebst Ergänzungen vom 10. November 1958, der ganz gut die Einschätzungen kurz vor dem Sieg der Revolutionäre zeigt (Originallink):
https://www.cia.gov/readingroom/docs/CIA-RDP79R00904A000400030011-5.pdf (PDF unten auch angehängt)

und hier ist auch die Übersetzung dazu (leider sind hier im Forum Beiträge auf maximal 10.000 Zeichen beschränkt, daher habe ich es bei Pastebin abgelegt):

Und hier wird auf Yuri Paporov, einen KGB-Agenten verwiesen, der die CIA-Zahlungen behauptete, die aber durch Tad Szulc bestätigt werden:

Aus dem Text:
"Laut Yuri Paporov, einem KGB-Beamten, wurden CIA-Gelder an die Bewegung des 26. Juli geleitet. Diese Behauptung wurde von Tad Szulc, Castros Biograf, bestätigt, der sagt, dass sie zwischen 1957 und 1958 stattfand, nachdem Castro den „Pakt der Sierra Maestra“ unterzeichnet hatte!"
 

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  • CIA-RDP79R00904A000400030011-5.pdf
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Die Aufhebung der Sanktionen an Bedingungen zu knüpfen, heisst ihre Rechtmässigkeit anerkennen.
Sorry, aber jemand der Sanktionen auflegt, rechtfertigt sich für gewöhnlich selbst, ganz egal, was andere dazu sagen. Und der Autor stellt die Gemengelage klar dar. Und da es, abgesehen von Trumps willkürlichen Verschärfungen, immer auch Gründe / polit. Ereignisse für die Errichtung von Sanktionen gab, braucht es auch im Normalfall den Wegfall dieser Gründe oder andere Beweggründe, um diese Sanktionen zu kippen. So funktioniert die Logik von Sanktionen, sonst verlieren sie auch ihren Symbolwert. In dieser Logik bewegt sich jeder, der Sanktionen auflegt, aus welchen Gründen auch immer (abgesehen von Trump).

Du hast es doch selbst hervorgehoben: "Und sie kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die kubanische Diktatur nun wirklich nichts getan hat, das irgendeine Annäherung verdienen würde."
Der Taz-Autor stellt im Wesentlichen die amerikanische Logik dar, vergisst aber auch nicht die letzten 2 Jahre drastisch verschärfter Repression gegen Andersdenkende, die sehr wohl in einen Zusammenhang für Gesten guten Willens gestellt werden.

Als ob Kuba den USA irgendetwas schuldig wäre, bevor das Embargo aufgehoben wird.
Warum sollte das die USA interessieren, sie sitzen am längeren Hebel. Sie werden niemals ohne gute Gründe auf die aus ihrer Sicht unrechtmäßigen Enteignungen verzichten. Das kann man doof finden, aber dieser Anspruch sitzt IMMER mit am Tisch. Wobei ich mir vorstellen kann, dass die USA einer Entwicklung hin zu einem wirklich demokratischen Kuba nicht im Wege stünden. Die Sanktionen würden quasi automatisch fallen, weil die Sanktionssubjekte dann gar nicht mehr vorhanden wären.

Selbst die US-Betriebe wurden ja gegen Entschädigung nationalisiert.
Wer wurde denn angeblich angemessen entschädigt?
 
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Es wurden m. W. irgendwelche wertlosen Staatsanleihen als "Entschädigung" geboten, die natürlich nicht akzeptiert wurden. "Angemessen" ist sicher was anderes.
 
Es wurden m. W. irgendwelche wertlosen Staatsanleihen als "Entschädigung" geboten, die natürlich nicht akzeptiert wurden. "Angemessen" ist sicher was anderes.
Kann es sein, dass andere Länder, die ebenfalls von Enteignungen betroffen waren, das "angemessen" damals anders als du definiert haben, und im Gegensatz zu den USA die Entschädigungen akzeptiert haben?
(Siehe auch: El Pais, ... )

Welches waren denn die ersten Enteignungen, die letztlich zum Bruch und danach zur Spirale von Verstaatlichung und Embargomassnahmen geführt hatten?

Würdest Du die Verteilung von Grossgrundbesitz an Kleinbauern der ersten kubanischen Agrarreform von 1959 denn generell verurteilen wollen?

War die Wirtschaftsform mit Grossgrundbesitz und Ausbeutung der Bauern aus deiner Sicht denn gerecht?
 
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Unabhängig davon, ob vier alle hier das nun richtig oder falsch finden, Fakt ist, es wurden US-Bürger und - Firmen nahezu entschädigungslos par ordre de mufti enteignet, woraufhin die USA ein Embargo verhängten. Inzwischen erlauben sich die USA auch für diejenigen Kubaner zu sprechen, die inzwischen US-Bürger sind.

Andere Enteignete mögen sich inzwischen in welcher Form auch immer mit Kuba geeinigt haben. Die USA haben es nicht. Und wie schon mehrfach ausgeführt, hat auch Kuba offenbar kein allzugroßes Interesse daran, dass eine Einigung zustande kommt. Beide Seiten brauchen das Embargo aus politischen Gründen, sei es auch noch so kontraproduktiv.
 
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... Fakt ist, es wurden US-Bürger und - Firmen nahezu entschädigungslos par ordre de mufti enteignet, woraufhin die USA ein Embargo verhängten.
Fakt ist wohl auch, dass die USA zur damaligen Zeit null Interesse hatten ihre kolonialistische, und menschenrechtsverachtende Politik der 50er und 60er Jahre, die so rein gar nichts mit freiheitlich oder demokratisch zu tun hatte, für soziale Reformen jedweder Art aufzugeben. Und Kuba musste das halt dann büssen, weil es eben keine Fortsetzung eben jener menschenverachtenden Kolonialpolitik zu Gunsten der Reichsten in Lateinamerika mehr wollte.
 
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