In der Theorie finde ich Deine Vorstellungen sehr schön und erstrebenswert, aber in der Praxis irgendwie utopisch, und zwar länderübergreifend!
Wie würdest Du denn den Zweck einer Demonstration bewerten wollen? Ein Staat sollte jede Demonstration zu jedem Zweck erlauben? Würdest Du bestimmte Demonstrationsinhalte verbieten lassen? Wie würdest Du Demonstrationen generell einordnen, die die Staatsform anzweifeln? Sind z.B. Monarchien OK? Wer legt fest welche Staatsform erlaubt und welche nicht erlaubt ist? Sollten dann z.B. nicht auch Nazis in Deutschland von Ihrer freien Meinungsäußerung Gebrauch machen dürfen? Oder Islamisten z.B. für die Scharia auf dem Münchner Marienplatz werben dürfen?
Wenn Du das bejahst, dann sollte das weltweit - und somit auch in Kuba - gemacht werden dürfen.
Ich finde es nicht utopisch von einer Regierung zu erwarten, dass diese grundlegende Freiheits- und Menschenrechte der Bürger respektiert und schützt. Das sollte m. E. die Basis jeder Staatsform sein. Theoretisch könnte auch eine Monarchie, oder ein Einparteiensystem das leisten. In der Praxis halte ich allerdings Demokratien für geeigneter, u. a., weil dort die Verlockung des Machtmissbrauches geringer ist. Politische Systeme, deren Bürger und Regierungen sich feindlich gegenüberstehen, funktionieren grundsätzlich falsch. In Kuba scheint die Beziehung zwischen Volk und Regierung primär auf Kontrolle und Repression zu basieren. Manchen mag das so gefallen, aber, ich vermute der Mehrheit der Menschen eher nicht.
Ich würde nicht zwischen "erlaubten" und "unerlaubten" Staatsformen unterscheiden, wichtig ist, dass die Menschen selbst entscheiden können, wer das Land regiert und leichzeitig muss es die Möglichkeit geben, Regierende in ihre Schranken zu verweisen, wenn diese nicht dem Interesse des Volkes dienen, oder sich sonst wie als unfähig erweisen. Dazu gehören selbstverständlich auch Kundgebungen gegen Regierungspolitik. Selbst Rechtsextreme/Neonazis, die das System ablehnen, dürfen in Deutschland demonstrieren. Das sieht zwar hässlich aus, ist aber letzlich ein Qualitätsmerkmal des Systems.
Nach meiner Einschätzung würde ich die aktuellen kubanischen Regierungskritiker jedoch nicht in einem Atemzug mit extremistischen Gruppierungen, oder Terrororganisationen, wie Nazis und Islamisten, nennen. Ich habe nirgendwo Aufrufe zur Gewalt, oder zu Umsturz gelesen, mir sind auch keine terroristischen Aktionen bekannt, die von dort ausgingen. Es geht den Aktivisten wohl eher darum, aktuelle Missstände zu kritisieren und mangelnde Freiheitsrechte einzufordern. Und das sind völlig legitime Anliegen, nicht nur in Kuba, sondern in allen Ländern der Welt.