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kubanische Ärzte auf Mission

Ich würde die Formulierung anders deuten: In das Krankenhaus werden täglich ... gebracht. Wie viele sie davon selbst operiert, wird nicht ausgesagt.

Relotius-Stil eben, preisverdächtig. ;)
 
So wie sie es formuliert, ist es sehr abwegig:
  • Täglich werden Patienten mit 12 oder 15 Kugeln im Körper gebracht.
  • Ihr wird angedroht, getötet zu werden, wenn sie den Patienten nicht rettet.
Das bedeutet also (weil sie noch lebt), dass sie über einen längeren Zeitraum täglich Patienten "mit 12 oder 15 Kugeln im Körper" das Leben gerettet hat. Das halte ich für absurd.
Das so etwas täglich passiert ist wohl eher übertrieben, aber auf diese Art von Drohungen muß sich ein Arzt in diesen Ländern vorbereiten.
 
In Brasilien gab es umgerechnet so ca. 650 Euro als MLC plus Unterkunft und Verpflegung. Das kubanische Gehalt lief weiter. Die 650 Euro entsprachen ca. 20 % von dem Gesamtbetrag den Kuba für seinen Arzt von der brasilianischen Regierung bekam. Der Monatsverdienst wurde in BRL ausbezahlt und anschließend über Frankfurt/M in Euro zurück nach Kuba transferiert um dann in MLC auf dem Konto gutgeschrieben zu werden. Warum auf diese Art... ich habe keine Ahnung.
Das es Wohnungen oder gar Auto umsonst gegeben haben soll ist mir noch nie zu Ohren gekommen. Gerade der Kauf einer Wohnung, samt Einrichtung welche sich mancher mitbringt, ist ja mit ein Grund warum viele Ärzte auf Mission gehen. Es läuft in etwa so ähnlich ab wie seinerzeit in der DDR mit den Arbeitern an der Erdgastrasse in der Sowjetunion. Die konnten z.B. auch sofort ein Auto kaufen wogegen der 0815 Bürger Jahre warten musste. Wer von der Mission zurückkommt erhielt die Möglichkeit eine Wohnung in extra für diese Zwecke erbauten Edficios käuflich zu erwerben. Auch mit sehr günstigen Ratenkrediten. So zumindest in Guantánamo. Aber seit einiger Zeit werden keine Wohnungen mehr für diese Zwecke gebaut. Warum kann man sich denken.
Das sind Beispiele von Edificios in Guantánamo, gebaut für Ärzte welche in Brasilien auf Mission waren. Geringer Kaufpreis zu geringen Kreditraten
 

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Das Schlimmste ist Glaube ich, das einen sehr großen Keil in die Cubanische Gesellschaft treibt.
 
Eigentlich wollte ich nicht noch mehr Worte über dieses Thema verschwenden. Aber da ihr alle so begeistert reagiert, habe ich noch ein wenig weiter gesucht und zwei sehr interessante Artikel gefunden. Ein paar Zitate, die ihr bestimmt interessant finden werdet, schon allein deshalb, weil das nicht oft veröffentlicht wird.

Die Länder, die ihre Dienste in Anspruch nehmen, zahlen dafür an die kubanische Regierung, die keine genauen Angaben zu den Transaktionen macht. Aus offiziellen Statistiken geht jedoch hervor, dass die im Ausland unter Vertrag genommenen Fachkräfte im letzten Jahrzehnt durchschnittlich mehr als 11 Milliarden Dollar pro Jahr einbrachten. Mindestens 80 Prozent davon, d. h. fast 9 Milliarden Dollar, wurden Berichten zufolge von Fachkräften aus dem Gesundheitswesen aufgebracht. Nach den neuesten verfügbaren Daten ist dieser Anteil jedoch auf 6,4 Milliarden Dollar im Jahr 2018 gesunken, noch bevor das Abkommen mit Brasilien geschlossen wurde.

Wie viele kubanische Ärzte haben in den letzten Jahren beschlossen, nicht auf die Insel zurückzukehren?
Nehmen wir das jüngste Beispiel Brasilien: Nach Angaben der regierungsnahen Zeitung Granma kehrten von den 8.471 dort eingestellten Entwicklungshelfern nur 836 (fast 10 %) nach Ablauf des Abkommens im Jahr 2018 nicht zurück. Nach einer Schätzung der unabhängigen Organisation Proyecto Inventario würde diese Zahl jedoch auf 2.106 (fast 22 %) ansteigen.

In einem Schreiben, das die UN-Sonderberichterstatter für zeitgenössische Formen der Sklaverei und des Menschenhandels im November 2019 an die kubanische Regierung gerichtet haben, wird vermutet, dass die Arbeitsbedingungen kubanischer medizinischer Hilfskräfte möglicherweise auf "Zwangsarbeit" hinauslaufen, was eine Form der "modernen Sklaverei" darstellt. Die Berichterstatter sagen, sie stützen sich auf Berichte aus erster Hand. Havanna bezeichnet diese Anschuldigungen jedoch als "verabscheuungswürdig"
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In einem Schreiben, das die UN-Sonderberichterstatter für zeitgenössische Formen der Sklaverei und des Menschenhandels im November 2019 an die kubanische Regierung gerichtet haben, wird vermutet, dass die Arbeitsbedingungen kubanischer medizinischer Hilfskräfte möglicherweise auf "Zwangsarbeit" hinauslaufen, was eine Form der "modernen Sklaverei" darstellt. Die Berichterstatter sagen, sie stützen sich auf Berichte aus erster Hand. Havanna bezeichnet diese Anschuldigungen jedoch als "verabscheuungswürdig".
Der bereits erwähnte Bericht von "Cuban Prisoners Defenders" wurde im Mai 2019 an die Vereinten Nationen gesandt. Als Reaktion haben dann im November 2019 die beiden Sonderberichterstatterinnen der UN das oben genannte Schreiben an die die kubanische Regierung gerichtet, d.h. dass die "Berichte aus erster Hand" die aus dem Bericht von "Cuban Prisoners Defenders" sind.

Bezüglich eines etwaigen Drucks vor der Mission gibt es in dem Schreiben nur einen Absatz:

"Si bien la participación en las misiones de internacionalización es oficialmente voluntaria, muchos médicos se sienten presionados para acogerse a dichas misiones y temen represalias por parte de Gobierno de Cuba si no participan;"

Das ist etwas anders formuliert die gleiche Aussage wie im CPD-Bericht - was nicht wundert, weil das ja die Quelle ist. Es geht also wieder um die selben 26, die Angst hatten, gebrandmarkt zu sein, wenn sie nicht auf Mission gehen würden und die eine moralische Schuld dem Staat gegenüber fühlten.

Weiterhin keinerlei konkrete Belege zu irgendeinem aktiven Druck vor Beginn der Mission.

Diese Berichte fußen ja auf der Befragung von ehemaligen Missionsteilnehmern. Die Frage "Wurden Sie vor der Mission aktiv unter Druck gesetzt, an der Mission teilzunehmen?" wurde offenbar überhaupt nicht gestellt. Oder falls doch, wurde das Ergebnis nicht für wert befunden, im Bericht erwähnt zu werden. Der Grund dürfte klar sein.
 
In einem Schreiben, das die UN-Sonderberichterstatter für zeitgenössische Formen der Sklaverei und des Menschenhandels im November 2019 an die kubanische Regierung gerichtet haben, wird vermutet, dass die Arbeitsbedingungen kubanischer medizinischer Hilfskräfte möglicherweise auf "Zwangsarbeit" hinauslaufen, was eine Form der "modernen Sklaverei" darstellt. Die Berichterstatter sagen, sie stützen sich auf Berichte aus erster Hand. Havanna bezeichnet diese Anschuldigungen jedoch als "verabscheuungswürdig".
Irgendwie bin ich bei diesem Zitat näher bei Havanna als bei dem UN-Sonderberichterstatter.
1. Es sind Freiwillige, die auf Auslandsmission gehen und die meisten sind - zumindest bei ersten Mal - sehr stolz darauf, ausgewählt worden zu sein.
2. Es gibt sehr unterschiedliche Auslandsmissionen:
- in Südafrika waren es vor allem Lehrer (beim ersten Einsatz keine Devisenbezahlung, aber Vergünstigungen bei Rückkehr)
- in Venezuela gab es unterschiedliche Verträge bezüglich der Bezahlung (Einfuhrmöglichkeit von Konsumgütern), später und aktuell keine Devisen mehr, vor Ort ausgezahltes Geld reicht nicht, um sich die leeren Wohnungen einzurichten
- in Brasilien (Devisen)
- Sierra Leone (Haus auf Kuba)
- Italien ?
- aktuell Portugal ?

Was sind
kubanische medizinische Hilfskräfte
 
Es ist ganz einfach: es ist nunmal einfach nicht notwendig und vollkommen sinnlos, vor der Mission aktiv Druck auszuüben, weil die Menschen freiwillig gehen. Wenn sie es nicht freiwillig tun würden, sähe es vielleicht anders aus, aber das ist Spekulation.

Ich gehe davon aus, dass die Missionen für viele ein Grund sind, sich um ein Medizinstudium zu bemühen.
 
Mal abgesehen vom Geld, kubanische Ärzte genießen einen hervorragenden Ruf in Lateinamerika. Insbesondere wegen ihren Kosteneffizienz ( Family doctor model )
 
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