und noch ein Netzfund:
Ist der Begriff "Zigeunerschnitzel" nicht ein wenig menschenverachtend?
Mohrenapotheken, Zigeunerschnitzel und schwarz fahren entzünden die Gemüter. Offenbar weit mehr als verhungernde Kinder, Obdachlose oder industriell betriebene Tierquälerei bei Wiesenhof.
Wobei uns das „schwarz fahren“, inzwischen als kreatives Additiv aus dem jiddischen Sprachschatz geoutet, die ganze Absurdität des kollektiven Sprachfetischismus unübertrefflich witzig vor Augen führt.
Es ist eigentlich schön zu wissen, dass es offenbar Menschen gibt die soviel Zeit tot zu schlagen haben, geradezu manisch nach „verletzenden, rassistischen“ Titulaturen zu schnüffeln. Man könnte es damit bewenden lassen und ungestört die motivierten Soziologiestudentinnen ihrem privaten Feldzug überlassen, standen sie doch sowieso nie im Ruf, wirklich produktiv am Wissenschaftsbetrieb teilzunehmen.
Das wirklich faszinierende ist jedoch, dass Erwachsene sich diesen Zeitvertreib zu eigen machen und die gesamte Gesellschaft dem Sprach-Joch einer kleinen Liga bourgeoiser, selbsternannter Avantgardisten ausliefern wollen. Und ab hier wird es penetrant, das Problem kann nicht weiter ignoriert werden.
Das Einfälle aus der Werbebranche oft wie die halluzigenen Effekte unkontrollierten Konsums von Fliegenpilzen wirken, wussten wir bereits seit Klementine Ariel in den Hauptwaschgang goß. Nun machen sich dieselben Werbefritzen zur Speerspitze sprachlicher Verrenkungen nicht nur der Möchtegern-Antidiskriminierungspolizei, sondern auch der Gender Gurus und Bilderstürmer.
In das gleiche Horn tuten die Medien. Zeitungen wie der Rundfunk früher eine gute Referenz für korrektes Deutsch, zerbröseln Meldungen mit Sternchen und kryptischen Punkten ins Unleserliche. Ansagerinnen in adretten, fast spiessigen Kostümchen, hüsteln die Genderpausen um auch, um Himmels Willen, Diverse sprachlich mit zu schlucken.
Sprache ist, frei nach Lenins Kombinat-Theorie (Kommunismus = Sozialismus + Elektrifizierung), Kreativität plus Gewohnheit. Sprache wandelt sich, wird von Minoritäten beeinflusst und erschafft sich dadurch organisch und erfrischend neu. Was 1950 Jugendsprache war, mag heute antiquiert sein. Das liegt am Wandel der Gesellschaft, am Altern selbst und ist grundsätzlich positiv zu sehen.
Dieser organisch gewachsene Sprachwandel hat jedoch nichts mit dem geballten Schwachsinn zu tun, der gerade auf uns Alle sprachlich einhämmert.
Hier manifestiert sich der Alleinherrschaftsanspruch einer sehr aggressiv und unverschämt auftretenden Minderheit, die einer von ihr als „bildungsfern“ eingestuften Mehrheit nicht nur ihre wenig geistreichen Sprachschöpfungen und Regelungen aufzwingen will, sondern die gesamte, dahinter stehende Ideologie!
Diesen Leuten und ihrem von Ideologie befeuerten, missionarischen Eifer, anderen ihre Sicht der Welt aufzuzwingen, sollte man sich nicht widerstandslos ausliefern.
Angeblich geht es solchen politisierten Oberlehrern darum, Rassismus und Diskriminierung zu bekämpfen. Das wirkt nicht besonders glaubwürdig, da man bei genauer Betrachtung feststellt, dass sie sich oft genug aus eigener Macht zum Sprachrohr anderer machen. Erst im Nachgang stellen die dann fest, dass sie sich verletzt fühlen.
Auch ohne solche Avenger aus eigener Machtfülle ist in der überwiegenden Mehrheit unserer Gesellschaft längst das Bewusstsein angekommen, Hautfarbe als nichts weiter als ein äusseres Merkmal zu betrachten. Schwule und Lesben sind in der Gesellschaft längst gleichberechtigt als völlig normale Mitmenschen angekommen. Minderheiten, die diese Toleranz und Menschenrechte nie verstehen werden, wird es, mit oder ohne Sprachpolizei, leider immer geben.
Der Zentralrat der Sinti und Roma hat sich zur Zigeunerschnitzel und -Sossendebatte wie folgt geäußert:
„Der Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma begrüßte die Entscheidung. „Es ist gut, dass Knorr hier auf die Beschwerden offenbar vieler Menschen reagiert“, sagte der Vorsitzende Romani Rose dem Blatt. Ihm selbst bereite allerdings der wachsende Antiziganismus in
Deutschland
und Europa größere Sorgen. „Für den Zentralrat sind vor diesem Hintergrund Zigeunerschnitzel und Zigeunersauce nicht von oberster Dringlichkeit.“ Viel wichtiger sei es, Begriffe wie „Zigeuner“ kontextabhängig zu bewerten, „wenn etwa in Fußballstadien "Zigeuner" oder "Jude" mit offen beleidigender“
Quelle:
Weiterleitungshinweis
Weiterleitungshinweis
Wegen Rassismus-Diskussion: Knorr benennt Zigeunersauce um - Sinti- und Roma-Zentralrat sieht aber noch weitere Baustellen
Die Marke Knorr will künftig den Namen Zigeunersauce nicht mehr verwenden und einen anderen Namen wählen. Beim Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma ist man zufrieden, sieht aber noch andere Baustellen, die wesentlich dringender sind.
Weiterleitungshinweis
https://www.google.com/amp/s/rp-online.de/panorama/fernsehen/knorr-benennt-zigeunersauce-um-sinti-und-roma-zentralrat-sieht-aber-noch-weitere-baustellen_aid-52787133%3foutput=amp
Es geht Romani Rose, dem Vorsitzenden des Zentralrats, offenbar um wesentlich Wichtigeres: Nämlich dem Wegfall von Vorurteilen. Er selbst sieht offenbar Sprachregelungen nicht als entscheidenden Hebel, dieses Ziel zu erreichen.
Es geht um Einstellungen, um unvoreingenommenes Begegnen und Zuhören. Das kann freilich nicht erzwungen werden, sondern ist ein individueller Prozess des Lernens, der jedem Menschen selbst vorbehalten bleibt.
Kleine Oberlehrer und ihre lächerlichen Versuche eines Sprachdiktats braucht die Gesellschaft nicht.