Das offizielle Kubaforum

Werde auch Du Teil der deutschsprachigen Kuba-Community. Die Anmeldung ist absolut kostenfrei und in wenigen Augenblicken abgeschlossen. Direkt danach bist Du in der Lage, eigene Themen zu erstellen oder auf bestehende zu antworten, sowie Dich mit anderen Mitgliedern zu verbinden.
Sei dabei. Wir freuen uns auf Dich!

Kuba - Bachelet fordert Freilassung von inhaftierten Demonstranten - Deutschlandfunk

Naja Chris, du magst recht haben mit den Plünderern usw, daß gehört sich nicht und sollte auch hart bestraft werden wenn man diese Leute erwischt. Viel mehr sollte man sich die Frage stellen, warum sind die Kubaner auf die Straße gegangen, weil sie einfach die Schnauze gestrichen voll haben und recht haben sie, wir würden das bestimmt auch tun. Aber mal eine Frage an dich(und bitte nicht persönlich nehmen, es ist nur eine Frage). Habe deine ganzen Beiträge zu diesem Thema von dir seit einiger Zeit durchgelesen. Dabei ist mir aufgefallen, daß du scheinbar dagegen bist, daß die Menschen auf die Straße gegangen sind um vielleicht endlich mal für ein besseres Leben zu demonstrieren, denn irgendwie redest du immer dagegen oder verteidigst gar das System, so zumindest habe ich den Eindruck, ich lasse mich gerne berichtigen :) Da ich dich als Moderator schätze(kann nicht jeder in einem Forum), und du auch immer Tips, Hilfestellungen und sonstige Sachen zügig beantwortest(bestimmt sehen das auch hier viele Nutzer so), war und bin ich etwas irritiert und frage deshalb nach:)

Hallo Bluefire,

ich habe überhaupt kein Problem damit, dass Du mich das frägst :)
und ich versuche gerne einmal zu erklären, wie ich zu meinen Einschätzungen komme.

Punkt 1:
ich bin und war immer schon in gewisser Hinsicht ein Realist und ich versuche eine Sache erstmal von allen Seiten anzusehen und bilde mir dann eine Meinung zu einem Thema. Das habe ich so auf der Uni gelernt, als ich Archäologie studiert habe, auch da ist es wichtig aus vielen Einzel-Facetten und Puzzle-Teilen sich ein Bild zusammen zu setzen.

Punkt 2:
Lebenserfahrung ist nicht unwichtig, gerade bei mir. Ich hatte das unverschämte Glück schon viele verschiedene Staatsformen selbst zu erleben, und zwar nicht nur als Tourist sondern durch dort Leben und meine Arbeit. Ich war familiär zum Beispiel in den Jugoslawien-Bürgerkrieg involviert, da meine erste Frau halb Serbin (Mutter) und halb Kroatin (Vater) war. Ich konnte mit eigenen Augen sehen was dort passiert ist und wie es die Menschen verändert hat! Ich habe auch einige Jahre (Ende der achtziger Jahre, Anfang der Neunziger) im Orient als Archäologe gearbeitet, hauptsächlich damals unter Saddam Hussein, und ich habe dort im Zuge des USA-Feldzuges und der nachgehenden Säuberungen durch Saddam Dinge gesehen, die ich eigentlich niemanden wünsche zu sehen.
Dadurch hat sich bei mir eine gewisse Grundhaltung herausgebildet bezüglich welche Art zu Leben ich bevorzuge und welche nicht. Vor allem aber habe ich festgestellt, wie sehr Medien Dinge manipulieren und beeinflussen können, und zwar leider nicht immer nur zum Guten! Während die einen ganz offensichtlich nicht die Wahrheit sagen, machen es die anderen wesentlich subtiler, und manchmal sind Halbwahrheiten und Auslassungen viel schlimmer in Ihren Folgen, als ganz offensichtliche Lügen!

Punkt 3:
Wie sehe ich mich politisch? Ich bin - auch wenn das vielleicht Einigen verrückt erscheinen mag - eine Mischung aus Helmut Schmidt, Willy Brandt und Herbert Wehner ... Die haben mich in meiner Kindheit, meiner Jugend und als junger Erwachsener geprägt, heutige Politiker finde ich mit Verlaub besch....

Punkt 4:
Kuba und sein System sehe ich durchaus nicht positiv, aber ich habe auf dieser Welt eben auch schon viel schlimmere Dinge gesehen! Und Änderungen sind notwendig, aber nicht durch das Hau-Ruck-Verfahren. Das würde nicht gut gehen. Vielmehr hoffe ich auf einen friedlichen Wandel durch Annäherung, die letzten Obama-Jahre hatten mich da eigentlich hoffen lassen. Ich bin friedlichen Protesten gegenüber durchaus nicht abgeneigt, aber leider lassen sich einige hier instrumentalisieren, und das dient nicht der Sache! Das mit den Plünderungen ging schon am Vormittag los, dass da jede Staatsmacht "nervös" wird und auch die Muskeln spielen lässt ist aus meiner Sicht unvermeidlich!
Aber das was ich hier an Polizweigewalt gesehen habe, ist - man mag es mir verzeihen oder nicht - Kindergarten im Vergleich zu anderen Demos, die ich auf der Welt schon mitbekommen habe (Wackersdorf, Startbahn West, Nato-Doppelbeschluss, G7-Gipfel, oder vor allem aktuelle Demos in anderen lateinamerikanischen Staaten). Wer hier in Kuba von "Mördern", "Schlächtern", "Massakrieren" und "brutalster Repression" spricht hat noch nicht viel gesehen in seinem Leben. Sorry

Ich persönlich sehe die Politik der USA gegenüber Kuba als Hauptursache des Übels, auch wenn ich die "innere Blockade" durchaus sehe und für nicht gut befinde. Aber ich habe eben auch gesehen, was schon der Wegfall von einigen wenigen Blockadepunkten von aussen Positives hier in Kuba bewirken kann. Und je mehr Öffnung da wäre, desto besser wäre das Leben hier und dann könnten auch andere interne Reformen leichter angestossen werden, auch hin zu mehr Demokratie.

Punkt 5:
Kuba gehört den Kubanern, und die müssen selber darüber entscheiden können was sie wollen. Einmischung von aussen ist da nicht förderlich. Jeder, der sich vor den Wagen von anderen spannen lässt, ist dem eigentlichen Prozess, ein friedliches und prosperierenderes Kuba zu erhalten hinderlich.
Ich möchte keinen gewaltsamen Wandel hier, und noch viel weniger, wenn man noch nichtmal eine Lösung für das danach hat! Der Wandel muss durch (wenn auch langsame) Annäherung stattfinden, und alle müssen mitgenommen werden und sich akzeptiert und respektiert fühlen können! Das ist ein langwieriger Prozess und geht nicht auf Knopfdruck.

Noch Fragen? :cool:
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für deine ausführliche und schnelle Antwort, es sind auch schon einige Likes für dich eingegangen, aber du hast es gut umschrieben und nicht direkt beantwortet, eher wie ein Politiker :) Trotzdem danke nochmal für die Antwort:cool:
 
Hallo Bluefire,

natürlich waren viele auf der Strasse, weil sie die "Schnauze voll" hatten ... das bestreite ich doch gar nicht :cool:
Und wenn sie das friedlich tun finde ich das auch OK. Allerdings glaube ich nicht, dass sie auf diese Weise viel verändern können.

War das die gewünschte Antwort? ;)

Saludos aus Havanna
Chris
 
Nicht nur das, er hat auch kein Geld, sich ein Hemd zu kaufen und ich bezweifle sehr stark, ob er überhaupt den Inhalt der kubanischen Verfassung kennt. Im heutigen Gebiet Deutschlands gibt es gar keine......Verfassung, tragt es mit Fassung........

Ob denn Bachelt sich auch so für Assange einsetzt?
Auf dem Gebiet der Bundesrepublik gilt eine Verfassung. Sie heißt Grundgesetz. Sie gilt außerdem neben 16 Landesverfassungen. GB ist das einzige europäische Land ohne geschriebene Verfassung.

Anbei wüsste ich nicht was daran verwerflich sein soll Einrichtungen des selben Staates zu plündern der die missliche Lage verursacht hat. Der Staat hält zudem durch die Bindung an Devisen besagte Produkte von der Bevölkerung fern. Ja ich befürworte Plünderungen der Devisenmärkte dieser Pseudosozialistischen Regierung. Wenn es Ihnen nicht passt müssen sie gewaltig etwas ändern. Sowas entsteht nicht aus dem Nichts

E: natürlich fände ich einen friedlichen Umsturz besser, Mitleid mit dem Regime halte ich hier jedoch für unangebracht
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben