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kubanische Ärzte auf Mission

Für den Onkel meiner Frau ist dies die vierte Mission (nach Angola, Grenada und Saudi-Arabien) und natürlich hat er sich jedes Mal freiwillig gemeldet. Ich gehe also davon aus, dass er die Missionen insgesamt positiv beurteilt.
Das deckt sich mit der Aussage einer Bekannten, die ebenfalls als Ärztin auf Mission war, auch sie ging gerne und freiwillig. Eine andere Chance mal ins Ausland zu kommen, hätte sie sonst auch kaum gehabt. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass sie ein marktgerecht bezahltes Jobangebot aus dem Ausland einer "Mission" vorgezogen hätte. Aber das verbietet das staatliche Geschäftsmodell der Leihärzte und hier beginnt auch der Vorwurf der Ausbeutung.

Eine Mission ist ein Auftrag und hat nicht unbedingt etwas mit Religion oder Ideologie zu tun. Den Sozialismus einzuführen wäre wohl für die kubanischen Ärzte eine "Mission Impossible"... ;)
Ich vermute ein gewisser Marketinggedanke steckt schon dahinter. Kuba feiert die Ärzte auch gerne als Helden. So ganz ideologiefrei sind diese "Missionen" nicht.

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Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass sie ein marktgerecht bezahltes Jobangebot aus dem Ausland einer "Mission" vorgezogen hätte.
Sehr viele Menschen, die in Drittweltländern leben, würden ein "marktgerecht bezahltes Jobangebot" in einem Erstweltland vorziehen.

Eine Ausbeutung der kubanischen Ärzte im Vergleich zu anderen Berufsgruppen kann ich absolut nicht erkennen. Im Gegenteil, meiner Meinung nach gehören sie zu einer privilegierten Gruppe.
 
Sehr viele Menschen, die in Drittweltländern leben, würden ein "marktgerecht bezahltes Jobangebot" in einem Erstweltland vorziehen.
Stimmt. Aber im Gegensatz zu den kubanischen Ärzten dürfen sie ein solches Jobangebot auch annehmen. Kubanische Ärzte werden zu "Deserteuren" erklärt und bestraft, wenn sie es gegen den Willen des Staates tun.
 
Vermutlich hat es damit zu tun, dass sie in dem Falle den von ihnen mit dem kubanischen Staat eingegangenen Vertrag nicht einhalten. Das hätte überall auf der Welt Konsequenzen. im übrigen dürfen kubanische Mediziner*innen doch auch ins Ausland gehen, auch wenn sie nicht auf Mission sind oder?
 
... im übrigen dürfen kubanische Mediziner*innen doch auch ins Ausland gehen, auch wenn sie nicht auf Mission sind oder?
Meines Wissens dürfen bestimmte Berufsgruppen wie Wissenschaftler, Ärzte, Militärs und Profisportler nicht ohne staatliche Erlaubnis das Land verlassen. Darüberhinaus gibt es jahrelange Sperrfristen und Wartezeiten bei den Reiseanträgen.
 
im übrigen dürfen kubanische Mediziner*innen doch auch ins Ausland gehen, auch wenn sie nicht auf Mission sind oder?
Für bestimmte Spezialisten gibt es wohl tatsächlich deutliche Einschränkungen; sie benötigen weiterhin eine Reiseerlaubnis.

 
Irgendwie ja auch nachvollziehbar aus Sicht des Staates, bestimmte Ausgebildete, die im Land gebraucht werden, nicht ohne weiteres ziehen zu lassen. Konkrete Berufe werden nicht genannt, ich weiss z.B. von einer Frauenärztin, die in Angola lebt und auch zu Besuch nach Kuba geht.
 
Irgendwie ja auch nachvollziehbar aus Sicht des Staates, bestimmte Ausgebildete, die im Land gebraucht werden, nicht ohne weiteres ziehen zu lassen. Konkrete Berufe werden nicht genannt, ich weiss z.B. von einer Frauenärztin, die in Angola lebt und auch zu Besuch nach Kuba geht.
sehe ich auch so, immerhin hat wohl der Staat die Ausbildung bezahlt.
Ich kenne einen Syrer, ist schon lange in LE, der hat eine deutsche Frau. Als er mal seine ehemalige Heimat besuchte, wurde er dort so lange festgehalten, bis er seine dort erhaltene Ausbildung bezahlt hatte.

Mann, was haben die westdeutschen Unternehmer für ein Glück gehabt, soviel gut ausgebildetes Humankapital so bequem zu bekommen...
Na gut, nicht immer, Rumänendeutsche wurden von der brd abgekauft...
 
Vermutlich hat es damit zu tun, dass sie in dem Falle den von ihnen mit dem kubanischen Staat eingegangenen Vertrag nicht einhalten. Das hätte überall auf der Welt Konsequenzen. ...

Vertragsbruch bei einem Arbeitsvertrag kann tatsächlich überall auf der Welt Konsequenzen haben, z.B. eine Geldstrafe in Höhe eines Monatseinkommens. Soweit die Gemeinsamkeiten zum Rest der Welt. Für die kubanischen medizinischen Fachkräfte hat ein Vertragsbruch allerdings weitaus dramatischere Folgen. Neben gesellschaftlicher Ächtung als "Deserteure" und Staatsfeinde werden sie als Kriminelle behandelt und für 8 Jahre ins Exil geschickt:

Wer sich unerlaubt von der Mission entfernt, schreibt HRW, müsse gar mit einer Strafanzeige in Kuba rechnen. Wer eine Auslandsmission ganz verlässt, heißt es auf der Rechtsberatungsseite Juriscuba, müsse acht Jahre warten, bis er wieder nach Kuba einreisen darf. (DW)

Warum also so drakonische Strafen für die Verletzung eines Arbeitsvertrages? Vor allem, wenn die Tätigkeit auf den "misiones" freiwillig ist und gerne gemacht wird? Ein Arbeitnehmer, der mit seinen Arbeitsbedingungen zufrieden ist, wird versuchen seine Arbeit gut zu machen und zu behalten und muss nicht durch Androhung drakonischer Strafen von der Flucht zurückgehalten werden. Bei diesen Vertragsbedingungen muss man sich fragen, ob wirklich alles so rosig ist, wie in der Granma dargestellt?

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Die Rückkehr unserer Ärzte in die Heimat hört nicht auf, Emotionen zu wecken. An diesem Donnerstag waren es auf dem internationalen Flughafen José Martí 113, die kubanische Fahnen schwenkten und die Nationalhymne sangen. (granma)
 
Irgendwie ja auch nachvollziehbar aus Sicht des Staates, bestimmte Ausgebildete, die im Land gebraucht werden, nicht ohne weiteres ziehen zu lassen.
Da ich in einer freien Welt leben möchte, und mich nicht nach totalitären Systemen sehne, sind für mich gravierende Einschränkungen individueller Freiheitsrechte, sowie die Verletzung von Menschenrechten nicht nachvollziehbar, schon gar nicht aus finanziellen Gründen.
 
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