Das offizielle Kubaforum

Werde auch Du Teil der deutschsprachigen Kuba-Community. Die Anmeldung ist absolut kostenfrei und in wenigen Augenblicken abgeschlossen. Direkt danach bist Du in der Lage, eigene Themen zu erstellen oder auf bestehende zu antworten, sowie Dich mit anderen Mitgliedern zu verbinden.
Sei dabei. Wir freuen uns auf Dich!

Kubaner und der lange Atem

Chris

Moderator
Teammitglied
Registriert
26 Juni 2011
Beiträge
3.228
Punkte Reaktionen
3.623
Ort
Habana Vieja, Ciudad De La Habana, Cuba, Cuba
Kubaner und der lange Atem ...

Wenn Ihr schon einmal in Kuba wart habt Sie sicher bemerkt, dass Kubaner ziemlich alt werden, laut Statistiken knapp 80 Jahre im Durchschnitt. Eine Lebenserwartung also wie im hochentwickelten Europa, für ein armes Land das stets mit Engpässen und ökonomischen Problemen kämpft durchaus bemerkenswert! Woran liegt das, habt Ihr Euch das auch gefragt so wie ich?

Frau mit Zigarre.jpg
Rauchen schadet der Gesundheit?

Vielleicht am Lebensstil, obwohl ... zwei relative ungesunde Konsumgüter auf der Karibikinsel sind Exportschlager und haben das Land weltweit bekannt gemacht: Zigarren & Rum! Ein deutscher Altkanzler und etliche US-Präsidenten zählten die Cohiba-Zigarren zum Standardrepertoir ihrer Genussmittelabteilung, wohlwissend über deren von Ärzten verbriefte Schädlichkeit. Jedoch, einer der "Zigarrenpäpste" Kubas starb vor wenigen Jahren, weit über 90-jährig, ein Umstand, der zu denken gibt. Ähnliches gilt übrigens für den Rum, der von vielen Kubanern wasserähnlich konsumiert wird.

blog34_05 Cocktail.jpg
Cocktail Cubano

Liegt die hohe Lebenserwartung vielleicht an überaus gesunder Ernährung? Wohl eher weniger, wenn man sich die Regelkost eines einfachen kubanischen Haushaltes betrachtet. Reis und Bohnen, Ei, sowie hin und wieder Fleisch mit viel Öl zubereitet und sparsam gewürzt lassen den Speiseplan nicht sehr vielseitig erscheinen. Auch die typisch kubanischen vor Fett triefenden Peso-Pizzen gewinnen vermutlich keinen Gesundheitspreis. Vegetarianer haben schlechte Karten auf Kuba, fleischlos ist 'out', zumindest wenn Fleisch vorhanden! Und Vitamine? Ja es gibt eine Menge Obst hier, aber der Konsum ist spärlich, der Kubaner lässt sich lieber bunte Vitaminpillen aus dem Ausland bringen als Obst zu essen, was von 'draussen' kommt muss gut sein!

300b7632d.0.jpg
anonyme Alkoholiker Havanna

Vielleicht ist es ja das vielbeschworene kubanische Gesundheitssystem, das langes Leben verheisst. Und wirklich, die Säuglingssterblichkeit ist laut ofiziellen Statistiken verschwindend gering, so wie in vielen Ländern der ersten Welt. Der freie Zugang zum Gesundheitssystem hat die Kubaner in ihrer Mehrheit zu Hypochondern werden lassen, der kostenlose Arztbesuch sowie die in jedem Barrio (Statviertel) vorhandenen Polikliniken tragen dazu bei. Wen nachts um zwei der Finger zwickt geht umgehend in die Poliklinik, um 4 Uhr leichte Kopfschmerzen? Richtig! Anlaufstation Poliklinik. Der Deutsche lässt sich - wie wir wissen - erst kurz vor dem Sterbebett zum Arztbesuch überreden, der Kubaner war schon zigmal da bevor die Krankheit anfängt! Auch anonyme Alkoholiker und Vereinigungen zur psychischen Hlfe sind kostenfrei. Aber vorsicht mit übereilten Schlussfolgerungen, das Gesundheitssystem Kubas ermöglicht zwar die kostenlose Arztvisite, sobald es aber ans kurieren schwerer Krankheiten geht ist oft Schluss mit lustig. Viele Medikamente fehlen oder sind nur in den teuren internationalen Apotheken gegen Devisen-CUC erhältlich und für kubanische Verhältnisse dementsprechend teuer. Auch wenn es mittlerweilen viele passable Kliniken auch für die normalen Kubaner gibt, wer wirklich schwer erkrankt muss das gewisse Quentchen Glück haben!

Graffity Logik a lo Cubano.jpg
Logik a lo Cubano

Was bleibt? Warum leben Kubaner also länger? Das Resultat ist ein Paradoxum, so wie das ganze Land. Kuba und Logik verträgt sich nicht. Vermutlich ist es eine Mischung von allem, der "lasterhafte" Lebensstil, der dafür verantwortlich ist, das kubanische Pendent zum deutschen Motto "Wein, Weib und Gesang"! Der Kubaner lebt, und das reichlich und konsequent. Der Mangel hat den Kubaner gelehrt, das was vorhanden ist rücksichtslos und reichlich zu konsumieren, ganz ohne auf die Nebenwirkungen im Kleingedruckten zu achten. Er lebt sich in einen Rausch aus alledem was wir zivilisierten Westeuropäer als gesundheitsschädlich erachten und das scheint zu funktionieren und lässt die Kubaner richtig alt werden.

Ich bin Deutscher, rauche nicht und trinke wenig, vermutlich werde ich kein langes Leben haben, denke ich leise bei mir ....
 
Maximale Lebenserwartung hat ein Kubaner, wenn er sich ruhig verhält wie ein Faultier und eine Tante ins Ausland schickt. ;):) War ein Scherz.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es kann also nur an der Luft und der positiven Lebenseinstellung liegen. :cool:
Frust und Depression wie dies in hochentwickelten Ländern stark verbreitet ist, sind nicht die idealen Voraussetzungen um alt zu werden.
Kubaner sind zum Grossteil glücklich mit dem was sie haben, auch ist dieses Neiddenken und die Weltuntergangsstimmung bei sogenannten Krisen nicht sehr ausgeprägt.
 
Da ist einiges dran Chris. Als die Familie auf ihr Haus einen 1. Stock baute und die Helfer nach einer Woche ihr Geld bekamen hat man sie danach 1 Woche nicht mehr gesehen. Ich habe schon öfters festgestellt das Cubaner mit Geld nicht richtig umgehen können. Aber wie Chris sagt wenn sie mal was haben hauen sie es raus und danach still ruht der See. Bis der Rum alle ist wird Domino gespielt.
 
Das wird sich aber ändern. Die Ernährung war früher vielfältiger (etwas weniger reine Stärketräger wie Mehl etc.) aber immer etwas weniger als man eigentlich hätte gerne essen wollen. Das ist gut für die Lebenserwartung. Denn weniger ist gesünder. Vor 30 Jahren konnte man das auch auf der Strasse sehen. Es war auffällig wie schlank alle waren. Heute hat das Übergewicht zugenommen. Dazu kommt noch, daß der Fleischkonsum niedriger ist und sich der Kubaner / in mehr zu Fuß bewegen musste. Und ein Krankenhaus gabs noch obendrauf wenns doch mal schief gehen sollte mit der Gesundheit. Das steigert die Lebenserwartung. Dann gibts immer mal Tage an denen es nur ganz ganz wenig gab. Das wäre beinahe wie intermittierendes Fasten, bei dem der Körper mal Ruhe hat und sich regeneriert.

Ich rede nicht von der aktuellen Lage heute.

Also: Diät, wenig Fleisch und mehr Bewegung mit verfügbarer medizinischer Grundversorgung.

Alles andere sind eher esoterische Argumente. Meine Meinung.

Aber wir reden alle von einer Statistik, die wir gar nicht nachprüfen können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Frust und Depression wie dies in hochentwickelten Ländern stark verbreitet ist, sind nicht die idealen Voraussetzungen um alt zu werden.
Kubaner sind zum Grossteil glücklich mit dem was sie haben, auch ist dieses Neiddenken
Kann ich alles aus meinem mir bekannten Mikrokosmos so nicht bestätigen.
 
Naja, die meisten Cubaner haben schon eher mente positiva und eine gewisse Sorglosigkeit. Und das Wetter ist auch besser. Stress- und arbeitsbedingte Herz-/Kreislauferkrankungen gibt es wohl kaum auf der Insel … . Übergewicht ist auch nicht so verbreitet wie z.B. in USA oder Mexico. Den offiziellen Statistiken darf man nicht trauen, das hat man bei Zika gesehen. Und in den letzten drei Jahren hat sich die medizinische Versorgung in Cuba dramatisch verschlechtert, insbesondere bei Medizintechnik, Hygiene und Medikamenten.
 
Wenig Stress, viele soziale Kontakte eine gewisse sorglosigkeit um die Zukunft, viel Sonne und Lebensfreude, ein Leben im jetzt und hier, die älteren sterben in dem Umfeld wo sie groß geworden sind, das hat schon Qualitäten.
Und so richtig schlecht geht es Ihnen ja erst seit Corona .
So eine Statistik bilden jedoch eine lange Periode über ca 80 Jahre ab,mit blickt in die Vergangenheit und die Lebensweise und gerade die Ernährung haben sich wahrscheinlich geändert.
Ich sehe dort viele Übergewichtige, bleibt abzuwarten ob das in den nächsten Jahrzehnten mit dem alt werden dort so bleibt.
Ich halte es für eine Illusion das wir hier durch unsere eher neoliberalen Marktwirtschaft bzw aufgrund des politischen Systems eine höher Lebensqualität haben.
Die Lebensqualität einzelner bei uns hängt davon ab wo und wie du aufwächst, was du an Besitz hast und was beim Erben so dazu kommt.
bzw wird daran gemessen was du an äußeren Werten vorweisen kannst.
Innere Werte wie ,ehrlichkeit und fairness, sind da eher hinderlich um äußere Werte zu erreichen.

Persönlich glaube ich, hängt Lebensqualität von der eigenen Inneren Einstellung und den menschlich ,humanistischen Qualitäten ab,
dem sozialen miteinander, freude, mitgefühl, emotionen, hilfsbereitschaft, gemeinchaftlicher zusammenhalt.
Evtl hat da ein sozialistisches System doch Qualitäten die wir hier nicht wahrhaben wollen, dort genießen um dann erholt zurück ins Hamsterrad zu springen, um unsern Werten nachzujagen ;).

Gruß Murci
 
und nun gibt es im Hamsterrad auch noch Schikanen.....
 
Zurück
Oben