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Kuba - Militär - GAESA

Auggie Wren

Kuba, meine zweite Heimat
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Si, Señor,

Ich meinte Beitrag #71, Auggie.

Das Militär trägt in Cuba eine interessante Rolle, es hat kurioserweise eine der stärksten und kommerziell erfolgreichsten Unternehmensstrukturen in Cuba entwickelt, die auch im Ausland aktiv ist (z.B. Panama) und es ist dadurch quasi Eigner einiger sehr wichtiger wirtschaftlicher Schlüsselbereiche in Cuba. Das Konstrukt agiert wenig transparent, denn es gibt leider nur sehr wenige Veröffentlichungen über wichtige wirtschaftliche Kennzahlen. Ebenso ist unklar, wie hoch der Selbstbehalt ist, um das Militär zu finanzieren und welcher Anteil der Einnahmen in anderen Staatssektoren landen. Dass GAESA Steuern bezahlt, ist nicht bekannt, wie Einnahmen an den Staat abgeführt werden auch. Vieles bleibt im Unklaren und die personellen Verquickungen zwischen Militär- und Regimeführung sind einigermaßen schräg bis kurios. Aber es gibt trotzdem ein paar Informationen darüber.


Das ganze Konstrukt ist während der Perioda Especial eher aus der Not heraus geboren. Das Militär musste in dieser Zeit versuchen, selbst Einkünfte zu erwirtschaften, um auch so etwas wie eine Wehrfähigkeit und die notwendige Versorgung dafür sicherzustellen, da der Staat bereits mit der Versorgung der Bevölkerung überfordert war. Heute herrscht das Militär über das Konstrukt GAESA und der dazugehörigen Gaviota Gruppe über große Teile des Tourismus und ist z.B. Eigner von Hotels, Transport- und quasi alle Mietwagenfirmen auf der Insel. Sogar Tropicana Touristik in Berlin, die zu Havanatur gehören gehört damit zum Militär. Sämtliche Tankstellen von CUPET und Oro Negro gehören zur Struktur, Immobilienfirmen, Autoersatzteilhandel, ganze Handelsketten wie TRD Caribe, die Tiendas Panamericanas, die Imbisskette Rapido und über FINCIMEX betreibt das Militär sogar einen Finanzdienstleister, der Remesas vereinnahmt. Auch an der ETECSA hält das Militär über GAESA Anteile und betreibt die Entwicklungsgesellschaft für die Sonderwirtschaftszone für Mariel - ZAM.

Alles in allem eine ziemlich mekrwürdiges Geflecht an Firmen, mit dem man kaum Rechtfertigungsebenen beschreiten muss. Wer weiß, wofür es gut ist... :rolleyes: Jedenfalls wird für 2016 angenommen, dass das Militär 21% des kubanischen Bruttoeinkommens erwirtschaftet hat,

 
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Auggie, erst mal danke für die Mühe! Ich will gar nicht bestreiten, dass es hier Kanäle gibt, die für Außenstehende nicht transparent sind. Das muss auch so auf Kuba gar nicht sein, denn auch du solltest doch wissen, dass die ökonomische Verfasstheit eine antiimperialistische, internationalistische und eben sozialistische ist. Und es ein Kuba ist, das im 64. Jahr der Revolution immer noch nicht gedenkt, diese ökonomische Verfasstheit zu ändern :confused: ....

Kuba befindet sich also systemimmanent nicht in den Strukturen eines Kapitalismus. Auch Vergleiche mit China taugen hier nicht, weil Kuba andere ökonomische Schwierigkeiten hat und weil es faktisch das imperialistische Interesse des Revanchismus, des Zurückdrängens der sozialistischen Revolution von allen Seiten gibt.

Insofern klar, dass sie nicht alles offenlegen.
Bsp. aus D: Scholz wurde ja immer mehr bedrängt, sich jetzt endlich deutlich zu Waffenlieferungen an die Ukraine zu bekennen, wobei er - soweit ich weiß bis jetzt - mit seinem Mantel des Schweigens sehr viel Unmut auf sich gezogen hat. Zur Verdeutlichung: Würde er seine Strategie, die nicht besonders begeistert ist, der Ukraine schwere Waffen auszuliefern, offenlegen, wäre es keine Strategie mehr. Das Ganze kannst du grundsätzlich übertragen, wenn es um taktische Vorhaben geht.

Soweit kann ich möglicherweise einige dieser Strategien nachvollziehen, denn Kuba ist niemandem, außer seinen Partnern, der UNO und dem Volk gegenüber rechenschaftspflichtig - und das auch nur bedingt, nur soweit, als dass völkerrechtliche Linien nachvollziehbar sind, auch der Bevölkerung gegenüber nicht in jeder kleinen ökonomischen Einzelheit. Auch wir in unser westlichen Demokratie wissen nicht alle Details über die mit Wirtschaftsverbänden ausgedealten ökonomischen Spiele und Strategien, denn die kapitalistische Verfaßtheit unterliegt ja eh ausschließlich sich selbst und den Gesetzen des Marktes :p. Hallelujah und Amen.
Ach ja, und selbst über viele wirtschaftspolitische Prozesse sind wir in einer parlamentarischen Demokratie nicht hinreichend informiert.

Was ich in dem von dir Zusammengestellten lese, hat eindeutig Hardcore-Schlagseite und es sind die Immergleichen aus Miami.

Havanna Consulting Group leitet so ein:
"We are a consulting firm focusing primarily on the Cuban economy and on the Cuban market and secondarily on the Hispanic market in the United States, particularly in the State of Florida. THCG’s mission is to provide our clients with reliable information and analysis regarding the Cuban economy and the Cuban market. We maintain the highest standards with regard the provision of services such as market information and analysis, consumer preferences and behavior, positioning of brands, strategic planning, and innovative business solutions, relying on the expertise of well-experienced professionals, in a time frame compatible with the needs of our clients and at a competitive cost."

Wie bitte? Was geht eine Consulting Agentur an, wie Kuba seine wirtschaftlichen Angelegenheiten sortiert? Hat die etwa schon mal Optionen auf Kuba am Laufen? Wie lange und mit welchen Verfallsdaten, zu welchen Preisen? An der Nasdaq oder am S&P ;) ?
Sieht jedenfalls schwer danach aus. LOL
Alleine hier sage ich, Kuba ist als Staat gut damit beraten, relativ geheime ökonomische Strategien zu verfolgen. Denn worum geht es hier denn als ultimatives Ziel? Sicher nicht um Aufklärung im ursprünglichen Sinne.

Die erste Site ist ja fst noch abgefahrener imperialistisch - was mich aber wundert - quasi stümperhaft gemacht. Hier werden Biografien von zig Kubanischen Verantwortlichen quasi an eine Tribunalleinwand gehängt, wie auf Terroristensuche mit Kurzbiografie. Schön. ;)

Hier nur mal ihre mission:
The Cuba Center of Strategic Studie[B]s schrieb:
[/B]

Goals
The CCSS is a Cuban American research and think tank institution in the area of Cuba’s political-military issues based in Miami, Florida, U.S.A., which focuses on the understanding of historical successes and failures in order to apply strategic thought to the problems of the future. To achieve these goals, we are guided by a distinct set of values, independent ideas, cultural diversity, integrity and realistic analysis, embedded in a solid creed of freedom and the rule of law for Cuba.
The initial board of trustees, chaired by Pedro V. Roig, Esq. is composed of highly distinguished and accomplished individuals who provide overall direction and leadership to CCSS. They bring the professional, political and cultural perspective of three generations of Cubans and Cuban Americans at a time of great historical development on the island. Janisset Rivero, MA, Leon Hirzel, Esq, Richard Kuper, Esq. and José “Pepi” Díaz, Esq. who have dedicated their allegiance to solve complex issues of human rights and justice.
The Cuban Center for Strategic Studies arises from the urgent need to collect and update information on the political, social and economic situation in Cuba. This need has become crucial after the massive protests led by the Cuban people as of July 11, 2021. The protests took place in a disadvantageous political framework for the regime.
The military elite that rules Cuba has remained in power for 62 years thanks to various factors: coercion, brutal repression, the participation of the regime in drug trafficking and other illicit activities in the international arena, the use of propaganda and disinformation inside and outside the Island, and the concentration of economic power in the hands of an illegal military oligarchy that controls the destiny of the country in a totalitarian way.
However, this massive response from the people in their clamor for freedom took everyone by surprise. The security forces failed to foresee the dimension of the rebellion. The world was able to witness first-hand the struggle Cubans are waging in the face of the fierce repression of the military that controls power.
Who are they? How is their militaristic regime structured? Is the power they wield legitimate?
In this methodical research and thoughtful analysis, CCSS addresses these issues, offering the names and military ranks of those who hold power in Cuba and the corrupted economic and political structure which sustains them.​

Wie kommt denn Kuba nur dazu, vor uns geheim halten zu wollen? So schreit es dahinter. Da ist doch kein wirkliches Erklärungs-, sondern urkapitalistisches Interesse nach dem Motto: Wir sagen den Leuten aber jetzt, wie wir meinen, dass sie ihre Ökonomie strukturieren. Böses Militär. Ja, und da sind sie angepinnt wie Terroristen und irgendwie macht sich der ganze Laden dadurch unglaubwürdig und lächerlich. Eben das ist, was du offenbar nicht verstehst, dass es Dinge gibt, die Exilkubaner und überhaupt andere Länder insbesondere mit anderen Wirtschaftssystemen nun mal gar nichts angehen.

Summa summarum stehen knallharte kapitalistische Wirtschaftsinteressen hinter beiden Seiten. Die Sites sind also keineswegs valide und reliabel, und zeigen das offen. Verstehe ich. Sie wissen es nämlich nicht mit Sicherheit. Das Interesse an interessengeleiteter Aufklärung und Vieles wird ganz sicher im Ansatz zutreffend sein. Nur zu welchen Zwecken wird hier agiert?

Nun gut. Ich meine zumindest darauslesen zu können, dass wie du auch beschriebst, relativ (!) erfolgreiche Wirtschaftsmodelle auf Kuba eng mit dem Militär verknüpft sind. Es wird nicht reine Propaganda sein, denn es dient ja deren Klientel, die auf Kuba noch etwas vorhat. Stell dir aber vor, sie wird mit ihren Zielen keine Landung erreichen können?

Danke dir also. Ich wusste jedenfalls vorher nicht viel darüber. Insofern gehe ich zumindest davon aus, dass da eine Teilwahrheit verborgen ist. Du siehst ja, auch du kommst an keine zuverlässige Information. Bisschen lang geworden. Ich verstehe aber jetzt trotzdem etwas mehr, denke ich. So, abends werde ich immer wach. Deshalb ist das ganze auch so lang geworden.

Ist übrigens offtopic. Wir sollten zum eigentlichen, sehr aufwühlenden Ereignis zurückkommen. Dieser kleine Exkurs war nur für mich zum Verständnis notwendig - offenbar.
 
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Achdujeminee, hätte ich gewusst, dass du das echt nur als Aufhänger benutzt, um ein paar krude verkürzende "antitimperialistische" Slogans unterzubringen und ein bissel Whitewashing zu betreiben, hätte ich mir das gespart. Sorry, aber dafür bin ich mir echt zu schade. Du hast nicht mal den Kern des Problems getroffen. Das war noch immer das Militär und die Intransparenz gegenüber der eigenen Gesellschaft. Wirtschaft hat in den Händen des Militärs nichts zu suchen und auch der rechtliche Sonderstatus, der sich daraus ergibt, weil sich das Militär der Kontrolle des Parlamentes weitestgehend entzieht, hat mehr als nur ein Geschmäckle und erfüllt keiner demokratischen Normen. Wenn man sich Bereiche unter den Nagel reißt, die quasi Selbstläufer sind, weil es eine stetige Nachfrage durch den Tourismus gibt und im Inland auf Grund des Mangels gibt und wenn man dazu nicht einmal großartig etwas produzieren muss, ist es auch nicht so schwer, damit erfolgreich zu sein. Was du daraus vermeintlich alles herausliest sagt mir, dass es die Mühe, dir zu antworten tatsächlich leider nicht wirklich wert war. So viel "Gutdünken" und "Vermutungen".

Die Analysen der Havanna-Consulting-Group sind ein Glücksfall, denn es gibt sonst nicht so wahnsinnig viel auf dem Markt. Diese Gruppe hat nichts davon, sich selbst und ihren Kunden in die Tasche zu lügen. Was du da an Motivlagen alles noch im Subtext unterzubringen versuchst, vergiss es doch einfach mal. Diese Analysen zu tätigen dient dem eigenen Unternehmenszweck, nämlich Kunden bestmögliche beraten zu können. Der Rest, den du dazu dichtest, hat hier mit der Diskussion erst recht nichts zu tun.
Ich kann auch an den Zielen der andere Quelle nichts Verwerfliches feststellen. Vielmehr bedingt die kritische Betrachtung aus deren Perspektive einen schärferen und ehrlicheren Blick als die selbstherrliche Perspektive "Somos continuidad"!

Wenn Kuba Investitioren anlocken will, muss es auch valide Zahlen liefern, denn wie sonst soll sich ein Vertrauen in die Wirtschaft und die Führung eines Landes entwickeln?

Du wolltest etwas über GAESA als Wirtschaftskonzern des Militärs wissen und stürzt dich auf die Überbringer der Nachricht, ohne die Informationen sachlich zu reflektieren. Würdest du sie sachlich angreifen, wäre auch alles gut. Aber das tust du nicht. Mittlerweile hast du eh dein eigenes Thema daraus gemacht, irgendwas mit "Imperialismus" und Verständnis und so...

Was du alles zu rechtfertigen versuchst, sind am Ende fundamentale Investitionsrisiken und diese sind als Hindernisse, die Misstrauen schaffen, kaum zu überwinden. Quintessenz ist, die interessierten Unternehmen ziehen einfach weiter und suchen sich andere interessante Geschäftsfelder in anderen Ländern und Kuba geht am Ende wieder leer aus. Who cares about...
 
Das Militär hält Anteile? Was soll das denn heißen? Sind das sozialistische Aktiengesellschaften? So ein Blödsinn.
Aber interessantes Thema, vielleicht kann Chris das hier herauslösen und dem Thema einen eigenen Tread widmen?
 
Das Militär hält Anteile? Was soll das denn heißen? Sind das sozialistische Aktiengesellschaften? So ein Blödsinn.
Aber interessantes Thema, vielleicht kann Chris das hier herauslösen und dem Thema einen eigenen Tread widmen?
Nein, 27% der ETECSA gehörte schon mal zur Telecom Italia, die dann aber an die Firma Rafin veräußert wurden, die wiederum zum GAESA-Konstrukt gehört.
 
Würden dann die USA die Telecom Italia nicht sanktionieren?
 
Würden dann die USA die Telecom Italia nicht sanktionieren?
Ich denke nicht. Es gibt ja doch einige Außnahmen bei den Sanktionen.
Telekommunikation dürfte davon eigentlich nicht betroffen gewesen sein. Aber das weiß ich nicht genau.
Wenn ich das richtig verstanden habe, hat die Telecom Italia 2011 die Anteile verkauft.
 
Zusammenfassend: im sozialistischen Cuba sind die allermeisten wirtschaftlichen Aktivitäten durch staatliche Monopole beherrscht, auch der Tourismus (mal die ausländischen Hotel-Minderheitsbeteiligungen und die C.P.s außen vorgelassen). Ob und wie der Staat dies organisiert, ist doch gar nicht so wirklich entscheidend. Historisch gewachsen wurden die staatlichen wirtschaftlichen Aktivitäten halt dem Militär zugeordnet (das ist ja auch überall bekannt!), anders als z.B. Bildung und Gesundheitsversorgung. So what?

Die Zuordnung zum Militär wird aber von den Cuba-Gegnern in den USA propagandistisch ausgeschlachtet. “Mit sämtlichen Unternehmen des kubanischen Militärs dürfen keine Geschäfte (inkl. Geldverkehr etc.) gemacht werden.“ So kommuniziert kam auch die gesamte touristische Infrastruktur Cubas auf die Sperrliste, umrahmt mit der wohlfeilen Begründung, sie sei „militärisch“.
Ansonsten hätte man‘s halt genauso blockiert, aber ohne diese kommunikative Ausschmückung. Im Grunde eigentlich egal, ob „ziviler“ Bestandteil der militärischen Organisation oder anderweitig als Staatsmonopol organisiert.
 
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