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Kuba / Mexiko

Die Ceiba, die den Maya als heilig galt, wurde als Weltenbaum verehrt und in Darstellungen oft als ein Kreuz dargestellt. Nach dem Glauben der Maya bestand das Universum aus drei Ebenen. Genau diese drei Ebenen wurden durch diesen Weltenbaum symbolisiert und mitein-ander verbunden.

Die erste Ebene ist die Wurzel, die tief in die Erde reicht und das Symbol für die neunschichtige Unterwelt „Xibalba“ darstellt. Die zweite Ebene ist der Stamm und stellt die mittlere, von den Menschen bewohnte, Welt dar. Die dritte Ebene sind die Äste und Blätter der Baumkrone, welche den Himmel tragen.

Der König, der oft in der Gestalt dieses Weltenbaums dargestellt wurde, war der personifizierte Drehpunkt des Kosmos, er war der Baum des Lebens. Der Ceiba-Baum ist auch heute noch ein magischer Baum indigener Bevölkerungsgruppen und wird vielerorts leiden-schaftlich verehrt.

Das zentrale Element in der gesamten Ausgrabungsanlage in Palenque bildet „El Palacio“, der Palast. Der Palast besteht aus einem 80 mal 100 Meter großem, labyrinthartigen Baukomplex aus Gängen, Höfen und Kammern und diente religiösen und weltlichen Zwecken. Die Gebäude, die sich um vier Innenhöfe gruppieren, sind durch Säulengänge mitein-ander verbunden. Bei dem sich darauf befindlichen Turm ist man sich nicht so sicher, ob er als Beobachtungsturm oder Wachturm diente. Erbaut wurde der Palast von Pacal und seinen Söhnen Chan-Bahlum II. und Kan-Xul II. über einen Zeitraum von fast einem Jahrhundert, von 615 bis 711. Unter Chan-Bahlum II. wurde als letzte Ergänzung der markante, dreistöckige Turm hinzugefügt, der aber auch als Obser-vatorium gedient haben könnte. Er ist 15 Meter hoch, im Querschnitt nahezu quadratisch, und sein eigentümliches Mansardendach gleicht genau der Dachform des kleinen Tempels der „Grupo Norte“. Reliefs an den Eingangsseiten des Palastes zeigen verschiedene Motive.

Überall im Palast konnte man spannende Details entdecken, wie zum Beispiel Reste der Bemalung des früher komplett verputzten und be-malten Palastes, Spuren von Steingravuren und Stuckarbeiten, alte Lagernischen, bis hin zu Baderäumen und einem intelligenten Kanal-system.

Carlos machte seine Arbeit gut, erklärte alles ganz genau und war so vertieft in seine Erzählungen, dass er an der Treppe, die vom Palast-komplex hinunter zur Ebene führte, nicht aufpasste wo er hintrat, die Stufen verfehlte und nach unten stürzte. Ein Aufschrei ging durch die Gruppe, die den Reiseführer plötzlich von der Hochfläche fallen sah.

Von diesem Absatz ging es, was man jedoch nicht sehen konnte, un-gefähr zwei bis drei Meter in die Tiefe. Zum Glück landete er rückwärts fallend auf einen mit weichem Gras und Moos bewachsenen Vor-sprung, so dass er sich nur ein paar kleine Schürfwunden und keine wirklich ernsthaften Verletzungen zuzog. Ein Aufatmen ging durch die Menge, als er fast unversehrt wieder aufstand und Entwarnung gab.

Die Führung ging weiter entlang des trockenen Grabens und über den Graben hinweg, der das unterirdische Aquädukt der Maya bezeugte, mit dem der Fluss „Otulum“ kanalisiert worden war, der zur da-maligen Zeit eine große Bedeutung hatte, und endete an einem be-zaubernden und großzügigen Platz im Grünen, an dessen drei Stirn-seiten sich Hügel mit darauf stehenden Tempeln befanden.

Die Tempel „Templo de Sol“, „Templo de la Cruz“ und „Templo de la Cruz Foliada“ bilden einen Triade, die jeweils auf mehrstufigen pyramidalen Fundamenten stehen. In jeden Tempel führen drei Ein-gänge.

Im Tempelinneren gibt es hinter dem Vorraum jeweils drei weitere Kammern, von denen die mittleren jedes Mal breiter sind. Sie heißen auf Maya „Pibna“, was unterirdisches Haus bedeutet, Schrein- oder Sakralräume.

Ihre Hinterwände sind mit kunstvollen Relieftafeln dekoriert. In allen drei Tempeln werden die Motive auf den mittleren Haupttafeln jeweils rechts und links von König Chan-Bahlum II und Pacal flankiert.

Carlos gewährte uns Zeit, uns nach Belieben auf dem Gelände betun zu können und äußerte Treff- und Zeitpunkt zur anschließenden Weiter-fahrt.

Als Erstes jedoch verschwanden Anne und ich in einem Dschungelpfad zur Besichtigung weiterer Tempelanlagen, die unter anderem erst im Jahre 2004 entdeckt wurden, um dem drohenden, scharenweisen An-sturm auf die drei anderen Tempel zu entgehen. Hier wucherte der Ur-wald noch gewaltig und man hatte einen Eindruck, wie mühevoll und beschwerlich die „Ausgrabungen“ der Altertumsforscher sein müssen. Die Stufen des erst vor kurzem freigelegten Tempels des noch nicht vollständig erschlossenen Terrains waren wackelig und bisweilen von wenigen Touristen betreten worden. Die Besteigung des Tempels mit der vielleicht vorläufigen Bezeichnung „Templo XVIII“ ist auch lohnenswert.

Hier hat man zahlreiche Wandfriese freigelegt und eine Stelle mit den wohl ursprünglich gegebenen Farben nachkoloriert, was einem ein vollkommen anderes Bild der Mayastätten erschließt. Immer mehr Ruinen wurden in den letzten Jahren freigelegt und zugänglich ge-macht und weitere alte Mauerreste warten überall im Urwald noch auf ihre Entdeckung.

Kurz danach kehrten wir wieder auf den Platz zurück und machten uns an den Bestieg des Tempels der Sonne, „Templo del Sol“. Er verfügt über einen sehr gut erhaltenen Dachkamm, der „crestería“ genannt wird. Seinen Namen erhielt das 692 errichtete Gebäude von einem Sonnenrelief, das die Rückwand des Tempels ziert. Der Tempel ruht auf einer vierstöckigen Pyramidenplattform und hat drei Portale, die zu zwei Gängen und einem Schrein führen.

Der Sonnentempel jedoch war wegen der intensiven Sonnenbe-strahlung das Einzige der drei Bauwerke dieses Platzes, welches wir bestiegen.

Ihm gegenüber, ein Stückchen weiter höher und über eine Treppe zu erreichen, die von viel Grünzeug zu überwuchern droht, liegt der "Tempel des Blattkreuzes". Das Hauptmotiv des hier vorhandenen Reliefs ist ein Kreuz, das aus dem Haupt des Sonnengottes wächst und auf dem ein Sonnenvogel sitzt. Die Arme des Kreuzes bilden die Blätter der Maispflanze, die mit menschlichen Köpfen verziert ist. Auf beiden Seiten stehen Herrschergestalten. Die des verstorbenen Vaters steht rechts und die seines Sohnes und Nachfolgers steht links.

Der „Templo de la Cruz“, der Tempel des Kreuzes, mit seinem mächtigen Dachkamm ist der Größte und Höchstliegende, er dominiert die Kreuzgruppe. Er ähnelt dem Sonnentempel und wurde gleichfalls in der Regierungszeit Chan-Bahlums II. im Jahr 692 errichtet.

Archäologen vermuten, dass in der Tiefe der Pyramide vielleicht Chan-Bahlum II. begraben liegt. Der Portico, beziehungsweise der vordere Teil des nach Süden orientierten Bauwerks, ist bis auf die linke Seite weggebrochen. 71 sich verschmälernde Treppenstufen führen über fünf Absätze nach oben. Es konnte aber noch nicht herausgefunden werden, aus wie vielen Plattformen der Tempel des Kreuzes ursprünglich be-stand. Der Name des Kreuztempels leitet sich ab vom stilisierten, kreuzförmigen Weltenbaum. Im Nachhinein ärgert es mich, den Auf-stieg nicht unternommen zu haben, da der Blick von oben wohl eine sehr lohnende Panoramaaussicht über die komplette Umgebung er-möglichen soll, wie uns später berichtet wurde.

Die von und mit Carlos vereinbarte Zeit rückte heran und wir begaben uns auf dem Weg durch den Urwald in Richtung Ausgang. Der reiz-volle Weg führte an einem Bach mit kleinem Wasserfall über eine Brücke, vorbei an einer kleinen Aussichtsplattform und einem großen Baum, der über eine Steinplatte gewachsen war und in den man sich stellen konnte, was einige als Fotomotiv nutzten, bis hin zum Museum.

Das Museum ist in einem modernen Gebäude untergebracht und be-herbergt verschiedene historische Artefakte, die teilweise in luftdicht versiegelten Vitrinen lagen und nur ohne Blitzlicht fotografiert werden durften. Zu bewundern sind einige besonders schöne Stein- und Stucktafeln sowie kunstvolle Keramikarbeiten der Maya.

Kunsthandwerkliches Geschick, die ornamentale Glyphenschrift und eine phantasievolle Symbolsprache sowie ein ausgeprägter Sinn für Proportion und Schönheit bewirken, dass die Hinterlassenschaft der Mayas noch heute viele Menschen begeistert.

Unser Mittagessen nahmen wir nach einer kurzen Busfahrt in einer luftigen Raststätte ein. Das Essen schmeckte wünschenswert angenehm und war ausreichend gut portioniert. Nur Roland hatte etwas Pech mit seiner von ihm bestellten Hühnersuppe, die ihm recht spät und über-dies erst auf mehrere Anfragen hin serviert wurde.

Eigentlich war im Anschluss an das Essen ein Ausflug zum Wasserfall „Agua Azul“, der Name ist abgeleitet von seinem tiefblauen Wasser, geplant, jedoch aufgrund angeblicher Überfälle auf Touristen nicht durchgeführt worden. Anstelle von Agua Azul besuchten wir nach einer weiteren kurzen Fahrt „Misol-Ha“, einen anderen Wasserfall, der nur rund 20 Kilometer von Palenque entfernt liegt. „Misol-Ha“ heißt in der Sprache der Maya einfach nur „Wasserfall“. Dieser Wasserfall ist in einer sehr malerischen Szenerie gelegen, die wir nach kurzem Marsch erreichten. Die tropische Pflanzenwelt mit Lianen, Kletterpflanzen und riesigen Bäumen vervollständigt die einzigartige, exotische Regenwald-atmosphäre.
 
Der Wasserfall endet hier nach 30 Metern freiem Fall in einem großen natürlichen Wasserbassin, das sich am Fuße des Felsens gebildet hat, in dem man auch gefahrlos schwimmen kann, was wir jedoch nicht taten.

Ein kleiner sehr rutschiger Weg führt an und teilweise unter der wuch-tigen Felsenwand zu dem Wasserfall, hinter dem man entlang laufen, dabei von dem spritzenden Element gut nass werden und die Welt durch den Wasserschleier hindurch betrachten kann. Anne, Arnulf und ich kämpften uns auf dem glitschigen Weg dorthin durch, der zum Glück an einigen Stellen Seile zum Festhalten und Hochziehen aufwies. Ein wahrhaft paradiesischer Blick eröffnete sich und wurde nur etwas durch das Getöse des herunterstürzenden Wassers eingeschränkt. Na ja, nicht unbedingt eingeschränkt, aber es ist doch schon eine ziemlich lärmende Geräuschkulisse. Ringsherum ist die Luft feucht und voll winzig kleiner Wassertröpfchen, die der schwache Wind weitertreibt.

Am Eingang der Felsengrotte angekommen, kam gleich einer der davor wartenden Einheimischen auf uns zu, um sich als Höhlenführer anzu-bieten. Wir handelten einen angemessenen Preis aus und ließen uns von ihm mit seiner Taschenlampe in das Dunkel lotsen. Die Lampe leuchtete mit einem schwachen Strahl, der uns recht karg den Weg in dem natürlichen Gewölbe über glitschiges Gestein und Pfützen wies. Eigentlich tasteten wir uns mehr oder weniger immer in Richtung Lichtkegel und mussten sehr auf unsere Köpfe aufpassen, die sonst durch das tief hängendes Gewölbe Schaden nehmen konnten.

Die Führung in das Innere der Höhle endete an einem sich darin be-findlichen kleinen See mit klarem und kaltem Wasser. Der Mann richtete seine Lampe an die Decke über dem Gewässer. Dort hingen kopfüber, wie es im Allgemeinen so üblich ist, Fledermäuse, die sich zu ihrem Tagesschlaf aneinandergekuschelt hatten und ließen sich von uns nicht stören. Am anderen Ende der Höhle sahen wir im Schein der Lichtquelle einen kleinen Wasserfall, der wohl den See speiste. Den weiterführenden Weg in die schwarzen Tiefen konnten und wollten wir aufgrund nichtgeeigneter beziehungsweise nichtvorhandener Aus-rüstung nicht antreten und verließen tapsend wie wir gekommen waren die Grotte und gingen erneut unter dem Wasserschleier hin-durch.

Um uns die Zeit zu vertreiben und eventuell auf Betti, Ina und Roland zu treffen, liefen wir wieder in Richtung Ausgang und ließen uns in einer überdachten Freiluftbar nieder. Dort gönnten wir uns wieder eine lecker erfrischende Piña Colada. Nachdem ich den Inhalt des Glases in aller Ruhe geleert hatte, vertrat ich mir noch etwas die Beine und schlenderte nochmals zu dem Aussichtspunkt gegenüber dem Höhleneingang und dem Wasserfall. Dort traf ich unter anderem auf unsere drei Mitreisenden. Kaum war ich bei ihnen, schwirrte ein Insekt um mein Haupt und setzte sich direkt auf meine Schulter. Betti meinte, dass dies eine Urwaldbiene sei und fügte hinzu, dass derjenige, auf dessen Kopf sie landet, über 100 Jahre alt werden wird. Naja, da hat sie wohl nicht ganz getroffen.

Gemeinsam gingen wir zurück und kurz darauf saßen wir auch schon wieder alle im Bus und fuhren nach Palenque ins Hotel.

Diesmal jedoch, da die Fahrt unüblich für die schnurgeraden mexikanischen Straßen aufgrund serpentinenartiger Straßenführung recht kurvig verlief, musste sich Anne ein paar Plätze weiter nach vorn begeben, damit ihr nicht noch schwindeliger wurde. Sie war nicht die Einzige, der es so erging und sie bekam alsbald Gesellschaft.

Im Hotel eroberten wir wieder das Abendbuffet und schlugen uns die Bäuchlein mit den leckersten Speisen voll. Anschließend gönnten wir uns noch einen Abendspaziergang.

Anne und ich schlenderten durch das kleine Städtchen und sahen Anja, die wie immer am Schreiben ihrer elektronischen Post war, durch die Scheibe in einem Internetcafe sitzen. Ein Stückchen weiter begegnete uns auch ihre Urlaubsbegleiterin Katja, die sich vor einem Lederwaren-laden nicht entscheiden konnte, welche Tasche sie kaufen sollte. Anne konnte ihr helfen und empfahl ein hübsches Täschelchen, welches später auch gekaufte wurde. Genau an dieser Stelle trafen wir auch auf unsere vier restlichen Urlaubsbegleiter, die auf der Suche nach einer Niederlassung mit flüssigem Genussmittelausschank waren.

Nach einem kurzen Plausch trennten sich die drei Gruppen und wir gingen wieder unseres Weges zurück ins Hotel, um die Nachtruhe einzuläuten.
 

Tag Sechzehn: Palenque - Chicanná - Chetumal​



Das Frühstück und das Aufstehen gestaltete sich wie Tags zuvor, nur eben zeitiger, da es wieder Koffer zu identifizieren galt. Auf dem Parkplatz des Hotels in Palenque gab es durch die Busse anderer Reisegruppen ein wenig Gerangel. Irvin musste ganz schön kurbeln und rangieren, um sich mit dem Bus einen Weg zu bahnen. Dabei unterschätzte er den Spiegelanbau des Fahrzeugs und rammte damit einen am Platz stehenden Baum. Aber dem Baum, im Gegensatz zum Spiegel, der jetzt um eine Schramme reicher ist, ist zum Glück nichts passiert.

Die Fahrt führte uns nach „Chicanná“, einer kleinen Ruinenstätte, welche erst im Jahre 1966 entdeckt wurde. Sie befindet sich im Bundes-staat Campeche und ist zirka 190 Kilometer von Chetumal, unserem nächsten Übernachtungsziel, entfernt.

Chicanná bedeutet „Schlangenmaulhaus“ und liegt mitten im Urwald. Die Gebäude in Chicanná sind nicht um einen Platz herum gebaut, sondern sie stellen eher einzelne flache Bauwerke auf kleineren Platt-formen dar. Insbesondere aber findet man hier Skulpturen und schmuckreiche Architektur. Pfade führen zu den einzelnen Gebäuden, die in Chicanná wie gesagt ein wenig auseinander stehen.

Unter anderem besichtigten wir hier die „Struktur XX“, eines der interessanten Gebäude von Chicanná. Es handelt sich dabei um einen zweistöckigen, recht stark verzierten Tempel mit großen Masken, der eine Art Innenhof besitzt, von dem aus verschiedene Treppen zu Räumen nach unten führen. Auf der Rückseite führt eine Treppe nach oben und teilt sich dort, um zu zwei unterschiedlichen Kammern zu führen.

Weiterhin gingen wir zur „Struktur II“, dem Gebäude, welches wir hier am interessantesten fanden. Begeisternswert ist die schwere Architektur dieses einstöckigen Gebäudes, die besonders gut erhalten ist. Die große und schöne Maske das Gottes „Itzmaná“ jedoch ist der Höhepunkt dieses Tempels. Sie schmückt den Eingang. Es sind die Augen der Schlange, die auf den Eintretenden starren, und der Mund der Schlange, durch den man gehen muss, um ins Innere zu gelangen.

Der Name der Ruinenstadt, dessen Originalname nicht bekannt ist, geht genau auf dieses Haus zurück, das man durch das Schlangenmaul betritt. Erbaut wurde Chicanná etwa in der Zeit zwischen 600 bis 830 nach Christus.

Hier waren wir die einzigen Besucher, da es keine weiteren und vor allem „groß“-artigen Pyramiden und Tempelanlagen zu sehen gab.

Die Fahrt führte uns wieder an der uns schon bekannten Tortilla-bäckerei vorbei, wo wir wieder eine kleine Pause einlegten, um an-schließend erleichtert und gestärkt am nächsten Ort der Bestimmung, „Kohunlich“, anzukommen.

Die Ruinenstätte Kohunlich befindet sich zirka 67 Kilometer westlich von „Chetumal“, der Hauptstadt des Bundesstaates „Quintana Roo“ an der Grenze zu Belize.

Die von Palmenhainen eingerahmte Mayastätte liegt mitten im tropischen Dschungel und wurde 1912 entdeckte. Hier scheint alles gut zu gedeihen. Riesige, bis zu 20 Meter hohe Palmen mit bis zu acht Meter langen Palmenwedeln und Büsche mit überdimensionalen Blättern waren zu sehen. Betti und Roland stellten sich fürs Foto jeweils hinter ein Blatt einer Pflanze. Es mutete an wie im Märchen von Däumelinchen.

Über die Geschichte Kohunlichs ist derzeit wenig bekannt. Auch der ursprüngliche Mayaname der Stadt ging im Laufe der Zeit verloren. Der Name Kohunlich ist eigentlich eine Verballhornung des englischen "Cohoon ridge". Cohoon ist der dortige Name für eine Palmenart.

Der Ort ist bekannt für überladene Verzierungen, Fassaden mit gigantischen Abbildungen des Regengottes und Eingängen, die den Rachen von Göttern darstellen. Außerdem sind Steingebäude mit Scheintürmen oder nicht begehbaren Dachaufbauten typisch.

Das berühmteste Gebäude in Kohunlich ist der Palast der Masken, der zu Beginn der klassischen Epoche errichtet wurde. Die über zwei Meter hohen Stuckmasken sind beidseitig an der breiten Freitreppe der Pyramide übereinander angeordnet und werden heute durch Stroh-dächer geschützt. Unter den Überresten einer späteren Überbauung fand man auch unversehrte Stuckmasken mit Sonnenmotiven.

Von hier oben hatte man einen guten Blick auf das zirka zwei Quadrat-kilometer umfassende Areal mit den Bauten, die zwischen 800 und 1050 nach Christus erbaut worden sind.

Beim Abstieg verlor Betti im Geröll am Fuße des Tempels das Gleichgewicht, stürzte bösartig und prellte sich den Steiß, der ihr noch einige Tage nach der Rückkehr aus dem Urlaub Schmerzen bereitete. Allerdings ist glücklicherweise nichts Schlimmeres passiert.

Die Besichtigung der Anlage dauerte diesmal nicht lange, da in-zwischen dunkle Wolken an dem sonst immer so strahlend blauen Himmel aufzogen und es vermieden werden sollte, nass zu werden.

Nach einer sehr kurzen Busfahrt kamen wir im Hotel in Chetumal an und machten uns frisch.

Chetumal, Chetemal beziehungsweise Chactemal, wie es die Maya nannten, heißt übersetzt „wo der rote Zedernbaum vorkommt“ und war vermutlich das Bootbauzentrum der Maya. Es ist eine absolut angenehme Stadt mit karibischem Flair, welches unschwer zu erkennen war.

Wir bummelten ein Stück in der Stadt entlang der Karibik und kamen unterwegs an den verschiedensten Verkaufsbuden und -ständen vorbei, die die leckersten Gerüche verströmten. Überall auf den Straßen und Plätzen war viel los, da sich das Leben der Einheimischen im Freien abspielte.

Gleich im Anschluss an den kurzen Blick auf das Meer liefen wir zügigen Schrittes, bis wir die von Arnulf empfohlene Pizzeria ausfindig machten und sofort dort einkehrten.

Vorher jedoch machte Anne auf der Straße Bekanntschaft mit einem gewissen Herrn „Doktor Simmi“, dem dickbäuchigen Maskottchen der in Mexiko verbreiteten Apothekenkette.

In der Pizzeria war eine sehr angenehme Atmosphäre und die Wahl des passenden Gerichtes fiel aufgrund des umfangreichen und viel ver-sprechenden Angebotes an Speisen äußerst schwer. Vorneweg gab es als Appetitanreger wie immer frisches Weißbrot mit Butter und einer scharfen Soße. Und da wir schon mal in einer Pizzeria waren, lag es für mich am Nächsten, auch eine „Pizza Mexicana“ zu bestellen. Meine Güte, war die scharf!

Noch nie zuvor hatte ich etwas so Scharfes gegessen. Die Peperoni gaben wahrhaftig den typischen Geschmack. Nach ungefähr einem Drittel der verspeisten Pizza sortierte ich die darauf liegenden Peperoni vom Teig, da meine Geschmacksknospen schon derartig betäubt waren. Es war wirklich nicht mehr auszuhalten. Noch Tage später hatte ich das Vergnügen, von meinem Körper an die scharfe Pizza erinnert zu werden.

Auf dem Rückweg durch die Stadt probierten die Frauen verschiedene Kleider an, die sie dann, wie Frauen manchmal so sind, doch nicht kauften.
 

Tag Siebzehn: Chetumal - Bacalar - Tulum - Cancún​



An diesem Tag wurden wir, wo immer der auch herkam, von einem Hahnenschrei geweckt. Wir verließen nach dem Aufstehen, dem zum letzten Mal „Koffer identifizieren“ und dem letzten gemeinsamen Frühstück mit der großen Reisegruppe das Hotel in Chetumal und fuhren zur „Cenote Azul“, die in 30 Kilometern Entfernung lag. Dieser Cenote ist eines der größten Wasserlöcher und hat eine Tiefe von 90 Metern bei einem Durchmesser von 220 Metern.

An seinem Rand befindet sich eine kleine Gastwirtschaft, an deren Eingang es unangenehm nach Fisch stank. Wahrscheinlich stammte er aus den Mülltonnen, aus denen sich die Geier bedienten und die ihren Platz nach dem Essen nicht säuberten und somit die vergammelten Speisereste in der Sonne ihre Gerüche verteilten.

In dem offenen Gasthaus krähten Papageien und Truthähne um die Wette, was natürlich sehr amüsant klang.

Nach einem kurzen Aufenthalt führte uns die Weiterfahrt nun zur "Lagune von Bacalar", die auch „See der sieben Farben“ genannt, der zweitgrößte See Mexikos ist. Sie beginnt zirka 100 Kilometer vor Chetumal und verläuft dann zirka 50 Kilometer parallel zur Land-straße. Dadurch bedingt, dass in der Lagune von Bacalar Süß- und Salzwasser aufeinander treffen, entsteht ein faszinierendes Schauspiel aus unterschiedlichen Farben.

Leider hatten wir vor Ort keinen allzu kräftigen Sonnenschein, so dass das Farbenspiel eher bescheiden ausfiel. Diesen kurzen Aufenthalt aber nutzte ich fix, um in der Bedürfnisanstalt einer nahe gelegenen gastronomischen Einrichtung ein kleines Geschäft zu erledigen.

Gerade als ich ankam, war ein junger Mann dabei, mit einem Wasser-schlauch den Fußboden der Räume abzuspritzen. Im schäumenden Hochwasser war es eine Kunst, nicht nass zu werden. Als ich das Häuschen verließ, verlangte der Saubermann dafür auch noch Geld. Ich konnte ihm jedoch keines geben, selbst wenn ich es gewollt hätte, da ich zu dem Zeitpunkt keines bei mir führte.

Anne, die in der Zwischenzeit auf mich gewartet hatte, und ich mussten nun die Beine in die Hand nehmen, denn unser Bus wartete schon auf die Nachzügler. Aber wir waren nicht die Letzten.

Irgendwo unterwegs wieder nach längerer Fahrzeit in Richtung Tulum machte der Fahrer an einer modernen Tankstelle in einem kleinen Städtchen Halt und eine allgemeine Toilettenpause wurde verordnet. Da es sich, wie nicht anders zu erwarten, vor der Tankstellentoilette vorwiegend von weiblichen Bedürftigen staute, suchten sich Anne und Betti die auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindliche Gast-stätte aus und hatten neben der nichtvorhandenen Wartezeit zudem auch die besseren hygienischen Bedingungen.

Bei der Ankunft in Tulum und somit der letzten gemeinsamen Besichtigung einer Tempelanlage meinte es die Sonne wieder viel zu gut mit uns. Hier war es unerträglich heiß, aber das zu Sehende sollte uns entschädigen.

Um zur archäologischen Anlage, die vom Parkplatz und dem Haupt-eingang entfernt lag, zu gelangen, konnte man in einem zehn bis 15 Minuten langen Fußmarsch laufen oder sich von der Touristenbahn für ein kleines Entgeld befördern lassen. Wir zogen es aufgrund der sengenden Sonne vor, mit der überdachten Bahn zu fahren. Die Bahn jedoch fuhr nur in bestimmten Abständen und so mussten wir etwas warten.

Die Wartezeit wurde von einer interessanten Vorführung der Totonaken-Indianer überbrückt. Eines ihrer bekanntesten Fruchtbar-keitsrituale ist der "Sonnentanz", der zu Ehren des Gottes der Frucht-barkeit, "Tlazoltéotl", von den fliegenden Menschen, den "Los Voladores", durchgeführt wird.

Fünf Indianer kletterten dazu mit ihrer spezifischen Geschicklichkeit flink auf einen 30 Meter hohen Stamm hinauf, der an seinem oberen Ende eine Plattform von gerade mal einem halben Quadratmeter aufweist.

Zunächst tanzte einer der Indianer Flöte spielend und trommelnd auf der kleinen Plattform im Kreis herum, während die vier übrigen, in einer behelfsmäßigen Halterung hangelnd, jeweils ein Seil um ihr rechtes Bein befestigten. Dann ließen sich vier "fliegende Indios" an den Seilen, die um die sich zu drehen beginnende Spitze des hohen Mastes gewickelt wurden, kopfüber hinunter. Mit jeder Drehung wird das Seil, da es sich abwickelt, länger und die Indianer "schweben" sozusagen vom Himmel herab.

Dieses Herabschweben soll auf die Beziehung zwischen den Göttern und der Erde mit der belebten Natur hinweisen und deutlich machen, dass die Nahrungspflanzen himmlischer Herkunft sind. Das wird auch dadurch symbolisiert, dass in dem Erdloch, in dem der Mast verankert ist, Feldfrüchte und das Blut geschlachteter Tiere versenkt wurden.

Der fünfte Mann auf der Plattform trommelte und flötete nun also solange, bis sich die Seile abgewickelt hatten und die Indianer dem Ritual gemäß wieder auf dem Boden angekommen waren.

Kurz bevor die Bahn kam, sammelten die Indianer Geld von den zu-schauenden Touristen für ihre Vorstellung. Wir stiegen in das Gefährt ein und wurden direkt bis zum Eingang der Ausgrabungsstätte ge-fahren. Dabei überholten wir die immer noch auf dem Weg befind-lichen Mitreisenden, die in der brütenden Sonne ziemlich schwitzten.

Als die Reisegruppe komplett versammelt war, gingen wir in das Areal und Carlos erklärte uns noch die eine oder andere Besonderheit dieser Anlage.
Tulum ist nämlich die einzige größere archäologische Stätte Mexikos, welche unmittelbar auf einer Kalksteinklippe zwölf Meter über dem postkartenblauen karibischen Meer liegt.

Der Originalname von Tulum lautet wahrscheinlich "Zama", was "Stadt der Morgenröte" bedeutet. Tulum erlebte seine Blüte in der Spätzeit der Maya-Kultur und bildete für die zahlreichen Siedlungen an der Ost-küste Yucatáns das religiöse Zentrum. Die Gebäude in Tulum wurden ungefähr zwischen 1000 und 1300 nach Christus errichtet. Die Unter-suchung eines hölzernen Balkens nach der Radiokarbon-Methode im Haus des Oberpriesters ergab, dass dieser Tempel im Jahre 1075 nach Christus erbaut wurde. Die Stadt hatte zur damaligen Zeit eine Aus-dehnung von ungefähr sechs Kilometern entlang der Küste. Noch heute sind die Wälle und Mauern zu sehen, die den Ort vollständig zur Landseite hin schützten. Allerdings ist bei der die Anlage umgebenden Mauer immer noch nicht ganz klar, ob sie zum Schutz gegen äußere Feinde oder aber nur als eine Art Abgrenzung der Priesterklasse gegen das "gewöhnliche Volk" diente.
 
Bei der Ankunft der Spanier im Jahre 1518 war Tulum, als eine der wenigen Maya-Städte, noch besiedelt.

Hier in dieser Ausgrabungsstätte findet man viele verschiedene Ge-bäudereste, die jedoch größtenteils nicht mehr zugänglich waren. So zum Beispiel "Templo de Los Frescos", den Tempel der Fresken, in dem noch an den Außen- und Innenwänden Reste von Wandmalereien zu erkennen sind. Er ist aufgrund seines ehemaligen Schmucks einer der für Tulum interessantesten Tempel überhaupt. Er entstand in mehreren Bauphasen, wobei die jeweils neue der vorigen Phase übergestülpt wurde. Ihn schmückt eine Fassade sowie Fresken, die noch heute grün-blaue Farben erkennen lassen.

Man erkennt erst bei genauerem Hinschauen, dass es sich hier um Opferungen, Gottheiten (Zwillingsschlange) und Darstellungen zum Maiskult handelt. Er scheint der älteste Tempel in Tulum zu sein. Im Inneren befinden sich schöne Wandmalereien, die noch recht gut erhalten sind. Ursprünglich war der Überbau des Freskentempels mit Stuckfiguren geschmückt, die jedoch heute nicht mehr vorhanden sind.

Der "Templo de las Pinturas", der Tempel der Gemälde, wurde in unterschiedlichen Epochen zwischen 1400 und 1450 erbaut und seine dekorativen Masken und Wandgemälde kann man heute leider nicht mehr bewundern. Die Fresken und Wandmalereien konnten nicht gut restauriert werden, da inzwischen zuviel verwittert ist. Man geht heute davon aus, dass es das letzte in dieser Stätte erbaute Gebäude darstellt.

Das Gebäude, welches auch "Estructura 45" genannt wird, ist "Templo del Dios del Viento", der Tempel des Windgottes. Er wurde auf einem runden Fundament erbaut, ist selbst jedoch rechteckig in seiner Form und hat nur einen Eingang. Die Oberseite der Tempelfassade zieren zwei modellierte Stuckstatuen.

Weiterhin befinden sich hier der Tempel der Initialserie "Templo del la Serie Inicial", in dessen Inneren man die Stele mit der ältesten Datierung für Tulum fand, das Haus des Cenotes, "Casa Del Cenote", das Haus der Säulen "Casa de las Columnas", den kleinen Tempel des herabstürzenden Gottes, "Templo del Dios Descendente", den Miniatur-tempel, "Templo Miniatura", der möglicherweise als Schrein für Opferungen genutzt wurde, und den wohl wichtigsten Gebäude-komplex "El Castillo".

El Castillo, das beeindruckendste Gebäude Tulums, liegt mitten im Zeremonialzentrum und war dem Gott Kukulcán gewidmet und eine Theorie besagt, dass El Castillo unter anderem wohl eine Art Leucht-turm war.

In den zum Meer gerichteten Fenstern ließen die Maya des Nachts Feuer brennen, um Schiffen und Kanus eine Durchfahrt durch das vor-gelagerte Riff zu ermöglichen. Es entstammt mehreren Bauperioden, was recht gut zu sehen ist, wenn man das Gebäude einmal umrundet hat. Während der Mittelteil neu erscheint, können an der Nord- und Südseite noch Teile des alten Gebäudes ausgemacht werden. Der Tempel besteht aus einer Vorhalle aus Säulen, zwei Innenräumen und dem eigentlichen Heiligtum. Leider ist inzwischen der Zugang zum Tempel versperrt, da zu viele Besucher Beschädigungen verursacht haben.

Nach dem gemeinsamen Rundgang und der Führung von Carlos hatten wir noch ein wenig Zeit zur freien Verfügung, die wir nutzten, um unter anderem einen fantastischen Blick von den Klippen auf die klassisch hellblaue Karibik zu werfen. Gemütlich schlenderten wir wieder in Richtung Touristenbahn, von der wir uns zum Ausgang fahren ließen.

Am Ausgang befanden sich kleine Stände und Souvenirläden, die die möglichsten und unmöglichsten Dinge zum Kauf für die Touristen an-boten. Hier gönnten sich Anne und Betti je ein Stieleis, welches sie genüsslich bei der Hitze schleckten.

Arnulf und ich gingen derweil, während die beiden Frauen in und an den Boutiquen kramten, zum Bus und weckten Irving, der es sich im durch die Vorhänge verdunkelten Bus gemütlich gemacht hatte. Nach und nach trudelten alle Anderen ein, bis die Reisegruppe komplett war und der Bus setzte sich in Bewegung. Die Rundreise näherte sich ihrem Ende und nach einer kurzen Fahrt stiegen Anja und Katja aus und verabschiedeten sich, um auf eigene Faust ihren Urlaub fortzusetzen.

Als der Bus erneut hielt, stiegen auch wir mit aus, um mit einem schon auf uns wartenden Van wieder zum Ausgangspunkt der Rundreise nach Cancún gefahren zu werden.

Als Erstes jedoch setzte der Fahrer die ebenfalls mit uns gereiste Familie in einer riesigen Hotelanlage ab und lieferte uns anschließend in unserem letzten Hotel während unseres gesamten Urlaubs ab. Somit war auch die Rundreise leider schon beendet, welche an sich, und das war nicht unbedingt schlecht zu bewerten, da wir immerhin in der relativ kurzen Zeit sehr viel zu sehen bekamen, sehr straff durch-organisiert war.

Die Hotelzone in Cancún liegt auf einer L-förmigen Insel, welche 22 Kilometer lang und zirka 500 Meter breit ist, und wird von dem Wasser der Karibik umspült. Über zwei Brücken ist Cancún mit dem Festland verbunden.

Hier gibt es Sand so weich wie Talk, Wasser so blau wie Türkise und Saphire, eine smaragdgrüne Vegetation und eine diamantene Sonne am Himmelsgewölbe, die täglich bei mindestens 25 Grad Celsius scheint.

Bis Anfang der siebziger Jahre war Cancún noch ein kleines, ver-schlafenes Dorf, umgeben im Osten von der Karibik und im Westen von der zirka 100 Quadratkilometer großen Lagune „Nichupte“. Im Jahr 1967 erkannte die mexikanische Regierung die Bedeutung des Tourismus als aktives Element der Wirtschaft des Landes an und 1969 wurde die „INFRATUR (Fondo de Promoción de Infraestructura Turística)“ mit dem Ziel, ein neues Badezentrum „Cancún - Zona Hoteleria“ zu schaffen, gegründet. Sehr schnell wurden finanzkräftige Partner gefunden und Cancún (Zona Hoteleria) wurde über einen Damm mit dem Festland verbunden und der Sandstrand stark er-weitert. Die Schnellstraße „Paseo Kukulcán“, die hinter den Hotels ver-läuft, wurde gebaut, um die Zona Hoteleria mit dem Festland zu ver-binden.

Heute ist Cancún eine Mischung aus der vorspanischen Vergangenheit, Avantgarde-Kultur, grenzenloser Unterhaltung und geschützter Natur.

Wir checkten im Sheraton-Hotel ein und bezogen unsere Zimmer, wobei Ina und Roland wieder mal Pech hatten und sich ein neues Zimmer haben geben lassen müssen. Schon in der Lobby fiel uns auf, dass hier recht viele Jungendliche waren.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, gingen wir zu dem dem Hotel gegenüber liegenden Gebiet, in dem das Nachtleben mit all seinen Facetten tobte. Es gab ein Einkaufs- und Unterhaltungszentrum mit den verschiedensten Geschäften, Kinos, Bars, Restaurants, Diskotheken und vielem mehr. Da wir sowieso auf der Suche nach einem Lokal waren, brauchten wir nicht weit vorzudringen, weil wieder angesprochen und in ein Restaurant geführt worden sind. In diesem Restaurant saßen wir auf so einer Art Terrasse, die einen Blick auf das direkt am Fuß be-findliche Wasserbecken gewährte. In dem Becken tummelten sich zwei Delfine, die mit den sich auf dem Wasser befindlichen Bällen spielten und Anne entzückten. Wir ließen uns die Speisekarten geben und be-stellten uns etwas zum Abendessen. Die Bedienung freute sich merk-lich, als Arnulf sich entgegen den vielen hauptsächlich US-amerikanischen Touristen mit ihm in seiner spanischen Landessprache unterhielt.

Nach einer Weile öffnete sich an der Innenseite des Restaurants ein Vorhang und ein riesiges Aquarium mit einem am Boden befindlichen Schiffswrack tat sich vor uns auf, um das sich Haie, Rochen und andere Meeresbewohner bewegten. Es war gewaltig und beeindruckend, zu-mal wir mit so etwas wahrlich nicht gerechnet hatten.

Nach dem Essen spazierten wir noch ein wenig durch die Stadt und kamen auch an einem interaktiven Aquarium vorbei, in dem sich ein Taucher befand, mit dem man sich mit Hilfe der modernen Technik unterhalten konnte. Er musste schon ziemlich lange in dem Becken gewesen sein, da seine Füße recht schrumpelig waren.

Wir schlenderten weiter und Anne und ich drückten uns an den Schei-ben anderer Geschäfte die Nasen breit, derweil Arnulf, Betti, Ina und Roland in einen Internetsalon einkehrten, um E-Mails abzuholen und zu schreiben.

Später liefen wir zurück ins Hotel und während ich das große Bett für die Nacht herrichtete, ertönte ein Schrei von Anne aus dem Bade-zimmer.

Mitten im Bad lag rücklings eine dunkelbraune Kakerlake auf dem Fliesenboden und zuckte noch mit den langen Gakelbeinchen. Woher sie kam, ist uns ein Rätsel, nur wohin sie ging, wussten wir. Ich schnappte sie mir nämlich und beförderte sie aus dem sich nur einen Spalt von zehn Zentimetern weit sich öffnend zu lassenden Fenster. Das Tierchen landete auf dem äußeren Fensterbrett auf seinem Rücken und zappelte wieder phlegmatisch. Das Fenster jedoch ließen wir die Nacht aus gutem Grund geschlossen.
 

Tag Achtzehn: Cancún​



An diesem Morgen hieß es erst einmal Ausschlafen, was im Gegensatz zu den vorherigen Tagen zumindest etwas länger im Bett liegen bleiben bedeutete und nicht unbedingt unangenehm war. Mit einer der ersten Blicke von uns war der auf das Fensterbrett zur Kakerlake, die immer noch dort lag, als wäre nichts passiert. Wir trafen uns zum Frühstück und genossen es in vollen Zügen. Gut, dass es so ein Frühstücksangebot nicht täglich gibt, da ich wahrscheinlich kein Ende finden würde. Es gab warme Speisen, kalte Speisen, herzhafte Speisen, süße Speisen, Getränke aller Art und eine Schokoladensoße, die mit nichts zu vergleichen war, so gut war sie.

Nach dem reichhaltigen und guten Frühstück besuchten wir den Strand, der direkt hinter dem Hotel zu finden war. Da es noch relativ zeitig war, hatten wir auch die besten Plätze besetzen können. Leider war es ziemlich windig, so dass gelbe, die das Baden und Schwimmen auf eigene Gefahr, und teilweise auch schon rote Flaggen, die Bade- und Schwimmverbot bedeuten, gehisst waren. Wir wagten uns trotz-dem ins Wasser und die Wellen, die vom Strand aus recht friedlich wirkten, hatten Kräfte, deren wir uns erst so richtig im Wasser bewusst wurden. Da Anne, im Vergleich zu uns Anderen, recht wenig an Körpergewicht aufbringt, riss ihr eine Welle förmlich die Beine weg, so dass sie buchstäblich den Boden unter den Füßen verlor. Dieser Um-stand an sich ist ja nicht weiter schlimm gewesen, wäre da nicht auch noch die Welle an sich, die die Anne unter sich begrub und sie wieder zurückzog. Anne hatte zu tun, sich aus den Wassermassen zu kämpfen. Wir Anderen hatten Spaß daran, unsere Kräfte mit der der Natur zu messen und gewannen entgegen unserem Leidwesen. Bevor wir völlig entkräfteten, begaben wir uns wieder an Land und legten uns auf die Liegen, die wir immer wieder nach dem Schatten ausrichteten. Cancún besitzt einen der schönsten Strände der Welt. Es ist der besonders feine Sand, der eigentlich keiner ist, da es zerriebener Kalk vom Korallenriff ist, der diesen Ruf beschert.

Nachdem sich die Herren nochmals im Meer austobten und wir alle genug Sonne getankt hatten, horchten wir bis zum sehr zeitigen Nach-mittag an der Matratze und trafen uns, nachdem wir wieder auf den Beinen, sozusagen in der Vertikalen, waren, in der Lobby, um in das nahe gelegene Einkaufscenter zu gehen.

Die Sonne schien erbarmungslos und der Weg dorthin zog sich ge-waltig in die Länge. Im Einkaufscenter dagegen war es aufgrund der Klimaanlage sehr angenehm kühl und wir hätten uns dort gut und gerne länger aufhalten können. Jedoch war die Kühle dann allerdings auch schon das Nonplusultra, denn das Gebäude befand sich gerade in einer Phase der Modernisierung, so dass nur wenige Geschäfte geöffnet hatten und besuchenswert waren.

Wir machten es uns an einem kleinen Stand, dessen Angebot unter anderem aus Kaffee und Kuchen bestand, bequem und genossen beides.

Wir beschlossen, uns die Beine im Zentrum der Altstadt zu vertreten und fuhren mit dem Linienbus die lange Strecke von der Hotelzone bis hin zur Altstadt. Jede Fahrt mit dem Bus, egal wohin und egal wie lange, kostete uns mühelose 40 Cent, die wir im Gegensatz zu manchem Einheimischen ohne Probleme aufbringen konnten.

Angekommen im Zentrum, welches wir schon am Anfang unserer Yucatán-Rundreise besichtigten, schlenderten wir nun durch die vielen Souvenirläden, welche die tollsten Mitbringsel und Andenken zum Kauf darboten.

Da mir der Sinn nach einer Obsidianfigur stand, suchte ich gezielt nach einer solchen, die schließlich in den zahllosen Geschäften überall zu finden waren. Eine schöner und teurer als die andere. Sich zu ent-scheiden fiel gar nicht so leicht. Sobald die Ladenbesitzer mitbekamen, dass wir nicht nur schauten, sondern auch käufliche Absichten hegten, klebten sie wie Kletten an unserer Seite und machten uns „gute Preise“, die wir jedoch mehrmals nach unten korrigieren mussten. Manche Händler gingen nicht weiter auf uns ein und hatten ihren letzten Preis genannt, der uns dann doch zu hoch erschien und wir das Geschäft demzufolge ohne seine Ware verließen. Nachdem wir dies jedoch auch wieder taten und schon mehr als zehn Meter von einem Geschäft auf der Hauptstraße entfernt waren, rief uns der Geschäftsmann auf der Straße hinterher und willigte schließlich doch zum Verkauf des guten Stückes zu dem von uns vorgeschlagenen Preis ein.

Als wir so schlenderten und bummelten, sahen wir auch Reisebüros und Stände, die Angebote zu einem Ausflug zum Erholungspark „Xcaret“ anboten. Den Gedanken, eventuell dorthin zu fahren, hatten wir schon vorher und wollten ihn, nachdem wir uns darüber einig waren, nun auch in die Tat umsetzen, da wir den nächsten Tag nicht wieder einfach nur faul am Strand liegend vergeuden wollten.

Also erkundigten wir uns erst einmal nach den allgemein gängigen Kosten, die für den Eintritt in den öko-archäologischen Themenpark der Natur sowie die Hinfahrt in Jenen und die Rückfahrt nach Cancún aufzubringen waren.

Die Preise schwankten auch hier wieder tüchtig und ließen sich durch das ein oder andere gute Wort nach unten wandeln. Wir buchten kurzfristig für 60 US-Dollar pro Person diese Exkursion für den nächsten Tag, machten eine Anzahlung und kehrten anschließend fast am Ende einer Seitenstraße in die „Rosa Mexicano“ zum Abendessen ein. In dem sehr schönen Hinterhof dieser Gastronomie bestellten wir unser Essen und Trinken und lauschten den beiden sich dort befind-lichen Gitarreros, die mir wieder eines ihrer Instrumente in die Hand drückten und ich somit auch in Mexiko spielte.

Das Essen im Allgemeinen war gut, bis auf das von mir bestellte Fleisch, welches sich noch fast roh auf meinem Teller präsentierte. Ich ließ es nochmals in die Pfanne legen und musste geduldig warten, während die Anderen schon fleißig ihren Hunger stillten und mir etwas voraßen. Aber auch ich war, nachdem alles so war, wie ich es mir vorgestellt hatte, sehr zufrieden und wir kauften im Anschluss an das Mahl, kurz bevor wir wieder mit dem Bus zum Hotel fuhren, im Supermarkt ein paar Flaschen Mineralwasser.

Die Fahrt mit dem Bus war erst dann wieder erträglich, nachdem die sich-nicht-zu-benehmen-wissenden US-amerikanischen Jugendlichen das öffentliche Transportmittel verließen.

Sie führten sich auf, als wären sie die Größten und belästigten die Fahrgäste mit lauter Unterhaltung und dem widerlichen Herum-spucken ihres Speichels mitten in den Gang des Gefährts.

Ekelnd und voller Unverständlichkeit verließen wir den Bus vor unserem Hotel und Anne und Arnulf gingen nochmals kurz zum Geldautomaten, um die nötigen finanziellen Mittel in den Geldbörsen aufzubessern. Während Ina und Rudolf sich schon verabschiedeten und zum Hotel liefen, warteten Betti und ich am Eingang des Einkaufsparks auf die Geldholer.

An diesem Abend gab es keine nennenswerten Vorkommnisse und wir begaben uns zur Ruhe.
 

Tag Neunzehn: Cancún - Xcaret - Cancún​



Nach dem Aufstehen und Frühstücken warteten wir vor der Rezeption unseres Hotels im Vorraum auf das Transferfahrzeug, welches uns zum eigentlichen Treff- und Startpunkt des Ausflugs bringen sollte. Ständig hielten hier Kleinbusse und Autos und brachten neue Hotelgäste be-ziehungsweise holten Hotelgäste ab. Uns jedoch nicht. Und so warteten wir immer ungeduldig werdender, bis uns schließlich doch jemand aufrief, auf dessen Liste wir verzeichnet waren.

Der Fahrer fuhr uns in ein nahe gelegenes Einkaufszentrum, wo schon eine lange Warteschlange zum Bezahlen des endgültigen Preises für den Ausflug am Schalter stand. Arnulf und Rudolf reihten sich ein und bezahlten. Wir warteten am Eingang des Ladens auf den großen Bus, der uns nach Xcaret fahren sollte und bemerkten, dass sich, nachdem sich dort bereits eine Menschentraube gebildet hatte, der Abfahrtspunkt des Busses auf der anderen Seite des Geschäfts befand. Wir stellten uns an und stiegen in einen der bereitgestellten Busse, der uns nach 45 Minuten Fahrzeit in Xcaret auf dem riesigen mit Bussen vollgestellten Parkplatz vor dem Erlebnispark absetzte. Der Busbegleiter instruierte uns für die Rückfahrt, damit wir nach dem Besuch des Parks auch wieder in den richtigen Bus zu unserem Hotel einstiegen. Dazu vereinbarte er mit uns Zeit und Ort des Treffens und wir begaben uns in den Park. Da Arnulf und Betti diesen Park vor einigen Jahren bereits besuchten, kannten sie sich aus und wussten ein gutes Plätzchen zum Niederlassen. Schnellen Fußes schritten wir zielstrebig dorthin und bekamen einen ersten Eindruck von der Anlage.

Xcaret bietet eine große Vielfalt an Aktivitäten wie zum Beispiel Schnorcheln in den unterirdischen Flüssen, Schwimmen mit Delphinen, Besuch archäologischer Stätten, Reiten, Tauchen und einer Präsentation einer kulturellen Show. Xcaret liegt mitten im Urwald am Ufer eines weißen Sandstrandes und verfügt über eine Ausdehnung von 40 Hektar.

Nachdem wir endlich das richtige Plätzchen gefunden hatten, zogen wir unsere Badesachen an. Betti und Ina machten es sich direkt am Wasser unter Sonnenschirmen aus Stroh, welche auch zwingend er-forderlich waren, bequem, während wir anderen Vier direkt zum Ein-gang eines unterirdischen Flusses liefen. Xcaret besitzt zwei Süßwasser-flussarme, die jeder etwa einen Kilometer lang sind. Über Tausende von Jahren hat abfließendes Regenwasser einen Irrgarten aus unter-irdischen Flüssen und Wasserreservoirs geformt, welcher heute dem Besucher ein großartiges Wassererlebnis ermöglicht. Am Eingang zum Fluss bekam jeder eine rosafarbene Schwimmweste in seiner Größe verliehen. Dann stiegen wir in das sich in einer etwa zehn Meter tief in der Höhle befindliche kalte Wasser, welches laut Anzeigetafel eine Temperatur von 17 Grad Celsius haben sollte. Durch die Schwimm-weste erschien es allerdings nicht so kalt.

Anfangs war das Benutzen der Weste recht gewöhnungsbedürftig, da sie einen gewissen Auftrieb verleiht, der, wenn ihm nicht entsprechend gegengesteuert wurde, einen buchstäblich auf der Wasseroberfläche entlangrollen ließ. Nach den ersten unkoordiniert schwimmenden Metern ließen wir uns schließlich aufgrund der natürlich vorhandenen seichten Strömung durch das Fluss- und Höhlensystem gleiten. Licht und Dunkelheit wechselten sich ab.

Das Wasser ist kristallklar und je nach dem Lichteinfall durch die Löcher in der Decke, seien es natürliche oder von Menschenhand geschaffene, ist es türkisfarben, dunkelgrün, blau oder grau. Am Boden kann man jedes noch so kleine Kalksteinchen im Sand oder grotesk geformte Wände erkennen. Je länger man schwimmt und gleitet, umso mehr verliert man jeden Bezug zur Zeit und der realer Welt.

Anne verließ den Fluss vorzeitig an einem der sich am Rand befind-lichen Treppenausgänge, da es ihr zu kalt war und ging zu Fuß zum Ende des für Besucher zugänglichen Flussabschnittes. Dort stiegen auch wir aus, lieferten die Schwimmwesten wieder ab und begaben uns zurück zu der von den beiden Frauen behüteten Niederlassung. Nach einer kleinen Verschnaufpause wechselten wir die nassen Badehosen gegen unsere trockenen Sachen und machten uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Ina und Rudolf gingen derweil ihrer Wege, während wir den Park zu viert durchstreiften.

An einem Freiluftrestaurant ließen wir uns nieder und aßen eine schnelle Kleinigkeit in Gegenwart von schräg klingender Live-Musik.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, führte unser Weg vorbei an einem Becken für Rundschwanzseekühe, auch Manati genannt, in dem ein Junges mit seiner Mutter schwamm. Eine Rundschwanzseekuh kann 4,5 Meter oder länger werden und lebt sowohl in Salz- als auch in Süßwasser. Als anatomische Besonderheit haben Manatis nur sechs Halswirbel und sind damit neben Faultieren die einzigen Säugetiere, die nicht sieben Halswirbel besitzen.

Der Karibik-Manati lebt in freier Natur an den Küsten des Golfs von Mexiko und in der Karibik. Er lebt im flachen Küstenwasser und dringt oft in die Flüsse vor. Die Nahrungspflanzen sind vor allem Seegras im Salzwasser und Grundnesseln im Süßwasser, aber auch alle anderen Wasserpflanzen. Pro Tag frisst ein Manati etwa ein Viertel seines Körpergewichts.

Obwohl der Karibik-Manati keine natürlichen Feinde hat, wurde sein Lebensraum im Marschland durch menschliche Einflüsse sehr ein-geschränkt. Viele Tiere wurden und werden durch die Propeller von Booten mit Außenbordmotoren verletzt. Manatis verschlucken beim Fressen oft auch Fischfanggerät wie Haken oder Metallgewichte. Bis auf die Fangleinen scheinen diese Fremdkörper den Tieren nicht zu schaden. Diese Leinen können sich jedoch im Verdauungsapparat der Tiere verfangen und zu einem langsamen Tod führen.

Heute sind die Manatis zwar überall geschützt, aber die Bestände gehen leider weiter zurück, so dass sie seit 1982 auf der Liste der gefährdeten Tierarten stehen.

Ein Pfleger, der sich mit in diesem Wasserbecken befand, machte mit Annes Unterwasserfotoapparat, den sie sich vorher im Bus auf der Fahrt kaufte, ein paar Fotos im Element der Tiere.

Wir liefen weiter durch den Park und kamen an den verschiedensten Attraktionen vorbei.
 
Da war zum Beispiel das Schmetterlingshaus, in welches man durch zwei Schleusen gelangt und man sich in einer Art miniaturisiertem Regenwald wiederfindet. Sofort sieht man zahlreiche Schmetterlinge umherflattern, die in ihrer Farbenpracht und Größe unsere heimischen Arten bei weitem übertreffen. Auf einem kleinen Rundkurs, der bis hoch über die Baumwipfel geht, kann man gemütlich hindurch schlendern. Allein schon wegen der ganzen Pflanzenarten, die es hier gibt, ist es auf jeden Fall sehenswert.

Aber auch das Aquarium, welches in sechs Sektionen unterteilt ist, bei dem jede Sektion einem unterschiedlichen Ökosystem entspricht, ist ein Besuch wert. Überall tummeln sich lustig die kleinen Fische in den Becken herum. Aber auch Seesterne, Delphine, Haie, Seeigel und Rochen, mit denen Anne Kontakt geknüpft hatte, waren hier vor Ort.

Riesige Schildkrötenaufzuchtbecken, in denen jegliche Wachstums-stadien der gepanzerten Meeresbewohner, von zehn Zentimetern bis hin zu 2,50 Meter, zu sehen waren, befanden sich ebenfalls hier in unmittelbarer Nähe.

Auch kamen wir an der Insel der Jaguare und Pumas und der Insel der Spinnenaffen vorbei, bis wir schließlich rechtzeitig am „Tlacho-Theater“ zur abendlichen Vorstellung eintrafen.

Dieses Theater ist mit seinem Fassungsvermögen von zirka 6.000 Menschen eines der Größten im Bundesstaat „Quintana Roo“ und bietet in der beginnenden Dämmerung eine 60-minütige spektakuläre Abendshow, welche der Höhepunkt von Xcaret ist.

Bereits auf dem Weg in die Arena erwarten einen schon zahlreiche Indianer. In der Abenddämmerung hat dies in Verbindung mit den Fackeln, die dort überall aufgestellt sind, schon etwas mystisches, was durch den Weihrauch noch zusätzlich verstärkt wird. Ob dies jetzt tatsächliche ein Begrüßungsritual der Maya ist oder ob man dies den Touristen als solches nur unterjubeln möchte, kann ich nicht sagen.

Da wir rechtzeitig eintrafen, konnten wir die besten Plätze, nämlich die an der Stirnseite direkt über der Szenerie, besetzen.

Nach und nach drängten sich die Menschenmassen auf die Sitze.

Auch gab es die Möglichkeit, sich einen Tisch in dem angegliederten Restaurant zu reservieren und bekommt so einen sehr guten Platz und eine abendliche Verpflegung. Allerdings ist dies auch ein nicht ganz billiges Vergnügen.

Wir waren mit der Wahl unserer Plätze sehr zufrieden. Aber ganz egal, wo man sitzt, man hat auf jeden Fall immer einen sehr guten Ausblick auf die Arena, weil die Sitzreihen steil ansteigen. Wir hielten nach Rudolf und Ina Ausschau und lotsten sie, nachdem wir sie entdeckt hatten, direkt zu uns. Kurz darauf begann die Vorstellung, welche in zwei Teile gegliedert war, wovon für mich der Erste am beein-druckendsten war.

Im ersten Teil sollte einem das „Alte Mexiko“ zu den Zeiten der Mayas näher gebracht werden und der zweite Teil beschäftigte sich mit der Geschichte der Mexikaner, also ihren Volkstänzen, Gauchos und was Mexiko eben sonst noch zu bieten hat.

Im ersten Teil bekam man einen Eindruck von den Ballspielen der Mayas, dessen Ballspielplätze wir bereits mehrfach besucht hatten. Es schien wahrlich anstrengend zu sein, denn nur ein einziges Mal trotz mehrfacher Versuche schafften es die Spieler, den schweren Kautschuk-ball nur mit den Hüften durch den Ring an der Wand zu werfen.

Des Weiteren zeigte man uns eine zweite Sportart. Der „Feuerball“ ist eine Art Hockey, nur mit dem Unterschied, dass der Ball aus einer Flammenkugel besteht. Diese Vorstellung war in der inzwischen angebrochenen Dunkelheit ein interessantes Schauspiel, bei dem man fast nur den brennenden Ball hin und her springen sah.

Danach wurde sehr imposant die Eroberung der Indianervölker durch die Spanier dargestellt, was akustisch auch noch perfekt untermalt wurde.

Im zweiten Teil der Vorstellung wurden mit buntem Spektakel Maya-zeremonien und Folkloretänze aus den verschiedenen Bundesstaaten Mexikos präsentiert.

Es sind so viele, dass ich die einzelnen Bundesstaaten mit ihren Tänzen jetzt in Kürze aufgrund ihrer Mannigfaltigkeit nicht beschreiben kann und werde.

Nachdem die wirklich eindrucksvolle Vorstellung beendet war, begaben wir uns, wie die vielen anderen Besucher auch, schnurstracks zum Ausgang und dem vereinbarten Treffpunkt.

Vorher kamen wir jedoch noch an dem Stand vorbei, der Fotos von den Schwimmern im unterirdischen Fluss bereithielt und verkaufte. Wir hatten jedoch zum Suchen unserer Bilder keine Zeit und sparten uns zudem auch die Ausgaben dafür.

Am Treffpunkt wuselte jede Menge Personal, das die Gäste für die Rückfahrt in die richtigen Busse, welche mit Nummern versehen waren, wies. Wir suchten den Bus mit der Nummer 163, welchen wir jedoch trotz langem und gründlichem Suchen nicht gefunden haben. Arnulf lief zurück zu dem Einweiser und erkundigte sich, ob die Nummer die richtige sei und bekam den Hinweis, dass sich die Nummer nicht auf die Zahl am Bus, sondern auf das im Busfenster befindliche Schild bezieht. Ohne diesen entscheidenden Hinweis hätten wir so lange suchen können, bis der Autobus ohne uns abgefahren wäre. Da wir jetzt wussten, wonach wir suchen mussten, fanden wir das Personenbeförderungsmittel schnell und alsbald ging die Fahrt zum Hotel in der Dunkelheit zurück.

Im Hotel angekommen, versammelten wir sechs uns nach einer kurzen Toilettenpause wieder in der Lobby und landeten, nachdem wir durch den Hof eines anderen Hotels liefen, in einer Gaststätte und verzehrten unser Abendmahl.

Den Heimweg jedoch traten wir entlang der Straße an und gelangten somit auf direktem Wege zu unserer Unterkunft, die wir alsgleich nach einem Tag mit viel Erlebtem zum Schlafen nutzten.
 

Tag Zwanzig: Cancún​



Den letzten richtigen Urlaubstag ließen wir in aller Ruhe etwas später so gegen 8 Uhr morgens beginnen und gönnten uns wieder ein kräftiges Frühstück am Buffet des Hotels.

Aufgrund des heraufgezogenen Windes bestand jedoch allseits nicht unbedingt der Wunsch, sich an den Strand zu legen. Zumal auch das Vergnügen sich im Wasser zu tummeln wegen der roten Flaggen untersagt war.

Wir überlegten uns, eine Fahrt mit einem U-Boot zu machen, welches unweit vor der Küste lag. Dazu mussten wir mit dem Bus zum "Sea-World-Center" fahren, welches ein Stück entfernt lag.

Dort angekommen, schauten wir uns um und die nette Dame an der Rezeption sprach uns sogleich an. Sie erklärte uns, nachdem wir uns bei ihr nach der U-Boot-Tour erkundigten, dass dies derzeit nicht möglich sei, da zu starker Wind weht.

Also blieb uns nichts weiter übrig, als uns in den angrenzenden Ge-schäften und Boutiquen umzuschauen. Durch den Laden auf der anderen Seite des Gebäudes gelangten wir nach draußen, wo ein Boots-steg weit in das Meer ragte.

Wir betraten den Steg und gingen bis an sein Ende. Am Steg lagen vielerlei verschiedene Wasserfahrzeuge und im Wasser konnte man sehr gut auch mannigfaltige Arten von Fischen sehen, die sich im seichten Gewässer tummelten.

Wir schlenderten weiter im prallen Sonnenschein und gelangten in hotelabwärtiger Richtung zu "Captain´s Cove". Dies ist ein Restaurant, in dem wir beschlossen zu Abend zu essen und reservierten uns gleich einen Tisch.

Für den Rückweg benutzten wir diesmal den Bus, der sofort zur Stelle war. Ina und Rudolf stiegen am Hotel aus und wir anderen Vier setzten die Fahrt zum Pelikan-Einkaufs-Center zum Erwerben von Getränken fort.

Unterwegs in der Altstadt von Cancún sind wir natürlich auch wieder in irgendwelche Verkaufsbuden gezerrt worden und Anne kaufte sich einen schönen, von mir ausgesuchten Aztekenkalender-Silberschmuck-Anhänger.

In einer der nächsten Boutiquen zockten Anne und Arnulf einem Verkäufer einen echten Gusano-Tequilla mit Wurm, zwei kleine Gläser und einen winzigen Sombrero für die Hälfte des im Supermarkt gängigen Preises ab. Dies klappte natürlich nur, weil Arnulf "kein US-Amerikaner" ist, so "schöne blaue Augen" hat und weil er in der "Landessprache" spricht.

Im nächsten Einkaufscenter deckten wir uns mit lecker aussehendem Kuchen und Gebäck ein und traten eine rasante Rückfahrt ins Hotel an.
Dort angekommen, vertilgten wir die mitgebrachten Backwerke und machten ein kurzes Schläfchen. Anschließend machten wir einen Strandspaziergang und trafen uns dann zu sechst wieder in der Lobby, um zu "Captain´s Cove" zu fahren.

Dort angekommen, wurden wir an der großen geöffneten Fensterfront platziert, wo allerdings ein leichter Windzug zu spüren war. Wir be-stellten unsere Getränke, welche recht schnell serviert wurden und durchforsteten die Speisekarte. Dort wo wir saßen war es zwar nicht kalt, aber eben unangenehm zugig, so dass wir die Bedienung fragten, ob wir uns an den inzwischen frei gewordenen Tisch setzen könnten. Dies war kein Problem und wir gingen zum anderen Tisch hinüber. Die Kellner lieferten uns unsere Getränke, die wir schon vor uns stehen hatten, nach. Ohne erneut nachzufragen, wer welches Getränk bekam, ordneten sie Bemerkenswerterweise jedem sein vorher Bestelltes an den richtigen Platz.

Die Wahl der Speisen fiel hier aufgrund der Fülle und Besonderheiten mal wieder schwer und wurde dennoch getätigt. Auch hier schmeckte wieder alles hervorragend. Die Krönung jedoch war die von Arnulf und mir bestellte Nachspeise, welche sich „Maya-Kaffee“ nannte. Dieser Maya-Kaffe bestand aus einer flambierten Mischung von Kahlua, einem Schuss Tequilla, Vanilleeis und logischerweise heißem Kaffee. Etwas Schöneres zum Abschluss des letzen Abendmahles in Mexiko hätte ich mir nicht vorstellen können.

Nach Mahl und Trunk gönnten sich Anne und Klaas einen Spaziergang und schlenderten auf dem Fußweg in der lauen Abendluft entlang der Straße in Richtung Hotel. Nach einer Weile wurden wir des Asphalt-weges überdrüssig und wir beschlossen, den Weg am Strand fort-zusetzen. Es gestaltete sich als nicht so ganz einfach, direkt an den Strand zu gelangen, da er auf der anderen Seite der Hotels lag und wir erst dorthin gelangten, nachdem wir durch eines der Hotels hindurch gelaufen waren.

Der Strand war menschenleer und die Wellen brausten aufgrund des immer noch kräftigen Windes recht kräftig heran. Wir zogen unsere Schuhe aus und wanderten barfuß durch den Sand, was sich aber sehr schnell als ziemlich anstrengend herausstellte und wir auf den nassen Bereich auswichen, der entsteht, wenn sich die Wellen wieder in das dunkle Meer zurückziehen. Und so liefen und liefen wir sehr lange. Nach über einer Stunde fingen auch schon allmählich die Füße an wehzutun. Aber wir konnten jetzt unschwer aufgeben und liefen weiter. Irgendwann war das Hotel in weiter Ferne in Sicht und endlich hatten wir unser Ziel vor Augen. Nach anderthalb Stunden Marsch drehte ich mich um, um einen Blick auf den schon zurückgelegten Weg zu werfen, als ich sah, dass wir gerade an unserem Hotel vorbeige-gangen waren und das vermeintliche Ziel ein anderes Hotel nur in einem ähnlichen Baustil war. Wir liefen die 50 zu viel gelaufenen Meter zurück und spülten uns den Sand von den Füßen, bevor wir den anstrengenden Abendspaziergang beendeten und endlich im Hotel ankamen.

An diesem Abend schliefen wir besonders gut und schnell ein.
 

Tag Einundzwanzig: Cancùn - Miami - Madrid - Berlin - Leipzig​



Nach dem sehr zeitigen Aufstehen packten wir ein letztes Mal auf dieser Reise unsere Koffer und stellten sie an der Rezeption ab. An-schließend ließen wir uns das umfangreiche Frühstück schmecken.

Ein Kleinbus fuhr uns zum Flughafen wo wir eincheckten und nach relativ kurzer Flugzeit von anderthalb Stunden in Miami zwischen-landeten.

Obwohl wir den Flughafen nicht verließen, mussten wir in die Ver-einigten Staaten von Amerika einreisen und uns einer genauen Sicherheitskontrolle unterziehen.

Wir mussten einen Fragebogen ausfüllen und uns registrieren lassen. Dazu mussten wir die Fingerabdrücke des linken und rechten Zeige-fingers an einem Scanner abgeben. Dies nicht genug, wurde zusätzlich ein Foto der Iris gemacht. Wir kamen uns vor wie Schwerverbrecher.

Bis zu unserem Flug hatten wir Zeit, um uns etwas zum Mittagessen zu kaufen. Anne und ich stillten unseren Hunger bei Burger King, während es sich die anderen Vier in einem modernen Imbiss bequem machten und sich ebenfalls etwas zu Essen bestellten. Nach einer Weile stießen auch wir hinzu.

Es war ein typisch nüchternes amerikanisches Ambiente im Footballstil. Überall hingen Fotos und Plakate von eben jenen Spielern und Fern-seher mit Sportübertragungen liefen.

Nachdem unser aller Hunger gestillt war, begaben wir uns in den Warteraum, dessen Klimaanlage viel zu kühl eingestellt war, so dass es uns leicht fröstelte.

Während wir da so saßen und teilweise auf den dreisitzigen Bänken schliefen, braute sich eine Gewitterfront zusammen, die beim Blick aus dem Fenster eine bedrohlich düstere Stimmung darbot. Wir saßen und warteten sehr lange, bis die Maschine endlich bereit war, die fast 400 Passagiere aufzunehmen. Endlich war es soweit und wir konnten im Rumpf des Riesenvogels unsere Plätze einnehmen. Diesmal hatten wir nicht so ein Glück wie zu Beginn des Urlaubs und saßen diesmal im hinteren Bereich der Maschine. Es war sehr eng und Kinder auf den Sitzen vor mir zappelten unruhig und spielten an den Sitzlehnen herum, so dass ich jede ihrer Bewegungen zu spüren bekam.

Wegen des starken Regens und des Gewitters verzögerte sich der Start und wir warteten, bis der Pilot endlich die Starterlaubnis bekam. Mit anderthalb Stunden Verspätung hoben wir ab.

Der Flug dauerte ewig und es war beklemmend eng. Nach einer butter-weichen Landung stiegen wir verspätet in Madrid aus und hatten trotz aufgeholter Zeit unseren Anschlussflug nach Berlin verpasst.

Am Schalter der Fluggesellschaft erfuhren wir, dass der nächste Flug nach Berlin erst vier Stunden später ging. Uns blieb nichts anderes übrig, als zu warten.

Wir informierten telefonisch unseren Abholdienst, der uns in Berlin abholen sollte, dass auch er erst vier Stunden später dazusein brauchte.

Als Entschädigung für die Verspätung erhielten wir von der Fluggesell-schaft jeder einen Essensgutschein für einen Speisenanbieter unserer Wahl auf dem Flughafengelände. Wir suchten ein geeignetes Plätzchen und entschieden uns für einen nicht ganz so einfachen Imbissstand. Am sehr reichhaltigen Buffet gab es wieder so viele gute Dinge im Angebot, dass wir wieder nicht alles durchprobieren konnten. Leider waren wir auch im Flugzeug schon gut versorgt worden und hatten daraufhin schon weniger Platz im Bäuchlein. Schade eigentlich.

Die vier Stunden Warten zogen sich ewig hin und wir waren unglaub-lich müde. Endlich saßen wir wieder im Flugzeug und nahmen Kurs Richtung Berlin. Der Flug dauerte ungefähr drei Stunden und war etwas bequemer als der Flug nach und von Übersee.

In Berlin erwartete uns der Fahrer mit seinem Kleinbus, mit dem er uns nach Hause fuhr.

Nach 34 Stunden auf den Beinen und einer buchstäblich halben Welt-reise waren wir froh, wieder daheim zu sein und fielen erschöpft und total übermüdet in unsere Bettchen.

Dieser Umstand war eigentlich im Nachhinein nicht unbedingt unan-genehm, da wir nach mitteleuropäischer Winterzeit gegen 23 Uhr unsere Ruhe fanden und somit den Jetlag mehr oder weniger umgehen konnten und kaum Probleme mit der Zeitverschiebung hatten.
 
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