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Kuba / Mexiko

Ich würde, Bedingungsform.
Ich glaube, ich hatte zugestimmt?
Aber nach Nachfrage hast du erst bekanntgegeben, dass nicht du selbst der in dritter Personschreibender bist.
Hast du sicher von Kara Ben Nemsi abgekuckt. :)
 
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Ich würde, Bedingungsform.
Ich glaube, ich hatte zugestimmt?
Aber nach Nachfrage hast du erst bekanntgegeben, dass nicht du selbst der in dritter Personschreibender bist.
Hast du sicher von Kara Ben Nemsi abgekuckt. :)
ich kucke nicht, glaubst du wirklich?

"Wat kiekste so?" - "Mutter, kiek mal ausm Fenster, Orje will nich jloben, datt de schielst!"
 
Die Werke des Größten Sächsischen Schriftstellers nicht gelesen?
Geschrieben in der Ich-Form.
 
Selbstverständlich.
Vor `89 fuhr ich verbotenerweise in Hohen-Ernsttal vorbei.
Als Jugendlicher natürlich viele Bücher gelesen.
Man glaubt es nicht. Sogar in der Schweiz gab es in der Leihbücherei Bücher des Kara Ben Nemsi.
In den `80er reiste ich durch Kurdistan.
Nicht per Pferd, sondern im Käfer.
 

Tag Vierzehn: Campeche - Sabancuy - Palenque​



An diesem Tag war das Aufstehen nicht ganz so zeitig geplant, so dass wir in aller Ruhe und ohne Hast dem Tag begegnen konnten. Nachdem wir wie immer unsere Koffer identifiziert und in den Bus gestopft hatten, frühstückten wir bei einem einfachen Frühstücksangebot und einem ziemlich laschen Kaffee. Kurz darauf fuhren wir wieder auf der Uferstraße entlang in das Stadtzentrum, welches wir am Abend zuvor schon im Licht der Scheinwerfer bestaunen konnten. Die Straße liegt auf einem künstlich angelegten Landstreifen, der die Ausmaße von rund fünf Kilometer Länge und 300 Meter Breite besitzt.

Campeche ist die Hauptstadt des gleichnamigen mexikanischen Bundesstaates und liegt im südwestlichen Teil der Halbinsel Yucatán an der Bucht von Campeche und hat rund 250.000 Einwohner. Entlang der engen Gässchen reihen sich Kolonialhäuser, Kirchen und Festungs-ruinen, die an die spanischen Eroberer und die Piraten in Campeches bewegter Geschichte erinnern.

Der ruhige Ort wird heute oft von Besuchern übersehen, und seine touristische Infrastruktur ist deshalb auch lange nicht so gut ausgebaut wie zum Beispiel die von Mérida.

Die Stadt wurde 1540 an Stelle der Mayasiedlung „Ah Kin Pech“ gegründet. Sie zählt zu den ältesten Stadtgründungen der Spanier auf der Halbinsel. Der Name Campeche ist eine Verspanisierung dieses Namens, der so viel bedeutet wie "Ort der Schlangen und Zecken".

Wir jedoch sind zum Glück weder mit Schlangen noch mit Zecken in Berührung gekommen, geschweige denn, dass wir sie einmal zu Ge-sicht bekommen hätten. Das ist vielleicht auch besser so.

Im 17. Jahrhundert erhielt der Ort die Stadtrechte. Es folgte ein rascher wirtschaftlicher Aufstieg der Stadt, insbesondere durch die Ver-schiffung von Edelhölzern und Färberholz, welches „palo de tinte“ genannt wird. Campeche entwickelte sich zum wichtigsten Hafen der Region. Doch mit wachsendem Reichtum wuchs auch die Gefahr aus einer anderen Richtung, und zwar der in Gestalt von Piraten.

Verwüstung und Not kamen über die Stadt, sobald die Schiffe der berühmtberüchtigten Freibeuter und Piraten der mit Spanien ver-feindeten Mächte aus England, Frankreich und Holland wie „Francis Drake“, „Henry Morgan“, „William Parker“ und „Lorencillo“ gesichtet wurden. Nach jedem Angriff wurde die Stadt wieder aufgebaut und stetig weiter befestigt. 1686 begann man schließlich mit dem zwei-einhalb Kilometer langen Bau einer acht Meter hohen und zweieinhalb Meter starken Wehrmauer mit sechs Bastionen und vier Eingängen, von denen noch zwei mehr oder weniger gut erhalten sind. Zusätzlich wurden im Norden und Süden der Stadt zwei Forts auf Anhöhen errichtet. Piraten wurden so frühzeitig entdeckt und mussten be-fürchten, von unterschiedlichen Orten aus bekämpft zu werden.

Mit der Fertigstellung der Befestigungen im Jahre 1704 endete die jahrzehntelange Bedrohung durch die Freibeuter.

Auf dem Hauptplatz, dem Zócalo, besichtigten wir als Erstes die zweitürmige Kathedrale "Nuestra Señora de la Concepción", welche sich imposant in den Himmel erhebt. Sie wurde 1772 erbaut und in ihrem Innenraum sind wahre Schätze der bildenden Kunst zu be-wundern.

Danach entschied sich die komplette Reisegruppe zu einer Stadt-rundfahrt mit der „Tranvia“, einer Art Straßenbahn mit Gummirädern, die noch vor 100 Jahren das einzige öffentliche Verkehrsmittel der Stadt war. Heute fährt die Straßenbahn mit den Touristen einen interessanten Rundkurs durch die malerischen Viertel der Stadt. Die Bahn, die in dem Sinne, auch wenn die Waggons noch so aussehen als wären sie von einer solchen, ist keine mehr, denn sie wird von einem modernen Dieselfahrzeug in historisch anmutender Verkleidung gezogen.

Kurz zuvor jedoch kauften sich Betti und Roland jeder einen Hut aus Stroh, den sie sich auch gleich zum Schutz vor dem strahlenden Sonnenschein aufsetzten. Die Fuhre mit dem lustigen Gefährt ohne verglaste Fenster setzte sich auf dem bis heute nur wenig veränderten Straßenbild, welches in der Form eines Gitternetzes angelegt ist, in Bewegung.

Schmale, kopfsteingepflasterte Gassen führen an der Stadtmauer und restaurierten Fassaden vorbei und gewähren teilweise einen Blick in malerische Innenhöfe. Wir machten einen Halt und besichtigten die einturmige Kirche „San Roman“, in der sich eine Christusfigur aus Ebenholz an einem silbernen Kreuz befand. Die Bänke dieser Kirche wurden gerade frisch mit Farbe überzogen, so dass sich ein längerer Aufenthalt in diesem Gebäude erübrigte. Auch fuhren wir ein Stück entlang der Uferstraße und sahen einige moderne Skulpturen und Denkmalbauten. So zum Beispiel eine Frauenfigur, welche sitzend auf einem Steinhaufen vergeblich sehnsüchtig in Richtung Meer blickt und auf ihren Liebhaber, einen Piraten, wartet, der jedoch wahrscheinlich nie wieder kommen wird.

Die Rundfahrt endete dort, wo sie begonnen hatte, und gleich im Anschluss daran besuchten wir einen kolonialen und historischen Schatz gegenüber dem „Parque Principal“, das "Kulturzentrum Haus Nr. 6".

Das historische Gebäude aus dem 18. Jahrhundert wurde für umge-rechnet 425.000 Euro restauriert und zeigt dem Besucher, wie die einstigen Bewohner der höheren Klasse gelebt haben. Zu sehen sind ein typisches Schlafzimmer, das Wohnzimmer, die Küche und ein Kontor mit dem der Epoche entsprechenden Mobiliar und Dekor. Das Haus vermittelt auf eindringliche Weise eine Vorstellung vom Leben der wohlhabenden Campechanos im 18. Jahrhundert.

Zu Fuß liefen wir zurück zum Bus und durchschritten das „Puerta del Mar“, eines der vier historischen Tore der altehrwürdigen Stadtmauer.

Die Fahrt nach Palenque führte uns entlang der Golfküste zuerst direkt nach Sabancuy, wo wir an einem wunderschönen Strand eine etwas längere Mittagspause von zwei Stunden selbsteinteilbarer Zeit ver-brachten. Wir bummelten auf dem weichen Sandstrand entlang, der in die Weiten des Meeres führte, und unsere Köpfe wurden von den Pelikanen umkreist, die sich bei ihrem Fischzug durch unsere An-wesenheit nicht stören ließen und sich immer wieder aufs Neue mutig in die Fluten stürzten. Ina und Roland sonnten sich ein Stückchen ab-seits der übrigen Reisenden, während Betti und Arnulf es sich auf den Liegestühlen am Pool ebenfalls in der prallen Sonne bequem machten.

Anne badete ihre Füße im mit vom Sandstrand schlammig aufge-wühlten kühlen Golf von Mexiko und erkundete mit mir anschließend die Hotelanlage, in dessen Restaurant wir wieder auf Arnulf und Betti trafen, die sich bereits eine Kleinigkeit zu Essen und zu Trinken bestellt hatten. Wir gesellten uns dazu und gönnten uns unter anderem eine Fischsuppe und eine wahnsinnig leckere und zudem erfrischende Piña Colada.

Die weitere Fahrt mit dem Bus führte uns ein kurzes Stück durch den Bundesstaat „Tabasco“. Mitte der siebziger Jahre zählte Tabasco noch zu den ärmsten Regionen des Landes, bis Erdölfunde die Situation positiv veränderten. In den achtziger Jahren verfügte daraufhin Tabasco über das zweithöchste Pro-Kopf-Einkommen aller Staaten des Landes. Nachdem der Höhepunkt des Ölbooms überschritten war, konzentrierte sich der Staat jedoch wieder zunehmend auf Viehzucht, Kakaobohnen, Bananen und Zuckerrohr. In Tabasco finden sich immer noch Regionen, wie zum Beispiel unberührte Strände, Dschungel und Wasserwege, die bislang noch fernab des Massentourismus liegen.

Unterwegs auf der Landstraße hielten wir an einem schon als etwas größer zu beschreibenden Stand für „Quesadillas“ an. Dort konnten wir uns stärken und den Frauen beim Herstellen der mit Käse gefüllten Maisfladen zuschauen. Wir bestellten Getränke und Quesadillas. Zu unserer Enttäuschung jedoch bestand die Portion nach der Bestellung pro Person jeweils nur aus einem einzigen Stück auf dem Teller. Das war recht wenig, zumal wir davon ausgingen, dass es sich um eine Portion aus mindestens zwei oder drei Stück solcher Fladen handelt. Nicht so richtig zufrieden und ungesättigt fuhren wir zum Ziel des Tages nach Palenque ins Hotel.

Das Hotel lag mitten im Urwald, umgeben von unwegsamem Busch-werk. Wir wurden auf die Zimmer verteilt und stiegen erst einmal in lange Kleidungsstücke, die wir ordentlich zum Schutz gegen Mücken mit „no bite“ einsprühten. Kurz darauf trafen wir sechs uns wieder.

Arnulf führte uns in der inzwischen eingetretenen Dunkelheit auf einem Dschungelpfad zu einem zur Hotelanlage gehörenden Wasser-loch. Auf dem Weg dorthin beobachteten wir eine Aneinanderreihung von Blattschneideameisen, die unseren Weg im Gänse- oder besser gesagt Ameisenmarsch kreuzten und eifrig mit dem Tragen von für ihre Verhältnisse viel zu großen Blattstückchen beschäftigt waren. Die uns umgebende, üppige Vegetation garantierte einen eindrucksvollen Kontakt mit der Natur. Riesige Bäume und unbekannte Pflanzen wurzelten und noch nie wahrgenommene Geräusche aus den Tiefen des Waldes drangen an unser Ohr.
 
Anne hatte große Angst, die sie uns allen zeigte. Im Geäst über unseren Köpfen knackte und knisterte es unheimlich und hin und wieder fiel etwas von oben herab auf den mit Pflanzen bedeckten Boden. Arnulf erklärte uns, dass es die Brüllaffen seinen, die dort oben in den Bäumen leben und mit Früchten, Ästen oder sonstigen Gegenständen werfen. Es war finster und der Weg, der immer weiter nach unten in den Wald führte, war nur ein wenig von künstlichem Licht beleuchtet. Wir mussten schon genau aufpassen, wo wir hintraten.

Unten angelangt, standen wir vor einer kleinen Hängebrücke, die es zu überqueren galt. Welch ein Spaß auf der wackeligen Brücke in der schwarzen Nacht. Hier sah es schon wieder ein wenig zivilisierter aus, da eine kleine Terrasse zu einer Saunaanlage führte, die noch zusätzlich zur Umgebungstemperatur tüchtig Wärme abstrahlte. Der Weg zurück führte uns wieder an den Ameisen vorbei, über die wir vorsichtig stiegen. Sie waren noch immer fleißig am Rennen.

Als wir wieder im Hotel ankamen, war das Abendbrotbuffet bereits angerichtet, jedoch noch nicht eröffnet, da dies offiziell erst eine halbe Stunde später geschehen sollte.

Das Restaurant befindet sich auf einer Terrasse mit Blick auf den be-leuchteten Garten und den glitzernden Pool. Hungrig wie wir waren, wir hatten schließlich nur ein klitzekleines Quesadilla zu uns ge-nommen, fragten wir, ob wir schon anfangen können. Daraufhin gab man uns grünes Licht und wir entjungferten das Buffet, welches mit den herrlichsten Köstlichkeiten ausgestattet war. Es gab mehrere verschiedene Suppen, Reis, Kartoffeln, Gemüse, Hühnchen, Fisch, Meerestierchen, Maisfladen und andere typisch mexikanische Gerichte. So viel, dass es unmöglich war, von allem etwas zu essen. Schließlich war zudem ein riesiger Tisch mit Kuchen und Nachspeisen bedeckt, der allzu verlockend aussah, und dafür auch noch ein Plätzchen im Bauch gelassen werden wollte. Der Quarkkuchen war übrigens besonders zu empfehlen.

Zu uns an die große Tafel gesellten sich die beiden jungen Mädchen, Anja und Katja, mit denen Anne und ich am Abend zuvor schon unterwegs gewesen waren. Noch während des Essens beschlossen wir einen kleinen Verdauungsspaziergang in die nicht allzu weit entfernte Stadt zu machen und fragten, ob die beiden mitkommen würden. Sie lehnten das Angebot nicht ab und wir warteten geduldig im offenen Vorraum des Hotels an der Rezeption bei handgespielter Musik eines Gitarristen und eines Keyboarders. Eine viertel Stunde später warteten wir immer noch auf Roland, bei dem es erstaunlicherweise länger als bei den Mädels dauerte.

Zu Fuß durchquerten wir das Randgebiet des Dschungels und be-fanden uns nach einer viertel Stunde auf den doch sehr belebten Straßen der Stadt inmitten des Zentrums von Palenque wieder. Trotz der 43.000 Einwohner hat man den Eindruck, man befände sich in einem Dorf. Palenque ist eine kleine, normale mexikanische Stadt mit einem Zócalo, umgeben von Bäumen und einer Umrandung aus Beton, Geschäftsstraßen, Händlern und vielen Menschen, die erst nach dem Sonnenuntergang die Straßen beleben. So wie auch die vielen Schul-kinder, die erst am Abend aus dem Unterricht ihrer Bildungsstätten und Schulen kommen, da es tagsüber unerträglich und zum Lernen zu heiß ist. Das ganze Jahr über herrscht feucht-heißes, das so genannte "cálido-húmedo-", Klima bei einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 26 Grad Celsius.

Wir suchten ein Kaffeerestaurant in der ersten Etage eines Hauses am zentralen Platz auf und ließen uns mit dem Blick auf das bunte Treiben zu unseren Füßen mit diversen Getränken wie Kaffee, Bier, Mineral-wasser und natürlich auch Tequila verwöhnen.

Auf dem Heimweg trennten sich unsere Wege und Anne und ich zeigten den beiden Mädels das Moorloch, welches wir schon kurz nach unserer Ankunft im Hotel besucht hatten. Wieder stiegen wir den Pfad hinab und gelangten zu der Hängebrücke, über die wir lustig hin und her huschten. Diesmal hatte Anne jedoch keine Angst, obwohl ich es ihr zu dieser fortgeschrittenen Stunde erst recht zugetraut hätte.

Nach dem nächtlichen Erlebnis kehrten wir frohgemut zurück auf unsere Zimmer und betteten uns zur Nacht. Zuvor, während ich im abgeteilten Bad vor dem Waschbecken stand und nur Kopf und Beine durch die wie im Saloon üblichen zwei Schwingtüren herausschauten, amüsierte sich Anne köstlich über dieses Erscheinungsbild. Als Anne im Bad war, konnte ich es nachvollziehen und mich ebenfalls darüber belustigen.
 

Tag Fünfzehn: Palenque - Misol Ha - Palenque​



Das Aufstehen war aufgrund der Nichtabreise mal wieder etwas annehmbar später, das Frühstücksbuffet ließ abermals keine Wünsche offen und ohne weitere nennenswerte morgendliche Vorfälle begaben wir uns mit der gesamten Reisegruppe zum Tagesausflug.

Das erste Anlaufziel war eine Art nutzbarer, botanischer Garten, in dem verschiedene exotische, aber dennoch nicht unbekannte Gewächse auf einer Plantage zu begutachten waren.

So wurde uns gezeigt, wie schon damals Kautschuk unter anderem zur Herstellung für die Bälle der Mayas gewonnen wurde und es bis zum heutigen Tag noch für andere Dinge des alltäglichen Bedarfs getan wird.

Der Name des Naturgummis hat übrigens seinen Ursprung im Indianischen. Dabei bedeutet „Ca-Hu-Chu“ oder „Ca-ou-tschouc“ so viel wie die Tränen des weinenden Holzes.

Nach etwa fünf bis sechs Jahren ist die Nutzpflanze alt genug für die Gewinnung des so genannten Naturkautschuks. Latex oder Natur-kautschuk ist der milchige Saft des tropischen Baumes und anderer Pflanzen. Viele höher entwickelte Pflanzen produzieren in ihren speziellen Zellen diese milchige Emulsion, deren Zusammensetzung sehr unterschiedlich sein kann, meistens als Schutz gegen Verletzungen oder Verbiss durch Fressfeinde wie Insekten, Reptilien und Säugetiere. Die meisten Latizes (Mehrzahl von Latex) sind bitter, einige sogar giftig.

Die Bäume erreichen eine Höhe von etwa 30 bis 40 Metern und die Baumstämme können einen Durchmesser von ungefähr 35 Zentimetern aufweisen. Die Baumrinde hat eine graugrüne Färbung und die Ver-zweigung ist gleichmäßig. Jedes Jahr bildet der Kautschukbaum sein Blätterwerk neu.

Auf der Plantage zeigten uns zwei kleinwüchsige einheimische Mit-arbeiter, wie die Baumrinde mit einem speziellen Messer in spiral-förmig zulaufenden Schnitten angeritzt wird und das Latex unmittelbar nach dem Schnitt zähflüssig langsam in die Auffangschalen tropft. Der Baum wird alle drei Tage neu angeschnitten und somit vermag man bei einer ausreichenden Anzahl von Bäumen auf der Plantage ständig frischen Saft für die Weiterverarbeitung gewinnen, wobei der Saft durch Verdampfung oder Zentrifugierung eingedickt und mit Ammoniak stabilisiert wird. Durch Vulkanisierung wird aus dem Kautschuk Gummi, der heutzutage eine vielseitige Verwendung findet.

Nur wenige Schritte davon entfernt standen wir vor Kaffeebäumen, in deren Früchten, den so genannten Kaffeekirschen, sich als Samen die Kaffeebohnen befinden.

Der bis zu zehn Meter hoch werdende Baum, dessen Wachstum jedoch in Kultur auf unter 200 Zentimeter begrenzt wird, bedeckt sich mit gerippten lederartigen, dunkelgrünen Blättern. Aus den weißen Blüten bilden sich später die Früchte. Der Samen der Kaffeepflanze ist übrigens botanisch gesehen keine Bohne. Die Früchte sind rote, kirschenähnliche Steinfrüchte (Kaffeekirschen) mit meist zwei Stein-kernen, die mit ihren abgeflachten Seiten zueinander liegen. Diese Steinkerne sind die eigentlichen "Kaffeebohnen", die dann bekannter-maßen als Rohstoff für das Heißgetränk Kaffee dienen und die größten-teils aus Nährgewebe, das unter anderem auch Koffein in Mengen von etwa 0,8 bis 2,5 Prozent enthält, bestehen. Eine Tasse gebrühter Kaffee hat somit einen Koffein-Gehalt von etwa 100 Milligramm. Insofern müsste eine erwachsene Person mit einem Körpergewicht von 70 Kilo-gramm 250 Tassen Kaffee trinken, um sich mit Koffein zu vergiften. Daher ist die Entkoffeinierung von Kaffee in etwa so sinnvoll wie Sandfegen in der Wüste.

Nun wendeten wir uns dem immergrünen Pfefferbaum zu, der unter anderem auch in Mexiko bestens aufgehoben ist, da die Pflanzen dieser Gattung sehr frostempfindlich sind und eine Mindesttemperatur von fünf Grad Celsius benötigen, die hier nahezu perfekt weit übertroffen wird. Die Bäume und Sträucher vertragen Trockenheit sehr gut und werden häufig auch wegen ihrer ästhetischen Wuchsform kultiviert. Sie haben elegante, herabhängende Blätter, die bis zu 15 Zentimeter lang sind und die aromatisch duften, wenn man sie reibt. Die winzigen Blüten sitzen in Büscheln zusammen und aus den weiblichen Blüten entwickeln sich attraktive Beeren. Erst im dritten Jahr trägt der Pfeffer-strauch seine Beeren, die in Rispen, ähnlich wie Johannisbeeren, herunterhängen. Es kann drei Mal im Jahr geerntet werden.

Die Pfefferkörner sind etwa fünf Millimeter kleine, runde Steinfrüchte, die von einer Schale und einer dünnen Schicht Fruchtfleisch umgeben sind. Dieselbe Pflanze ergibt grüne, schwarze oder weiße Pfefferkörner, abhängig vom Reifegrad bei der Ernte und je nachdem, wie sie ver-arbeitet werden. Die Vielzahl der Farben, in denen Pfeffer auf dem Markt ist, scheint im ersten Augenblick verwirrend. Umso erstaunlicher ist es, dass die bekanntesten Sorten alle der gleichen Pflanze ent-stammen.

Pfeffer wirkt wie Zwiebeln und Knoblauch desinfizierend und keim-tötend. Da ein feuchtheißes Klima das Wachstum von Bakterien fördert, ist dies der Grund, warum in diesen Ländern fast immer scharf gewürzt wird. Pfeffer wirkt auf Darmbakterien wie zum Beispiel Salmonellen bakterientötend und durchfallhemmend. Er begünstigt die Zersetzung eiweißreicher Nahrung. Dies ist wohl der Grund, warum kein Kotelett oder Lendchen ohne diese Schärfe auf den Tisch kommt.

Pfeffer fördert die Bildung von Speichel und Magensaft und wirkt insgesamt förderlich auf die Verdauung. Mit dem jetzigen Wissen über die faszinierenden und herrlichen Orte überlege ich mir in Zukunft, wem ich wünsche dorthin zu gehen, wo der Pfeffer wächst, der aber eigentlich ursprünglich aus Indien stammt. Manch einer hat es eben einfach nicht verdient.

Wir jedoch gingen weiter zum Zimtbaum, der hier ebenfalls zu be-wundern war. Der Zimtbaum ist ein sechs bis zwölf Meter hoher, immergrüner Baum mit bis zu 20 Zentimeter langen und schmalen Blättern. Er gehört zu der Familie der Lorbeergewächse und hat seinen Ursprung in Sri Lanka, dem früheren Ceylon. Er wird strauchartig beschnitten auf einer Höhe von zweieinhalb bis drei Meter gehalten. Geerntet wird ab dem vierten Jahr zwei bis drei Mal im Jahr. Dazu schneidet man von jedem Baum nur wenige anderthalbjährige Triebe ab, deren Rinde abgelöst wird. Man schlägt sie über Nacht in Kokos-matten ein und lässt sie fermentieren, dann wird die äußere Rinde ab-geschabt und ebenso die Mittelrinde entfernt. Nur die zarten, möglichst dünnen Innenrinden werden verwendet. Man schiebt sie zu acht bis zehn Stück zu so genannten "Quills" aufgerollt ineinander, bündelt sie zu jeweils 20 bis 30 Rollen und lässt sie zuerst im Schatten und dann in der Sonne trocknen. Dabei bekommt der Zimt seine gelblich-zimt-braune Farbe. Die etwa einen Meter langen und einen Zentimeter dicken bekannten Zimtstangen erhält man, indem mehrere getrocknete Rindenstücke ineinander gesteckt werden. Zimt ist eines der ältesten Gewürze, das angeblich schon 3000 vor Christus in China als Gewürz verwendet wurde.

In der Umgangssprache („rede nicht solchen Zimt!“) ist Zimt übrigens etwas, das man für dumm, unsinnig, wertlos hält oder was einem lästig ist. Diese Begriffsänderung des Wortes Zimt leitet sich aus der Gauner-sprache ab. Dort stand das Wort Zimt für Gold oder Geld. Da dieses aber durch Beimengungen häufig gefälscht wurde, sagte man zu jemandem „mach' keinen Zimt“, wenn man ihn als Fälscher bloßstellen wollte.

Weiterhin befanden sich auf diesem Areal auch Bananengewächse, auf die ich hier nicht weiter eingehen werde, da ich davon ausgehe, dass diese allseits bekannt sind.

Auf einer Wiese gingen wir auch an einer „Mimosa pudica“ vorbei, die insbesondere wegen ihrer Reaktion auf mechanische Reize die Auf-merksamkeit auf sich zog. Bei Berührung klappen die länglich-ovalen und paarig angeordneten Fiederblätter innerhalb etwa einer Sekunde zusammen. Zusätzlich knickt das gesamte Blatt mit den bereits zu-sammengeklappten Fiederblättchen nach unten ab. Dies sieht äußerst unansehnlich aus und schreckt eventuelle Fresser vor der ungesunden und kränkelnden Pflanze ab und dient so als ausgeklügelter Schutz-mechanismus. Nach geraumer Zeit bewegt sich das ganze Blatt all-mählich wieder in die ursprüngliche Position zurück, und auch die Fiederblätter klappen wieder auf. Die zusammengeklappte Position wird auch nachts als Schlafstellung eingenommen.

Wir versammelten uns schließlich in einer Hütte und konnten einen Kakaotrunk aus den von hier geernteten und zubereiteten Kakao-bohnen genießen.
 
Das Wort "cacao", ursprünglich ausgesprochen "kakaw", stammt aus der Sprache der Olmeken, die schon 1500 vor Christus Kakaobäume züchteten, und bedeutet so viel wie „Speise der Götter“. Der Legende nach hat der angebetete Schöpfergott Quetzalcoatl den Olmeken die Herstellung des "Göttertrankes" gelehrt. Durch den Handel, den die Olmeken mit umliegenden Dörfern betrieben, wurde die Schokolade auch bei den Nachbarvölkern bekannt. So haben auch die Maya das Wissen über den "cacao" von den Olmeken übernommen.

Schokolade wurde von den Mayas ausschließlich in flüssiger Form un-gesüßt, aber mit einer Gewürzmischung aus Chilipfeffer, Vanille und Honig versehen, genossen.

Somit hatte das würzige Schokoladengetränk "xocoatl" einen eher bitter-herben und scharfen Geschmack. Der Name "xocoatl" setzt sich aus den Worten "xoco" (bitter) und "atl" (Wasser) zusammen. Milch als Genussmittel in diesem Zusammenhang kannten die Menschen damals noch nicht, deshalb wurde die Kakaomasse mit warmem Wasser aufgerührt. Zuvor jedoch mussten die Kakaobohnen zusammen mit ein paar Maiskörnern auf einem Stein fein zerrieben werden.

Kakao war damals so teuer, dass nur ein sehr wohlhabender Maya sich den Luxus leisten konnte. Der Schaum auf dem Schokoladengetränk war bei den Maya besonders beliebt. Es konnte gut ein Stunde dauern, bis das Getränk eine Schaumkrone hatte. Erreicht wurde dies dadurch, dass die Flüssigkeit aus großer Höhe wiederholt in ein anderes Gefäß umgegossen wurde. Der hohe Stellenwert der Kakaobohne resultierte daraus, dass die Bohne auch als Zahlungsmittel genutzt wurde. Der Handel mit der Kakaobohne bestand auch nach dem Zerfall des Maya-reiches.

Bei den Azteken, mit denen die Maya ebenfalls Handel betrieben, hatten die Kakaobohnen nicht nur als Genuss- und Zahlungsmittel eine hohe Bedeutung, sondern spielten auch bei ihren Ritualen eine be-deutende Rolle. Die braune Bohne war bei den Azteken, die ihr Reich 1200 nach Christus im Tal von Mexiko gründeten, wie schon bei den Maya, den privilegierten Leuten vorbehalten. Sie nutzten die Kakao-bohne ebenfalls als Zahlungsmittel für die verschiedensten Arten von Waren und Dienstleistungen, vom Truthahn bis hin zum Sex.

Man nannte die Kakaobohne das "Braune Gold" der Azteken. Schon damals gab es "Geldfälscher", und so wurde auch die Währung des "Braunen Goldes" gefälscht. Die Bohnen wurden zum Aufquellen in Wasser gelegt, sogar aschgrau, oder fahlrot eingefärbt. So konnte man edlere und bessere Sorten vortäuschen.

Die Azteken berechneten den Wert der Bohnen nie nach Größe oder Gewicht, sondern nach der Stückzahl. Die rituelle Bedeutung der Kakaobohne möchte ich hierbei nicht außer Acht lassen.

Nach Ansicht der aztekischen Priester lebten die Menschen damals in der 5. Welt. Flut, Sturm, Feuer und Erdbeben ließen die vorherigen vier Welten untergehen. Aus Furcht vor einem erneuten Weltuntergang wollten sie die Sonne jeden Morgen gütig stimmen. Das konnte ihrer Meinung nach nur durch ein Blutopfer geschehen. Zu Beginn eines neuen Jahres wurde das Herz eines jungen Kriegers geopfert.

Nur die besten Krieger waren des Opfers würdig. Für ein ganzes Jahr fehlte es ihnen an nichts. Sie lebten im Tempel in Saus und Braus. Zum Zeitpunkt des Rituals bekamen sie einen Trank, der das Blut des Opfer-messers vom letzten Opfer und einige Rauschmittel enthielt. Man wollte sie frohen Mutes die Stufen zum Altar hinaufgehen sehen. Mit einem Messer aus Obsidian schnitt dann ein Priester dem Opfer das Herz aus dem Leib. Die Ähnlichkeit eines menschlichen Herzens mit der Form der Kakaobohne erklärte diese grausamen Opfer und man sieht, warum die "Braune Bohne" eine so hohe Bedeutung für die Azteken hatte. Die Schokolade wurde als Symbol dem Blut gleich-gesetzt.

Als später die Spanier das Land eroberten, kamen sie unweigerlich mit dem Getränk in Berührung. Jedoch war es für sie zunächst etwas ge-wöhnungsbedürftig. Sie waren lediglich über die Eigenschaft der Kakaobohne als Zahlungsmittel entzückt. Die Ablehnung gegenüber dem Produkt aus Mittelamerika legte sich aber mit der Zeit. Spanische Soldaten siedelten sich mehr und mehr in Amerika an. So erlebte das "Göttergetränk" viele Veränderungen. Von den Spaniern mitgebrachte Gewürze ersetzten die der Einheimischen. Die Idee, das Schokoladen-getränk mit Rohrzucker anstelle der Gewürzmischung zu bereichern, verhalf dem Durchbruch bei den Spaniern. Nach und nach wurde der Kakao immer beliebter und so ist es noch heute.

Kakao wird aus dem Samen des Kakaobaumes gewonnen, der nur in tropischen Klimazonen entlang des Äquators, also auch in Mexiko, wächst. Kakaobäume sind lange, dünne Unterholzbäume und werden etwa zehn bis zwölf Meter hoch. Auf Plantagen aber werden sie auf zwei bis vier Meter gestutzt. Der Baum hat große, glatte, schwertartige Blätter, die das ganze Jahr grün sind. Der Kakaobaum treibt etwa drei bis vier Mal im Jahr neue Blätter. Direkt an dem nur etwa 20 Zentimeter dicken Stamm und den größeren Ästen sitzen die Blüten. Die Blüten entspringen dem älteren Holz, blühen das ganze Jahr und bringen auch über das ganze Jahr Früchte hervor. Der Kakaobaum bildet erst im Alter von zwei bis drei Jahren Blüten. Die größte Anzahl an Blüten er-reicht er im Alter von zehn bis zwölf Jahren, dann kann die Zahl der Blüten bis zu 100.000 pro Jahr betragen. Die unreife Frucht hat eine grüne Farbe, die reife je nach Kakaosorte eine gelbe, gelbrote oder rot bis rotbraune Farbe. Die gurkenförmigen, 15 bis 25 Zentimeter langen und sieben bis zehn Zentimeter dicken, ledrig-holzigen Früchte ent-halten in fünf Reihen 25 bis 50 bohnenförmige Samen (Kakaobohnen), die in ein helles süßliches Fruchtmus eingebettet sind. Die Samen sind etwa zwei Zentimeter lang und einen Zentimeter breit. Die Frucht sitzt direkt am Stamm. Pro Jahr trägt jeder Baum etwa 20 bis 30 Früchte, in guten Jahren bis zu 50 Früchte. Der Baum benötigt eine hohe Luft-feuchtigkeit, gleich bleibende Temperaturen, Schatten und viel Pflege. Dass die Früchte reif sind, erkennt man an ihrer Farbe oder am Klappern der Bohnen in ihrem Inneren.
 
Die Haupterntezeit von Kakao in Mexiko ist von Oktober bis Februar, die Nebenzeit März bis August. Es dauert etwa vier bis neun Monate bis der Kakaobaum nach der Befruchtung reife Früchte trägt. Beim Ernten muss darauf geachtet werden, dass die Fruchtansätze am Baum bleiben, denn da treiben die nächsten Blüten heraus. Die reifen Früchte fallen nie von selbst ab und würden am Stamm verfaulen, würde man sie nicht erntet. Die abgeschnittenen Früchte werden in großen Körben gesammelt und zu einer zentralen Sammelstelle gebracht. Dort werden sie zuerst zu Haufen geschichtet und dann nach und nach mit einer Machete geöffnet, um das Fruchtfleisch (Pulpa) mitsamt den klebrigen Bohnen zu entfernen.

Die Früchte werden in reifem Zustand gepflückt, die Samen ausgelöst, fermentiert, wodurch die Geschmacksstoffe hervorgehoben werden, und getrocknet. Die getrocknete Kakaobohne besteht aus der Schale, die für die Ernährung unbrauchbar ist, und dem Kern. Dieser Kern wird gemahlen und als Kakaopulver angeboten. Kakaopulver ist stark ölhaltig und kann als Emulsion gelöst werden.

An Ort und Stelle erwarben wir eine Tüte frisch gerösteter Kakao-bohnen, bei denen der kräftige Kakaogeschmack schon recht deutlich wahrzunehmen ist. Allerdings haben sie einen bitteren Nachge-schmack.

Auf dem Rückweg zum Bus kamen wir auch wieder an dem Käfig mit dem kleinen Äffchen vorbei, der hier die Hauptattraktion der weiblichen Mitreisenden, weil er so „niedlich“ sei, war. Die Fahrt zu den Ruinen und Tempelanlagen Palenques dauerte nicht lange und schon befanden wir uns an der 1780 Hektar großen Parkanlage, die eine der wichtigsten archäologischen Stätte und einige der größten Kultur-schätze Mexikos beherbergt.

Hier am Eingang der Tempelanlage kaufte Anne einem kleinen Jungen einen rechteckigen Anhänger mit ihrem Sternzeichen als Halsschmuck ab. Kurz darauf betraten wir die Tempelanlage.

Die einstige Maya-Stadt umfasste 16 Quadratkilometer. Bis heute ist jedoch nur ein Bruchteil der Fläche freigelegt worden, der Rest liegt noch immer im Dickicht des Dschungels verborgen.

Die Anzahl aller Gebäude wird auf über 500 geschätzt, wobei erst zehn bis 15 Prozent freigelegt wurden. Typisch für den Baustil der Palenque-Tempel sind ihre relativ breiten Eingänge und ganz besonders ihre steilen Mansardendächer, oft dekoriert mit Skulpturen und gekrönt von durchbrochenen, gitterartigen Dachkämmen, den Cresterías. Diese Kämme erzeugen eine optische Erhöhung, wodurch die Tempel weit weniger wuchtig wirken. Ein besonderes Charakteristikum von Palenque sind die künstlerisch exzellenten Stucktableaus im Innern der Tempel der Kreuzgruppe. Sie zeigen Abbildungen früherer Herrscher und wichtige Szenen ihrer Regentschaft.

Erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts fanden spanische Siedler diese Ruinen, erfassten aber nicht die Bedeutung der grasüberwucherten Hügel, unter denen versteckt Pyramiden lagen. Im Jahre 1787 wurde die Stadt ein weiteres Mal entdeckt.

Es folgten zahlreiche archäologische Untersuchungen und Aus-grabungen, die immer noch andauern. Die unsachgemäßen Methoden der Freilegung, wie zum Beispiel mittels Abbrennen der Über-wucherungen, von Seiten der ersten Entdecker, haben sehr viel Schaden verursacht. So wurden unter anderem Stuckverkleidungen unwieder-bringlich zerstört.

Die Maya nannten die Stadt „Na-Can-Caán“, was so viel heißt wie „Haus der himmlischen Schlangen“. Regiert wurde dieses Gebiet von einem "k'uhul ajaw" (göttlicher König). Über die ersten Herrscher von Palenque ist bisher wenig bekannt. In den hieroglyphischen Chroniken taucht zum ersten Mal 397 nach Christus der Herrscher „Bahläm-K’uk“, der mit 34 Jahren den Thron bestieg, auf. Es folgten ihm neun weitere Regenten. Die Bauten entstanden hauptsächlich in der Zeit von 600 - 900 nach Christus.

Mit Pacal, dem wohl bekanntesten Herrscher, begann für Palenque das goldene Zeitalter.

615 nach Christus wurde Pacal im Alter von zwölf Jahren inthronisiert und er regierte bis ins hohe Alter von 68 Jahren. Ungewöhnlich ist, dass vor Pacal nicht sein Vater herrschte, sondern seine Mutter.

Zur Zeit der Inthronisierung von Pacal lebte seine Mutter noch. Sie starb 20 Jahre später. Nach dem Tod von Pacal übernahm sein ältester Sohn Bahlum-Chan die Regentschaft und herrschte bis zum Jahre 702 nach Christus. Im Anschluss übernahm sein Bruder K’an Xul die Regentschaft. Um 950 nach Christus wurde die Stadt aus bisher nicht geklärten Gründen von den Maya verlassen und der Urwald ergriff wieder Besitz von den Tempeln und Palästen.

Uns überwältigte als Erstes der Blick auf die alten Steine, die wirklich inmitten von saftigem Grün wahrzunehmen sind, so wie der „Templo de Calavera“, der Schädel- oder Totenkopftempel. Er ist das erste Gebäude gleich nach dem Eingang. Der rechte Teil ist verfallen und wurde noch nicht rekonstruiert. Geht man die Treppe hoch, ist an dem linken Pfeiler links unten ein hasenkopfähnlicher Stuckschädel zu er-kennen. Von ihm hat der Tempel seinen Namen. Wie alle Tempel Palenques war er einst blau und rot bemalt.

Direkt links daneben liegt der „Tempel XIII“, in dem erst 1994 in einer zugebauten Kammer der Steinsarkophag gefunden wurde, in dem das Skelett einer etwa 1,70 Meter großen Frau mit einer Jademosaik-Maske gefunden wurde. Der Fund wurde wegen des roten Sarges "La Reina Roja", Tempel der roten Königin, getauft.

Der „Templo de la Inscriptiones“, der Tempel der Inschriften, ist nicht nur das interessanteste Bauwerk Palenques, sondern auch eines der bekanntesten Maya-Monumente Mesoamerikas überhaupt. Es wurde von 675 bis 683 nach Christus erbaut.

Diese klassische Pyramide ist mit dem Tempelaufsatz 21 Meter hoch, besteht aus neun aufeinander gesetzten Sockeln und ist deutlich größer als alle anderen Tempel Palenques. Auf den sechs Pfeilern, die die fünf Eingänge zum Tempel umrahmen, kann man Figuren aus Stuck er-kennen, links und rechts vom Haupteingang sind 620 Hieroglyphen eingemeißelt. Diese Inschrift, der das Gebäude seinen Namen verdankt, scheint hauptsächlich die Familienchronik der Herrscher von Palenque zu enthalten.

Im Jahre 1949 wurde in der mittleren Kammer ein Zugang zu einer von Schutt bedeckten Treppe entdeckt. Hinter einer gemauerten Wand befand sich eine aufrecht stehende, dreieckige Platte mit sechs Skeletten davor. Hinter der Steinplatte wurde eine Krypta unter der Tempel-plattform freigelegt. Darin befindet sich ein monolithischer Sarkophag mit einer ihn bedeckenden Steinplatte mit den Maßen von 3,8 mal 2,2 Metern, einer Stärke von 25 Zentimetern und einem Gewicht von zirka acht Tonnen, die mit einem Relief geschmückt ist.

Die Kammer liegt einige Meter unter dem Fundament der eigentlichen Pyramide. Die Pyramide wurde somit über diesem Grab errichtet und war von Beginn an als Grabmonument geplant. Sie enthält die Toten-gruft des bedeutendsten Palenque-Herrschers Pacal, welcher im Jahre 983 seine letzte Ruhe fand, und wurde von seinem Sohn Chan-Bahlum II im Jahr 682 auf der zuvor fertig gestellten Krypta Pacals vollendet.

Pacal sitzt auf einer Maske, die den Erdgott darstellt. Über dieser Szene wölbt sich ein kreuzartiges Gebilde, welches wahrscheinlich die "Ceiba", den heiligen Lebensbaum der Mayas, darstellt.

Seit der Schriftsteller Erich von Däniken in dieser Abbildung auf dem Sarkophagdeckel angeblich einen "Raumfahrer" erkannte, wollten so viele Besucher in diese Krypta, dass nun der Tempel der Inschriften für Besucher gesperrt ist. Leider darf man auf diese Pyramide nicht hinauf und schon gar nicht hinein.

Erich von Däniken muss wohl angesichts der reichen Verzierungen die Fantasie durchgegangen sein, denn wer Augen im Kopf hat und sich minimal über die Mythologie der Mayas informiert, erkennt ganz deutlich den Kopf eines Unterweltgottes, darauf Pacal, der hinab in das Reich der Toten gleitet und darüber das typische kreuzförmige Welten-baumsymbol mit dem Himmelsvogel. Das Weltenbaumsymbol ist auf-grund seiner Deutlichkeit, Informationen in erhaltenen Mayaschriften und der Häufigkeit vergleichbarer Darstellungen absolut nicht umzu-deuten, so gern Herr Däniken hier auch ein Ufo sähe.

Der Ceiba-Baum, der in der Mayasprache „Yaxché“ oder „Pochote“ genannt wird, ist auch bekannt als Kapok-Baum.

Der Ceiba-Baum kann eine Höhe von bis zu 70 Metern erreichen und der Durchmesser des Stammes liegt zwischen drei und fünf Meter. Die Blüten sind groß und die vielen Früchte, die von einer Art Baumwolle bedeckte Samen enthalten, sind zwischen zwölf und 18 Zentimeter groß. Die Blütezeit liegt zwischen August und September.
 
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