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Kuba / Mexiko

und waaas hat das jetzt mit Kuba zu tuuun? Ist doch Mexiko....OMG
 

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Tag Elf: Cancún - Chichén Itzá - Mérida​



Der telefonische Weckdienst des Hotels riss uns bereits halb sieben in der Früh aus dem Schlaf. Wir packten unsere Koffer, stellten sie vor die Hotelzimmertür auf den Gang und begaben uns zum Frühstück. Jedoch kurz bevor wir gemeinsam mit der Reisegruppe speisten, musste jeweils ein Mitglied der Familie die inzwischen vom Hotelpersonal nach unten gebrachten Koffer und Taschen identifizieren, damit sie in den großen Reisebus geladen werden konnten. Nachdem die Koffer verstaut waren und wir gut gefrühstückt hatten, ging die Fahrt in Richtung „Chichén Itzá“ los. Jedoch hielten wir zuerst im charmanten Kolonialstädtchen „Valladolid“, wo wir unter anderem die im dem Jahr 1706 wiederaufgebaute Kirche „San Servasio“ besichtigten und uns davor in lustigen „Hin-und-Her-Stühlen“ sitzend gegenseitig foto-grafierten. Diese ungewöhnlichen Sitzgelegenheiten, „confidenciales“ genannt, erleichtern durch ihre S-Form zwei Personen die vertrauliche Unterhaltung beziehungsweise sorgen dafür, dass sich die Liebenden in dieser erzkatholischen Stadt nicht anstandswidrig zu nahe kommen.

Einen erneuten Halt machten wir zur Erfrischung an der „Cenote Dzitnup“. Der Begriff „Cenote“ stammt übrigens von dem Mayawort „ts`onot“ ab und bedeutet „heilige Quelle“. Cenotes sind schachtartige Einsturzdolinen (Erdfälle) der Kalksteindecke auf der Halbinsel Yucatán. Durch diesen Einsturz werden, da es in Yucatán keine über-irdischen Flüsse gibt, die unterirdisch fließenden Wasserströme zu-gänglich.

Hier gab es unter anderem auch die Gelegenheit, im kühlen und klaren Wasser, in das die Sonnestrahlen über die Öffnung in der Decke um die Mittagszeit direkt schienen und in ein herrlich blaues Farbenspiel tauchte, zu baden. Ein künstlich angelegter Wasserfall verstärkte den Eindruck der Mächtigkeit und der Tiefe des Brunnenlochs, welches vom oberen Rand rund 30 Meter bis zum Wasserspiegel und 40 Meter bis zum Grund vom Wasserspiegel maß. Es bestand außerdem die Möglichkeit, von einem Vorsprung in sechs Metern über der Wasser-oberfläche ins nasse Element zu springen. Wir jedoch zogen es vor, dem Treiben zuzusehen und kühlten uns lieber von innen mittels Er-frischungsgetränken ab.

Wir fuhren ein weiteres Stückchen mit dem Bus und kamen an ein Speisehaus, wo wir uns am Buffet nach Herzenslust bedienen und essen konnten, während Maya-Tänzer ihre Gemeinschaftstänze mit Flaschen, die sie ganz geschickt balancierten und in denen sich unter anderem eingelegte Leguane befanden, vorführten.

Wir waren gesättigt und gelangten nach einigen wenigen Kilometern nach „Chichén Itzá“, welches von den US-Amerikanern spaßeshalber oft auch gerne als „Chicken-Pizza“ bezeichnet wird.

Chichén Itzá, was übersetzt so viel wie „am Rand des Brunnens der Wasserzauberer“ oder auch „Mund der Brunnen der Itzá” bedeutet, ist eine der bedeutendsten Städte der Mayakultur im Norden der Halb-insel Yucatáns. Knapp 1.000 Jahre lang, von zirka 400 bis 1250 nach Christus, war Chichén Itzá ein wirtschaftliches, politisches und religiöses Zentrum von herausragender Bedeutung. Eine der Besonder-heiten von Chichén Itzá liegt in dem verbindenden Nebeneinander von Maya- und Tolteken-Architektur.

Laut einem Manuskript wurde Chichén Itzá während des Katun 8 Ahau (zwischen 435 und 455 nach Christus) als „Uucylabanal“ von Maya-Stämmen aus dem guatemaltekischen Hochland gegründet und um zwei große Cenoten erbaut. Um 670 nach Christus wurde die Stadt jedoch aufgegeben. 300 Jahre später kehrten die Itzá in die Region zurück und bauten die Stadt wieder auf, die sich in der Folge zu einem bedeutenden Zentrum der Mayakultur mit straff organisierten Städte-bünden und Sippen entwickelte. Um 1000 nach Christus wurde Chichén Itzá von den Tolteken erobert. Sie schufen in Chichén Itzá eine Nachahmung ihrer früheren Heimat Tula, aus der sie vertrieben worden waren. Sie verbanden die Architekturtechniken der Maya mit den Kennzeichen ihrer toltekischen Hochkultur. Ihre Gesellschaft wird von den Kriegerorden des Jaguars, des Kojoten und des Adlers regiert. Aus „Quetzalcoatl“ wurde in der Mayawelt „Kukulkán“.

Quetzalcoatl, der Gott der Teotihuacáner, Tolteken und Azteken war in ganz Mesoamerika bekannt. Bei den Mayas trug er wie gesagt den Namen Kukulcán. Quetzalcoatl kommt aus dem Náhuatl und bedeutet "Die Federn des Vogels, der Kreatur, die das höchste Element bewohnt, sind mit dem Körper der Wasserschlange, einer Kreatur des niedrigsten Elements, verbunden." oder auch "Edelsteinzwilling", wobei „Quetzal“ kostbares Grün, Vogel oder Feder, “co“ der Oberbegriff für Schlange ist und “atl" so viel wie Wasser bedeutet. Oder nur kurz „die gefiederte Schlange von Quetzal“ genant wird.

Um die Zeit von 1224 nach Christus gingen die Herrscher von Chichén Itzá ein Bündnis mit den „Cocomes“ von „Mayapán“ und den „Xiúes“ von „Uxmal“ ein. Nachdem das Bündnis zerbrach, und durch den Sieg der Cocomes über Chichén Itzá, begann der Zerfall der Stadt. Als die Spanier 1533 den Ort erreichten, war Chichén Itzá bereits teilweise von seinen Bewohnern verlassen worden. Jahrhunderte blieb die Stätte anschließend im dichten Dschungel verborgen. 1841 wurde sie von einem britischen Archäologen wieder entdeckt und ab 1923 erfolgte die offizielle Ausgrabung Chichén ltzás mit systematischer Untersuchung.

Auf dem rund fünf Quadratkilometer großen Areal fiel uns natürlich zuerst die gewaltige Pyramide auf, an der wir jedoch erst einmal vorbei zur „Halle der Tausend Säulen“, einem baulichem Großprojekt, das in ganz Mesoamerika seinesgleichen sucht, gingen. Zur damaligen Zeit waren die Säulen mit einem Dach überdeckt und da die Mayas mit ihrem Kraggewölbe (falsches Gewölbe) keine Möglichkeit besaßen, breite Räume zu erbauen, wurde diese Technik später von den Tolteken eingebracht.

Weiter gingen wir zum „Templo de los Guerreros“, dem Tempel der Krieger, eines der schönsten Beispiele der maya-toltekischen Archi-tektur, welches nordöstlich der Pyramide von Kukulkán, am nördlichen Ende der Gruppe der tausend Säulen steht. Er wurde dem Morgen-sterntempel von Tula nachempfunden. Auf der oberen Plattform findet man in halb liegender Position den Gott „Chac Mool“. Der Tempel auf der oberen Plattform wird durch zwei Schlangenpfeiler markiert. Die unteren Wände sowie die Säulen werden von einem Maskenrelief mit Adler-Kriegern, die Menschenherzen fressen, geschmückt.

In der prasselnden Sonne statteten wir auch dem „Juego de Pelota“, dem Ballspielplatz, einen Besuch ab. Die Azteken nannten dieses Ballspiel „Ullamaliztli“ und die Maya nannten es „POK TA POK“, abgeleitet von dem Ton, den der Ball macht, wenn er geschlagen wird.

Mit einer Fläche von 168 mal 36 Metern ist dies der größte Ballspiel-platz Mesoamerikas.

Besondere Aufmerksamkeit jedoch konnte auch der Akustik des Platzes gewidmet werden, die heute jedoch nicht mehr in vollen Zügen zu genießen ist, da die interessanten Stellen abgesperrt sind. Stellt man sich jeweils in die mittigen Kopfgebäude, so kann man sich in Ruhe unterhalten, obwohl der andere fast 200 Meter weit entfernt ist (andere bekommen diese Unterhaltung kaum mit). Was aber heute noch funktioniert, ist, dass man irgendwo auf dem Platz in die Hände klatscht und ein wahres Feuerwerk an Echo erhält. Wenn man bedenkt, dass die Maya-Architekten dies nicht dem Zufall überlassen haben, so ist das eine beeindruckende Leistung.
 
In 7,25 Metern Höhe befinden sich die schlangenverzierten Ringe, durch die die Spieler den bis zu vier Kilogramm schweren Kautschuk-ball befördern mussten. Angeblich durfte der Ball von den Spielern nur mit dem Ellenbogen, der Hüfte oder dem Gesäß geprellt werden. Bei der Berührung anderer Körperteile gab es Strafpunkte. Beide Spiel-parteien bemühten sich, den Ball nicht zum Stillstand kommen zu lassen. Gute Spieler schafften es, diesen Ball sogar eine ganze Stunde lang im Spiel zu halten, ohne dass er dabei den Boden berührte. Eine unglaubliche Vorstellung und Leistung, wenn man bedenkt, dass einige Spieler während des Spieles verstarben. Sei es durch die Ermattung die entstand, wenn die Spieler ohne Pause dem Ball hinterher jagten oder aber, wenn der Ball sie mit voller Wucht an den ungeschützten Körper-teilen traf. Dies geschah, wenn der Spieler dem Ball entgegen sprang und dabei am Unterleib oder dem Magenausgang getroffen wurde.

Ein besonderer Trick der Spieler war es, sobald sie den Ball in der Luft ankommen sahen, ihre Knie oder das Gesäß so in Position zu bringen, das sie den mit hoher Geschwindigkeit ankommenden Ball schon in der Luft zurückspielten. Allerdings erlitten sie dabei sehr oft so schwere Blutergüsse an den Knien oder Hüften, dass diese mit einer Obsidian-klinge aufgeschnitten werden mussten.

Die Frage, ob nun die Siegermannschaft, die Verlierermannschaft oder nur der Mannschaftsführer geopfert wurde, erregt seit Jahren die Ge-müter der Mayaforscher. Aber immer mehr Forscher gehen davon aus, dass die Siegermannschaft geopfert wurde, um ihnen den Zugang zum Pantheon (allen Göttern geweihtes Heiligtum) zu öffnen und sie damit die Ehre erhielten, selbst zu Göttern zu werden.

Am Ballspielplatz befinden sich auch der „Tempel des Jaguars“ und der „Tempel des bärtigen Mannes“. Wir gingen nach Süden und be-sichtigten eine Cenote, die im Süden der Anlage gelegen ist und heute etwa 55 Meter im Durchmesser und etwa 50 Meter in der Tiefe misst. Vom Rand bis zur Wasseroberfläche sind es nur etwa 20 Meter.

In den Jahren 1904 bis 1907 erfolgte die Erforschung des „heiligen Brunnens“.

Das gesamte Gelände rings um die Ruinenstadt wurde übrigens von einem Hobbyarchäologen für nur 75 US-Dollar aufgekauft. Aus dieser Cenote, dem heiligen Brunnen, förderte man Jade, Gold, Keramik und etwa 50 menschliche Skelette an die Oberfläche. Damit wurde die Bedeutung der Cenote als Opferstätte für den Regengott „Chaac“ unterstrichen.

Die Sonne prasselte unaufhörlich hernieder. Es war kaum auszuhalten.

Nach einer kleinen Getränkepause an einem Kiosk bewegten wir uns zur Hauptattraktion des gesamten Areals, der Pyramide „El Castillo“.

Das Castillo, auch Kukulkánpyramide genannt, ist 30 Meter hoch und beherrscht Chichén Itzá. Die Pyramide hat an jeder ihrer vier Seiten Treppen, die früher einander genau glichen. Heute sind zwei der Treppen wieder restauriert und die anderen Zwei in ihrem ursprüng-lichen Zustand belassen worden. Wir bestiegen vorsichtig das imposante Bauwerk mit den steilen Treppen, die es in sich hatten. Jede Treppe zählt genau 91 Stufen. Dies sind zusammengerechnet also 364 Stufen. Dazu kommt eine Stufe am Eingang des Heiligtums, was insgesamt eine Zahl von 365 ergibt und der Zahl der Tage des Sonnenjahrs entspricht. Der Aufstieg war äußerst anstrengend und nicht ganz ungefährlich.

Der Ausblick, nachdem sich unser Puls wieder beruhigt hatte, belohnte uns mit einem wahrlich unbeschreiblich schönen Panorama und ein fantastischer Blick über die historische Stätte eröffnete sich. Arnulf, der lieber unten auf uns wartete, erschien als kleiner Punkt auf dem riesigen Platz vor der Pyramide. Im Tempelaufbau piepsten in hoch-frequenten Tönen Fledermäuse, die sich eingenistet hatten und sich durch die Besucher nicht stören ließen.

Die steilen Treppen wirkten von oben wie eine glatte Fläche und es war gar nicht so einfach wieder nach unten zu gelangen. Dies war nur möglich, wenn man rückwärts auf allen Vieren nach unten kletterte.

Unten angekommen, flatterten die Knie, die jedoch nicht gleich zur Ruhe kommen sollten.

Da es in Mesoamerika (also auch bei den Mayas) üblich war, die Pyramiden nach einer gewissen Zeit (oft nach 52 Jahren) zu überbauen, fand man auch unter dem Castillo eine ältere Pyramide. Es war sogar möglich, diese zu besteigen. Man hat einen Gang an der rechten Seite der Nordtreppe gegraben, der an der früheren Außenseite der inneren Pyramide entlangführt.

Vorsichtig kletterten Arnulf, Rudolf und ich die Treppen, die aufgrund fehlender Lüftung und wegen der niedergeschlagenen Atemluft der vielen Touristen sehr glitschig waren, hinauf. Die Luft war so stickig, dass es uns schlecht wurde und wir schon umkehren wollten, es aber dann irgendwie doch schafften, auf die Spitze der inneren Pyramide zu gelangen.

Nach 57 Stufen oben angekommen, erwartete uns eine mit einem Metallgitter verschlossene Kammer, die jedoch beleuchtet war und eine Statue birgt. Der rot bemalte Jaguar-Thron mit 80 großen, grünen Jade-scheiben, die die Flecken im Fell darstellen, hatte Augen aus Malachit und war mit echten Zähnen bestückt. Als wir wieder Tageslicht sahen, waren wir froh, wieder frische Luft atmen zu können und widmeten uns dem nächsten beeindruckenden Detail der Pyramide, welches erst 1972 entdeckt wurde. Es ist das Schattenspiel der gefiederten Schlange.

Das Äquinoktium (Tag- und Nacht-Gleiche) ist der Augenblick, in dem die Sonne zweimal im Jahr den Himmelsäquator kreuzt und dadurch bewirkt, dass in der ganzen Welt Tag und Nacht die gleiche Dauer haben. Die Technik der Pyramide ist so exakt, dass bei Eintritt der Äquinoktien sieben Lichtdreiecke auf die nördliche Treppe fallen.

Wenn diese dann mit dem Schlangenkopf an der Basis zusammen-treffen, gewinnt man den Eindruck, als ob die Schlange vom Himmel fiele, an der Treppe hinuntergleite und ihr Schatten den Platz über-quere.

Die Lichtschlange verkörpert den Tag, das aufgehende Licht, das weise und heilige Menschen erschafft. Die Schattenschlange hingegen be-deutet die Nacht, die Finsternis, die den Menschen ins Verderben stürzt.

Dieses Licht- und Schattenphänomen ist an besagten Tagen, also am 21. März und am 22. September optimal in der Zeit zwischen 16 und 17 Uhr zu beobachten.

Nachdem wir uns alle wieder am und im Bus versammelt hatten, fuhren wir nach „Mérida“, der reizvollen kolonialen Hauptstadt Yucatáns. Mérida liegt im Nordwesten der Yucatán-Halbinsel, zirka 40 Kilometer von der Golfküste entfernt und ist angesichts seiner sauberen Straßen, der Farbe seiner Häuser und der Kleidung der Einwohner als die "Weiße Stadt" bekannt. Im Hotel „Los Aluxes“ wurden vom Reiseleiter unsere Namen ausgerufen und wir bekamen die Zimmer zugewiesen, wobei Anne und ich kein kleines einfaches Zimmer hatten, sondern zweifelsfrei die Juniorsuite mit riesigen Ausmaßen und einer großen Dachterrasse.

Am Abend blieb Anne aufgrund ihrer Kopfschmerzen im Hotel, während wir Fünf es uns in einem wohl klimatisierten Hinterzimmer einer Gaststätte, die einen wunderschön grünen Hof hatte, gemütlich machten. Auch hier wurden wieder Taccos, die jedoch mit einer milden und nichtscharfen Soße, und frische, noch warme Brötchen mit ge-salzener Butter, als Vorspeise gereicht. Ich bestellte mir ein klassisches Nationalgericht namens „Pollo Pibil“, ein köstliches Gericht aus in Bananenblätter gewickeltem Hühnerfleisch, welches normalerweise drei Stunden unter der Erde gegart wird. Die anderen Vier ließen sich einen einwandfrei angerichteten Knoblauchfisch munden. Zum Ab-schluss des Mahls und zur Verdauung gönnten wir uns einen pflichtgemäßen Tequila.

An einem Nachbartisch saß ein Asiat, der sich vom Kellner die vier-eckige Tequilaflasche, die vorher bei uns ausgeschenkt wurde, zeigen ließ. Vorsichtig roch der Asiat an der Flaschenöffnung und träufelte sich ein paar Tropfen des Getränks auf die Innenseite seiner Hand-fläche, um davon eine Geschmacksprobe machen zu können. Es schmeckte ihm sichtlich nicht, da er sein Gesicht krampfartig zusammenzog und die Flasche der Bedienung sowohl dankend als auch ablehnend zurückreichte. Auf unsere in Englisch gestellte Nach-frage woher er stamme, antwortete er, dass er aus Tokio käme. Wir erzählten ihm, dass wir aus Deutschland kommen und Arnulf verab-schiedete sich bei ihm mit „Sayonara“, worauf er zu unserer Ver-blüffung „Danke Schön“ erwiderte.

Angekommen im Hotel begaben sich Ina und Betti zur Nachtruhe, während wir Drei Herren uns noch je ein Tagesabschlussbier an einem Tisch der Hotelbar gönnten und uns für die bayerischen Landsleute am Nachbartisch schämten, die einen Aufstand wegen einer angeblich un-korrekten Rechnung machten und das Personal beleidigten.
 

Tag Zwölf: Mérida - Celestún - Mérida​



Wie am Tag zuvor wurden wir halb sieben telefonisch geweckt und zeremonierten unmittelbar vor dem Frühstück das Kofferbereitstellen und Identifizieren Jener. Am Buffet gab es Gerangel, da es aus unserer Sicht schlecht organisiert war. Die Saftausgabe befand sich nämlich mitten im Gang, wo es zu den anderen Speisen ging und man sich gegenseitig im Weg stand. Jedoch war genug für alle da, so dass jeder etwas abbekam und satt werden konnte, obwohl die Zeit etwas knapp bemessen war, da wir 8 Uhr am zentralen Platz der Stadt, dem mit schattenspendenden, großen Lorbeerbäumen bepflanzten Zócalo, sein wollten, um der alltäglichen Prozedur des Fahnenappells beizuwohnen, die von furchtbar schief trommelnden Musikern begleitet wurde.

Anschließend besuchten wir den Gouverneurspalast „Palacio del Gobierno“ aus dem 19. Jahrhundert, der zum Teil der Öffentlichkeit zugänglich ist. Er wurde 1892 errichtet und beherbergt sehr bekannte Wandgemälde des Malers „Fernando Castro Pacheco“ aus Yucatán. Er zeigt in prachtvollen Farben mit welcher Brutalität die Spanier in das Land der Maya einfielen. Wichtige Etappen der Geschichte des Landes, Bilder von der Eroberung, Folterungen und Bücherverbrennungen durch die Spanier, sind hier ausgestellt.

Die im Stadtkern befindlichen überdachten Markthallen „Mercado Municipal“ besuchten wir im Anschluss daran. Auf dem Markt ist ein Kommen und Gehen, ein Geschiebe und Gedränge. In der einen Ecke versuchen sich Marktschreier an Lautstärke zu überbieten, aus der Anderen dröhnt noch lautere Mariachi-Musik, zwei Schritte weiter ist die Luft erfüllt vom Duft von Orangen, Ananas und Guanabanas, während einem wieder nur wenig entfernt der strenge Geruch frisch geschlachteter Tiere den Atem nimmt.

Hier gibt es alles nur Erdenkliche zu kaufen. Gemüse, Früchte, Fleisch, Fisch und lebende Hühner, Lederwaren, Haushaltsartikel und Werk-zeuge haben ihren festen Platz. Daneben gibt es eine Reihe von Essensständen. Die „Artesania“ hat eine eigene Halle für bestickte Blusen und Hängematten, Schnitzereien, Flecht- und Webarbeiten. Gute Qualität ist neben billiger Massenware und Kunstvolles neben viel Kitsch zu finden. Und überall gehört natürlich unbedingt das Handeln mit dazu. Bemerkenswert fand ich auch noch den Stand, an dem eine Frau mit Schmucksteinen verzierte Krabbelkäfer verkaufte, die man sich mittels goldener Kette, die den Käfer am weglaufen hindern sollte, an die Brust oder auf die Schulter stecken konnte. Nach der Be-sichtigung des Marktes trafen wir uns am vereinbarten Treffpunkt im Bus und fuhren zum Biosphärenreservat „Ría Celestún“. Es handelt sich dabei um ein Naturschutzgebiet, dass sich über 59.000 Hektar erstreckt. Berühmt ist das Reservat unter anderem als Hauptüber-winterungsort für Flamingos, für die fast unendlich erscheinenden Mangrovenwälder, in die man mit dem mit Sonnenschutz ausge-statteten Boot hineinfahren kann, und für die vielen anderen, zum Teil seltenen Vogelarten wie Kormorane, Reiher, Pelikane, Fregattvögel, Ibisse sowie Enten und Möwen, die aus nächster Nähe in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten sind.

Jeweils in Sechsergruppen fuhr die komplette Reisegruppe von Schnell-bootfahrern begleitet durch das 50 bis 80 Zentimeter flache Gewässer, in dem die zu dieser Zeit rund 5.000 Flamingos ihre augenblickliche Heimat hatten. Yucatán stellt in der nördlichen Hemisphäre das einzige Festland dar, auf dem Flamingos nisten. Ihre grazile Erscheinung, Gangart und ihre rosarote Farbe begeistert immer wieder. Insbesondere dann, wenn man sie in Tausenden in freier Wildbahn zu sehen be-kommt. Recht amüsant ist es auch anzuschauen, wenn sie auf dem Wasser laufend Schwung holen, um sich aus dem flachen Wasser in die Luft zu erheben.

Ihre rosarote Farbe verdanken die Flamingos den kleinen Krebsen, die sie in dem seichten Wasser mit ihrem Schnabel aufsammeln. Vor allem aber die Kleinkrebse enthalten viele Carotinoide, die in die Federn eingelagert werden und die Basis von roten und orangenen Farben und von denen sich daraus ableitenden Schattierungen bewirken. Ohne Aufnahme dieser Farbstoffe blieben die Flamingos weiß, wie sie aus ihren Eiern schlüpfen.

Neben den Flamingos hält der Park insgesamt etwa 300 verschiedene Vogelarten, darunter einige Zugvögel, verschiedene Schildkröten sowie zwei Arten von Krokodilen, die vom Aussterben bedroht sind.

Der Fahrer des Bootes fuhr uns vorsichtig durch die am Ufer befind-lichen Kanäle der dicht bewachsenen Mangrovenwälder mit ihren typischen Luftwurzeln und erklärte uns, dass in den Gewässern auch verschiedene Schlangenarten, wie zum Beispiel die Abgottschlange „Boa constrictor“, die bis zu dreieinhalb Meter Länge und 30 Kilo-gramm Gewicht erreichen kann, beheimatet sind. Er legte an einem Bootssteg an und wir konnten auf hölzernen Planken durch den Mangrovendschungel wandern, in dessen für die Touristen zugänglich gemachtem Zentrum eine natürliche Süßwasserquelle des ansonsten salzigen Wassers entspringt. Dort, wo sich das kristallklare Süßwasser mit dem trüberen Salzwasser trifft, entsteht eine schlierige Grenz-schicht. Zwar bestand die Gelegenheit in diesem Wasser zu baden, jedoch wurde sie von niemandem genutzt. Dies ist wahrscheinlich auf die kühle Temperatur zurückzuführen, die Anne immerhin mit den Händen testete.

Nach der rasanten Rückfahrt mit dem Boot bekamen wir jeder im Bus einen edlen Tequila namens „Cazadores“ mit Orange und Zimt zum Probieren gereicht, der sehr angenehm schmeckte und den man sich auch gleich beim Reiseleiter bestellen und kaufen konnte.

Eine Speisekarte in deutscher Sprache wurde ebenfalls herumgereicht und jeder suchte sich die Speise die er essen wollte heraus. Carlos bestellte dann noch während der Fahrt telefonisch unsere Speisen.

An einem wie für uns gemachten Tisch für sechs Personen ließen wir uns zum Mittag nieder und warteten auf unsere Speisen. Als die Speisen kamen, brach ein heilloses Durcheinander aus, weil einige Mitglieder unserer Reisegruppe die Bedienung nicht verstanden, als sie die Speisen den Gästen in der Landessprache zuordnen wollte. Davon abgesehen gab es auch Kandidaten, die überhaupt nicht mehr wussten, was sie überhaupt bestellt hatten. Zum Anschluss an das Essen wurde für diejenigen, die einen so genannten Mayakaffee probieren wollten, sehr kunstvoll von drei Bediensteten, die in hohem Bogen dieses flambierte Getränk vermengten, kredenzt.

An diesem Tag endete das Programm recht zeitig, so dass wir schon 16:30 Uhr zurück im Hotel in Mérida waren und Zeit zur freien Verfügung hatten, die wir nutzten, um eine kleine Siesta zu halten. Am Abend schlenderten wir durch die Stadt und schauten uns ein wenig um.

Sich in Mérida zurechtzufinden, ist ganz einfach, da die Stadt schach-brettartig angelegt ist und die Straßen durchnummeriert sind. Straßen mit geraden Nummern verlaufen in Nord-Süd-Richtung und die unge-raden in Ost-West-Richtung. Ganz einfach.

In einem Internetladen schauten wir in unsere virtuellen Postfächer und sendeten die ersten Nachrichten in Richtung Heimat. Zu sechst saßen wir an drei Computern, wobei die Internetverbindung des Rechners, an dem Arnulf und Betti saßen, langsam, um nicht zu sagen gar nicht, funktionierte. Sie wechselten schließlich an den von Anne und mir zuvor Benutzten, um nicht ganz umsonst dafür bezahlt zu haben.

Auf einem Platz setzten wir uns in einem Freisitz nieder und ließen den Tag in aller Ruhe ausklingen. Anne, Arnulf und ich bestellten uns jeder einen Brownie von riesengroßem Ausmaß, der so schokoladig schmeckte, wie ich noch keinen Anderen je zuvor gegessen hatte.
 

Tag Dreizehn: Mérida - Kábah - Uxmal - Campeche​



An diesem Morgen verließen wir das Hotel und wieder hieß es „Koffer identifizieren“.

Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Bus direkt über den Friedhof, durch den eine große Verkehrsstraße führte, und hielten kurz zur Besichtigung der letzten Ruhestätte der hier Ortsansässigen an.

Für europäische Verhältnisse sieht der Friedhof mit seinen kleinen Häuschen und bunten Farben recht ungewöhnlich aus. Dies ist eine eigenartige Mischung aus indianischem und christlichem Brauchtum. Die ursprünglichen Beisetzungsnischen werden noch immer durch kleine Häuschen angedeutet.

Auf mexikanischen Friedhöfen gibt es kleine, „mehrstöckige“ Grab-male. Der Verstorbene kommt erst ganz unten hinein. Nach drei Jahren werden die Knochen herausgeholt und verbrannt. Die Urne steht dann oben unter dem Kreuz in einem kleinen Fenster. Das Ganze sieht gut aus, wenn es gepflegt ist. Wenn nicht, stehen die Luken offen und die Gebeine und Schädel liegen herum, so wie wir es auch zu sehen be-kamen.

Die Einheimischen haben zu ihren Toten ein anderes Verhältnis als wir Europäer. So singen sie für ihre Verstorbenen oder gehen mit dem Kassettenrecorder auf den Friedhof und spielen den Toten deren Lieblingsmusik vor. Die Menschen bleiben auch einmal im Jahr über Nacht auf dem Friedhof, trinken dort und singen für die Verstorbenen.

Wir stiegen wieder in unseren Bus und begaben uns zur „Hacienda Yaxcopoil“, die im 17. Jahrhundert gegründet wurde und die zu ihren Glanzzeiten über eine Ausdehnung von 11.000 Hektar verfügte. „Yaxcopoil“ bedeutet in der Maya-Sprache „Ort der grünen Pappeln“.

Vor dem großen, maurischen, doppelbogigen Tor, dessen Symbolik für 2.000 Rinder steht, stiegen wir wieder aus und begaben uns direkt in das Hauptgebäude, welches weiträumige Säle und Korridore mit hohen Decken enthält. Die europäischen Möbel, die den Stil und den Ge-schmack jener Epoche erkennen lassen, sind gut erhalten und erzeugen eine einzigartige Stimmung.

Das Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert entstand, als hier Vieh gezüchtet und Zuckerrohr sowie Agavenpflanzen angebaut wurden. Der großzügige Baustiel und das kostbare Inventar zeigen, dass hier die Besitzer mit vielen Angestellten in großem Reichtum in ihrem her-metischen Mikrokosmos lebten. Sie stellten Schnüre, Seile und Taue aus den stacheligen Agavenpflanzen her, die, nach dem Hauptausfuhr-hafen nordwestlich von Mérida, später auch Sisal genannt wurden. Die Verarbeitung per Hand war mühsam und hart. Erst als die „Desfibradora“ erfunden war, eine Maschine, die der harten grünen Haut mit seinem Räderwerk und seinen eisernen Zähnen zu Leibe rückte, stand dem Aufschwung nichts mehr im Wege. In der großen Maschinenhalle, die über den staubigen Platz zu erreichen war, wurden die Pflanzen nach der Ernte „entfasert“, anschließend in der Sonne getrocknet, zu Ballen gepresst und verschifft.

Nachdem wir uns alles gründlich von Carlos erklären ließen und uns alles angeschaut hatten, fuhren wir weiter in Richtung „Kábah“.

Auf einem Hügel, über den die Straße führte, machte unser Busfahrer Irving halt und entließ die Ladung seines Reisebusses. Hier gab es eine gute Gelegenheit sich wieder zu erleichtern, einen erfrischenden Trunk zu sich zu nehmen oder etwas Touristenkrempel zu kaufen. Betti gönnte sich eine Kokosnuss, deren Milch sie durch einen Trinkhalm schlürfte. Nachdem die Flüssigkeit der Nuss versiegt war, öffnete der Verkäufer die reife grünschalige Frucht im Hof auf einem Baumstumpf geschickt mit seiner Machete so, dass im Anschluss daran das weiße Kokosfleisch gegessen werden konnte. Es schmeckte anders als das, welches es bei uns in Deutschland zu kaufen gibt. Auf jeden Fall ist es richtig frisch und nicht so strohig.

Die anschließende Fahrt endete an einer Pyramidenanlage in „Kábah“, was so viel wie "Herr der starken Hand" bedeutet. Dort bekamen wir wieder viele alte Steine zu Gesicht.

Als Erstes besuchten wir allerdings den freistehenden "Triumphbogen“.

Es ist ein so genannter „falscher Bogen“, der auf einer Plattform steht. Anders als in der europäischen Antike wurde die Bogenform hier nicht durch behauene Keilsteine erzielt, sondern die Wölbung wurde bei den Maya vielmehr dadurch erreicht, dass die raumbegrenzenden, inneren Wandteile ab einer gewissen Mauerhöhe durch „Vorkragen“ der Mauersteine immer weiter nach innen geneigt wurden, bis sie sich im oberen Bereich fast berührten und der Bogen durch einen horizontalen Deckstein abgeschlossen wurde. Das Gewölbe sieht also im Querschnitt aus wie ein großes, auf dem Kopf stehendes „V“. Da auf diese Weise lediglich vertikale Kräfte auf die raumbegrenzenden Längsmauern abgeleitet werden können, spricht man von einem „falschen Gewölbe“. Aus statischen Gründen resultierte eine starke Begrenzung der konstruktiv möglichen Spannweite. Eine größere als die hier gemessene Spannweite von 4,25 Metern konnte bei keinem Maya-Bogen erzielt werden.

Das Tor markiert den Beginn der „Sacbé“, einer Straße, durch die die beiden Mayastädte „Uxmal“ und „Kábah“ miteinander verbunden waren. Die Sacbés bestehen aus einer Aufschüttung von massiven Steinen und Füllmaterial. Die Oberfläche war eben planiert und mit weißem Stuck bedeckt. Daher kommt auch der Name „sacbé“, was nichts anderes als „weiße Straße“ bedeutet.

Auf der anderen, modernen und asphaltierten Straßenseite ist die eigentliche Besichtigungsstätte Kábahs, ein Komplex aus mehreren Gebäuden.

Die Stadt ist vor allem berühmt wegen ihres Palastes der Masken, dem „Templo de las Mascaras“ oder auch „Codz-poop“, aus der Maya-sprache „aufgerollte Matte“ genannt.

Das 45 Meter lange und sechs Meter hohe Gebäude ist auf einer quadratischen Esplanade mit ungefähr 80 Metern Seitenlänge erbaut. Die Fassade und die Seiten des Baus werden von 260 „Chaac“-Masken vollständig überdeckt, was der Anzahl der Tage eines heiligen Jahres entspricht. „Chaac“ war der Gott des Regens, der Fruchtbarkeit und Landwirtschaft in der Götterwelt der Maya und entspricht dem aztekischen „Tláloc“. Wegen der auf Yucatán vorherrschenden Trockenheit kam dem Regengott Chaac eine große Bedeutung zu und es wurden ihm zu Ehren viele Opferungen, wie zum Beispiel in der Cenote von Chichén Itzá, durchgeführt. Die Masken des Regengottes Chaac findet man zahlreich an den Bauwerken und Tempeln der Mayas. Der Regengott Chaac wird mit einer rüsselähnlichen Nase und zwei nach unten eingerollten Eckzähnen dargestellt. An der Stirn findet man einen gerollten Streifen.

Wir gingen weiter zum „Palacio Teocalli“. Der große Palast ist wahr-scheinlich deswegen noch recht gut erhalten, weil er auf einer natürlichen Erhebung erbaut wurde. In ihm befanden sich über 30 verschiedene Räume, von denen heute vielleicht noch die Hälfte existiert. Zwei Treppen führten ursprünglich zu dem Palast, die jedoch heute stark zerstört sind.

Die Fassade ist im altbekannten Puuc-Stil erbaut, allerdings mit kleinen Säulen. Von der Nordseite sowie der Westseite führen jeweils eine Treppe, die heute altersbedingt durch Wind und Wetter weitgehend zerstört sind, herunter, die dann schließlich zusammentreffen und auf den Maskentempel weisen. Die Osttreppe führte zudem ein Stockwerk tiefer.

Wir jedoch versammelten uns wieder am vorher ausgemachten Treff-punkt und begaben uns mit dem Bus auf den Weg zu zwei Maya-Familien.

Für den Besuch wurde die Reisegruppe in zwei Gruppen aufgeteilt und jeweils zu den verschiedenen Familien entsandt. Jedoch bekamen wir alle so ungefähr das Gleiche gezeigt. Eine Frau in traditioneller Maya-Tracht webte in einer mit Stroh gedeckten Hütte eine blaue Decke und führte uns anschließend die Zubereitung von Maisfladen, den so genannten Tortillas, vor, die sie über dem offenen Feuer backte und uns zum Kosten gab. Der Mann hingegen geleitete uns durch seinen Garten, vorbei an einem mit Stroh überdachten, an allen vier Seiten offenen Waschbehälter, der für die Reinigung der Kleidung genutzt wurde und zeigte uns die verschiedenen Bäume, Sträucher und Gewächse mit ihren Früchten und sonstigen nutzbaren Produkten. Es ist schon interessant, was die Natur alles zu bieten hat.

Wir hinterließen in einem extra dafür vorgesehenen Behälter am Ausgang zur Straße einen kleinen finanziellen Beitrag für die Familie und kamen nach der abermaligen Fahrt über die langen geraden Landstraßen nach „Uxmal“.
 
Die ersten Berichte über Uxmal stammen aus dem 16. Jahrhundert. Im Jahre 1841 stießen Maya-Forscher auf diese Anlage. Laut ihrer Be-schreibung fanden sie ein weites, ohne durch Sträucher verdecktes Feld vor, das übersät war mit Ruinenhügeln, Gebäuden und pyramiden-artigen Bauten.

Das imposanteste Bauwerk dieser Anlage ist unbestreitbar die 38 Meter hohe, ovale Pyramide des Zauberers, "Pyrámide del Adivino" oder "Templo del Enano", auf die 118 steile Stufen hinaufführen. Sie besteht aus fünf - zum Teil aus früheren Perioden - überbauten Tempeln. An zwei Seiten führen Treppen hinauf. Die Treppe an der Ostseite ist vom Fundament aufwärts bis zur Spitze mit Steinmasken des Regengottes Chaac verziert.

Obwohl der Name „Uxmal“ so viel bedeutet wie „die drei Mal Er-baute“, wurde diese Pyramide jedoch fünf Mal überbaut.

Die Legende besagt, dass die alte Hexe von Kábah eine Nacht vor dem Frühlingsäquinoktikum ein blaues Ei ausbrütete, aus dem ein sonder-bares Kind herauskam. Das Kind wuchs bei Tag und Nacht unge-wöhnlich schnell und ihm sprossen Haar und Bart. Ein jeder war überrascht, als sich das Kind zu einem Zwerg mit übernatürlicher Energie verwandelte. Er war von Zauberkraft und Feuerritual fasziniert und eines Tages stieß er einen Baumstamm in das Hexenfeuer, welchen er anschließend wieder herausschürte. Der nun hohle Stamm gab die ungewöhnlichen Töne einer Trommel wieder und wurde „tunkul“ genannt. Der Zwerg schlug mit einem Stock auf die Trommel und ein tiefer mitschwingender Ton kam aus ihr heraus und erreichte den königlichen Palast der Mayas. Der König jedoch wusste von der Vor-hersage, dass der Ton einer Tunkultrommel das Ende seiner Dynastie bedeutete. Zwischen dem König und dem Zwerg begann das Tau-ziehen um die Herrschaft. Und noch bevor der Haupttrommelschlag gehauen werden konnte, stellte der König dem Zwerg eine unglaub-liche Aufgabe. Der Zwerg sollte nämlich in nur einer Nacht mitten im Wald eine Pyramide errichten. Dies war jedoch für den Zwerg kein un-lösbares Problem und er befolgte den Wunsch des Königs und erbaute in jener Nacht die Pyramide.

Tatsächlich wurde aber über 300 Jahre an den fünf übereinander liegenden Tempel-Pyramiden gebaut. Heute ist nur noch eine Pyramide mit einem Tempel zu sehen. Im Inneren der Pyramide liegt der älteste der Tempel, und hier hat man die "Königin von Uxmal" gefunden, eine Steinskulptur, die heute im anthropologischen Museum in Mexiko-Stadt aufgestellt ist. Ein Loch in der hinteren Treppe führt zu diesem Tempel. Jedoch war uns das Besteigen dieses Bauwerkes nicht gestattet. Schade eigentlich, denn sicherlich hätte man von dort oben einen wunderbaren Panoramablick über die ganze Anlage mit wunderschön verzierten Fassaden, riesigen Terrassen, Plätzen, Säulen und Torbögen aus den verschiedenen Bauphasen, deren Blütezeit zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert lag, und dem auch hier vorhandenen Ballspielplatz gehabt.

Die Gebäude sind noch heute ein Beweis der Baukunst der Maya. Aus immer noch unerklärlichen Gründen wurde diese Stätte, wie auch so viele andere, aufgegeben und verlassen. In den nachfolgenden Jahr-hunderten des Unterganges forderte die Natur das Land der Maya wieder zurück und hielt es viele hundert Jahre im Dschungel ver-borgen.

Die vorwiegend im Puuc-Stil der klassischen Mayaperiode erbaute Stadt weist jedoch durch häufige Verwendung von Schlangenorna-menten auf einen toltekischen Einfluss hin. Die großartigen Stätte der Maya und auch das Volk selbst, gerieten in Vergessenheit. Erst 1930 begannen die gezielten Ausgrabungen in Uxmal, bei denen unter anderem auch das Haus der Nonnen "Cuadrangulo de las monjas" gefunden wurde, von dem vermutet wird, dass dort das ewige Feuer von Priesterinnen für Opferzeremonien gehütet wurde. Jedoch gibt es keinen haltbaren Hinweis auf Menschenopfer.

Besonders schön erhalten sind die kunstvoll verzierten Fassaden, auf denen wieder die Riesenmasken des Regengottes Chaak zu erkennen sind. Die Verbindung der Maya zum Jaguar lässt sich an Hand der hervorragenden Steinplastiken deuten.

Das Nonnenviereck ist an seinen Seiten, wobei man die Verbindungs-ecken offen gelassen hat, von Palästen umgeben, und um den Innenhof befinden sich viele einzelne, zellenartige Räume unterschiedlicher Größe.

Da es in Uxmal keine Cenoten gibt, wurde das Wasser in Zisternen ("aguadas") gesammelt. Die vier Gebäude sind jedes für sich abge-schlossen, jedoch nicht gleich lang. Nord- und Südhaus sind 70 Meter, das Westhaus ist 55 Meter und das ihm gegenüberliegende Osthaus ist 50 Meter lang. Trotzdem ergibt das Gesamtbild ein harmonisches Ganzes. Das Nordhaus ist mit Schlangen, Regengottmasken und geo-metrischen Motiven verziert. Die Eckmasken von Chaac am Westge-bäude sind besonders beeindruckend.

Da man viele Herrscher-Symbole, wie die Venus, ein Thronsymbol, Kriegssymbole und eine Stele gefunden hat, gilt als gesichert, dass es sich um ein Haus für die Elite Uxmals gehandelt haben muss. In den Gebäuden gibt es jeweils gleich viele Innen- wie Außenräume, jedoch in unterschiedlicher Anzahl je Gebäude.

Der Ballspielplatz von Uxmal liegt zwischen dem Nonnenviereck und dem Palast des Gouverneurs. Die ursprünglichen Tribünen, die sich an den beiden Seiten des Spielfeldes auf einer Erhöhung befanden, sind heute leider zerstört. Man vermutet aufgrund von Inschriften, dass der Platz um das Jahr 649 nach Christus erbaut worden war. Eine weitere Inschrift bezeichnet das Jahr 901 nach Christus, wobei man hier ver-mutet, dass es sich um eine Erweiterung beziehungsweise den Ausbau des Ballspielplatzes handelt.

Auf dem gesamten Areal der Anlage stießen wir auf träge, sich sonnende Leguane, die sich zum Fototermin in Pose stellten und beim Zunahekommen trotz ihres relativ großen Ausmaßes flink in irgend-welchen Spalten und Ritzen zwischen den Steinen verschwanden.

Das „Casa de las Tortugas“, das Haus der Schildkröten, verdankt seinen Namen der Zierleiste des oberen Simses, in die kleine, fußball-große Schildkröten eingelassen sind. Unter dieser, um das ganze Ge-bäude herum reichenden Leiste, ziert ein Fries aus kleinen Säulen das Haus. Der Rest der Fassade ist schlicht und ohne nennenswerte Verzierungen gehalten.

Gleich in unmittelbarer Nähe befand sich auch der „Palacio del Gobernador“, der Palast des Gouverneurs. Dieser steht auf einem künstlichen Sockel, zu dem eine breite Treppe in dessen Mitte hinauf-führt. Architektonisch ist der Palast in drei Körper aufgeteilt, zwei seitliche Kleinere und einen großen Mittleren. Das Gebäude misst knapp 100 Meter in seiner Länge, wobei 13 Türöffnungen, davon elf von der Ostseite, Zugang zu den Innenräumen gestatten. Während der größte Innenraum um die 20 Meter misst, ist der Kleinste gerade mal zweieinhalb Meter lang. Die Westseite des Palastes bietet keinen Zutritt zu den insgesamt 20 Kammern. Man schätzt, dass das gesamte Bau-material dieses Werkes um die 500.000 Tonnen beträgt.

Über den Eingängen verläuft entlang des gesamten Gebäudes eine Fassade aus Steinfries, die sich aus kleinen Mosaiken zusammensetzt. Dieses Relief, untersetzt mit Abbildern des Sonnengottes und von Chaac-Masken, befindet sich auf einer Fläche von fast 1.000 Quadrat-metern und es wurden allein dafür 20.000 einzelne Steine benötigt. Es ist schon beeindruckend, wenn man bedenkt, was die Erbauer hier ge-leistet haben.
 
Im Bus nahmen wir wieder unsere Plätze ein und bestellten unterwegs auf der Fahrt unser Mittagessen. Diesmal konnten wir uns unter anderem für „pollo pibil“ oder „cochinita pibil“ entscheiden. Entweder mariniertes und im Bananenblatt gegartes Hühnchen oder auf gleiche Art und Weise zubereitetes Schweinefleisch. Ich entschied mich wieder für das Hühnchen, welches mir schon einmal zwischen die Zähne geraten war, und ich mich damit nach dem Mahl sehr zufrieden vom Tisch erhoben hatte. Nach der langen Fahrt kamen wir erst gegen 16 Uhr zu unserem späten Mittagessen, welches dann direkt vor unseren Augen aus der Erde, wo es drei Stunden lang gegart hatte, unter Blitzlichtgewitter der fotografierenden Touristen, gegraben wurde. Als wir mit dem Essen fertig waren, gab es noch eine Überraschung in Form einer „Kakerlake“ oder auch spanisch „cucaracha“ genannt.

Dies ist ein Getränk, welches bestehend aus Tequila, Mineralwasser und Kaffeelikör mit einer besonderen Zeremonie einhergehend gereicht wird. Dazu werden die Zutaten in dem kleinen Schnapsglas vermengt, indem das Glas, welches durch eine Art Pappdeckel gegen Auslaufen abgedeckt wurde, mehrmals auf den Tisch geklopft wird. Sobald die Klopferei und Schüttelei beendet war, sollte es in einem Zug ausge-trunken werden. Während des Leerens des Gefäßes zierte ein großer Sombrero die trinkende Person. Nachdem das Glas geleert war, wurde der Hut vom Kopf genommen und der Kopf der Person kräftig durchgeschüttelt. Anschließend bekam man zusätzlich noch einen sehr sanften Schlag mit der Faust auf den Kopf verpasst. Da dieses für die Zuschauer gar belustigende Schauspiel bei jedem Gast durchgeführt wurde, musste Anne plötzlich ganz dringend und lange auf die Toilette verschwinden. Jedoch war sie nicht lange genug weg und die Kellner kamen zurück an unseren Tisch, wo dann auch Anne in den „Genuss“ der Kakerlake kam. Naja, so schlimm war es dann wohl doch nicht.

Als wir im recht zeitig im sehr windigen und regnerischen „Campeche“, der Stadt der Piraten, ankamen, wurden wir auf die Zimmer des Hotels „Ocean View“ verteilt und bekamen von Carlos und dem Busfahrer angeboten, nach einer gewissen Erfrischungszeit mit dem Bus in die Innenstadt gefahren zu werden. Dieses Angebot schlugen wir aufgrund der unangenehmen Wetterverhältnisse natürlich nicht aus. Vorher jedoch machten wir uns in unseren Hotel-zimmern frisch.

Dieses Hotel war nicht gerade das Beste am Platze, und auch Andere aus unserer Reisegruppe - wie sich später herausstellte - äußerten sich negativ über die Qualität der Unterkunft.

Gerade als ich im Bad war, pfiff der Wind dermaßen stark, weil Anne das Fenster öffnete, dass es die Styroporplatten an der Decke des Raumes nicht unerheblich emporhob und ich rief „Hilfe, hier fliegt die Decke weg!“. Aber egal, schließlich war das Wichtigste vorhanden, nämlich Betten.

Zur vereinbarten Zeit trafen wir uns mit Einigen aus unserer Reise-gruppe, um uns von Irving in die Stadt fahren zu lassen. Wir stiegen aus dem Bus aus und liefen schnurstracks über die Plätze und Straßen der Stadt an sehenswerten Gebäuden, die wir uns schnellen Schrittes nur im Vorbeigehen anschauten konnten, entlang, um an einem bunt beleuchteten Brunnen plötzlich stehen zu bleiben und uns hinzusetzen.

Wir besetzten zwei Bänke und warteten auf das Ereignis, welches uns von Arnulf angekündigt worden war. Und zwar sollte zu einer be-stimmten Uhrzeit Musik erklingen und sich die Fontänen des Wasser-spiels harmonisch dazu bewegen. Wir warteten geduldig, während der kühle Wind uns ein wenig frösteln ließ. Plötzlich erklang aus den Brunnenlautsprechern klassische Musik und wahrhaftig tanzten die Fontänen im Takt der Musik, begleitet von einem wechselnden Farben-spiel. Es war sehr schön anzusehen, jedoch wurde es mir allmählich zu kühl und ich beschloss, mit Anne zurück zum Hotel beziehungsweise noch ein wenig durch die Stadt zu gehen. Nach einigen Schritten be-gegneten uns zwei Mädchen aus unserer Reisegruppe die uns fragten, ob wir wüssten, ob es irgendwo ein nettes Kaffee gibt, wo man sich ge-mütlich niederlassen könne. Wir verneinten ihre Frage, gaben ihnen jedoch den Hinweis, auch mal einen Blick auf den Brunnen zu werfen und dabei die Ohren offen zu halten.

Anne und ich schlenderten in aller Ruhe durch Campeche, die zu recht von den Campechanos selbst als die sauberste Stadt Mexikos be-zeichnet wird.

Nach dem Laufen einiger hundert Meter kreuz und quer durch die Straßen trafen wir wieder auf die beiden Mädels, die noch immer kein entsprechendes Lokal gefunden hatten und boten uns an, sie zurück ins Hotel zu begleiten. Wir machten uns einander bekannt und irrlichterten gemeinsam durch die Straßen in Richtung Hotel. Auf dem Weg dorthin, kurz vor dem Ziel, entdeckten wir ein Schnellrestaurant, in welches wir einkehrten, um uns von innen mit diversen Warm- und Heißgetränken aufzuwärmen. Dort trafen wir auch auf andere junge Leute aus unserer Reisegruppe.

Kurze Zeit später fanden wir uns im Computerraum des Hotels wieder und zeigten den beiden Mädels die in Mexiko-Stadt entwickelten Bilder von der Foto-CD. Da das Surfen im Internet als kostenloser Service für die Hotelgäste zur Verfügung gestellt wurde, nutzten wir auch gleich die Gelegenheit unsere virtuellen Postfächer abzufragen und eventuelle Nachrichten zu beantworten und zu senden. Während wir da so saßen, kamen schließlich auch die vier Brunnensitzer von ihrem Ausflug zurück und verabschiedeten sich zur Nachtruhe, die wir ebenfall kurz im Anschluss daran anzutreten versuchten, jedoch aufgrund von klappernden Fahnenstangen anfänglich schlecht, aber dann zum Glück dennoch fanden.
 
Ich muss auch mal Danke sagen für den Reisebericht.
Wann hat dein Sohn ihn geschrieben?
Auf Nachfrage hast du ja zugegeben, dass DU nicht der Ersteller bist, sondern nur kopiert, hochgeladen hast.
Anerkennung an deinen Sohn.
 
Jetzt schmälere mal nicht die copy-paste Großtat ;)

Danke an Beide
 
Ich muss auch mal Danke sagen für den Reisebericht.
Wann hat dein Sohn ihn geschrieben?
 
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