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Kuba März und April 2021

Immerhin geht es ihr am folgenden Tag schon wieder so gut, dass wir eine Tour mit einem kleinen Katamaran machen können und ein wenig schnorcheln. Das macht Spaß und die Leute wissen, wo sich Fische herumtreiben, die sich dann auch willig anlocken lassen.

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Beim Essen danach komme ich nicht umhin, dem Disput von Angestellten hinter mir zu lauschen. Nicht alle wissen, dass ich das eine oder andere Wort verstehe und so schwatzen sie ungehemmt und lassen kein gutes Haar an ihren Landsleuten. Es sind einige Kubaner für eine Nacht da und die wollen für das eingesetzte Geld so viel wie möglich haben. So hat wohl eine Vierergruppe zum Frühstück neben vielem anderen 14 cócteles de camaron bestellt, nachdem sie am Vorabend die Barfrau bis zu deren Arbeitsverweigerung gegen 2.30 Uhr kräftig auf Trab hielten und dann, schon nicht mehr ganz nüchtern, mit ausreichend Rum und Cola an den Strand zogen, um die Nacht angemessen zu genießen. Nun, es stimmt schon, ganz so fein drückt das Personal sich nicht aus. Es wimmelt nur so von cojones, de pinga, de mierda und anderen netten Bezeichnungen.

Ich seh diese cubanos etwas später und habe den Eindruck, dass ihnen vielleicht einer der camarones vom Frühstück noch irgendwo quer steckt. Alle 4 wirken eher grau als braun und viel Energie ist ihnen anscheinend nicht geblieben.

So vergeht die Zeit auch in einem solchen Hotel mit der Zeit und unsere Abreise kommt auf uns zu. Vorher buche ich noch schnell 3 weitere Tage als Abschluss meines Aufenthaltes in Kuba. Schon wegen des PCR, der hier in Hotel problemlos zu bekommen ist, erscheint mir das besser.

Nun rollen wir also nach Hause, in unser kleines Haus in Boyeros. Diesmal werden wir allerdings zweimal angehalten. Beim Verlassen von Varadero stoppt uns ein caballito, der uns nach einem Blick auf meinen Führerschein weiter winkt. Allerdings ermahnt er mich, dass ich auch im Auto den MNS konsequent tragen müsse. Auf meine Frage, wen ich gefährden könne oder wer mich, wenn ich mit meiner Frau allein im Auto sitze, zuckt er nur mit dem Schultern. Das sei nun mal Vorschrift.
Anscheinend gefallen den Politikern fast aller Länder absurde und sinnlose Vorschriften. Im Deutschland gibt es davon ja auch so manche.

Später stoppe ich freiwillig, weil da jemand eine Bananestaude loswerden will. 10 Peso sagt der nach meiner Frage, was er dafür haben wolle. Ich bin doch recht verdutzt über diesen geringen Preis, zücke dann 20 Peso, will doch kein Geizhals sein. Nun guckt der guajiro vollkommen verblüfft und gar nicht begeistert und meine Liebste schüttelt sich vor Lachen. Natürlich sind keine 10 Peso moneda nacional gemeint, das Bäuerlein rechnet noch mit CUC. Aber 250 Peso sind wohl mehr als angemessen und so fahren wir weiter. Ein Stopp bei Freunden, die uns zu einem kleinen privaten Laden führen, erlaubt uns statt dessen, uns mit ausreichend Bananen, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Salat und Radieschen einzudecken. Für 400 Peso bekommen wir genug, um einige Tage zu essen. Die Verrechnung ist lustig. Eine alte große Konservendose wird mit Tomaten gefüllt, noch 3 daraufgepackt, das macht 100 Peso. Mit dem Kohl läuft das ähnlich. Radieschen nimmt der Verkäufer in die Hand. Erst ein Bund, dann zwei, dann drei, dann vier. Dann Kopfschütteln, 4 Bund sind zuviel, für den vorher genannten Preis werden es 3 Bunde. Radieschen sehr ich das erste Mal in Kuba, wusste gar nicht, dass die hier auch angebaut werden. Was für Radieschen das aber auch sind, viel größer als ich sie aus Deutschland kenne und doch mit vergleichbare wenn nicht sogar besserem Aroma.

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Dann rollen wir weiter, bis zum nächsten punto de control. Wieder werden wir herausgewunken. Ein kurzer Blick auf meinen Führerschein, der Mietvertrag wird ignoriert. Aber ein Blick in den Kofferraum muss sein und einer auf die Rückbank. Das erstaunt mich und ich frage nach. Der Polizist entschuldigt sich sehr höflich. Es würden Kubaner mit Mietwagen illegal Fleisch transportieren, die zu stellen wären sie beauftragt.

Zum Fiebermessen müssen wir noch, dann können wir weiter fahren. Niemand fragt uns etwas, auch das Ergebnis des PCR ist nicht interessant.

Es ist zwar für mich nicht neu, aber ich denke mir wieder einmal, was für ein seltsames Land, in dem Besitz und Weiterverkauf von Fleisch ein Delikt ist, das Straßensperren rechtfertigt.

Schließlich kommen wir zu Hause an und werden von Schwiegervater begrüßt. Der drückt wortreich seine Freude und Erleichterung aus, dass wir nun endlich verheiratet sind. Was mir zuvor gar nicht so bewusst war, er lebte wohl seit 5 Jahren in der Sorge, daß seine Tochter wegen unserer Beziehung als jinetera angeklagt werden könnte.

Seine Stimmung wird noch besser, als wir den Wagen auspacken und ihm eine richtig große Gartenschere in die Hand drücken. Sofort verschwindet er im Grundstück und stürzt sich auf die Pflanzen, die sich bislang der normal kleinen Schere widersetzt haben. Leider ist die falsche Jahreszeit, weder aguacate noch mango, noch sonst eine der vielen Früchte unseres Gartens werde ich essen können.

Aber wir haben Gäste. Zun zun, Kolibri haben ihr Nest gebaut und die jungen füllen dieses mittlerweile vollkommen aus, sind noch größer als vor einer Woche, auch wenn größer nicht ganz die richtige Bezeichnung ist für sie. Sie sind etwas weniger klein als noch vor einer Woche.

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So sind sie heute.
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Danke für den schönen Bericht und alles Gute zur Hochzeit.
 
Schöner Artikel. Guten Rückflug. Du brauchst einen PCR Test nicht älter wie 48 Stunden.
 
Danke für die Alltagsschilderungen, nachträglichen Glückwunsch zur Eheschließung - wird denn in Dresden noch nachgefeiert?
 
Danke für den schönen Bericht, herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit und viele gesunde Kinder wünscht Dir NWN
 
So, einige Tage sind vergangen. Wir haben eine sehr ruhige Zeit und verlassen unser Grundstück so selten wie möglich. Wozu auch? Ich habe Kuba noch nie so bedrückend erlebt, noch nie so wenig attraktiv gefunden.

Meine Liebste war einen Tag zum Brot kaufen. 7.30 Uhr ging sie und kam 12.30 Uhr wieder mit 2 Broten a 5 Peso. Dafür 4 Stunden anstehen? Da fahre ich doch lieber ein paar Kilometer in eine private panaderie, in der zwar alles etwas teurer ist, aber auch wieder nicht so teuer. Zumal es Auswahl gibt und man nicht anstehen muss.

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Ein paar mal waren wir in La Habana Vieja, jedesmal ist das ein Graus!
Es hat mir immer dort gefallen und ich habe die Zeit in der Stadt stets genossen. Zur Zeit ist es aber alles andere als schön.

Erfreulich ist, dass die Zeit genutzt wird, Straßen und Gebäude zu reparieren. So ist auch der hässliche Zaun um den Brunnen auf der Plaza vieja verschwunden.

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Man kann auch gut durch die Straßen laufen, die weit leerer sind als ich es gewohnt bin.

Doch insgesamt ist die Atmosphäre bedrückend. Kein Restaurant, keine Bar ist geöffnet. Nirgendwo kann man sich auf ein Bier hinsetzen. Einige Restaurants bieten Speisen und Getränke zum Mitnehmen an. Aber ja nicht auf der Straße trinken wollen. Das steht unter Strafe.
Die Preise der Speisen sind meines Erachtens akzeptabel, wenn man die staatlich organisierte Inflation berücksichtigt.

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Einige private Kunstgewerbe- und Andenkenläden sind offen. Ich nehme an, die Besitzer wüssten sonst nichts mit sich anzufangen und hoffen auf einen der seltenen Touristen.

Ansonsten sind fast alle Geschäfte geschlossen sind und die offenen sind bedrückend leer. Wo es etwas gibt ist offensichtlich, die sich rasch sammelnden Schlangen verraten es. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Lebensmittelgeschäfte handelt oder ob man Seife und Waschmittel kaufen kann. Ganz gleich, was es gibt, es wird gekauft.

Wir stießen auf das Angebot von 4kg gefrorene Hühnerkeulen für 350 Peso, noch ohne Schlange, und esposa schlug gleich doppelt zu. Als Freunde unseren Kauf sahen, stürzten sie gleich los, um etwas abzubekommen. So führt das verständliche Handeln der Leute zu einem sich noch verstärkenden Mangel. Jeder kauft, was es gibt und so viel es gibt, weil keiner weiß, wann es wieder etwas gibt.

Bekannte berichten, dass die Schlangenbildung vor den MLC Läden schon gegen 3 Uhr beginnt. Da aber erst ab 5 Uhr der Aufenthalt auf der Straße erlaubt ist, müssen die Leute sich verstecken. So kommt es, dass nun schon Treppenhäuser und Hinterhöfe in der Nähe dieser Geschäfte vermietet (!) werden zum anstehen.

Was so auf den Schwarzmarkt angeboten, besser gesagt gefordertwird, übersteigt manchmal mein Fassungsvermögen. Fragt mich esposa doch, ob wir mit der mitgebrachten Milch reichen würden. Sie erhielt gerade ein Angebot a 10 Dollar das Kilo Milchpulver, sonst würde es 15 Dollar kosten. Ach nein, da trinke ich den Kaffee lieber schwarz.

Bis gegen 4 Uhr stehen Massen von Menschen vor den Läden.
Ab 19 Uhr wird jeglicher Transport eingestellt. Dann sind die Straßen auch schon leer.
Ab 21 herrscht strikte Ausgangssperre.
Später noch auf der Straße zu sein kostet Strafe, 2000 Peso, angeblich 2000 Dollar für Ausländer, aber das habe ich nicht ausprobiert.
 
Insgesamt erscheint mir die Situation in Kuba aktuell so, dass man sich ohne zu leiden in einem der besseren AI Hotels aufhalten kann. Wer aber individuellen Urlaub bevorzugt, wie ich es tue, wer von Land etwas sehen will und wer es bevorzugt, ein Land zu erfahren, der wird sich zur Zeit nicht wohl fühlen.

Es sind auch alle, mit denen ich sprach, ziemlich verbittert. Die Preise verderben den Leute die Stimmung und das ist durchgehend zu merken.

Dabei fiel mir allerdings auf, dass fast niemand mit der Währungsreform umgehen kann. Alle vergleichen die offiziellen Preise mit denen des vorigen Jahres und empören sich über die Preissteigerung. Dass sie dafür auch mehr Geld erhalten, berücksichtigt dabei kaum einer.

Dabei wäre es doch halbwegs verständlich, dass die regulären Preise auf das Dreifache steigen, wenn das Gehalt ebenfalls so gesteigert wird.
Manche Preise sind allerdings unproportional gestiegen.

Der Preis der Libreta hat sich von 10 auf 150 Peso erhöht. Ein Ei kostete 15 centavos, jetzt 2,20 Peso. Der Preis für Kaffee stieg von 4 auf 18 Peso für 115 gr.

Die vielen ohne Arbeit und wohl auch die Rentner sind jedenfalls schlecht dran.
 
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