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Kuba auf eigene Faust 2019

2Raben

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18 Feb. 2019
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Also dann, versuche ich mal, hier ein paar Zeilen von unserem Kubaurlaub einzusetzen. Ich werde versuchen, das in mehrere Posts zu bringen, damit es nicht unübersichtlich und zu lang wird.
1. Warum Kuba? - Weil wir uns vor 3 Jahren entschieden haben, die USA vorerst nicht mehr zu betreten (Sicherheit wurde immer schlechter, sowie Amtsantritt Trump). Da wir unseren Winter einkürzen wollten, sollte der Zielort warm und sonnig sein und wir wollten kein Vermögen zahlen. Ausserdem reizte uns ein wenig die Aussicht, eine Art Reise in die Vergangenheit zu machen. Es soll ja Leute geben, die in sozialistischen/kommunistischen Ländern gross geworden sind ;)

Zuerst Auto suchen, da wir uns nicht trauten per Taxi in Kuba unterwegs zu sein. Ausserdem haben wir die ersten privaten Casas vorgebucht, um einen ruhigeren Start zu kriegen.
Wir, das sind ein Teenager und die Eltern.
Auto-Buchung über das Reisebüro Rieckmeyer Münster - hat alles bestens geklappt, obwohl wir schon etwas gezittert haben. Hier ist der link dazu (mods bitte löschen, falls nicht erwünscht).
Kuba Erlebnisreisen - Willkommen (Startseite) - Kuba Reisen, Erlebnisreisen, Rundreisen, Hotels, Pensionen und Mietwagen!

Das finden unserer Übernachtung in Havanna war etwas problematisch, weil es eine Weile dauerte, bis wir raus hatten, wie man sich in der Stadt orientiert. Es gab keine Strassennamen. Aber irgendwie müssen sich doch auch Einheimische orientieren! Erst als uns die komischen Steine an den Kreuzungen auffielen, auf denen Zahlen standen, oder manchmal auch Namen, ging es besser.
Die Übernachtung in Havanna war exzellent, ich kann das Hostal aptofive nur empfehlen. Vor allem, weil Pat auch Englisch spricht.
Link:
https://aptofive.wixsite.com/hostalaptofive
Havanna muss mal toll gewesen sein, leider wie so vieles in Kuba sehr heruntergekommen.
Wir haben trotzdem viel gesehen, Capitol, Malecon (es war schon immer mein Traum, auf dem Malecon zu sitzen, eine Havanna zu rauchen und zu sagen: und der nächste Ami ist mindestens 90 milen weit weg... ;)
Ich war schockiert über die Apotheke, die wir fanden (wir hatten nämlich 10 kg Medikamente etc. mit, die man zollfrei einführen darf und für die wie einen Platz zum abgeben suchten - dazu später).
Nicht mal im Osten Deutschlands, war es so übel.
Unserem Teen durfte ich zeigen, was Schlangestehen im Konsum bedeutet. - grins -
Jetzt erst verstand der Teenager, warum wir immer sagten: Kein Paradies ohne Schlange! - wenn was im normalen Leben nicht so richtig ging.
Die Versorgungslage in Havanna ist übel, besonders wenn man keine CUC hat. Generell gibt es Getränke und Alkohol zu kaufen, selbst Grundnahrungsmittel sind schwer zu kriegen.
Wir hatten ein wenig mit, aber ich würde das nächste mal mehr mitnehmen.
TIP: haltbare Nahrungsmittel mitnehmen!
Später habe ich dann rausbekommen, wie die Leute überhaupt überleben. Es gibt nämlich Rationen, die die Leute sich abholen dürfen. Das fand ich raus, als ich sah, daß jemand Reis reinigte. Und Tütenreis muss man ja nicht reinigen - daher fragte ich nach. Diese Rationen sind für die Leute bezahlbar, sprich, es muss keiner hungern. Damit hat es sich aber dann auch schon.
Obst, Milchprodukte? Fehlanzeige. Aber hin und wieder gibts Stände und dort haben wir dann zugeschlagen. Bananen sind auf alle Fälle lecker und vitaminreich.
TIP: Der Gesundheit zuliebe nur Wasser aus Flaschen - wir sind die Keime einfach nicht gewöhnt, hat nichts mit schlechter Wasserqualität zu tun (die auch vorhanden sein kann -man weiss es nicht).
Natürlich haben wir auch eine Fahrt im Oldtimer gemacht - das war ein Muss.
Tip: Fragen stellen, neugierig sein. Fahrer mit Englishkenntnissen ist hilfreich.

Wir haben also die ersten beiden Tage geschaut und gelernt, bis wir dann aufgebrochen sind Richtung Trinidad.


 
Wir haben uns an die Hinweise anderer gehalten und sind nur bei Tageslicht gefahren. Es ist ein Erlebnis, in Havanna zu fahren. Ich hatte natürlich ständig das Problem, daß ich nach alten Autos geschaut habe, und dabei muss man wirklich aufpassen, damit nichts passiert. Die Ampeln sind oft schlecht sichtbar - man übersieht sie einfach. Und dann muss man auf die kraterähnlichen Schlaglöcher auch noch aufpassen, plus Fussgänger und Verkehr etc.
Schon gut, wir haben es geschafft - und trotzdem waren wir froh, als wir die Autobahn erreicht hatten. Es ist doch immer wieder ein Erlebnis, wenn man wieder nicht mehr weiss, wo man ist, zurück muss, keine Schilder und trotzdem irgendwann mit Hängen und Würgen endlich dort ankommt, wo man hin will ;)
Frauen fahren kaum Auto in Kuba - schade.
Die Autobahn war natürlich mit Kontrollposten gespickt, aber das war ja klar. Wir hatten Glück, sind nie kontrolliert worden, aber ich muss sagen, wir waren ja auch mit dem Nummernschild als "Ausländer/Mietwagen" zu erkennen.
TIP: and die Geschwindigkeiten halten, nichts nachts fahren - Unfälle, wo Kubaner involviert sind können einen Touristen schnell mal kurz oder lang ins Gefängnis bringen.

Leider war das Auto schon mit uns und dem Gepäck überbesetzt, sonst hätten wir gern mal jemand mitgenommen.
Es war einfach immer wieder faszinierend zu sehen, wie Pferdewagen, Reiter, Fahrräder, LKWs - einfach alles eben auf der Autobahn fährt - mehr oder weniger wie man will oder kann.
Mir hat es immer wieder leid getan, wenn ich gesehen habe, wie schlecht oft die Pferde behandelt wurden. Aber das ist wohl typisch Süden - das Tier ist nicht allzuviel wert.
Anders habe ich das später in Kuba gesehen - wir kommen noch dahin.

Vom Land wollten wir auch etwas sehen, daher sind wir von der Autobahn runter, haben die landschaftlich schönere Strecke an der Südküste genommen Richtung Trinidad. Wobei wir dann doch noch mal einen Umweg gemacht haben, da die Strasse gewaltig schlechter wurde (Feldweg ähnlich eben). Zu Hause würde ich so Strassen problem fahren, aber wir hatten ein Mietauto und wollten das nicht ruinieren, weil dann auch der Urlaub futsch gewesen wäre.
Die Landschaft hat für die miserablen Strassen entschädigt. Das Meer war von einem Türkis, was ich niemals so gesehen habe.
Es wurde spät, dunkler und wir waren mehr als erleichtert, als wir endlich bei Jörg in Casilda ankamen.
Dieser Platz war der Hit in unserem Urlaub - schaut es euch einfach selbst an.

Casa Jörg y Olelleisy Hostal Las Palmas Trinidad | Kuba erleben wie es wirklich ist.

TIP: direkt an Jörg wenden für die Übernachtungen, nicht online buchen, - sonst zahlt man doppelt soviel.

Wir hatten nur kurz gebucht, haben aber verlängert, und Jörg half aus, als er belegt war, indem er uns woanders hinschickte - wo wir genau so gut bedient waren.
Durch Jörg bekamen wir auch Hinweise und Ideen, was man machen konnte, und gleich sein erste tip mit dem Strand Maria Aguilar war perfekt. Schnorcheln vom Strand aus war möglich, ACHTUNG SEEIGEL! Lion-Fische, Puffer-Fische, alles mögliche war zu sehen, und da das Hotel, was dort hingebaut werden soll noch nicht fertig war (Dauerbaustelle, die hoffentlich noch laaaange brauchen wird), war der Strand ruhig und schön.
Die nächsten Tage haben wir mit Schnorcheln, Ruhe, Strand und Wanderungen in den Bergen verbracht und natürlich mit dem Besuch von Trinidad.
TIP: Wasserfall Vegas Grande, - es gibt sogar einen Weg zwischen diesem Fall und Capurni. Soll ca 1 Stunde Weg sein und soll gut sein. Badesachen mitnehmen - es ist wirklich herrlich, dort mitten im Urwald zu baden.

Ich war erstaunt, wie schlecht die Berge erschlossen sind - da könnte man viel draus machen. Aber wer halb um das überleben kämpft, naja, für den sind Wanderungen und Freizeit eher sekundär. Auch wieder verständlich.
Trotzdem ist alleine die Fahrt in die Berge schön. Wir hatten Bälle und Bücher für Kinder mit dabei und haben immer in irgendeinem dieser kleinen Bergdörfer angehalten und den Kindern einfach dort was in die Hand gedrückt.
Die sind wirklich noch bitter arm (ich habe wirklich Menschen gesehen, die mit einem Stein irgendwelche Knollen zerschlagen haben) und daher auch nicht auf Touri-Abzocke aus.

Der Casa-Betreiber, Jörg, hat uns dann noch echt Hilfe geleistet. Wie gesagt, hatten wir 10 kg Medikamente etc. mit, die wir in einer Poliklinik abgeben wollten. Jörg hat uns gesagt, wie und wo das am besten wäre, damit es auch wirklich dort ankommt, wo wir das hinhaben wollten.
Die Poliklinik in Trinidad war ein Erlebnis für sich.
Heruntergekommen und dreckig - wirklich schlimm. Und trotzdem gab es dort Menschen, die nicht ihren Job hingeschmissen haben und für ein paar CUC sich in der Touristenbranche betätigt haben.
Vor diesen Menschen ziehe ich meinen Hut.
Da wir leider kein Spanisch sprachen, war die erste Reaktion, als ich den Chef verlangte: das internationale Krankenhaus ist woanders - dort müssen sie hin.
Hin und her und hin und her - ich habe dann einfach laut gerufen: spricht hier jemand Englisch oder Franz.? Und siehe da, aus der Abteilung, wo Kinder geimpft wurden, kam ein junger Mann. Er war auf Urlaub, Arzt irgendwo anders und nachdem ich das dritte mal wiederholt hatte, das wir nichts brauchen, sondern etwas abgeben wollten, und zwar an die Direktion, bekamen wir die Antwort: leider wäre die Dame nicht da. Ob wir nicht später....?
Meine Geduld und Zeit hatte leider die Grenze erreicht und ich habe einfach gesagt: nein, bringend sie eben den Stellvertreter oder wem auch immer. Und siehe da - es ging.
Ein Mann - vermutlich Arzt - und eine Schwester haben dann höchst konzentriert zugehört, als wir einfach ausgepackt und erklärt haben, was das alles war und fertig.
Was wir mit hatten, was ein Querschnitt, da wir nicht wussten, was gebraucht wird.
NAchdem, was ich aber dort gesehen habe, wären sogar Putzlappen mit Begeisterung genommen wurden.
TIP: wer will, kann 10 kg Medikamente und pharmartikel nach Kuba zollfrei einführen und die dort irgendwo lassen. Es wird so ziemlich alles gebraucht, obwohl auch alles irgendwann und irgendwo vorhanden ist. OP-Handschuhe und Schmerzmittel für den Rücken (Pflaster etc) waren offensichtlich sehr erwünscht.

Trinidad ist sehenswert, wenn auch schon recht touristisch vermarktet. Egal, uns hat es gefallen.
Weiterhin ist ein Besuch des Tales der Zuckermühlen die Zeit wert. Leider ist auch dort vieles verfallen, bzw. man hat kaum darauf geachtet, das eine schlechte Vergangenheit trotzdem eine Vergangenheit ist, die man bewahren sollte.
Wir waren dankbar über jedes Haus, was erhalten geblieben ist, und irgendwer hatte sogar manchmal alte Möbel, Geräte, Dokumente etc. nicht der Revolution geopfert, sondern die irgendwo und irgendwie gesichert. Diese Dinge werden jetzt wieder hervorgeholt - man hat offensichtlich gemerkt, daß man Museen und historische Stätten eben irgendwie "bestücken" muss für Besucher.
Wir fanden es sehr lehrreich und interessant, wie Kubas reichste Zuckermühlen-Besitzer leben und arbeiten liessen.
 
Und weil uns die Gegend so gut gefiel, blieben wir einfach noch ein wenig länger und machten von der Basisstation in Casilda Ausflüge ein wenig weiter weg.
U.a. wollten wir El Nicho sehen, den Wasserfall eben. Alleine die Anfahrt dahin war wieder sehr schön. Überall die blühenden Mangobäume, man, da würde ich gern mal zur Erntezeit sein!
Der Wasserfall El Nicho ist sehenswert, das Becken, wo man wieder (wie beim Fall Vegas Grande) baden und schwimmen kann, ist wirklich ein Traum. Wir hatten auf eine längere Wandertour dahin gehofft, aber es sind wirklich nur wenige Meter. Schade, aber was solls. Vom Weg ab, geht ein Weg (gesperrt) weiter hoch, zu Höhlen. Die kann man besichtigen, aber nur mit Tourguide, den man vorher irgendwo buchen muss - Info kann der Besitzer von Las Palmas Casa - Jörg - geben (link siehe vorheriger Post).
Früher konnte man alleine hin, aber es gibt eben überall Idioten, die sich nicht benehmen können. In diesem Falle haben die oberhalb der Wasserfälle gebaden, was nicht geht, da die kleinen Bergdörfer ihr Trinkwasser dort herbekommen.
TIP: trotzdem einfach unbeobachtet über die Absperrung gehen, der Weg den kleinen Fluss entlang bis zur Tropfsteinhöhle ist ein Traum, purer Dschungel. Aber bitte keinen Blödsinn machen und euren Verstand nutzen = nicht alleine in die Höhle, nicht im Fluss baden etc etc.

Rückzu hatten wir Platz im Auto und haben endlich mal jemand mitnehmen können, was wir uns erst nicht so trauten, aber was in Kuba üblich ist. Wer Platz hat, nimmt eben andere mit.
Natürlich haben wir vorher noch einen Besuch in diesen kleinen Bergdörfchen gemacht und den letzten Ball verschenkt.
TIP: bitte fragt immer zuerst nach den Eltern, wenn ihr an Kinder etwas gebt. Abseits der Touriecken sind die Menschen sehr vertrauensselig, was ich zwar toll finde, aber es sind immer noch Kinder, denen man etwas gibt. Und Kinder, egal wo, müssen wissen: von Fremden nehme ich nichts - meine Eltern müssen davon wissen, dann kann ich das problemlos nehmen.

Da mich Pflanzen und Natur schon immer interessierten, haben wir uns den botanischen Garten in Cienfuegos angeschaut.
Wir waren gewarnt, da wäre nicht viel, aber das habe ich ignoriert und das war gut so. Allerdings hatten wir Glück, nämlich daß wir auf eine Gruppe gestossen sind, die einen Führer hatte. Ohne Führung ist der Garten leider wertlos für die meisten, weil wir uns eben nicht auskennen. Überhaupt kannten sich auch in Kuba die wenigsten Leute in der Natur aus.
Scheint allerdings ein weltweites Problem zu sein, weniger Kuba-spezifisch ;)
Noch nie habe ich so viel mit Witz und Charme gelernt, wie in diesem bot. Garten. Es war herrlich. Und dann sind wir noch alleine durch den hinteren Palmenteil gelaufen und fanden es, trotz der Verfallserscheinungen überall, einfach klasse.

TIP: Fragt immer nach einem Führer, zahlt dem auch etwas. In unserem Falle hiess der Führer Hermes. Sehr empfehlenswert.

Das Delphinarium haben wir uns auch noch angetan, der Teenager wollte mal mit den Delphinen schwimmen - war günstig und sehr schön. Nur der Besuch alleine wäre es für mich nicht gewesen, aber das ist Geschmackszache.

Tauchen wollten wir eigentlich auch noch gehen, aber da die nur Vormittags arbeiten, tja, das hat irgendwie nicht geklappt. Schade. Was solls, man kann nicht alles haben im Leben.

Geplant war eigentlich jetzt Richtung Santa Clara und dann an die Nordküste hoch, aber aus unerfindlichen Gründen haben wir uns für Vinales entschieden. Mir wars nicht so recht, aber bitte, solange man mir Sonne und Wärme garantiert, ist mir viel recht.

Was mir noch aufgefallen ist in Trinidad und Umgebung, offensichtlich herrschte leichte bis mittelschwere Dürre.
Die Rinder sahen oft nicht gut aus, kein Wunder, daß Milch und Milchprodukte dann oft Mangelware sind.
Brandrodung ist leider oft gang und gäbe, was bei der Dürre nicht gerade ungefährlich ist.
Wenn man so durch die Kante fährt, sieht man natürlich hin und wieder einiges. Geil fanden wir alle, wie der Müll in Cienfuegos abgeholt wurde (Traktor mit Hänger), oder die übervollen Bananenlaster auf den Strassen - die unseren Teenager dann stundenlang den Titelsong von Bud Spencer´s "Banana-Joe" singen liessen.
Positiv darf ich die Sauberkeit in Trinidad erwähnen. Da sieht Havanna schlimm aus im Vergleich.
Wir haben oft sehr freundliche und angenehme Menschen getroffen, genau so, wie wir auch die Erfahrung von Bettelei und Touristenabzocke gemacht haben. Generell gilt: je weiter im Land, desto angenehmer, aber oft auch ärmer.
Man fragt sich natürlich, ob die Leute einem leid tun sollen, ob wir sie nicht endlich auch in unseren Wohlstand "heben" sollten, ihnen unsere "demokratischen Werte etc." vermitteln/zukommen lassen sollen usw usw.
Wie bei so vielen, denke ich, das ist ein zweischneidiges Schwert.
Ich wünsche Kuba, das es seinen eigenen Weg geht, aber ich wünsche Kuba eben auch, daß der mit steigendem Wohlstand für alle verbunden ist. Etwas mehr in Sachen Wohlstand würde ich diesem Land schon wünschen.
Was ich ihnen nicht wünsche, ist, daß sie die Fehler, die wir gemacht haben, wiederholen. So toll sind die sogenannte zivilisierte Welt und die bestehenden "demokratischen" Länder nämlich nun auch wieder nicht, daß man alles in die Tonne kloppen muss, was nicht genau diesem System entspricht.

Aber dazu komme ich später nochmal, damit die Sache nicht einseitig und missverständlich wird.
Jetzt begeben wir uns erst einmal nach Vinales.







 
Auf dem Weg nach Vinales haben wir in Kuba Strassenbauarbeiten gesehen. Das war mal wieder interessant.
Ich denke auf einmal, das kann nicht sein, die streuen Getreide auf den Teer?
Fakt ist, daß wir heute nicht wissen, was das war, was die da auf den Teer getan haben. Und vor allem auch, warum? Evtl. wegen der Hitze/schmelzen? Falls jemand mir Auskunft geben kann - herzlichen willkommen. Man wird ja nicht dümmer.
Vinales zeigte sich sonnig, warm und herrlich grün. Wir brauchten noch eine Unterkunft und haben auch diesmal wieder festgestellt, daß es sich oft auszahlt kurz vor oder hinter dem eigentlich Zielort Casa particulares anzuschauen, die sind oft nicht ausgebucht bzw. ruhiger und angenehmer.
Besonders hilfreich war, endlich einmal eine Information zu haben, wo man diverse Dinge abfragen konnte.
TIP: Die Information von Vinales befindet sich ausserhalb des Ortes, d.h. davor, auf der linken Seite, wenn man von Pinar el Rio kommt.

Wir bekamen natürlich viele Angebote von privaten Führern, gleicher Preis wie staatliche organisiert. Was tun? Wen nehmen? Wen unterstützen?
Bisher hatten wir das immer so gehandhabt, daß wir jegliche Initiative die mit echter Arbeit zu hat, unterstützt haben.
Beispiel: die Dame, die aus alten Verschlussringen von Colabüchsen Taschen gehäkelt hat - oder die Damen, die wunderschöne Tischdecken herstellten, der Mann, der irgendwo in einem Bergdorf einen kleinen Garten mit Gemüse hatte etc etc - diese Menschen wurden von uns immer mit einem Lächeln, Aufmerksamkeit für ihre Arbeit, Kauf oder einfach nur Lob und Anerkennung oder auch mal einer Kleinigkeit, die wir gerade dabeihatten, bedacht.
Nichts hebt das Selbstbewusstsein eines Menschen so, wie Achtung und Respekt vor seiner Arbeit.
TIP: Nicht mit positiven und mutmachenden, anerkennenden Worten sparen, wenn ihr Menschen seht, die sich bemühen.

Zurück zum Problem: wer bekommt unser Geld, wer wird unser Führer? Wir haben uns letztlich für die staatlichen entschieden. Und wir sind nicht enttäuscht wurden. Raoul war ein kleiner Mann, der auch eine Familie ernähren muss, er hat sich mehr als bemüht, es war eine sehr schöne Tour. Man hat uns sicher eine Vorzeigefarm präsentiert - aber das war es nicht, was ins Gewicht fiel. Vielmehr hat mich der Bauer dort fasziniert, was für ein Mann. Er hat sich Zeit genommen für uns, wir erfuhren, was er anbaut, wie er das macht, daß er Hilfsgelder kriegt wegen öko-Bauernhof.
Dieser Mann wusste was er tat, was er sagte, was er wollte. Fleiss, Anstand, und eine Liebe zum Land, wie wir sie selten gesehen haben.
Auf dem Weg zur Farm ging es durch Ecken, die man vermutlich nicht sieht, als normaler Tourist. Wir lernten, was die Menschen dort in ihren Gärten ziehen, manche Ecken waren super sauber, andere weniger, aber überall war Geschäftigkeit und Zufriedenheit zu spüren. Hat mir ausnehmend gut gefallen. Und es hat immer wieder an die eigene Kindheit erinnert, die eben so anders und doch so ähnlich war.
Man musste sich helfen, ob man wollte oder nicht - sonst gab es nichts.
Und man hat sich geholfen. Der Zusammenhalt untereinander, das fehlt mir heute wirklich - egal an welchem Ort ich mich aufhalte.
Alexis, der Farmer, spiele gerade Domino. Er meinte locker, er könne ja nicht immer arbeiten - und damit hat er recht.
Dann zeigte er uns, wie er Zigarren rollt. Wir lernten, daß der Tabak fürZigaretten mehr oder weniger das ist, was letzte Qualität und nicht für Zigarren zu gebrauchen ist. Ich habe die ganze Zeit fasziniert auf seine Hände gestarrt - es war unglaublich. Hoffentlich gelingt es mir, die Bilder hier hochzuladen, die sind echt einzigartig schön.
Wir haben uns durchgefragt: wieviele Pflanzen hast Du, wie werden die gezogen, umgesetzt, wieviel Leute braucht das und wie lange geht das und und und. Und Alexis taute mit jeder Frage mehr auf.
Es war einfach wunderschön. Und natürlich gab es auch Kaffee - seinen eigenen natürlich.
Ich würde mir am liebsten eine private Versorgungspipeline zu seinen Kaffeesträuchern legen. Der Kaffee wird sogar von ihm selbst geröstet und die letzten Bohnen, die ich jetzt noch hier zu Hause habe, die traue ich mich gar nicht verwerten. Geschmacklich einfach unübertroffen.
Auf dem Rückweg erwischte uns dann noch heftiger Regen, Stromausfall etc. - also haben wir im Dunkeln auf der Veranda vom Casa gesessen und den Geräuschen der Nacht gelauscht.
Unglaublich, was Hunde für ein Theater machen können, nur um 3 Uhr nachts von krähenden Hähnen übertroffen zu werden ;)
So laut, schrill und geschäftig es oft lange bis in die Nacht geht - es ist wesentlich weniger stressig, als bei uns.

Am nächsten Tag Höhlenbesuch, und immer wieder darf ich sagen: die Wege zu welcher Attraktion auch immer sind nichts für zart besaitete Menschen.
Das hat uns allerdings noch nie gestört - mich stört es eher, wenn man mit dem Auto bis exakt zum Punkt kommt.
Vorteil in Kuba: keine giftigen und gefährlichen Tiere. Man muss also nie Angst haben, irgendwo echt Ärger wegen Schlangenbiss o.ä.
Und weil ich gerade bei Sicherheit bin: 5 Sterne für die Sicherheit in diesem Lande. Diebstähle sind da, teilweise vielleicht sogar arg, aber ernste Sicherheitsbedenken hatten wir nirgendwo, nie.

In der Höhle war es wie in jeder Höhle, leider war von den 7 Ebenen nur 1 oder 2 für uns zugänglich, die anderen auch nur teilweise erforscht. Das lässt für die Zukunft noch viel freien Raum.

Danach kamen wir auf die komische Idee, doch noch den bot. Garten mit den Orchideen in Los Terazzas zu besuchen. Das hätten wir besser überlegen sollen - weil die nämlich gerade kaum in Blüte waren.
Egal, wir sind über die Berge/Nebenstrassen dahin gefahren und in irgendeinem kleinen Bergdorf haben wir einfach angehalten, weil der Lehrer gerade vor der Schule stand.
Noch hatten wir ein paar Dinge mit - ich ärgere mich gerade, daß es nicht mehr war.
Egal, wir sind hin, haben hallo gesagt und mal geschaut. 3 Kinder, ein Lehrer. Das war die Schule.
Aber die waren mit Eifer und Hingabe dabei.

TIP: wer mag, kann Schulhefte, Stifte etc. einpacken und die irgendwo in einer kleinen Schule abliefern. Die Lehrer sind garantiert dankbar. Extrem willkommen sind immer Bücher. Achtung: keine politischen Inhalte.

Obwohl nur wenige Orchideen blühten, war der Garten wunderschön. Und ein paar Meter die Strasse runter konnte man sogar auf einen Berg (Mogote) hoch wandern.
Das haben wir uns nicht entgehen lassen und es war wirklich toll.

Leider mussten wir dann unsere Zelte abbrechen, denn wir mussten nach Varadero zurück, den Mietwagen abgeben.
 
Schöner Bericht!!!
Vor allem super mit den Tips!!!!

Fakt ist, daß wir heute nicht wissen, was das war, was die da auf den Teer getan haben. Und vor allem auch, warum? Evtl. wegen der Hitze/schmelzen? Falls jemand mir Auskunft geben kann - herzlichen willkommen. Man wird ja nicht dümmer.
:DDas ist Reis, der zum trocknen ausgelegt wird - ich hoff Ihr seid nicht drüber gefahren? ;) - anschließend wird er mit Besen und Schaufel zusammen gekehrt und in große Säcke gepackt...
Kubaner waschen Reis nicht umsonst zig Mal ;) allerdings wird der Großteil aus Asien importiert (soweit ich weiß ca. 70% der Reismenge, die benötigt wird, ist importiert, sie wollen die Eigenproduktion aber steigern)
 
Wie bitte? Das ist Reis? Der wurde auf der Strasse auf den Teer ausgeschüttet? Ich fass es nicht.
Natürlich sind wir nicht drüber gefahren. Nicht doch - auf keinen Fall.
Jetzt muss ich erst mal ein Luft holen. Mensch, wenn ich es schaffen würde, die Bilder mal hochzuladen, dann könnte ich das sogar zeigen.
Verflixt, die Bilder sind zu gross. Aber das kriege ich auch noch hin.
Schliesslich haben wir den Urlaub in der grössten Gebirgsrepublik der Karibik überlebt (alter DDR-Witz, weil es überall ständig nur von Engpass zu Engpass ging...) , dann sollte die Technik der Zivilisation kein unüberwindbares Hindernis mehr sein. - grins.
 
Und damit sind wir auch schon fast am Ende.
Ab nach Varadero, was so gar nicht unser Fall war, aber es war ja nur für die letzte Nacht.
Es ist gewöhnungsbedürftig, den Mietwagen dreckig abzugeben und vor allem, keinerlei Papier bei der Rückgabe zu erhalten.
Tja, andere Ländern, andere Sitten.
Wir haben ein Hotel alles inklusive gebucht - teuer und naja, - eben Massentourismus. Beschämend war das Verhalten der eigenen Landsleute, echt, da war Fremdschämen angesagt. Das Hotel war akzeptabel, das Zimmer grössenmässig ein Ballsaal - mit Meerblick. Man, da würde man heute 2 - 3 Zimmer draus machen, - wir haben es genossen, das damals noch nicht Maximalprofit Standard war.
Die Dauerbeschallung mit Musik dagegen war nervig. Noch dazu stand dieser Typ, der ständig was in Mikro rief direkt unter uns. Hätte ich nen Blumentopf gehabt.....
Das Taxis hat uns dann zum Flughafen gebracht. Wir hatten noch CUC übrig, und die haben wir dann noch zurückgetauscht.

TIP: Keine Panik, wenn ihr noch CUC übrig habt. Am Flughafen gibt es viele Kubaner, die Fremdwährungen haben und die gern in CUC umtauschen würden. Die können das nicht legal und sind daher auf Touristen angewiesen. Sucht am besten jemand, der offizielle Kleidung als Tourguide oder ähnlich trägt und der tauschen will. Man kommt besser, als an der offiziellen Stelle und dem Kubaner ist auch geholfen, weil der eben diese Währung nicht tauschen kann.
Unser Vertrauen hat sich gelohnt, wir wurden nicht betrogen, haben nicht schlecht gemacht, alles okay.
Achtung: Garantien gibt es keine, daher Verstand einschalten.


Der Hit war dann noch, daß natürlich wieder alle photographiert werden mussten, wie bei der Einreise. Und die hatten einfach zu wenig Personal/Geräte oder weiss der Geier. Auf alle Fälle warteten dort hunderte von Leuten und wenn wir nicht Druck gemacht hätten und einfach uns vorgedrängelt hätten, rücksichtslos und unfein, hätten wir unseren Flug verpasst. Und das war nicht unsere Schuld, absolut nicht.
Da fragte man sich, warum die 2 Bilder brauchen? Spielen die Memory damit? Oder wollen die sehen, wie wir uns verändert haben in 12 Tagen?
Was solls, auf alle Fälle sind die "Beamten" wie in allen Ländern der Welt immer total durcheinander, wenn man sie nicht angiftet und unhöflich angeht, obwohl das die normale Reaktion wäre bei dieser Behandlung.
Es hat mir immer einen riesen Spass gemacht, sie extrem freundlich, höflich mit Komplimente zu beladen, die gar nicht dahin gehörten. Achtung: das darf NIE sarkastisch gesagt werden. Immer völlig toternst und so meinen, wie man das sagt.
"Ihre freundliche Art ist wirklich angenehm." oder "Vielen Dank für den angenehmen Service." etc etc.
Wenn die nämlich dann hochgucken und erstaunt tun, dann weiss man, daß sie genau wissen, wie Sch.... sie sich benehmen und dann wissen die nie, wie sie sich verhalten sollen. Die trauen sich nämlich nicht zu sagen: Aber ich hab sie extra mies behandelt, wie kommen sie jetzt dazu mir zu sagen, daß das toll war?
Grins - wie gesagt, manchmal kann ich auch fies sein.

Und der letzte post kommt morgen, da gibts noch ein paar Tips und Hinweise, falls das jemand interessiert.
Bilder habe ich inzwischen auch hochladen können. Ihr könnte ja mal gucken.



 
Herzlichen Dank für den wunderbaren Reisebericht!
Ganz toll!:)

Das mit dem Reis ist ja echt ein Ding!:eek:
 
Ja, oder? Hast du dir mal das Bild dazu angesehen?
Ich will noch einen letzten Post schreiben, ein paar Kleinigkeiten habe ich noch, aber wir haben hier kurzfristig Havarie - Waschmaschine dahin und dazu übles Wetter, daher muss ich erst mal wieder alles irgendwie ins Lot bringen, bevor ich nochmal schreibe.
Aber eins weiss ich jetzt schon. Wenn ich das nächste mal auf Kuba bin, werde ich mal schauen, womit und wie die Leute dort waschen und den nächsten Ur-Alt-Monster Kühlschrank, den ich dort sehe, den nehm´ich mit.
In der ersten privaten Übernachtung standen neben Möbeln, die vermutlich aus Kolumbus Zeiten waren, (und wie toll die waren, die Schnitzereien, das Holz!) ein Kühlschrank, der hatte mindestens 50 Jahre auf dem Bückel (ein alter Kompressorkühlschrank). Und natürlich, der lief, der ging. Ich dagegen habe schon den xxxten, und keiner hat solange gehalten, wie ich das gern gehabt hätte. Und jetzt der Krampf mit der Waschmaschine hier - seufz. Was nützen mir Wifi-Anschluss und Ami-Grössen, wenn die Dinger nicht sauber waschen, nach 2 Jahren den Geist aufgeben und ich schon wieder die Umwelt vermülle mit dem Schrott dann?
Merke: beim nächsten Kuba-Urlaub Waschmaschine und Kühlschrank mitgehen lassen ;)
 
"..........
Aber eins weiss ich jetzt schon. Wenn ich das nächste mal auf Kuba bin, werde ich mal schauen, womit und wie die Leute dort waschen und den nächsten Ur-Alt-Monster Kühlschrank, den ich dort sehe, den nehm´ich mit.

Merke: beim nächsten Kuba-Urlaub Waschmaschine und Kühlschrank mitgehen lassen ;)


Wenn du jetzt keine Casa Particular - Besitzer meinst: es wird vielerorts per Hand gewaschen oder - (schon etwas Luxus): eine Waschmaschine, die mit Kaltwasser wäscht, oben offen, da wird dann die Seife aus der Bodega hineingeschnippelt (Waschpulver ist ebenfalls Luxus und teuer!) das Ganze wird dann eine Stunde von der Maschine herumgedreht, dann das Schmutzwasser abgelassen und mit Kübeln von oben das frische Wasser zum Spülen hineingeschüttet: 2 bis 3x und fertig.
Einen "Refri" aus den 50er Jahren habe ich auch erlebt....schätze mal ein Geräusch von locker 60 Db...
Auch nicht das Gelbe vom Ei.....o_O
 
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