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Jahrzehntelange Haftstrafen nach Massenprotesten in Kuba (ZEIT)

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Auggie Wren

Kuba, meine zweite Heimat
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26 März 2019
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Das drastische Strafmaß war leider zu erwarten. Es geht hier um Machterhalt durch Abschreckung und Einschüchterung.
Die Strategie ist bis jetzt leider aufgegangen. Wie lange noch? Niemand weiß es.
Nichts fürchtet das Regime mehr als Demonstrationen und Proteste.
 
Der neue Código Penal verschärft das Bedrohungsmoment für Menschen, die ihren Unmut äußern wollten. Einige tun es aber doch. Es rumort gerade gewaltig unter der Oberfläche. Eigentlich unpolitische Menschen drücken in den sozialen Netzwerken ihre Unzufriedenheit aus. Amelia Calzadilla wurde nach einer Video-Ansprache bei Facebook, bei der sie emotional explodierte und sich über die Zustände und Lebensumstände beschwerte, in denen Teile der Gesellschaft, einschließlich sie selbst leben, von drei Verantwortlichen der Stadtverwaltung besucht und zu einem Gespräch zitiert. Das Internet wurde ihr gekappt und sie sah sich einer zynischen Verleumdungskampagne durch staatlicher Medien ausgesetzt, nebst den üblichen Vorwürfen, vom Ausland gesteuert zu sein. Das hat nun zu einigen Solidaritätsbekundungen von anderen Müttern geführt, die nicht wissen, wie sie mangels Gas bei hohen Stromkosten Essen für ihre Kinder kochen sollen. Das ist bemerkenswert für Kuba.

 
In der Tat rumort es unter der Oberfläche gewaltig. Der Druck im Kessel steigt gewaltig.
Einiges vom Druck wird abgelassen über das Ventil in Richtung Nicaragua nach den USA. Zehntausende gehen und sind gegangen.
In den eigenen vier Wänden werden die Missstände schonungslos aufgedeckt. Kritik über die sozialen Medien ist Risikobehaftet.
Den Menschen ist das bewusst, durch die Not sinkt aber auch die Hemmschwelle.
 
Ich kenne es nur aus dem Fernsehen, aber auf Cuba ist es im Moment wie damals 88-89 inder DDR. Die jungen Leute hauen ab und irgendwann Explodiert der Kessel. Man kann nur hoffen, das das Cubanische Volk bald selbst die Sache in die Hand nimmt. Schön wäre es wenn es eine Friedliche Revolution gibt wie in der DDR.
 
Ich kenne es nur aus dem Fernsehen, aber auf Cuba ist es im Moment wie damals 88-89 inder DDR.
Die Situation ist meiner Meinung nach so nicht vergleichbar.

Die jungen Leute hauen ab und irgendwann Explodiert der Kessel.
Okay, das ist vielleicht eine der wenigen Gemeinsamkeiten.

Man kann nur hoffen, das das Cubanische Volk bald selbst die Sache in die Hand nimmt.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir vor einem schnellen Switch/Sturz etc. graut, weil es durch den indoktrinierten und konditionierten politischen Analphabetismus kaum Menschen auf der Insel gibt, die mit Erfahrung, Wissen und politischer Kultur ein Machtvakuum füllen könnten. Der Sinn für das Politische wurde über Jahrzehnte durch Parolen eingelullt und verkümmert, Diskurskultur wurde den Leuten nicht wirklich beigebracht, die Fähigkeit für echte Perspektivwechsel und Weitblick wurde durch die einseitige Perspektive und Propaganda des Medien- und Informationsmonopols verstümmelt, ein gewisses Maß an pluralem flexiblem Denken und der philosophisch virtuose Umgang mit der Welt, ist in Kuba kaum kultiviert worden. All das hinterlässt Spuren. Von den Exilkubanern werden sich wohl kaum die klugen und intellektuellen Protagonisten gegen die reflexhaften Zampanos und Populisten in einer solchen Situation durchsetzen können. Die irren Versprechungen, mit denen sie auf Stimmenfang gehen werden, werden auf neugierige aber naive Ohren treffen, die Schwierigkeiten haben werden, kritische Einordnungen zu treffen. Das "Auenland" bekommt Besuch aus "Mordor"! Weil Auseinandersetzungen auf komplexer Ebene gegenüber Simplifizierungen in einer solchen Konstellation verlieren werden, werden diese Versprechungen leider verhaften.

Am Liebsten wäre mir, die Verantwortlichen auf der Insel kämen endlich zur Besinnung und würden ihre Dogmen über Board werfen und mit denen, die sich ernsthaft und ehrlich politisch aktivieren wollen, ohne Vorbedingungen einen offenen und öffentlichen Diskurs führen, politische Streitkultur normalisieren und pluralistischen Ideen Raum geben und im Ergebnis Veränderungen und Liberalisierungen in der Gesellschaft Stück für Stück vorantreiben. Eine Schocktherapie nebst sozialem und wirtschaftlichem Chaos würde tatsächlich den Weg in Richtung Haiti ebnen. Und deshalb ist es so unverantwortlich von der Regierung und der Partei, denn Kessel auf Teufel komm raus auf dem Feuer zu halten. Damit der Deckel nicht wegfliegt montieren die einfach nur weitere Schraubzwingen oben drauf. All das für ihren Machterhalt. Aber jede Schraubzwinge bricht irgendwann. Und weil die Arschgeigen in Amt und Würden unbelehrbar sind, nehmen die Dinge ihren unheilvollen Lauf (egal wie lange das dauert) und ich hoffe nur darauf, dass Kuba im richtigen Moment auch echte Hilfe zuteil wird.

Schön wäre es wenn es eine Friedliche Revolution gibt wie in der DDR.
Die wird es vermutlich nicht geben. Ich frage mich, ob die USA bereit wären, das Land ökonomisch aufzufangen und auch nur ansatzweise so aufzubauen und zu stützen, wie das die BRD mit der Ex-DDR getan hat. Mir ist die Antwort natürlich bereits klar, das wird natürlich nicht in diesem Maße der Fall sein passieren.
 
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" weil es durch den indoktrinierten und konditionierten politischen Analphabetismus kaum Menschen auf der Insel gibt, die mit Erfahrung, Wissen und politischer Kultur ein Machtvakuum füllen könnten".
Zum einen sind ja auch nach dem Abtreten der 1959er Generation genug Nachwachsende da, die so ein von außen ersehntes Machtvakuum gar nicht entstehen lassen. Dazu kann man so eine arrogante Sicht auf die Eingeborenen wohl nur als die eines verhinderten (Neo)Kolonialherren einordnen. Der dann auch noch umherlaviert. Ein bisschen Kapitalismus gibt es nämlich ebensowenig wie ein bisschen schwanger.
 
Ein bisschen Kapitalismus gibt es nämlich ebensowenig wie ein bisschen schwanger.
Natürlich gibt es Abstufungen und unterschiedliche Ausprägungen marktwirtschaftlicher Systeme - mit unterschiedlich starkem Sozialstaat, Staatsquote, Staatsbetrieben etc.
 
Ich bin überzeugt davon, dass ein möglichst "reiner" Kapitalismus in Summe die höchste Wirtschaftsleistung erzielt - leider sehr ungleich verteilt und ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Kosten, z. B. durch Umweltschäden.

Der Sozialismus dagegen verteilt die durch die Planwirtschaft erreichte Armut gleichmäßiger.

Also verfolgen viele Länder vergleichsweise erfolgreich das Konzept, den Kapitalismus zu "zähmen": bestimmte Betriebe/Leistungen bleiben in Staatshand und werden nicht privatisiert (z. B. kostenlose Grundbildung, teilweise öffentlicher Personenverkehr, Verteidigung, teilweise Gesundheitswesen...), es gibt progressive Steuertarife, ein engmaschiges soziales Auffangnetz (Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung, Sozialhilfe/Hartz 4 etc.), Arbeitsschutzgesetze, Verbraucherschutzregeln, Umweltschutzgesetze, Kartellrecht und und und

Unter den bisher in der Praxis getesteten Varianten scheint mir der "gezähmte Kapitalismus" bzw. die soziale Marktwirtschaft immer noch die tauglichste von allen.
 
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