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Dritte Wahl auf Cuba-Tour
Dritte Wahl auf Kuba
15. Januar 2010, 7:00 Uhr Morgens, Flughafen Hamburg.
Bei 10 Grad unter Null, spiegelglatter Fahrbahn und einer geschlossenen Schneedecke beschleunigt der Flieger Hamburg-Paris und schießt dann durch die Wolken. Darüber verwöhnt uns ein klarer blauer Himmel und eine aufgehende Sonne. Die Wolken sehen von oben aus, als flögen wir über eine Eislandschaft. Wir sind zu sechst und auf dem Weg nach Kuba. Nach gut einer Stunde Zwischenstopp in Paris. Hier stoßen wir auf die nächsten Teilnehmer der „Expedition“. Mit 20 Leuten geht es weiter Richtung Havanna. Der Flug ist absolut ruhig, der Himmel nun wolkenlos und unter uns stundenlang nichts als das Meer.
Wir wollten anfänglich nur unseren langjährigen Freund und treuen Merchandiseverkäufer Luckas zu seiner Hochzeit in Baracoa begleiten. Im Sommer 2009 entstand dann aber der Kontakt zur kubanischen Metalband TENDENCIA und damit auch die Idee auf unserer Reise durch den Inselstaat einige Konzerte zu spielen. Kiko, Kopf und Gitarrist der Band bot sich an die Organisation der Kuba-Tournee von Dritte Wahl zu übernehmen. Wir sind also unterwegs in Sachen Punkrock.
Nach 11 Stunden landen wir wohlbehalten in Havanna. Hier geht gerade die Sonne unter, es sind 25 Grad und wir setzen uns unter Palmen in den lauen Abend und warten auf unseren Bus nach Bayamo. Auch in Havanna stoßen neue Mitglieder zum Tross und wir fahren nach kurzem Aufenthalt mit einem gut klimatisierten, nagelneuen, chinesischen Reisebus der Marke Yuton die 800 km in Richtung Süden. Die Fahrer donnern völlig unbeeindruckt ob der widrigen Straßenverhältnisse 8 Stunden mit Vollgas durch die Nacht. Leider ist es draußen stockdunkel und wir sehen kein bisschen Kuba auf dem Weg. Stattdessen nutzen wir die Zeit um eine kleine, beschauliche „Kuba – wir kommen!“ Party zu feiern. Nachdem einigen Abenteurern schon im Flugzeug der Ausschank weiteren Alkohols verweigert wurde steigt die Stimmung auf der Fahrt, denn am Flughafen wurden Bier und Rum gebunkert. Morgens um 5:00 Uhr erreichen wir das Hotel Sierra Maestra in Bayamo, wo wir für einen Tag bleiben wollen. Erste Teilnehmer der Reisegruppe stürzen sich nackt in den Hotelpool, was auf Kuba strengstens verboten ist, aber keiner hat´s gemerkt – alles ist gut!
In Bayamo sind wir mit dem Rest der Mannschaft verabredet und sammeln die ersten Eindrücke des Landes. Tolles Wetter, Palmen, coole alte Autos und Menschen mit Zigarren im Mund. Alles ein wenig wie im Fernsehen – nur eben mehr! Die Leute leben in vergleichsweise ärmlichen, heruntergekommenen Häusern, aber jeder Haushalt verfügt über einen eigenen Fernseher und eine Stereoanlage. Eines von beiden schmettert beharrlich Lärm auf die Straßen, denn Fenster gibt es hier nur in den wenigsten Häusern. Wer nicht gerade lautstark fernsieht oder durch die Hütte tanzt, der macht eben selbst Musik. Überall erklingt der Buena Vista Social Club nur im veränderten Gewand. Die Musiker auf den Strassen und in den Restaurants sind authentisch und gut. Ihr Musik passt 100 %-ig zu der Insel und ihren Bewohnern. Punkrock finden wir hier zunächst nicht.
Am darauf folgenden Tag fahren wir mit nun knapp 40 Leuten weiter nach Baracoa. Diesmal geht’s am Tag durchs Land und wir sehen viel Gegend. Die Reise geht quer durchs Gebirge und dann am malerischen, blaugrünen Meer entlang.
In Baracoa treffen wir abends die Death-Metal Band MORBO, die uns zu ihrem Konzert in der selben Nacht einlädt und wir willigen spontan ein auch selbst ein paar Songs zu spielen. Der Veranstaltungsort mitten im Zentrum Baracoas ähnelt einem kleinen Theater. Eine Salsa-Band steht bereits auf der Bühne als wir eintreffen und das Publikum sitzt davor, denn der gesamte Raum ist bestuhlt. Die Salsa-Combo beendet ihr Set, aber die Musiker bleiben auf der Bühne. Lediglich ein neuer Sänger kommt von der Auswechselbank – fertig ist die Death-Metal-Band. Gespielt wird auf einem uralten Schlagzeug mit gerissenen Becken und einer defekten Fußmaschine und auf alten Gitarren, die vom Verzerrer direkt mit der „PA“ verkabelt sind. Gitarren- oder Bassverstärker gibt es nicht. Auch eine Monitoranlage ist nicht vorhanden, so dass die Musikanten auf der Bühne eigentlich nur das Schlagzeug hören. Die Band ist aber trotzdem erstaunlich gut. Beim Iron Maiden Cover „The Trooper„ grölen wir begeistert mit. Einige kundige Kubaner folgen unserem Vorbild, andere schauen sich das Spektakel erstaunt an. Als wir auf die Bühne gehen ist der Saal für einen Dienstag recht gut gefüllt. In dem kleinen Ort hat es sich schnell herumgesprochen, dass eine Band aus Deutschland zugegen ist und wir haben natürlich unsere „Auswärtsfans“ mit, die anständig Alarm machen. Wir technikverwöhnten Mitteleuropäer haben große Mühe mit den Bedingungen auf der Bühne klar zu kommen. Ein großer Triumphzug durch Kubas Rockwelt sieht anders aus. Wir retten uns gerade so über die Zeit und sind nicht traurig als dann zum Schluss nochmal MORBO aufspielt. So beginnt unsere Kuba-Tour mit einer Lehrstunde. Sind wir auch durch unsere DDR-Vergangenheit schon einiges an Mangel und Improvisation gewohnt, so war dieses Konzert aber doch eines der schwierigsten die wir je gespielt haben.
Am nächsten Tag laden uns die Metaller in ihren „Probenraum“ ein. In einer ganz normal belebten und bewohnten Strasse, in dem Haus der Großeltern des Sängers, wurden im Wohnzimmer sämtliche Möbel und das Motorrad (!) beiseite geräumt und Schlagzeug und „PA“ vom Vortag aufgebaut. Als wir in die Strasse einbiegen schlägt uns schon der Krach entgegen, denn wie die meisten Leute hier haben auch Oma und Opa keine Fenster, sondern lediglich Jalousien zum abdunkeln an ihrem Haus. Nach heftigen Protesten der Nachbarn und einigem Stress mit der Polizei hat man sich darauf geeinigt, dass hier Montag-, Mittwoch- und Freitagnachmittag geprobt werden darf. Bei 30 Grad und strahlendem Sonnenschein vibriert die Luft auf der Strasse nicht nur von den Temperaturen oder der Luftfeuchtigkeit, sondern vom Death-Metal Sound von MORBO. Wir haben für die Jungs ein paar Sachen mitgebracht. Eine neue Doppelfußmaschine wird sofort ans Schlagzeug geschraubt und ein neuer Beckensatz beschämt das Grundset des abgewrackten Drumkits. Sticks und Saiten gibt es auch. Zum Dank darf Krel gleich mal trommeln und kaum sitzt er hinter dem Set schlägt er auch schon grobmotorisch um sich und das erste Becken rollt, gefolgt von einem großen „Hallo“, quer durchs Revier. Wir spielen kurz ein/zwei Lieder an, wobei der Mikrofonständer kunstvoll um 30 cm verlängert werden muss, damit wir nicht „Rücken“ kriegen.
Abends treffen wir uns mit der Band und ein paar Freunden auf dem Marktplatz des ältesten Ortes Kubas, in dem vor mehr als 500 Jahren Chistoph Kolumbus angelandet sein soll. Dieser Punkt ist allerdings umstritten. Es gibt noch einen anderen Ort, der den gleichen Anspruch auf dieses historische Ereignis erhebt und offiziell gilt Bahia de Bariay und nicht Baracoa als der Ort in dem das Unheil mit den Spaniern seinen Anfang fand. In der Kirche am Platz steht allerdings ein Holzkreuz aus der Zeit um 1500, dass Kolumbus in der Bucht aufgestellt haben soll. Wie dem auch sei - auf jeden Fall historischer Boden!
Wir reden und trinken Bier, Rum und Mochito. Nach einiger Zeit erscheint die Polizei und schreibt unsere neuen kubanischen Freunde der Reihe nach auf. Die Jungs werden unruhig. Es ist auf Kuba nicht unbedingt gewollt, dass die Einheimischen Verbindungen mit Urlaubern aus dem westlichen Ausland aufbauen. Schon gar nicht so öffentlich. Wir beschließen uns die nächsten Tage abends in einer Strandbar etwas ab vom Zentrum zu treffen. Zu unserem Glück sprechen die Jungs ganz passabel Englisch und so ist eine gute Kommunikation auch ohne spanisch Kenntnisse möglich. Am Freitag Abend geben sich Yanara und Luckas das „JA“ Wort und alle trinken auf das Brautpaar.
Samstag Nachmittag verlassen wir Baracoa in Richtung Santa Clara. Diesmal fahren wir mit 2 neuen Fahrern in einem Bus der Firma Volvo. Das Team an Bord ist professionell und gut aufeinander eingespielt. Selbst der Fahrerwechsel während der Fahrt (!) ist reine Routine. In Santa Clara übernachten wir (standesgemäß) im Hotel Santa Clara Libre, dem besten Haus am Platze, an dessen Fassade man auch heute noch die Einschußlöcher, verursacht von Che Guevara höchst persönlich, bestaunen kann. In diesem Ort gibt es eine Mission zu erfüllen. Wir sollen und wollen die Punkband KAOS mit Saiten, Kabeln und Stimmgerät versorgen. Zunächst treffen wir unter der Adresse niemanden an und geben das Care-Paket bei einer Nachbarin ab. Auf dem Platz vor dem Hotel sehen wir die ersten Punks auf Kuba und fragen nach. Wie es der Zufall so will steht die Band vor uns. Carlos, Sänger und Bassist der Combo lädt uns zu sich nach Haus ein. Er wohnt mit seiner Frau und zwei Kindern in einem besetzten Haus im Zentrum von Santa Clara. Die Behausung ist armselig und gleichzeitig Probenraum. Wir erfahren einiges über den schwierigen Alltag als Punk in Kuba und laden Carlos und seine Freunde zu unserem Konzert in Havanna ein. Am nächsten Morgen steht erneut Sightseeing auf dem Programm. Wir besichtigen den Plaza de la Revolucion mit einer überdimensionalen Che-Guevara-Statue und natürlich das Denkmal des gepanzerten Zuges, das Monumento al Tren Blindado. Hier gelang den Rebellen unter Che Guevara ein entscheidender Schlag für den Sieg der Revolution. In den entgleisten Wagen befanden sich Waffen und Munition, die dringend für die Kämpfe benötigt wurden.
Am Nachmittag soll es in Richtung Pinar del Rio weitergehen, doch als wir zum Bus kommen, erfahren wir, dass einer unserer beiden Fahrer verhaftet wurde. Am Morgen war Polizei angerückt, weil der Bus angeblich im Parkverbot stand. Der Fahrersmann lieferte sich wohl noch ein kleines Wortgefecht mit den Herren der Obrigkeit und dann war er weg. Auf dem Revier konnten wir nichts erreichen und so mußte dringend ein neuer Fahrer her. Wenig später kam ein komplett neuer Bus (wieder aus China) und ein neues Fahrerteam und es ging weiter.
Pinar del Rio ist die Stadt der Säulen und sie macht ihrem Namen alle Ehre. An fast jedem Haus sind Säulen, die einen kleinen Eindruck der vergangenen Pracht vermitteln. Auch hier sind die meisten Häuser alt und heruntergekommen. Das Gros der Bauten ist in staatlichem Besitz und so machen die Bewohnen nicht viel an den Gebäuden. Der Staat tat jahrzehntelang auch nichts und hier sieht man nun das Resultat. Überall bröckelt der Putz, aber mit etwas Phantasie kann man sich schon vorstellen wie schön es hier mal war, als all diese Häuser mit ihren Säulen frisch bezogen waren.
Kiko empfängt uns mitten in der Nacht. Er ist ein super Gastgeber und hat schon im Vorfeld Unterkünfte für die ganze Kompanie besorgt. Am nächsten Morgen treffen wir uns im Kulturzentrum. Hier probt gerade die Hardcore-Band MEDULA. Die Bilder ähneln sich. Gute Musiker kämpfen mit eingerissenen Becken, uralten Fußmaschinen und zusammengebastelter Technik. Ein Mikrofon gibt es hier nicht und so versucht Sänger Ernesto ohne Verstärkung gegen seine Mannen anzusingen. Er schreit was das Zeug hält und ist sogar ab und an zu hören. Auch hier gibt es keine Fenster und die Jungs beschallen ganze Strassenzüge. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite reihen sich Friseurstühle vor den Häusern und die zahlreichen Damen und Herren, die sich hier frisieren lassen haben so noch etwas laute Musik zum individuellen Schnitt!
Nach MEDULAS Bandprobe haben wir eine Weile Zeit zum Üben. Wir frischen ein paar Songs nochmal auf und draußen frisieren die Barbiere im Takt.
Bevor wir am Mittwoch den 27. Januar unseren ersten richtigen Auftritt haben, wird noch etwas die Werbetrommel gerührt. Plakate usw gibt es natürlich nicht, aber Kiko hat einen eigenen Computer (mit Internet!) und einen Drucker. So werden noch rasch zwanzig Plakate ausgedruckt und in der Stadt verteilt. Kiko hat Termine beim Radio und Fernsehen klar gemacht und auch hier werden die kommenden Konzerte nochmal promoted. So sind wir z.B. zu Gast in einer der meistgesehenen Kultursendungen des kubanischen Fernsehen. Nachmittags treffen wir uns im Haus der Kultur denn die Anlage von TENDENCIA steht dort. Wir werden heute Abend mit TENDENCIA spielen und dürfen deren Backline benutzen. Zunächst muß sie aber vom Kulturhaus in die Casa de La Musica transportiert werden. Keiner hat ein Auto (wie bei uns früher!). Kiko erscheint kurz, spricht „Ich muß noch etwas organisieren“ und verschwindet wieder. Stunden später kommt er mit einem offenen LKW wieder, wir laden die Anlage auf und ab geht’s. Der Club liegt mitten im Zentrum von Pinar del Rio, unweit vom Parque Independencia, wo wir uns abends immer zum kulturellen Austausch treffen. Als wir den Konzertort betreten stellen wir fest, dass wir Ende Januar unser erstes Open Air Konzert des Jahres spielen werden. Gleich nachdem wir das Gebäude betreten geht es schon wieder raus auf den Hof und dort steht eine kleine, sehr schöne Bühne. Es gibt eine richtige PA und sogar etwas Licht. Wir fragen Kiko was denn die Nachbarn und die Polizei zu einem Konzert an einem Mittwochabend, Mitten im Zentrum der Stadt und unter freiem Himmel sagen. Immerhin sind die Häuser ringsum auch alle Fensterlos. „Sie hassen uns!“ sagt er. Also alles wie bei uns!
Die Polizei war schon am zweiten Tag nach unserer Ankunft bei Kiko aufgetaucht und erkundigte sich interessiert nach den 30 – 40 deutschen Punks, die hier in der Stadt gesehen wurden. „Das war kein Problem“ sagt Kiko. „Ich bin hier bekannt und mache viel Veranstaltungen in und um die Stadt. Reine Routine!“
Um 21:00 Uhr sind rund 300 Leute versammelt und wir fangen an zu spielen. Die Mitgereisten fangen sofort an wild zu tanzen, zu hüpfen und schon beim ersten Song werden Personen auf Händen getragen. Einzelne springen von der Bühne. Die meisten anderen Gäste staunen nicht schlecht. Stagediving schon beim ersten Song der ersten Band! Das gibt es auch auf Kuba nicht alle Tage. Wir spielen ein Set aus allen Schaffensperioden und mehr und mehr Ortsansässige tanzen mit, oder wippen zumindest wohlwollend im Takt. Beifall gibt es nach den Stücken reichlich und so wird es ein richtig schönes Konzert. Nach rund einer Stunde enden wir und die Lokalhelden von TENDENCIA betreten die so oft gepriesenen Bretter die die Welt bedeuten. Sie sind die Sepultura Kuba´s. Die 6 Mannen ballern los als gebe es keinen Morgen mehr. Zwei fette Gitarren hämmern uns um die Ohren und der Schlagzeuger, der noch zusätzlich von einem Perkussionisten unterstützt wird, treibt das Publikum zum Bangen und zum Springen an. TENDENCIA spielen eine sehr coole Show und wer die Gelegenheit hat die Jungs mal live zu sehen, sie waren ja schon ein paar Mal in Europa auf Tournee, sollte diese unbedingt nutzen. Nach der Show gibt es noch einen Abschlußdrink an der Bar. Es wird der einzige Klub unserer Reise sein, in dem es einen Getränkeverkauf gibt. In allen anderen Locations blieb nur der Wasserhahn um den Durst zu stillen. Eine kleine Büchse Bier kostete hier umgerechnet 0,80 €, was bei einem Monatseinkommen von 10 € bis 20 € ja schon ein anständiger Preis ist. An dieser Bar traf man aus verständlichen Gründen fast nur Deutsche an.
Zwei Tage danach betreten wir die Pista Rita, den amtlichen Live-Laden von Pinar Del Rio. Der liegt 100 m ab von der Casa de La Musica, auf der anderen Seite der Hauptstrasse und ist wiederum eigentlich mehr ein Open Air Gelände denn ein Club. Die ansteigenden Ränge bieten ca 1.500 Menschen Platz und ganz unten steht eine große Bühne mit einer halbrunden Tanzfläche davor. Am Mittwoch Abend hatte Kiko noch gemeint, dass das Konzert unter der Woche eigentlich eher ein Promo-Gig für den heutigen Abend sein sollte. Jetzt wissen wir was er meinte. Ein toller Platz für laute Musik! Heute Abend spielen wir mit der Hard-Core Formation SWITCH und der Punkband CHISPA DE TREN zusammen. Die Anlage ist eigentlich zu klein für eine Open Air Veranstaltung und mit den 4 Lampen kann man auch nicht gerade eine ausgefeilte Lichtshow anbieten, aber insgesamt ist das Equitment okay und die Ränge füllen sich rasch. Gegen 20:00 Uhr sind schätzungsweise 800 Musikinteressierte anwesend und die harten Jungs von SWITCH beginnen. Auch diese Band ist sehr gut und die Leute gehen begeistert mit. Als zweites sind wir an der Reihe und sofort ist der Teufel los. Die Leute drängeln vor der Bühne und flippen förmlich aus. Bei jedem Liedanfang geben sie uns das Gefühl gerade einen Mega-Hit anzustimmen, den jeder aus Funk und Fernsehen kennt. Nach den Songs gibt es euphorischen Applaus. Eine wahnsinns Atmosphäre unter freiem Himmel und das bei lauschigen 25 Grad Celsius Ende Januar. Nach uns spielen CHISPA DE TREN eher klassischen Punk. Ihr Frontmann trägt einen schönen Iro zur Schau und die Show kommt sehr authentisch rüber. Die Leute kennen viele Songs und singen mit so laut sie können. Insgesamt ein sehr schöner Konzertabend der mit einer halbstündigen Autogrammstunde endet.
Dritte Wahl auf Kuba
15. Januar 2010, 7:00 Uhr Morgens, Flughafen Hamburg.
Bei 10 Grad unter Null, spiegelglatter Fahrbahn und einer geschlossenen Schneedecke beschleunigt der Flieger Hamburg-Paris und schießt dann durch die Wolken. Darüber verwöhnt uns ein klarer blauer Himmel und eine aufgehende Sonne. Die Wolken sehen von oben aus, als flögen wir über eine Eislandschaft. Wir sind zu sechst und auf dem Weg nach Kuba. Nach gut einer Stunde Zwischenstopp in Paris. Hier stoßen wir auf die nächsten Teilnehmer der „Expedition“. Mit 20 Leuten geht es weiter Richtung Havanna. Der Flug ist absolut ruhig, der Himmel nun wolkenlos und unter uns stundenlang nichts als das Meer.
Wir wollten anfänglich nur unseren langjährigen Freund und treuen Merchandiseverkäufer Luckas zu seiner Hochzeit in Baracoa begleiten. Im Sommer 2009 entstand dann aber der Kontakt zur kubanischen Metalband TENDENCIA und damit auch die Idee auf unserer Reise durch den Inselstaat einige Konzerte zu spielen. Kiko, Kopf und Gitarrist der Band bot sich an die Organisation der Kuba-Tournee von Dritte Wahl zu übernehmen. Wir sind also unterwegs in Sachen Punkrock.
Nach 11 Stunden landen wir wohlbehalten in Havanna. Hier geht gerade die Sonne unter, es sind 25 Grad und wir setzen uns unter Palmen in den lauen Abend und warten auf unseren Bus nach Bayamo. Auch in Havanna stoßen neue Mitglieder zum Tross und wir fahren nach kurzem Aufenthalt mit einem gut klimatisierten, nagelneuen, chinesischen Reisebus der Marke Yuton die 800 km in Richtung Süden. Die Fahrer donnern völlig unbeeindruckt ob der widrigen Straßenverhältnisse 8 Stunden mit Vollgas durch die Nacht. Leider ist es draußen stockdunkel und wir sehen kein bisschen Kuba auf dem Weg. Stattdessen nutzen wir die Zeit um eine kleine, beschauliche „Kuba – wir kommen!“ Party zu feiern. Nachdem einigen Abenteurern schon im Flugzeug der Ausschank weiteren Alkohols verweigert wurde steigt die Stimmung auf der Fahrt, denn am Flughafen wurden Bier und Rum gebunkert. Morgens um 5:00 Uhr erreichen wir das Hotel Sierra Maestra in Bayamo, wo wir für einen Tag bleiben wollen. Erste Teilnehmer der Reisegruppe stürzen sich nackt in den Hotelpool, was auf Kuba strengstens verboten ist, aber keiner hat´s gemerkt – alles ist gut!
In Bayamo sind wir mit dem Rest der Mannschaft verabredet und sammeln die ersten Eindrücke des Landes. Tolles Wetter, Palmen, coole alte Autos und Menschen mit Zigarren im Mund. Alles ein wenig wie im Fernsehen – nur eben mehr! Die Leute leben in vergleichsweise ärmlichen, heruntergekommenen Häusern, aber jeder Haushalt verfügt über einen eigenen Fernseher und eine Stereoanlage. Eines von beiden schmettert beharrlich Lärm auf die Straßen, denn Fenster gibt es hier nur in den wenigsten Häusern. Wer nicht gerade lautstark fernsieht oder durch die Hütte tanzt, der macht eben selbst Musik. Überall erklingt der Buena Vista Social Club nur im veränderten Gewand. Die Musiker auf den Strassen und in den Restaurants sind authentisch und gut. Ihr Musik passt 100 %-ig zu der Insel und ihren Bewohnern. Punkrock finden wir hier zunächst nicht.
Am darauf folgenden Tag fahren wir mit nun knapp 40 Leuten weiter nach Baracoa. Diesmal geht’s am Tag durchs Land und wir sehen viel Gegend. Die Reise geht quer durchs Gebirge und dann am malerischen, blaugrünen Meer entlang.
In Baracoa treffen wir abends die Death-Metal Band MORBO, die uns zu ihrem Konzert in der selben Nacht einlädt und wir willigen spontan ein auch selbst ein paar Songs zu spielen. Der Veranstaltungsort mitten im Zentrum Baracoas ähnelt einem kleinen Theater. Eine Salsa-Band steht bereits auf der Bühne als wir eintreffen und das Publikum sitzt davor, denn der gesamte Raum ist bestuhlt. Die Salsa-Combo beendet ihr Set, aber die Musiker bleiben auf der Bühne. Lediglich ein neuer Sänger kommt von der Auswechselbank – fertig ist die Death-Metal-Band. Gespielt wird auf einem uralten Schlagzeug mit gerissenen Becken und einer defekten Fußmaschine und auf alten Gitarren, die vom Verzerrer direkt mit der „PA“ verkabelt sind. Gitarren- oder Bassverstärker gibt es nicht. Auch eine Monitoranlage ist nicht vorhanden, so dass die Musikanten auf der Bühne eigentlich nur das Schlagzeug hören. Die Band ist aber trotzdem erstaunlich gut. Beim Iron Maiden Cover „The Trooper„ grölen wir begeistert mit. Einige kundige Kubaner folgen unserem Vorbild, andere schauen sich das Spektakel erstaunt an. Als wir auf die Bühne gehen ist der Saal für einen Dienstag recht gut gefüllt. In dem kleinen Ort hat es sich schnell herumgesprochen, dass eine Band aus Deutschland zugegen ist und wir haben natürlich unsere „Auswärtsfans“ mit, die anständig Alarm machen. Wir technikverwöhnten Mitteleuropäer haben große Mühe mit den Bedingungen auf der Bühne klar zu kommen. Ein großer Triumphzug durch Kubas Rockwelt sieht anders aus. Wir retten uns gerade so über die Zeit und sind nicht traurig als dann zum Schluss nochmal MORBO aufspielt. So beginnt unsere Kuba-Tour mit einer Lehrstunde. Sind wir auch durch unsere DDR-Vergangenheit schon einiges an Mangel und Improvisation gewohnt, so war dieses Konzert aber doch eines der schwierigsten die wir je gespielt haben.
Am nächsten Tag laden uns die Metaller in ihren „Probenraum“ ein. In einer ganz normal belebten und bewohnten Strasse, in dem Haus der Großeltern des Sängers, wurden im Wohnzimmer sämtliche Möbel und das Motorrad (!) beiseite geräumt und Schlagzeug und „PA“ vom Vortag aufgebaut. Als wir in die Strasse einbiegen schlägt uns schon der Krach entgegen, denn wie die meisten Leute hier haben auch Oma und Opa keine Fenster, sondern lediglich Jalousien zum abdunkeln an ihrem Haus. Nach heftigen Protesten der Nachbarn und einigem Stress mit der Polizei hat man sich darauf geeinigt, dass hier Montag-, Mittwoch- und Freitagnachmittag geprobt werden darf. Bei 30 Grad und strahlendem Sonnenschein vibriert die Luft auf der Strasse nicht nur von den Temperaturen oder der Luftfeuchtigkeit, sondern vom Death-Metal Sound von MORBO. Wir haben für die Jungs ein paar Sachen mitgebracht. Eine neue Doppelfußmaschine wird sofort ans Schlagzeug geschraubt und ein neuer Beckensatz beschämt das Grundset des abgewrackten Drumkits. Sticks und Saiten gibt es auch. Zum Dank darf Krel gleich mal trommeln und kaum sitzt er hinter dem Set schlägt er auch schon grobmotorisch um sich und das erste Becken rollt, gefolgt von einem großen „Hallo“, quer durchs Revier. Wir spielen kurz ein/zwei Lieder an, wobei der Mikrofonständer kunstvoll um 30 cm verlängert werden muss, damit wir nicht „Rücken“ kriegen.
Abends treffen wir uns mit der Band und ein paar Freunden auf dem Marktplatz des ältesten Ortes Kubas, in dem vor mehr als 500 Jahren Chistoph Kolumbus angelandet sein soll. Dieser Punkt ist allerdings umstritten. Es gibt noch einen anderen Ort, der den gleichen Anspruch auf dieses historische Ereignis erhebt und offiziell gilt Bahia de Bariay und nicht Baracoa als der Ort in dem das Unheil mit den Spaniern seinen Anfang fand. In der Kirche am Platz steht allerdings ein Holzkreuz aus der Zeit um 1500, dass Kolumbus in der Bucht aufgestellt haben soll. Wie dem auch sei - auf jeden Fall historischer Boden!
Wir reden und trinken Bier, Rum und Mochito. Nach einiger Zeit erscheint die Polizei und schreibt unsere neuen kubanischen Freunde der Reihe nach auf. Die Jungs werden unruhig. Es ist auf Kuba nicht unbedingt gewollt, dass die Einheimischen Verbindungen mit Urlaubern aus dem westlichen Ausland aufbauen. Schon gar nicht so öffentlich. Wir beschließen uns die nächsten Tage abends in einer Strandbar etwas ab vom Zentrum zu treffen. Zu unserem Glück sprechen die Jungs ganz passabel Englisch und so ist eine gute Kommunikation auch ohne spanisch Kenntnisse möglich. Am Freitag Abend geben sich Yanara und Luckas das „JA“ Wort und alle trinken auf das Brautpaar.
Samstag Nachmittag verlassen wir Baracoa in Richtung Santa Clara. Diesmal fahren wir mit 2 neuen Fahrern in einem Bus der Firma Volvo. Das Team an Bord ist professionell und gut aufeinander eingespielt. Selbst der Fahrerwechsel während der Fahrt (!) ist reine Routine. In Santa Clara übernachten wir (standesgemäß) im Hotel Santa Clara Libre, dem besten Haus am Platze, an dessen Fassade man auch heute noch die Einschußlöcher, verursacht von Che Guevara höchst persönlich, bestaunen kann. In diesem Ort gibt es eine Mission zu erfüllen. Wir sollen und wollen die Punkband KAOS mit Saiten, Kabeln und Stimmgerät versorgen. Zunächst treffen wir unter der Adresse niemanden an und geben das Care-Paket bei einer Nachbarin ab. Auf dem Platz vor dem Hotel sehen wir die ersten Punks auf Kuba und fragen nach. Wie es der Zufall so will steht die Band vor uns. Carlos, Sänger und Bassist der Combo lädt uns zu sich nach Haus ein. Er wohnt mit seiner Frau und zwei Kindern in einem besetzten Haus im Zentrum von Santa Clara. Die Behausung ist armselig und gleichzeitig Probenraum. Wir erfahren einiges über den schwierigen Alltag als Punk in Kuba und laden Carlos und seine Freunde zu unserem Konzert in Havanna ein. Am nächsten Morgen steht erneut Sightseeing auf dem Programm. Wir besichtigen den Plaza de la Revolucion mit einer überdimensionalen Che-Guevara-Statue und natürlich das Denkmal des gepanzerten Zuges, das Monumento al Tren Blindado. Hier gelang den Rebellen unter Che Guevara ein entscheidender Schlag für den Sieg der Revolution. In den entgleisten Wagen befanden sich Waffen und Munition, die dringend für die Kämpfe benötigt wurden.
Am Nachmittag soll es in Richtung Pinar del Rio weitergehen, doch als wir zum Bus kommen, erfahren wir, dass einer unserer beiden Fahrer verhaftet wurde. Am Morgen war Polizei angerückt, weil der Bus angeblich im Parkverbot stand. Der Fahrersmann lieferte sich wohl noch ein kleines Wortgefecht mit den Herren der Obrigkeit und dann war er weg. Auf dem Revier konnten wir nichts erreichen und so mußte dringend ein neuer Fahrer her. Wenig später kam ein komplett neuer Bus (wieder aus China) und ein neues Fahrerteam und es ging weiter.
Pinar del Rio ist die Stadt der Säulen und sie macht ihrem Namen alle Ehre. An fast jedem Haus sind Säulen, die einen kleinen Eindruck der vergangenen Pracht vermitteln. Auch hier sind die meisten Häuser alt und heruntergekommen. Das Gros der Bauten ist in staatlichem Besitz und so machen die Bewohnen nicht viel an den Gebäuden. Der Staat tat jahrzehntelang auch nichts und hier sieht man nun das Resultat. Überall bröckelt der Putz, aber mit etwas Phantasie kann man sich schon vorstellen wie schön es hier mal war, als all diese Häuser mit ihren Säulen frisch bezogen waren.
Kiko empfängt uns mitten in der Nacht. Er ist ein super Gastgeber und hat schon im Vorfeld Unterkünfte für die ganze Kompanie besorgt. Am nächsten Morgen treffen wir uns im Kulturzentrum. Hier probt gerade die Hardcore-Band MEDULA. Die Bilder ähneln sich. Gute Musiker kämpfen mit eingerissenen Becken, uralten Fußmaschinen und zusammengebastelter Technik. Ein Mikrofon gibt es hier nicht und so versucht Sänger Ernesto ohne Verstärkung gegen seine Mannen anzusingen. Er schreit was das Zeug hält und ist sogar ab und an zu hören. Auch hier gibt es keine Fenster und die Jungs beschallen ganze Strassenzüge. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite reihen sich Friseurstühle vor den Häusern und die zahlreichen Damen und Herren, die sich hier frisieren lassen haben so noch etwas laute Musik zum individuellen Schnitt!
Nach MEDULAS Bandprobe haben wir eine Weile Zeit zum Üben. Wir frischen ein paar Songs nochmal auf und draußen frisieren die Barbiere im Takt.
Bevor wir am Mittwoch den 27. Januar unseren ersten richtigen Auftritt haben, wird noch etwas die Werbetrommel gerührt. Plakate usw gibt es natürlich nicht, aber Kiko hat einen eigenen Computer (mit Internet!) und einen Drucker. So werden noch rasch zwanzig Plakate ausgedruckt und in der Stadt verteilt. Kiko hat Termine beim Radio und Fernsehen klar gemacht und auch hier werden die kommenden Konzerte nochmal promoted. So sind wir z.B. zu Gast in einer der meistgesehenen Kultursendungen des kubanischen Fernsehen. Nachmittags treffen wir uns im Haus der Kultur denn die Anlage von TENDENCIA steht dort. Wir werden heute Abend mit TENDENCIA spielen und dürfen deren Backline benutzen. Zunächst muß sie aber vom Kulturhaus in die Casa de La Musica transportiert werden. Keiner hat ein Auto (wie bei uns früher!). Kiko erscheint kurz, spricht „Ich muß noch etwas organisieren“ und verschwindet wieder. Stunden später kommt er mit einem offenen LKW wieder, wir laden die Anlage auf und ab geht’s. Der Club liegt mitten im Zentrum von Pinar del Rio, unweit vom Parque Independencia, wo wir uns abends immer zum kulturellen Austausch treffen. Als wir den Konzertort betreten stellen wir fest, dass wir Ende Januar unser erstes Open Air Konzert des Jahres spielen werden. Gleich nachdem wir das Gebäude betreten geht es schon wieder raus auf den Hof und dort steht eine kleine, sehr schöne Bühne. Es gibt eine richtige PA und sogar etwas Licht. Wir fragen Kiko was denn die Nachbarn und die Polizei zu einem Konzert an einem Mittwochabend, Mitten im Zentrum der Stadt und unter freiem Himmel sagen. Immerhin sind die Häuser ringsum auch alle Fensterlos. „Sie hassen uns!“ sagt er. Also alles wie bei uns!
Die Polizei war schon am zweiten Tag nach unserer Ankunft bei Kiko aufgetaucht und erkundigte sich interessiert nach den 30 – 40 deutschen Punks, die hier in der Stadt gesehen wurden. „Das war kein Problem“ sagt Kiko. „Ich bin hier bekannt und mache viel Veranstaltungen in und um die Stadt. Reine Routine!“
Um 21:00 Uhr sind rund 300 Leute versammelt und wir fangen an zu spielen. Die Mitgereisten fangen sofort an wild zu tanzen, zu hüpfen und schon beim ersten Song werden Personen auf Händen getragen. Einzelne springen von der Bühne. Die meisten anderen Gäste staunen nicht schlecht. Stagediving schon beim ersten Song der ersten Band! Das gibt es auch auf Kuba nicht alle Tage. Wir spielen ein Set aus allen Schaffensperioden und mehr und mehr Ortsansässige tanzen mit, oder wippen zumindest wohlwollend im Takt. Beifall gibt es nach den Stücken reichlich und so wird es ein richtig schönes Konzert. Nach rund einer Stunde enden wir und die Lokalhelden von TENDENCIA betreten die so oft gepriesenen Bretter die die Welt bedeuten. Sie sind die Sepultura Kuba´s. Die 6 Mannen ballern los als gebe es keinen Morgen mehr. Zwei fette Gitarren hämmern uns um die Ohren und der Schlagzeuger, der noch zusätzlich von einem Perkussionisten unterstützt wird, treibt das Publikum zum Bangen und zum Springen an. TENDENCIA spielen eine sehr coole Show und wer die Gelegenheit hat die Jungs mal live zu sehen, sie waren ja schon ein paar Mal in Europa auf Tournee, sollte diese unbedingt nutzen. Nach der Show gibt es noch einen Abschlußdrink an der Bar. Es wird der einzige Klub unserer Reise sein, in dem es einen Getränkeverkauf gibt. In allen anderen Locations blieb nur der Wasserhahn um den Durst zu stillen. Eine kleine Büchse Bier kostete hier umgerechnet 0,80 €, was bei einem Monatseinkommen von 10 € bis 20 € ja schon ein anständiger Preis ist. An dieser Bar traf man aus verständlichen Gründen fast nur Deutsche an.
Zwei Tage danach betreten wir die Pista Rita, den amtlichen Live-Laden von Pinar Del Rio. Der liegt 100 m ab von der Casa de La Musica, auf der anderen Seite der Hauptstrasse und ist wiederum eigentlich mehr ein Open Air Gelände denn ein Club. Die ansteigenden Ränge bieten ca 1.500 Menschen Platz und ganz unten steht eine große Bühne mit einer halbrunden Tanzfläche davor. Am Mittwoch Abend hatte Kiko noch gemeint, dass das Konzert unter der Woche eigentlich eher ein Promo-Gig für den heutigen Abend sein sollte. Jetzt wissen wir was er meinte. Ein toller Platz für laute Musik! Heute Abend spielen wir mit der Hard-Core Formation SWITCH und der Punkband CHISPA DE TREN zusammen. Die Anlage ist eigentlich zu klein für eine Open Air Veranstaltung und mit den 4 Lampen kann man auch nicht gerade eine ausgefeilte Lichtshow anbieten, aber insgesamt ist das Equitment okay und die Ränge füllen sich rasch. Gegen 20:00 Uhr sind schätzungsweise 800 Musikinteressierte anwesend und die harten Jungs von SWITCH beginnen. Auch diese Band ist sehr gut und die Leute gehen begeistert mit. Als zweites sind wir an der Reihe und sofort ist der Teufel los. Die Leute drängeln vor der Bühne und flippen förmlich aus. Bei jedem Liedanfang geben sie uns das Gefühl gerade einen Mega-Hit anzustimmen, den jeder aus Funk und Fernsehen kennt. Nach den Songs gibt es euphorischen Applaus. Eine wahnsinns Atmosphäre unter freiem Himmel und das bei lauschigen 25 Grad Celsius Ende Januar. Nach uns spielen CHISPA DE TREN eher klassischen Punk. Ihr Frontmann trägt einen schönen Iro zur Schau und die Show kommt sehr authentisch rüber. Die Leute kennen viele Songs und singen mit so laut sie können. Insgesamt ein sehr schöner Konzertabend der mit einer halbstündigen Autogrammstunde endet.