FrequentFlyer
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- 28 Okt. 2018
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Hallo!
Nachdem mir hier im Forum sehr geholfen wurde (alleine durch passives lesen), möchte ich hier nun meine Erfahrungen teilen, damit auch andere von meinen Erhfahrungen etwas erfahren können:
Wir waren ja zu dritt unterwegs. Mein 78 jähriger Schwiegervater, mein 19 jähriger Sohn und ich mit 51 Jahren. Es war der Traum meines Schwiegervaters. Er wollte, nachdem er während der Kubakrise (oder wie die Kubaner es nennen: Die Raketenkrise oder Oktoberkrise) bei der Bundeswehr war und dachte der dritte Weltkrieg bricht jeden Moment los, schon immer mal nach Havanna. Uns so haben wir drei uns aufgemacht. Da ich allerdings kein Pauschalurlaub machen wollte, haben wir zwei Wochen lang eine Rundreise gemacht. Okay, die ersten drei Tage waren wir zur Aklimatisierung in einem All-inclusive Hotel in Varadero und die letzten drei Tage dann in Havanna in einem Hotel direkt am Prado, im altehrwürdigen Hotel Sevilla. Dazwischen waren wir auf eigene Faust in Trinidad, bzw. Casilda und Cienfuegos, bzw. in Rancho Luna in Privatunterkünften.
Vorab: Wir drei hatten sehr viel Spaß. Bier und Rum ist reichlich geflossen, wobei der Jüngste am meisten vertragen hat. Opa hatte Erfahrung mit Zigarren und diesbezüglich konnten wir von ihm lernen. Was aber einmal auch nichts half. Da wurden uns drei mal Kuhdung als Montecristo No4 verkauft. Okay, wir hatten uns dann drauf geeinigt wer festhält und wer zuschlägt wenn wir den Verkäufer noch einmal treffen sollten. Er hatte Glück.
Mein Sohn ist 1,90 groß, blond, blaue Augen.... er hat es nicht mitbekommen wie die Mädchen um ihn herum schwirrten.... Opa und ich standen öfters mit offenem Mund da. Unglaublich. Also ihr seht, wir hatten jede Menge Spaß. Wir haben viel geredet, haben viel Zeit miteinander verbracht - etwas was im Alltag einfach nicht möglich ist.
So, jetzt das aber: Kuba war für mich immer dann am schönsten, wenn es nichts mit dem offiziellen Kuba zu tun hatte. Das Hotel in Varadero oder Varadero selbst, das Hotel in Havanna, einen offiziellen Reiseführer den wir mal hatten, das Mausoleum von Che... hat mich alles angekotzt. Dazu muss ich sagen, dass ich in Spanien unter Franco und in Argentinien während der Militärjunta groß geworden bin. Ich glaube ich habe sehr feine Antennen für das was wir so selbstverständlich hinnehmen: Freiheit! Und diesen Grundgefühl das ich in diesen totalitären Staaten hatte, auch wenn ich dort teilweise noch sehr jung war, hat sich auch auf Kuba eingestellt. Sag ja nichts falsches, benimm dich. Es gibt Kontrollstationen sobald man die Provinz wechselt. Es ist überhaupt sehr viel Polizei präsent. Die Einreise- und Ausreiseprozeduren sind eine Machtdemonstration. Es gibt sehr viele Kameras, gerade in Havanna. Sobald sich eine Menschenmenge bildet, ist die Staatsmacht nicht weit. Alle sind sehr nett... aber die sind nicht nur zur deiner Sicherheit da. Und wenn Polizei und Militär gleichzeitig Streife läuft, weiß ich, das ich in keinem freien Land bin. Auch gibt es keine Satellitenschüsseln auf den Dächern... Angst vor Information? Und mir ist sehr schnell klar geworden, dass ich als Tourist für das offizielle Kuba vor allem eins bin: Devisenlieferant. Und jeder der im Tourismus arbeitet will genau das von dir. Das ist ja auch okay bis zu einem gewissen Grad.
Aber da gibt es halt noch das Kuba jenseits des Offiziellen. Und das findet man nur dort, so meine Erfahrung, abseits von Varadero, abseits von staatlichen Hotels (wenn ich das richtig verstanden habe, sind eigentlich alle Hotels staatlich und haben nur internationale Cooperationen mit Hotelketten), abseits von offiziellen Touren... man findet es in privaten Unterkünften, auf der Plaza Major einer Kleinstadt auf einer Bank. Einfach abseits. Und wenn man nur ein paar Brocken Spanisch spricht und sich einfach Mühe gibt, ist es wunderschön und herzlich. Wir hatten mit Opa echt einen "Eisbrecher" dabei. Ein so alter Mann reist durch unser Land? Es wurden alle Anstrengungen unternommen, dass wir eine ebenerdige Unterkunft bekommen haben. So ein alter Mann aus Deutschland braucht doch ein komfortables Taxi. Das war noch nicht mal unser Wunsch - aber er wurde uns erfüllt. Und genau da habe ich die Herzlichkeit und Liebenswürdigeit schätzen gelernt.
Ein kleines Beispiel: Am zweiten Tag in Varadero wollten wir mit einem Taxi abends vom Hotel ins "Ortszentrum" in eine Bar. Der Taxifahrer wollte für 8KM 10CUC... für jeden Fahrgast. Ich habe ihm nur geantwortet, ich habe noch nie in meinem Leben ein Taxi pro Fahrgast bezahlt und ich würde ihm pro KM 1CUC zahlen, also 8CUC - für uns alle. Antwort: Was ich mir den einbilden würde, es wäre ein historisches Taxi und die Preise wären hier so.... Meine Antwort: Gut, dann lass es einfach. Er ist dann einhundert Meter gefahren und hat angehalten... okay, er würde uns - als große Ausnahme bevor er leer fährt für 8CUC fahren. Aber ich würde noch an ihn denken wenn wir zurück wollen. Ich habe an ihn gedacht, als wir für 5CUC zurück gefahren sind.... In Casilda (einem Dorf zwischen Trinidad und dem Strand - Playa Ancon) in einer privaten Unterkunft habe ich morgens den Vermieter gesagt, dass wir ein Taxi bräuchten um an den Strand zu fahren. Er geht zum Telefon und auf einmal interveniert die Frau des Hauses: Du kannst doch nicht für den alten Mann dieses alte Taxi rufen. Schick den Gästen ein besseres.... Wir sind dann für den gleichen Preis klimatisiert mit einem chinesischem SUV gefahren. Das war ehrlich. Da ging es nicht mehr darum möglichst viel aus uns rauszupressen sondern um Gastfreundschaft.
Jetzt ein paar praktische Sachen:
Mietwagen oder nicht: Eindeutig nein - braucht man nicht. Ein Mietwagen ist teuer und wenn man Kontakte knüpft geht es mit einem Taxi günstiger und lustiger voran. Und dann gibt es ja noch den Bus Viazul... wenn man es bis zum Schalter schafft, denn irgendwer wird einem günstigere Angebote machen wenn man in der Schlange steht;-)
Mitbringsel: Mit Toblerone Schokolade ging einiges leichter. Aber der Hit war Parfüm. Meine Frau hatte uns Parfümflakons mitgegeben die sie nicht mehr mag. Und selbst wenn sie zur Hälfte schon leer waren, waren sie heiß begehrt. Was ich mit dem jetzigen Wissen mitnehmen würde: Duftbäume fürs Auto....ehrlich. Und original Apple Aufkleber. Oder Kunststoffpflegeprodukte - damit macht man jedem Taxifahrer eine Freude. Textilien sowieso, Powerbank, Feuerzeuge, Kaugummie, Schokolade...
Mein Fazit: Wenn ihr Pauschalurlaub in Kuba plant: Lasst es - dafür müsst ihr nicht elf Stunden in einem Flugzeug sitzen. Da könnt ihr auch auf die Kanaren, nach Ägypten. Da bekommt man wahrscheinlich sogar einen besseren Service für weniger Geld und letztlich sind diese Hotels alle gleich. Aber wenn ihr auf eigene Faust Kuba erkunden wollt... es lohnt sich.
Und noch etwas für Musikliebhaber: Selbst in einer Hotellobby spielten Kombos auf... der Hammer. Von einer so hohen Qualtität. Da gehst du in Trinidad abends los und willst eigentlich nur ein paar Drinks nehmen: Und da spielt in einer abseits gelegenen Bar eine Kapelle auf... Da hat es mir als Jazzliebhaber die Socken ausgezogen. Okay, wir hatten als Gag immer die Wette am laufen, dass der fünfte Titel "Guantanamera" sein wird. Durch Zuruf konnte man dies dann doch beeinflussen ;-) Und da das Saxophon wohl in Kuba schwer zu erwerben ist, wird es durch eine Querflöte ersetzt... was die Qualität nicht wirklich mindert.
Dies spiegelt meine Eindrücke wieder, mehr nicht.
LG
Nachdem mir hier im Forum sehr geholfen wurde (alleine durch passives lesen), möchte ich hier nun meine Erfahrungen teilen, damit auch andere von meinen Erhfahrungen etwas erfahren können:
Wir waren ja zu dritt unterwegs. Mein 78 jähriger Schwiegervater, mein 19 jähriger Sohn und ich mit 51 Jahren. Es war der Traum meines Schwiegervaters. Er wollte, nachdem er während der Kubakrise (oder wie die Kubaner es nennen: Die Raketenkrise oder Oktoberkrise) bei der Bundeswehr war und dachte der dritte Weltkrieg bricht jeden Moment los, schon immer mal nach Havanna. Uns so haben wir drei uns aufgemacht. Da ich allerdings kein Pauschalurlaub machen wollte, haben wir zwei Wochen lang eine Rundreise gemacht. Okay, die ersten drei Tage waren wir zur Aklimatisierung in einem All-inclusive Hotel in Varadero und die letzten drei Tage dann in Havanna in einem Hotel direkt am Prado, im altehrwürdigen Hotel Sevilla. Dazwischen waren wir auf eigene Faust in Trinidad, bzw. Casilda und Cienfuegos, bzw. in Rancho Luna in Privatunterkünften.
Vorab: Wir drei hatten sehr viel Spaß. Bier und Rum ist reichlich geflossen, wobei der Jüngste am meisten vertragen hat. Opa hatte Erfahrung mit Zigarren und diesbezüglich konnten wir von ihm lernen. Was aber einmal auch nichts half. Da wurden uns drei mal Kuhdung als Montecristo No4 verkauft. Okay, wir hatten uns dann drauf geeinigt wer festhält und wer zuschlägt wenn wir den Verkäufer noch einmal treffen sollten. Er hatte Glück.
Mein Sohn ist 1,90 groß, blond, blaue Augen.... er hat es nicht mitbekommen wie die Mädchen um ihn herum schwirrten.... Opa und ich standen öfters mit offenem Mund da. Unglaublich. Also ihr seht, wir hatten jede Menge Spaß. Wir haben viel geredet, haben viel Zeit miteinander verbracht - etwas was im Alltag einfach nicht möglich ist.
So, jetzt das aber: Kuba war für mich immer dann am schönsten, wenn es nichts mit dem offiziellen Kuba zu tun hatte. Das Hotel in Varadero oder Varadero selbst, das Hotel in Havanna, einen offiziellen Reiseführer den wir mal hatten, das Mausoleum von Che... hat mich alles angekotzt. Dazu muss ich sagen, dass ich in Spanien unter Franco und in Argentinien während der Militärjunta groß geworden bin. Ich glaube ich habe sehr feine Antennen für das was wir so selbstverständlich hinnehmen: Freiheit! Und diesen Grundgefühl das ich in diesen totalitären Staaten hatte, auch wenn ich dort teilweise noch sehr jung war, hat sich auch auf Kuba eingestellt. Sag ja nichts falsches, benimm dich. Es gibt Kontrollstationen sobald man die Provinz wechselt. Es ist überhaupt sehr viel Polizei präsent. Die Einreise- und Ausreiseprozeduren sind eine Machtdemonstration. Es gibt sehr viele Kameras, gerade in Havanna. Sobald sich eine Menschenmenge bildet, ist die Staatsmacht nicht weit. Alle sind sehr nett... aber die sind nicht nur zur deiner Sicherheit da. Und wenn Polizei und Militär gleichzeitig Streife läuft, weiß ich, das ich in keinem freien Land bin. Auch gibt es keine Satellitenschüsseln auf den Dächern... Angst vor Information? Und mir ist sehr schnell klar geworden, dass ich als Tourist für das offizielle Kuba vor allem eins bin: Devisenlieferant. Und jeder der im Tourismus arbeitet will genau das von dir. Das ist ja auch okay bis zu einem gewissen Grad.
Aber da gibt es halt noch das Kuba jenseits des Offiziellen. Und das findet man nur dort, so meine Erfahrung, abseits von Varadero, abseits von staatlichen Hotels (wenn ich das richtig verstanden habe, sind eigentlich alle Hotels staatlich und haben nur internationale Cooperationen mit Hotelketten), abseits von offiziellen Touren... man findet es in privaten Unterkünften, auf der Plaza Major einer Kleinstadt auf einer Bank. Einfach abseits. Und wenn man nur ein paar Brocken Spanisch spricht und sich einfach Mühe gibt, ist es wunderschön und herzlich. Wir hatten mit Opa echt einen "Eisbrecher" dabei. Ein so alter Mann reist durch unser Land? Es wurden alle Anstrengungen unternommen, dass wir eine ebenerdige Unterkunft bekommen haben. So ein alter Mann aus Deutschland braucht doch ein komfortables Taxi. Das war noch nicht mal unser Wunsch - aber er wurde uns erfüllt. Und genau da habe ich die Herzlichkeit und Liebenswürdigeit schätzen gelernt.
Ein kleines Beispiel: Am zweiten Tag in Varadero wollten wir mit einem Taxi abends vom Hotel ins "Ortszentrum" in eine Bar. Der Taxifahrer wollte für 8KM 10CUC... für jeden Fahrgast. Ich habe ihm nur geantwortet, ich habe noch nie in meinem Leben ein Taxi pro Fahrgast bezahlt und ich würde ihm pro KM 1CUC zahlen, also 8CUC - für uns alle. Antwort: Was ich mir den einbilden würde, es wäre ein historisches Taxi und die Preise wären hier so.... Meine Antwort: Gut, dann lass es einfach. Er ist dann einhundert Meter gefahren und hat angehalten... okay, er würde uns - als große Ausnahme bevor er leer fährt für 8CUC fahren. Aber ich würde noch an ihn denken wenn wir zurück wollen. Ich habe an ihn gedacht, als wir für 5CUC zurück gefahren sind.... In Casilda (einem Dorf zwischen Trinidad und dem Strand - Playa Ancon) in einer privaten Unterkunft habe ich morgens den Vermieter gesagt, dass wir ein Taxi bräuchten um an den Strand zu fahren. Er geht zum Telefon und auf einmal interveniert die Frau des Hauses: Du kannst doch nicht für den alten Mann dieses alte Taxi rufen. Schick den Gästen ein besseres.... Wir sind dann für den gleichen Preis klimatisiert mit einem chinesischem SUV gefahren. Das war ehrlich. Da ging es nicht mehr darum möglichst viel aus uns rauszupressen sondern um Gastfreundschaft.
Jetzt ein paar praktische Sachen:
Mietwagen oder nicht: Eindeutig nein - braucht man nicht. Ein Mietwagen ist teuer und wenn man Kontakte knüpft geht es mit einem Taxi günstiger und lustiger voran. Und dann gibt es ja noch den Bus Viazul... wenn man es bis zum Schalter schafft, denn irgendwer wird einem günstigere Angebote machen wenn man in der Schlange steht;-)
Mitbringsel: Mit Toblerone Schokolade ging einiges leichter. Aber der Hit war Parfüm. Meine Frau hatte uns Parfümflakons mitgegeben die sie nicht mehr mag. Und selbst wenn sie zur Hälfte schon leer waren, waren sie heiß begehrt. Was ich mit dem jetzigen Wissen mitnehmen würde: Duftbäume fürs Auto....ehrlich. Und original Apple Aufkleber. Oder Kunststoffpflegeprodukte - damit macht man jedem Taxifahrer eine Freude. Textilien sowieso, Powerbank, Feuerzeuge, Kaugummie, Schokolade...
Mein Fazit: Wenn ihr Pauschalurlaub in Kuba plant: Lasst es - dafür müsst ihr nicht elf Stunden in einem Flugzeug sitzen. Da könnt ihr auch auf die Kanaren, nach Ägypten. Da bekommt man wahrscheinlich sogar einen besseren Service für weniger Geld und letztlich sind diese Hotels alle gleich. Aber wenn ihr auf eigene Faust Kuba erkunden wollt... es lohnt sich.
Und noch etwas für Musikliebhaber: Selbst in einer Hotellobby spielten Kombos auf... der Hammer. Von einer so hohen Qualtität. Da gehst du in Trinidad abends los und willst eigentlich nur ein paar Drinks nehmen: Und da spielt in einer abseits gelegenen Bar eine Kapelle auf... Da hat es mir als Jazzliebhaber die Socken ausgezogen. Okay, wir hatten als Gag immer die Wette am laufen, dass der fünfte Titel "Guantanamera" sein wird. Durch Zuruf konnte man dies dann doch beeinflussen ;-) Und da das Saxophon wohl in Kuba schwer zu erwerben ist, wird es durch eine Querflöte ersetzt... was die Qualität nicht wirklich mindert.
Dies spiegelt meine Eindrücke wieder, mehr nicht.
LG