Camionero
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Hallo Forum.
Seit Juni 2013 bin ich nun Rentner. Seit Mai 2012 verheiratet mit meiner Cubana (ich 66,sie 55). 49 Jahre gearbeitet, davon 39 als LKW Fahrer. Dem Winter in Deutschland konnte ich deshalb nicht viel abgewinnen. Was lag da näher als etwas mehr Zeit bei meiner Familie zu verbringen.
Am 24.11.2013 also Fra.-Holguin. Ich hatte vorher schon meinen Rückflug (18.05.2014) gebucht. Beim einchecken wurde mir gesagt das ein Rückflugticket nicht zwingend notwendig sei. Im Internet kursierten aber vorher anders lautende Aussagen. Egal,ich hatte ja ohnehin nur die 6 Monate. Holguin SDC mit Reiner, wie immer. Am Montag gleich zur Inmi und Visa Familiar beantragt. 20 Min. und alles war erledigt. Ich hatte natürlich eine Krankenversicherung abgeschlossen und die Police übersetzen lassen. Übersetzung hat aber niemand interessiert, also rausgeworfenes Geld. Nur unsere Heiratsurkunde musste für die Verlängerung aktualisiert werden. Jeden Monat(alle 30 Tage) dann für die Verlängerung wieder zur Inmi. Auch nie Probleme gehabt. Hat nie mehr als 15-20 Min. gedauert. Meine Frau, Tochter und Enkel leben im Rpt. Santa Barbara. Ein angenehmes Viertel. Beinahe hätte ich ruhiges Viertel gesagt. Ruhig im Sinne von ruhig, wenig Lärm, ist es eigentlich nicht. Nur sind die Nachbarn einfach liebenswürdig und angenehm. Ich wurde von ihnen wie ein Einheimischer behandelt und angesehen. Schliesslich kennen sie mich von meinen vorherigen Besuchen, auch wenn die nur 3-4 Wochen waren. Meine spanisch Kenntnisse waren vorher miserabel und sind nur geringfügig besser geworden. Spanisch ist eben nicht einfach. Ich hatte privaten Spanisch-Untericht aber ich habe immer noch grosse Probleme. Vor allem mit den verschiedenen Formen von Presente, Futuro y Pasado. Am Anfang hatte ich auch fürchterlich Schiss zu reden. Immer mit der Angst Mist zu sagen. Mit der Zeit hat sich das aber gelegt. Die Leute haben einfach ein grosses Herz und viel Verständnis. Ich wurde von ihnen auch wie ein Einheimischer behandelt. Keine Forderungen, keine Bettelei, einfach nur der Esposo von Xiomara der eben nicht gut spanisch kann. Viel rumgekommen bin ich nicht. Ich habe in Deutschland 10 Jahre alleine gelebt und bin eigentlich ein Familienmensch. Darum war ich meistens zu Hause, bin mal einkaufen gegangen oder vorm Haus gesessen. Da bekommt man allemal mehr vom cubanischen Leben mit als wenn man als Yuma im Centrum umherwandert. Allein waren wir nie, denn ständig war jemand von der Familie zu Besuch. Meine Frau hat auf Cuba noch 3 Brüder und 2 Schwestern. Und natürlich ihren Vater mit dem ich bestens auskomme, wie auch mit dem Rest der Familie.
Mein grösstes "Abenteuer" war mit dem Bus (Guagua) zur Oma von meiner Tochter zu fahren. Ich wusste vorher nicht das so viele Leute in einen Bus reingehen! Genau so ist es mit Camion, voll ist wenn mit Gewalt niemand mehr reingeht! Kleine Strecken hab ich dann mit Moto gemacht. Aber nur mit meinem Nachbarn Edito. Der ist kein junger Wilder mehr sondern ruhig und bedächtig. Der hat mich auch ein paar mal zu meinem "Professor" gefahren. Da hab ich etwas spanisch gelernt 1-3 mal die Woche. Angel Luis ist ein alter Freund der Familie und hat kein Geld verlangt. Ich musste ihm mit Gewalt ein paar CUC aufnötigen, ausserdem hat meine Frau ihm immer wieder irgend etwas in Naturalien zukommen lassen. Beim Al Algarrobo war ich nur einmal. Mit meiner Familie im Anschluss an den Besuch im Zoo. Mein Gott, so ein Zoo. Ich lebe hier in der Nähe von Stuttgart wo es die "Wilhelma" gibt. Ein zoologischer Garten mit Auszeichnung. Was da in SDC geboten wird ist doch, wie soll ich sagen, ärmlich. Dabei gibt es am Eingang ein Schild: Stolz unserer Stadt. Aber Cuba ist eben nicht reich. Die Strassen sind in einem erbärmlichen Zustand, das Wasser wird ab und an ohne Vorwarnung abgestellt und auch der Strom fällt immer wieder aus.S tromausfall hat nur einen Vorteil ie Stereoanlage vom Nachbarn ist dann auch aus!!!
Das ist auch ein Kapitel des cubanischen Lebens. Ab 8 Uhr morgens bis (ca.) 10 Uhr abends dröhnt aus (fast) allen Häusern laute Musik. Am Anfang war es nicht leicht, hier wohne ich in einem wirklich ruhigem Gebiet, aber nach 3-4 Wochen hab ich mich gewöhnt. Jetzt, nachdem ich zurück bin, ist die Ruhe fast ungewöhnlich. Ausserdem fehlen mir die Strassenverkäufer die morgens bis abends das Strassenleben geprägt haben. Man konnte doch alles für den täglichen Bedarf vorm Haus kaufen. Und frischer ging es kaum noch. Vor allem Obst und Gemüse. Such so was mal in Deutschland, da kannst du lange suchen. Noch ein Wort zu den KFZ auf Cuba: Viele neuere Fahrzeuge aber auch ältere Modelle. Meistens in gutem Zustand was das Blech angeht. Wenig Rost aber auch wenig Lack. Inneneinrichtung auf ein Minimum reduziert incl. Verkleidung. Die ist nur Gewicht und Gewicht kostet Sprit! Die viel gepriesenen Oldtimer haben meistens keine Orginal-Motoren mehr, woher auch. Ich sah einen Dodge mit Avia Motor, Nissan Getriebe und Diferenzial von IFA. Aber er läuft und läuft! Eine Ausnahme habe ich aber kennen gelernt. Nicht weit von uns (2 Quartos?) gibt es eine Opel Rekord Baujahr 1957! Alles, ausser Diferenzial und Bezinpumpe, Orginal! Der Besitzer hat mir angeboten bei meinem nächsten Besuch eine Fahrt zu machen. Der ist ja auch ein Freund von einem Freund meiner Familie. Und Freunde braucht man eben auf Cuba! Meine Frau hat eine neue Matratze gekauft. Da musste ein neues Untergestell her weil die Matratze grösser war. Jorge, auch Bekannter meiner Frau, wurde mit einem DVD-Player bezahlt den vorher ein andere Freund instand gesetzt hatte. So funktioniert das Meiste auf Cuba. Nicht nur mit Geld, sonder auch mit Gegenständen, Naturalien und Freundschaft. Cubaner halten zusammen und helfen sich gegenseitig. So ist es jedenfalls in meinem dortigen Umkreis.
So, jetzt hab ich eigentlich keinen Reise- sondern einen Erfahrungsbericht geschrieben.
Jetzt bin ich zurück im Lande von strikten Vorschriften, von Lohn- Einkommens- Gewerbe und Mehrwertsteuer.
Nach 6 Monaten Cuba überlege ich ernsthaft ob ich nicht auf Dauer nach Cuba übersiedle. Meine Eltern sind vor vielen Jahren gestorben, meine Söhne sind erwachsen und haben ihr eigenes Leben, echte Freunde kann ich an einer Hand abzählen, andere Verwandte sind weit weg und zum Teil gestorben, was hält mich noch hier?
Wie gesagt ich überlege ernsthaft aber es ist nicht so einfach wie mal kurz vereisen, oder?
Grüsse an Alle Forumsmitglieder und Freunde von Cuba.
Camionero a.D.
Seit Juni 2013 bin ich nun Rentner. Seit Mai 2012 verheiratet mit meiner Cubana (ich 66,sie 55). 49 Jahre gearbeitet, davon 39 als LKW Fahrer. Dem Winter in Deutschland konnte ich deshalb nicht viel abgewinnen. Was lag da näher als etwas mehr Zeit bei meiner Familie zu verbringen.
Am 24.11.2013 also Fra.-Holguin. Ich hatte vorher schon meinen Rückflug (18.05.2014) gebucht. Beim einchecken wurde mir gesagt das ein Rückflugticket nicht zwingend notwendig sei. Im Internet kursierten aber vorher anders lautende Aussagen. Egal,ich hatte ja ohnehin nur die 6 Monate. Holguin SDC mit Reiner, wie immer. Am Montag gleich zur Inmi und Visa Familiar beantragt. 20 Min. und alles war erledigt. Ich hatte natürlich eine Krankenversicherung abgeschlossen und die Police übersetzen lassen. Übersetzung hat aber niemand interessiert, also rausgeworfenes Geld. Nur unsere Heiratsurkunde musste für die Verlängerung aktualisiert werden. Jeden Monat(alle 30 Tage) dann für die Verlängerung wieder zur Inmi. Auch nie Probleme gehabt. Hat nie mehr als 15-20 Min. gedauert. Meine Frau, Tochter und Enkel leben im Rpt. Santa Barbara. Ein angenehmes Viertel. Beinahe hätte ich ruhiges Viertel gesagt. Ruhig im Sinne von ruhig, wenig Lärm, ist es eigentlich nicht. Nur sind die Nachbarn einfach liebenswürdig und angenehm. Ich wurde von ihnen wie ein Einheimischer behandelt und angesehen. Schliesslich kennen sie mich von meinen vorherigen Besuchen, auch wenn die nur 3-4 Wochen waren. Meine spanisch Kenntnisse waren vorher miserabel und sind nur geringfügig besser geworden. Spanisch ist eben nicht einfach. Ich hatte privaten Spanisch-Untericht aber ich habe immer noch grosse Probleme. Vor allem mit den verschiedenen Formen von Presente, Futuro y Pasado. Am Anfang hatte ich auch fürchterlich Schiss zu reden. Immer mit der Angst Mist zu sagen. Mit der Zeit hat sich das aber gelegt. Die Leute haben einfach ein grosses Herz und viel Verständnis. Ich wurde von ihnen auch wie ein Einheimischer behandelt. Keine Forderungen, keine Bettelei, einfach nur der Esposo von Xiomara der eben nicht gut spanisch kann. Viel rumgekommen bin ich nicht. Ich habe in Deutschland 10 Jahre alleine gelebt und bin eigentlich ein Familienmensch. Darum war ich meistens zu Hause, bin mal einkaufen gegangen oder vorm Haus gesessen. Da bekommt man allemal mehr vom cubanischen Leben mit als wenn man als Yuma im Centrum umherwandert. Allein waren wir nie, denn ständig war jemand von der Familie zu Besuch. Meine Frau hat auf Cuba noch 3 Brüder und 2 Schwestern. Und natürlich ihren Vater mit dem ich bestens auskomme, wie auch mit dem Rest der Familie.
Mein grösstes "Abenteuer" war mit dem Bus (Guagua) zur Oma von meiner Tochter zu fahren. Ich wusste vorher nicht das so viele Leute in einen Bus reingehen! Genau so ist es mit Camion, voll ist wenn mit Gewalt niemand mehr reingeht! Kleine Strecken hab ich dann mit Moto gemacht. Aber nur mit meinem Nachbarn Edito. Der ist kein junger Wilder mehr sondern ruhig und bedächtig. Der hat mich auch ein paar mal zu meinem "Professor" gefahren. Da hab ich etwas spanisch gelernt 1-3 mal die Woche. Angel Luis ist ein alter Freund der Familie und hat kein Geld verlangt. Ich musste ihm mit Gewalt ein paar CUC aufnötigen, ausserdem hat meine Frau ihm immer wieder irgend etwas in Naturalien zukommen lassen. Beim Al Algarrobo war ich nur einmal. Mit meiner Familie im Anschluss an den Besuch im Zoo. Mein Gott, so ein Zoo. Ich lebe hier in der Nähe von Stuttgart wo es die "Wilhelma" gibt. Ein zoologischer Garten mit Auszeichnung. Was da in SDC geboten wird ist doch, wie soll ich sagen, ärmlich. Dabei gibt es am Eingang ein Schild: Stolz unserer Stadt. Aber Cuba ist eben nicht reich. Die Strassen sind in einem erbärmlichen Zustand, das Wasser wird ab und an ohne Vorwarnung abgestellt und auch der Strom fällt immer wieder aus.S tromausfall hat nur einen Vorteil ie Stereoanlage vom Nachbarn ist dann auch aus!!!
Das ist auch ein Kapitel des cubanischen Lebens. Ab 8 Uhr morgens bis (ca.) 10 Uhr abends dröhnt aus (fast) allen Häusern laute Musik. Am Anfang war es nicht leicht, hier wohne ich in einem wirklich ruhigem Gebiet, aber nach 3-4 Wochen hab ich mich gewöhnt. Jetzt, nachdem ich zurück bin, ist die Ruhe fast ungewöhnlich. Ausserdem fehlen mir die Strassenverkäufer die morgens bis abends das Strassenleben geprägt haben. Man konnte doch alles für den täglichen Bedarf vorm Haus kaufen. Und frischer ging es kaum noch. Vor allem Obst und Gemüse. Such so was mal in Deutschland, da kannst du lange suchen. Noch ein Wort zu den KFZ auf Cuba: Viele neuere Fahrzeuge aber auch ältere Modelle. Meistens in gutem Zustand was das Blech angeht. Wenig Rost aber auch wenig Lack. Inneneinrichtung auf ein Minimum reduziert incl. Verkleidung. Die ist nur Gewicht und Gewicht kostet Sprit! Die viel gepriesenen Oldtimer haben meistens keine Orginal-Motoren mehr, woher auch. Ich sah einen Dodge mit Avia Motor, Nissan Getriebe und Diferenzial von IFA. Aber er läuft und läuft! Eine Ausnahme habe ich aber kennen gelernt. Nicht weit von uns (2 Quartos?) gibt es eine Opel Rekord Baujahr 1957! Alles, ausser Diferenzial und Bezinpumpe, Orginal! Der Besitzer hat mir angeboten bei meinem nächsten Besuch eine Fahrt zu machen. Der ist ja auch ein Freund von einem Freund meiner Familie. Und Freunde braucht man eben auf Cuba! Meine Frau hat eine neue Matratze gekauft. Da musste ein neues Untergestell her weil die Matratze grösser war. Jorge, auch Bekannter meiner Frau, wurde mit einem DVD-Player bezahlt den vorher ein andere Freund instand gesetzt hatte. So funktioniert das Meiste auf Cuba. Nicht nur mit Geld, sonder auch mit Gegenständen, Naturalien und Freundschaft. Cubaner halten zusammen und helfen sich gegenseitig. So ist es jedenfalls in meinem dortigen Umkreis.
So, jetzt hab ich eigentlich keinen Reise- sondern einen Erfahrungsbericht geschrieben.
Jetzt bin ich zurück im Lande von strikten Vorschriften, von Lohn- Einkommens- Gewerbe und Mehrwertsteuer.
Nach 6 Monaten Cuba überlege ich ernsthaft ob ich nicht auf Dauer nach Cuba übersiedle. Meine Eltern sind vor vielen Jahren gestorben, meine Söhne sind erwachsen und haben ihr eigenes Leben, echte Freunde kann ich an einer Hand abzählen, andere Verwandte sind weit weg und zum Teil gestorben, was hält mich noch hier?
Wie gesagt ich überlege ernsthaft aber es ist nicht so einfach wie mal kurz vereisen, oder?
Grüsse an Alle Forumsmitglieder und Freunde von Cuba.
Camionero a.D.
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